Mutter Nacht

Buch von Kurt Vonnegut Jr., Klaus Hoffer

Bewertungen

Mutter Nacht wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

(4)
(1)
(0)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Mutter Nacht

    Der Autor (Quelle: Serie Piper): Kurt Vonnegut Jr., geboren 1922 in Indianapolis, gestorben 2007 in New York, lebte als Schriftsteller in Manhattan. Er studierte Chemie, bis er zum Kriegsdienst während des Zweiten Weltkriegs eingezogen wurde. Nach dem Krieg studierte er Anthropologie und arbeitete als Polizeireporter. Seine Erzählungen und Romane wurden in alle Weltsprachen übersetzt.
    Er benutzte auch das Pseudonym Kilgore Trout, eine fiktionale Figur und Schriftsteller-Alter Ego Vonneguts, die zuerst 1965 in dem Roman „God Bless You, Mr. Rosewater“ auftauchte.
    Klappentext (Quelle: Serie Piper): „Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war, ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar, das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht…“ Goethes Mephistopheles gibt dem Roman den Titel und seinem amerikanischen Helden, Howard W. Campbell jun., die Legitimation für seine Kriegsverbrechen im Dienste der Nazis, die er begeht, obwohl er als amerikanischer Spion gleichzeitig gegen das Regime antritt. In der Lebensbeichte Campbells, der in einem israelischen Gefängnis neben der Zelle Eichmanns auf seine Verurteilung wartet, spiegeln sich die Verbrechen jener Zeit exemplarisch.
    Englische, schwedische, französische, italienische und deutsche Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien zuerst im Februar 1962 als „Mother Night“ bei Fawcett Publications/Gold Medal Books in Greenwich (174 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1966 bei Dell in New York, 1971 bei Avon Books in New York, 1974 bei Delacorte Press/Seymour Lawrence in New York, 1979 bei Triad Panther in Frogmore, 1988 bei Vintage Books in London und 2009 als Dial Press Trade Paperback in New York. Die schwedische Übersetzung stammt von Olov Jonason. Sie erschien 1971 unter dem Titel „Moder natt“ bei Norstedt in Stockholm (201 Seiten). Die französische Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Michel Pétris. Sie erschien 1976 als Nr. 7 der Reihe „Contre-coup“ unter dem Titel „Nuit noire“ bei Le Sagittaire in Paris (284 Seiten). Die erste italienische Übersetzung stammt von Luigi Ballerini. Sie erschien 1984 unter dem Titel „Madre notte“ mit einer Einleitung von Luigi Brioschi in der Reihe „Rizzoli narrativa“ im Verlag Biblioteca Universale Rizzoli in Mailand (224 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 2013 bei Feltrinelli. 2021 erschien ein italienisches E-Book mit einer weiteren Übersetzung unter dem gleichen Titel "Madre Notte" bei Bompiani. Als Übersetzer ist diesmal ein Herr namens Vincenzo Mantovani angegeben. Die deutsche Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Klaus Hoffer. Sie erschien im September 1988 (in zweiter Auflage 1997) unter dem Titel „Mutter Nacht“ als Band 875 der Serie Piper im R. Piper Verlag, München und Zürich (186 Seiten). Verfilmung:
    1996 wurde der Roman unter dem Titel „Mother Night“ (dt. Schatten der Schuld) unter der Regie von Keith Gordon nach einem Drehbuch von Robert B. Weide verfilmt. Es spielen Nick Nolte, Sheryl Lee, Alan Arkin, Anna Berger, Ayre Gross, John Goodman, David Strathairn u.v.a.
    Der Roman ist Mata Hari gewidmet.
    Meine Einschätzung:
    Ein sehr unbehagliches Vergnügen ist diese "Lebensbeichte" eines fiktiven WW2-Kriegsverbrechers. Scharfzüngig, böse, geistreich, überraschend. Ein Nazi-Propagandist und US-Doppelagent in Nazi-Deutschland wird nach dem Krieg zum Held amerikanischer Neonazis, bis er regelrecht hofft, dass ihm in Israel endlich der Prozess gemacht wird. Eine das moralische Empfinden herausfordernde Verbindung von Zynismus und Menschlichkeit (zwei im Grunde unvereinbare Pole), deren Autor der Erkenntnis zum Trotz, dass die Welt ein Saustall und der Mensch eine Schweinehund ist, anscheinend doch an das Gute im Menschen glaubt.
    Ein großartiger Roman über den Umgang mit deutscher Nazi-Schuld, Mitläufertum, Propaganda, "Fake News" und Selbstbetrug. Was das Verbreiten von propagandistischen Unwahrheiten mit dem Verbreiter der Unwahrheiten anrichtet. Läuft gewissermaßen auf die Erkenntnis heraus, dass man das ist, was man zu sein vorgibt. Also pass gut auf, was du vorgibst! Sonst stehen Dir irgendwann alte Frontkämpfer auf der Matte, voller Ärger darüber und voller Unverständnis, wofür sie wegen Deiner Einflüsterungen einst gekämpft haben. Dabei ist die Hauptfigur im Grunde eine völlig apolitische Gestalt, die sich nicht für die Belange interessiert: Das personifizierte Verwischen von Gut und Böse, deren größte Schuld wahrscheinlich die Gleichgültigkeit ist. Obwohl diese Gleichgültigkeit möglicherweise vor allem dem Selbstschutz diente, um nicht zwischen den Interessen der anderen zerrieben zu werden?! (Man darf die Skalen auf seiner moralischen Personen-Bewertungstafel bei der Lektüre des Romans wahrhaftig ordentlich hin- und herschieben! ) Reicht es, das Gute zu wollen, sich aber nicht für die Menschen zu interessieren? Sorgt man so nicht für noch mehr Schaden, obwohl man seine Pflichten als Agent für die Amis und Propagandist in Goebbels Rundfunk (wo er in perfekt aufbereiteten antisemitischen Hetzreden versteckte Codes für die Gegenseite versteckt) pflichtgemäß erledigt? In Zeichen verborgene Zeichen! Wie wird man zu einer Kraft, die das Böse will, aber nur das Gute schafft? Oder eben: das Gute will und nur Böses erschafft? "Mutter Nacht" ist ein sehr guter, äußerst düsterer, waghalsiger, bös komischer, viel zu unbekannter Roman. In Zeiten von anwachsenden Fake News fast eine Pflichtlektüre!
    Weiterlesen

Ausgaben von Mutter Nacht

Taschenbuch

Seitenzahl: 185

E-Book

Seitenzahl: 290

Mutter Nacht in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 7

Update: