Land jenseits der Stimmen

Buch von Rudy Wiebe, Joachim Utz

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Land jenseits der Stimmen

    Verlagstext
    Im Jahre 1819 machen sich einige englische Seeleute und ein Arzt auf den Weg, im Norden Kanadas einen Durchgang zum Polarmeer zu finden - die Nordwestpassage. Die Teilnehmer der Franklin-Expedition sind mutig, ahnungslos und schlecht vorbereitet, aber beseelt und getrieben von dem Gefühl europäischer Überlegenheit. In dieser eisigen Fremde begegnen sie Yellowknife-Indianern, die noch nie zuvor mit Europäern zu tun hatten, und machen diese zu ihren Trägern. Als der Winter zu einer langen Pause zwingt, entsteht eine wortlose, zarte Liebe zwischen der jungen Indianerin Greenstocking und Hood, einem sensiblen Künstler und Navigator. Doch Greenstockings Eltern wissen vom ersten Moment an, daß Hood ein Todgeweihter ist ... Mit immenser Sprachkraft und Poesie gelingt es Rudy Wiebe, der kältestarrenden, majestätischen Landschaft Kanadas ebenso eine Sprache zu geben wie dem entsetzlichen Leiden der von Hunger und Kälte gemarterten Expeditionsteilnehmer. Und er vermag es, dasselbe Ereignis aus den Sichtweisen zweier grundsätzlich verschiedener Kulturen gleichermaßen plastisch darzustellen.
    Der Autor
    Rudy Henry Wiebe, *1934 in Saskatchewan, Kanada stammt von deutschen Mennoniten ab, die 1929 aus der Sowjetunion emigrierten. Wiebes Muttersprache ist Plautdietsch, ein westpreußisches Niederdeutsch (Mennonite Low German). Wiebe lehrte lange englische Literatur an der Universität Edmonton. Wiebes Name fiel mir zuerst in Athologien kanadischer Autoren auf. --> Seine Kindheitserinnerungen. "Land jenseits der Stimmen" wurde 1994 mit dem Governor General's Award for Fiction ausgezeichnet, dem wichtigsten kanadischen Literaturpreis.
    Inhalt
    Keskarrah, dem Ältesten der Yellowknife-Indianer (ihr Stamm gehört zu den Dené) war von Anfang klar, dass die Expedition der "Englischen" zum Scheitern verurteilt sein würde. Das Gesetz der Gastfreundschaft schrieb ihm zwar vor, die Fremden mit Vorräten, Kanus und Trägern auszustatten. Um als erfahrener Mann vom Stamm der T'atsaot'ine in der Region des Großen Sklavensees die Fremden von ihrem Vorsatz abzubringen, in den Norden zu ziehen, fehlten Keskarrah offenbar die richtigen Worte. Frau und Töchter des Schamanen wundern sich über die Fremden, die zu viel essen, zu viel Ausrüstung mit sich herumschleppen und selbst keine Frauen als Arbeitskräfte mitgebracht haben. Wenn Frauen als Arbeitskräfte fehlen, die warme Kleidung anfertigen und das Fleisch und die Häute der Jagdbeute verarbeiten, ist ein Stamm zum Untergang verurteilt. Sollten die Fremden in ihrer Unkenntnis auf die Unterstützung ihrer Pläne durch den Stamm der T'atsaot'ine beharren, werden die Teilnehmer der Expedition und im schlimmsten Fall auch der Indianerstamm den nächsten Winter nicht überleben. Aus der Perspektive des Unteroffiziers Robert Hood, des Schiffsarztes John Richard und Greenstockings, der Tochter des Schamanen, liefert Rudy Wiebe eine ungewohnte Sicht auf die Franklin-Expedition (1845 bis 1848). Frauen der T'atsaot'ine kennen es nicht anders, als dass sie von den Männern des eigenen Stamms mit Gewalt genommen oder von fremden Stämmen geraubt werden. Franklins Männer, die unter Alkohol eine für die Ureinwohner bisher unbekannte Gewalttätigkeit zeigen, werden von der Wehrhaftigkeit der Frauen überrascht, die sich mit ihren scharfen Ausbeinmessern entschlossen zur Wehr setzen können.
    Fazit
    Besonders bewegend sind die Erlebnisse Greenstockings, die beim Zusammentreffen mit den Fremden erst 14 Jahre alt ist, und ihrer jüngeren Schwester. Wiebes Sprache lässt Zeiten anklingen, in denen Menschen und Tiere sich noch miteinander verständigen konnten. Sein Blick zeigt voller Ironie die Unfähigkeit der Weißen, die Kenntnisse der Ureinwohner zu achten und für das eigene Überleben in klirrender Kälte zu nutzen.
    Textauszug
    "Plötzlich ist Greenstockings froh, dass sie sich auf eine so sinnlose Reise aufmachen und verschwinden und viele Tage, gar einen Monat, womöglich einen halben Winter lang durch den Schnee stapfen werden. Während der gesamten dunklen Zeit wird keiner von ihnen überraschend im Eingang ihres Zeltes auftauchen - wenn überhaupt noch einmal. Vielleicht nimmt sie ja unterwegs ein Felsspalte zärtlich auf oder eine Stromschnelle, die sich so schnell öffnet wie Fischkiemen unter Wasser, oder das allgegenwärtige, kalte, kristallreine Lächeln der Luft, die verschwundene Sonne oder das große Nordlicht lassen sie in einen Traum versinken und untergehen. Natürlich sollte sie so etwas nicht denken und sie kommt sich ziemlich gemein dabei vor; also lächelt sie gleich Little Marten an, die von ihrem Gepäck noch tiefer als ein Toboggan in den Schnee gedrückt wird. Nur Weiße machen sich auf solche endlosen, mörderischen Märsche in die lange Dunkelheit hinein. Nur Weißerde-Männer. " (S. 184)
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Ausgaben von Land jenseits der Stimmen

Taschenbuch

 

Hardcover

Seitenzahl: 391

E-Book

Seitenzahl: 338

Land jenseits der Stimmen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Land jenseits der Stimmen (Details)
  • Englisch: A Discovery of Strangers (Details)

Besitzer des Buches 2

Update: