Das Wörterbuch der Liebenden

Buch von David Levithan, Andreas Steinhöfel

Bewertungen

Das Wörterbuch der Liebenden wurde insgesamt 16 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Wörterbuch der Liebenden

    Ich muss zugeben, ein wenig habe ich mich in dieses Buch verliebt. Selten habe ich etwas gelesen, das so schön erzählt worden ist.
    David Levithan skizziert in diesem Roman eine Liebesgeschichte, die sich nicht dadurch hervortun muss, dass sie außergewöhnlich ist. Das ist sie ganz und gar nicht - sie ist herrlich normal, so wunderbar gewöhnlich und alltäglich. Das hat sie spannend gemacht. Seine Erzählung besteht aus kurzen Passagen über wichtige Punkte, die die Beziehung markieren, es ist lediglich eine Skizze des Besonderen:
    Die Frage, ob man seine Bücher beim Zusammenziehen mischt oder ihnen die Freiheit gewährt, ihr eigenes Regal behalten zu dürfen.
    Die elektrisierte Luft, wenn man zum ersten Mal der besten Freundin begegnet, wohl wissend, dass das hier eine Bewährungsprobe ist.
    Vertrauen, Vertrauensbrüche.
    Küsse.
    Ich bin in der Geschichte nie so ganz dahinter gestiegen, ob der Erzähler der Mann oder die Frau in der Beziehung ist. Ich hatte lediglich eine Ahnung, aber ich mochte dieses Gefühl, dass Levithan in dieser Hinsicht nie wirklich eindeutig wurde. Ich mochte es, dass es keine vorgegebene, zusammenhängende Geschichte war, sondern sich von Wendepunkt zu Wendepunkt der Beziehung hangelte und sie so erzählte, dem Leser Zeit und Raum und Freiheit für seine eigenen Gedanken ließ, um die Lücken zu füllen. Levithan hat ein wahnsinniges Gefühl für die Feinheiten der Sprache, ebenso wie Andreas Steinhöfel, der eine sehr gelungene Übersetzung zu Papier gebracht hat.
    Das wohl Schönste an diesem Buch, das in wenigen Worten und auf wenigen Seiten so viel sagt, ist die Tatsache, dass man sich in der erzählten Liebesgeschichte wiederfindet. In jedem Wort, jedem kleinen Augenblick des Zweifels, jeder liebevollen Berührung der beiden Protagonisten.
    basis, n.
    Basis, f.
    Fundament, n.
    Es muss einen Moment geben am Anfang, an dem du dich fragst, ob du in den Menschen verliebt bist oder in das Gefühl der Liebe selbst.
    Wenn dieser Moment nicht vorbeigeht, dann war es das - du bist erledigt.
    Geht der Moment aber doch vorüber, dann nie sehr weit weg. Er bleibt irgendwo im Hintergrund, hält sich bereit, wartet auf Abruf. Manchmal ist er sogar da, wenn du dachtest, du würdest etwas ganz anderes suchen, zum Beispiel einen Fluchtweg oder das Gesicht des geliebten Menschen.
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  • Rezension zu Das Wörterbuch der Liebenden

    Dieses Buch ist aufgrund seines Aufbaus wirklich ganz besonders. Aber insgesamt hatte ich mir doch mehr davon erwartet. Die Kapitel sind alle so kurz, dass sich das Buch innerhalb von kürzester Zeit lesen lässt. Es hat schon nur knapp 200 Seiten und die sind dann größtenteils auch noch nur zur Hälfte bedruckt...
    Dazu kommt, dass das Buch kaum Handlung hat. Zwar beschreibt der Autor die Chronik einer Liebe, aber das total sprunghaft und unzusammenhängend. Es gab zwar einige sehr schöne Zitate, die mir aufgefallen sind, aber ich habe weder Zugang zu den Charakteren gefunden noch fand ich die Geschichte sonderlich berührend. Es gab eigentlich auch gar keine richtige Geschichte, sondern einfach eine Aneinanderreihung von Anekdoten, die sich dann stellenweise auch noch wiederholt haben. Manchmal hatte ich den Eindruck, das Buch verläuft chronologisch, aber insgesamt war das doch nicht der Fall.
    Was den Ich-Erzähler betrifft, hatte ich den Eindruck, dass der stellenweise zwischen Männlein und Weiblein gewechselt hat. Zum Beispiel gab es eine Episode, in der auf die offen gelassene Zahnpasta-Tube hingewiesen wird. Das musste doch eindeutig von einer weiblichen Erzählerin geschrieben worden sein, oder?
    Gut gefallen hat mir der stellenweise sehr poetische Stil von Levithan. Wie gesagt, aus dem Buch lassen sich einige sehr schöne Zitate rausschreiben. Gleichzeitig regt der Autor mit seinen kleinen Weisheiten zum Nachdenken an.
    Das klingt jetzt wahrscheinlich kritischer als ich das Buch am Ende bewertet habe:
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  • Rezension zu Das Wörterbuch der Liebenden

    Wie ein guter Wein oder eine schöne Schokolade ist auch dieses Buch in Häppchen zu genießen.
    Nein, es ist kein Buch, bei dem man mit angehaltenem Atem wartet, wie es ausgeht und es ist auch kein Buch, das einem eine komplette
    Geschichte einer Liebe mit Happy End und allem PiPaPo erzählt - es ist ein Buch, das einem den Alltag der Beziehung, des Verliebtseins und die
    Tiefgründigkeit oder auch manchmal Oberflächlichkeit einer Partnerschaft vor Augen führt. So, wie sie jeder von uns sicherlich erlebt oder zumindestens schonmal erlebt hat.
    Dabei versteht es der Autor, mit dieser doch neuen Art des
    "Geschichte-Erzählens" - nämlich in Wörterbuchform (wobei ich sagen muss, dass es manchmal eher Tagebuch-Charakter hat) - Begriffen wie
    'Deodorant', 'Hymne' oder 'gestern' in außergewöhnlichem Licht zu präsentieren: manchmal romantisch, manchmal traurig, manchmal zum
    Nachdenken anregend, manchmal witzig und überwiegend so, wie man selbst schon mal eine Situation erlebt hat (wer kennt nicht die Geschichte mit der offenen Zahnpastatube).
    Die Geschichte bleibt offen für Spekulationen, eigene Wünsche und
    Träume und das ist es, was mir so gut daran gefallen hat. Es ist sicherlich nicht für jeden die richtige Geschichte - vielleicht wage ich mich zu weit vor und werde hier noch eines Besseren belehrt, ich würde aber mal behaupten, dass man das Buch als "für uns Mädels gut geeignet"
    einsortieren kann.
    Wer es mal etwas ruhiger möchte, viele kleine "Köstlichkeiten"
    genießen will und nichts dagegen hat, ohne eine richtige Auflösung das
    Buch zu beenden - der sollte sich unbedingt an dem Wörterbuch versuchen.
    Allerdings: 18 Euro - das gibt für den Genuss ein wenig Punktabzug... aber im allgemeinen wird das "neue Bücher besitzen" ja langsam ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Das soll aber hier natürlich nicht zur Diskussion stehen
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  • Rezension zu Das Wörterbuch der Liebenden

    Der Name dieses Romans ist Programm. David Levithan hat keinen Roman in einer herkömmlichen Erzählweise geschrieben, sondern sein Werk wie ein Wörterbuch aufgebaut. Von A bis Z hat er Wörter zusammengetragen, zu denen er kurze Momentaufnahmen zweier New Yorker zusammenträgt, die einander über das Internet kennenlernen und sich ineinander verlieben. Der Ich-Erzähler ist der männliche Part dieser Beziehung, sein Name bleibt unbekannt, der Name seiner Freundin, der er diese Wörterbucheinträge widmet, was man zum Beispiel daran erkennt, dass er sie immer direkt anspricht, beginnt mit einem K. Mehr erfährt man über solche Daten der beiden nicht. Man erfährt aber etwas über ihre Familiengeschichten, etwas über ihr Erwachsenwerden, das Kennenlernen, die ersten Schritte der Beziehung und etwas über den Umgang der beiden miteinander, als K. ihren Freund betrügt.
    Die Erzählweise ist natürlich nicht chronologisch, da das mit dem Aufbau eines Wörterbuches schwer (oder gar nicht) vereinbar wäre. Man bekommt als Leser immer nur Puzzleteile, die man zusammenstecken kann, um dann ein klareres Bild von der Beziehung der beiden zu bekommen. Dabei fand ich es gerade interessant, wie man auf diese Weise von Bruchstücken des ganz großen Glücks, überschwänglicher Freude, der Gewissheit, dass man zusammengehört, zu den Punkten kommt, an denen man sich an Kleinigkeiten aufreibt, alles in Frage stellt, nicht mehr weiter weiß und sich fragt, ob das Ganze überhaupt noch Sinn macht. Dieses Wechselspiel wirkt sehr authentisch, es gibt eben gute und schlechte Tage, und man hat nicht den Eindruck, dass der Erzähler dem Leser suggerieren möchte, vor dem Treuebruch sei immer alles rosarot gewesen.
    Die meisten Momentaufnahmen der Beziehung der beiden sind zeitlich nicht festzumachen, sie wirken wie Standbilder aus dem Alltag, die zu jeder Zeit passiert sein können. Lediglich der Anfang, der Treuebruch, das Zusammenziehen und wenige andere markante Punkte sind zeitlich festzumachen, gerade das hat mir auch gut gefallen, denn ich denke, in vielen der allgemeineren Alltagsmomente findet man sich als Leser auch wieder und Dinge kommen einem bekannt vor.
    Damit ist „[das] Wörterbuch der Liebenden“ zugleich ein Roman und ein bisschen auch einfach ein Buch über die Liebe, aus dem man den ein oder anderen schönen (und auch den ein oder anderen weniger schönen) Gedanken mitnehmen kann, ohne dass man das Gefühl hat, hier wollte ein Autor seinen Lesern erklären, wie Liebe ist und wie sie sein sollte. Das hat mir sehr gut gefallen.
    Manche der Momentaufnahmen, und das fand ich besonders schön, kehren wieder. Man hat gerade einen Wirklichkeitsausschnitt gelesen, den Teil eines Dialogs, da taucht dieser wenige Einträge später wieder auf, setzt aber beispielsweise schon früher ein oder zeigt auf, wie es mit dem Gespräch weiterging. Dadurch hat man das Gefühl beim Lesen, dass sich der Blick auf die Beziehung der beiden Liebenden schärft, und als stilistisches Mittel finde ich das wirklich sehr gut gelungen.
    Das Buch ist sehr schön aufgemacht und es liest sich sehr schnell, was daran liegt, dass jeder Wörterbucheintrag eine eigene Seite für sich hat – auch wenn er nur eine oder zwei Zeilen lang ist. Das sorgt dafür, dass man beim Lesen auch mehr innehält und das ein oder andere auf sich wirken lässt, aber viel Text ist es einfach nicht – die 212 Seiten hätte man, wenn man zumindest die Artikel zu einem Buchstaben ohne stets neue Seite begonnen hätte, sicherlich auf die Hälfte kürzen können. Aber natürlich sieht es so, wie es ist, schöner aus.
    Der Übersetzer hat das Wörterbuchproblem meiner Meinung nach sehr gut gelöst, indem er sich an Levithans Aufbau gehalten hat, und die deutsche Übersetzung der Stichwörter einfach hinter das Originalstichwort geschrieben hat. Anders wäre dieser Roman sicher auch nicht zu übersetzen gewesen.
    Für mich bleibt als Fazit, dass „[das] Wörterbuch der Liebenden“ ein ganz besonderes Buch ist, das man immer wieder lesen und in das man immer wieder hineinlesen kann. Gerade durch seine Andersartigkeit hat es mir sehr gut gefallen und ich werde in Zukunft Ausschau nach mehr von David Levithan halten.
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Ausgaben von Das Wörterbuch der Liebenden

Hardcover

Seitenzahl: 224

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

Hörbuch

Laufzeit: 00:02:02h

Besitzer des Buches 24

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