Abserviert: Mein Leben als Humankapital

Buch von Iain Levison, Hans Therre

Bewertungen

Abserviert: Mein Leben als Humankapital wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Abserviert: Mein Leben als Humankapital

    Der Autor (Quelle: Matthes & Seitz): Iain Levison, Sohn deutscher Eltern, ist 1963 in Schottland geboren und in den USA aufgewachsen. Arbeitslosigkeit und permanente Jobsuche hat er am eigenen Leib erfahren. Sein Kriminalroman „Betriebsbedingt gekündigt“ war ein großer Erfolg in Amerika, Frankreich, Italien und Deutschland.
    Klappentext (Quelle: Matthes & Seitz): Er ist gebildet und höflich, sieht ordentlich aus, hat einen Hochschulabschluss – und ist auf Arbeitssuche. Den Wunsch, einen Beruf ergreifen zu können, in dem er sich selbst verwirklichen kann, hat er aufgegeben, längst geht es nur noch darum, einen Job zu machen, mit dem er sich über Wasser halten kann. Allerdings ist er so anständig, wie er aussieht, und so klug, wie sein Lebenslauf es verspricht, aber individuell und Selbstdenker genug, um für viele Jobs nicht in Frage zu kommen. Gezwungenermaßen nimmt er sie dennoch an, erweist sich jedoch stets wie erwartet als völlig unbrauchbar. Besonders dann, wenn es um „Kompetenzen“ wie als „Teamgeist“ bezeichnete Willenlosigkeit geht, Anpassungsfähigkeit, Arschkriecherei oder Sadismus. Uns so ist er jeden Job auch bald schon wieder los...
    Englische, deutsche und französische Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel „A Working Stiff's Manifesto. A Memoir“ bei Soho Press (vertrieben von Farrar, Straus & Giroux in New York (164 Seiten). Spätere Taschenbuchausgaben (bei Random House) verlängern manchmal die Unterzeile zu "A Memoir of Thirty Jobs I Quit, Nine That Fired Me, and Three I Can't Remember". Die deutsche Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch stammt von Hans Therre. Sie erschien in erster Auflage 2006 unter dem Titel „Abserviert. Mein Leben als Humankapital“ als Band 4 der Reihe „friktion“ bei Matthes & Seitz in Berlin (219 Seiten). 2008 erschien im BUCHFUNK Hörbuchverlag in Leipzig eine ungekürzte Lesung mit Michael Schrodt in der Regie von David Fischbach auf Tonträger (4 CDs) in der „MDR sputnik Hörbuch Edition“. Die französische Übersetzung stammt von Fanchita Gonzalez Batlle. Sie erschien 2007 unter dem Titel „Tribulations d'un précaire“ bei Liana Levi in Paris (186 Seiten).
    Inhalt:
    Wie man Mitarbeiter wird (OT: Becoming an Associate, 42 Seiten)
    Kabelfernsehen, ein gottgegebenes Recht (OT: Cable, a God-Given Right, 22 Seiten)
    Wären wir nicht alle woanders glücklicher? (OT: Wouldn't We All Be Happier Somewhere Else?, 36 Seiten)
    Am Schlammband (OT: On The Slime Line, 78 Seiten)
    Gehirnwäschen und andere Gefahren aus dem Internet (OT: The Internet-Brainwashing Death Ray, 21 Seiten)
    Verschwindende Bevölkerungsschichten (OT: Vanishing Demographic, 10 Seiten)
    Meine Einschätzung:
    Der Autor erzählt mit einigem Galgenhumor aus seinem desaströsen Arbeitsleben, trotz Studium immer von Job zu Job und haarscharf an der Arbeitslosigkeit vorbei. Niemand hat Verwendung für ihn! Seine Odyssee durch den Niedriglohnsektor, die ihn an verschiedene Orte der USA führt, verschafft ihm Jobs als Kellner und Möbelpacker. Mal verlegt er Computerkabel, mal jobbt er beim Film oder tranchiert Fische für noble Feinkostkunden. Leider ergibt sich kein geschlossenes Ganzes, sondern es bleibt eher eine Nummernrevue von „meinen schrägsten Nebenjobs“. Nur manchmal blitzt satirisch scharfe Kritik an der Gesellschaft und der Arbeitswelt auf. Manches ist interessant, anderes weniger, doch seine Erlebnisberichte aus Alaska, wo er in der fischverarbeitenden Industrie und im Fischfang schuftete, sind ganz große Klasse.
    Bei aller Ausweglosigkeit hatte ich als Leser dennoch selten den Eindruck einer existenziellen Bedrohung: Es scheint, als wurstele sich Levison mit Zynismus, coolen Sprüchen und Bauernschläue schon irgendwie durch. Er scheint ja ein sympathischer Knochen, aber manchmal hätte ich mir von ihm mehr Widerspruchsgeist gewünscht, denn meckern über Vorgesetzte, Kunden und die Fähr- und Ödnisse der Arbeit tun wir Berufstätigen ja im Grunde alle! Aber an manchen Punkten werden die Grenzen des menschenwürdigen Miteinanders in den in diesem Memoir geschilderten Arbeitsverhältnissen schon merklich überschritten: Er wird videoüberwacht, Kollegen sollen einander bespitzeln, Vorgesetzte schikanieren ihn und behandeln ihn wie den letzten Dreck. Im Grunde werden solche Unverschämtheiten von Levison übergangen, so dass sich sein Buch leider nicht zu einer bitterbösen Gesellschaftssatire über die sozialen Missstände der schönen neuen Arbeitswelt als entsetzter Ausdruck über den Zustand unserer Gesellschaft verbindet. Levisons Job-Odyssee bleibt eine Kette von Anekdoten, die sich dank ihrer surrealen Komik zu sehr von einer Gesellschaftsschau unserer Gegenwart entfernt. Sehr unterhaltsam und mit manchmal ungläubigem Schrecken zu lesen, aber auch etwas dünnblütig.
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Ausgaben von Abserviert: Mein Leben als Humankapital

Hardcover

Seitenzahl: 224

Besitzer des Buches 2

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