Die Zumutung

Buch von Sabine Gruber

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Zumutung

Ein schönes, poetisches und auch humorvolles Buch über die tiefe - gebrochene - Liebe zum Leben. »Der Tod spielte mit mir. Ich wusste ihn an meinen Fersen, wusste ihn immer in der Nähe, selbst dann, wenn er sich keine große Mühe gab.« Marianne, Kunsthistorikerin, noch keine vierzig, leidet an einer Nierenfehlfunktion. Trotz zunehmender Beschwernisse geht sie ihrer Arbeit nach, hat Liebschaften, geht auf Feste, lernt Beppe kennen, der hartnäckig und unbeholfen um sie wirbt. Er gewinnt ihre Liebe, weil er so gut zuhört. Und sie erzählt. Sie redet gegen den Tod an, der sie gerade so lange noch zu verschonen scheint, wie sie nicht schweigt. Sie erzählt - immer wieder unterbrochen von Fantasien über ihr eigenes Begräbnis - vom Beginn ihrer Krankheit, von Paul, dem in Rom arbeitenden Lebensgefährten, von Leo, ihrem Freund aus gesunden Tagen, von Erna, ihrer geschwätzigen Freundin, von sich selbst. Eine genaue Beobachterin des Lebens, findet sie Bilder und Metaphern, die ihre komprimierte Wahrnehmung widerspiegeln.
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Bewertungen

Die Zumutung wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Zumutung

    Wieder ein Buch, das dank Rosalita schon lange auf dem SUB lag und nun endlich befreit wurde.
    Wie groß ist manchmal die Einsamkeit im Umgang mit Tod und Krankheit?! Gruber beschreibt die Ängste und Gesten, Gespräche und enttäuschten Hoffnungen mit großer Wahrhaftigkeit. Andere werden sich fragen, ob wir nicht alle unter dem Zeichen des Todes stehen und der Unterschied in einer bestimmten Gewissheit des Zeitpunktes liegt. Man kann einen angstloseren Blick auf den möglichen, nahen Tod nicht erzwingen oder herbeireden, doch eine gewisse Betroffenheit oder gar Weinerlichkeit (finde kein besseres Wort) kann ich zwar verstehen, doch gingen mir mit zunehmender Seitenzahl immer mehr gegen den Strich (so habe ich es empfunden, auch wenn Rosalita und Jogl anders lasen).
    Was mir hier aber als eine „therapeutische“ Lösung angeboten wird scheint ja in der Gesellschaft oft mehr denn je zu fehlen, bzw. wichtig zu sein:
    eine aufmerksame Begleitung, hier inkarniert durch den plumpen, aber präsenten Beppe oder auch die Anwesenheit von Freunden, die Tröstung auch durch Gesten.
    Sprachlich eine echte Entdeckung, geht Gruber das heikle Thema einer schweren Erkrankung an, die hier als lebensbedrohlich dargestellt wird. Dabei lässt sie die Ich-Erzählerin aus einer Perspektive von ihrer Vergangenheit erzählen, die mir dann teils doch etwas zu gekünstelt war: Sichtweise bei ihrer eigenen Beerdigung mit Blick auf die Beteiligten? Oder was? Das wäre eventuell nicht nötig gewesen? Zumindest hat es mich gestört, da es somit auch die ansonsten als eher objektiv empfundene Beschreibung der eigenen Krankheitsgeschichte relativisiert, bzw. die Aufmerksamkeit des Lesers, zumindest die meinige, auf einen Aspekt lenkt, der bei diesem Thema dann vielleicht nicht im Vordergrund stehen sollte?! Ehrlich gesagt fühlte ich mich dann auch – durch quasi die letzte Seite – einfach verschaukelt, vera... und habe mich dann geärgert. Im Klappentext ist von „Rätsel“ die Rede, und ich fand dies für meinen Geschmack unpassend.
    Aber vielleicht werden gerade diese Aspekte von jedem Leser anders empfunden und beurteilt?! Man mag sich ein eigenes Urteil bilden.
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  • Rezension zu Die Zumutung

    Meine Rezi ist eigentlich ein Erlebnisbericht und bezieht sich auf die gebundene Ausgabe, aber da steht das selbe drin...
    Marianne verlangte meine volle Konzentration. Sie forderte meine ungeteilte Aufmerksamkeit, bis sie ihre Geschichte fertig erzählt hatte. Zwar empfand ich diese vereinnahmende Haltung als scharf an Präpotenz grenzend, aber ich war ihr vom ersten Augenblick an verfallen und gab ihr willig, wonach sie verlangte. Das wackelige Stehen im überfüllten Zug, das Gurgeln des Wander- und Zimmergefährten, das Lesen mit Stirnlampe (weil andere schon schlafen wollten) – nichts konnte mich davon abhalten, ihrer streckenweise durchaus auch erheiternden Leidensgeschichte zuzuhören. Wahrscheinlich hätte ich, Sabine Grubers Roman aufsaugend, eine brauchbare Vorlage für das skurrile Strichmännchen eines Literaturcomics abgegeben. Ich war darauf gefasst, denn ähnlich ging es mir vor zwei Jahren mit ihrem Buch „Über Nacht“.
    Eine unheilbare Krankheit lässt es offen, wie viele Jahre der junge Mensch Marianne noch hat. Klar ist, dass die Krankheit auf ihre Lebensqualität starken Einfluss nimmt, und das in zunehmenden Ausmaß. Teilweise gezielt, teilweise stolpernd und torkelnd, bringt Marianne ihr Beziehungsleben in eine neue Unordnung. Sich hin und her gezogen fühlend zwischen ihrem dauerhaft abwesenden Langzeitpartner Paul und dem unattraktiv beschriebenen Beppe, dem aber die außergewöhnliche Gabe der Erotik des Zuhörens gegeben ist, stillt sie ihr offenbar großes erotisches Verlangen schließlich auch noch an dritter Stelle. (Sabine Gruber schafft es für mein Gefühl an den wenigen Stellen im Buch, wo das Verlangen seine Erfüllung findet, mit ganz wenigen Sätzen eine wesentlich erotischere Stimmung zu erzeugen, als das so manch anderen AutorInnen mit Seiten langen Anläufen zum Thema gelingt.)
    Als Marianne Beppe kennen lernt, befürchtet man zunächst, sie sei an einen völlig verrückten geraten. Die Auflösung der Szene, warum Beppe sich an jenem Abend verhält, wie er sich verhält, mag manchen militanten Tierschützern gegen den ungebürstete Strich gehen, mich hat sie schallend zum Lachen gebracht. (Blöder Weise habe ich das im Zug gelesen! Aber warum sollen andere nicht auch etwas davon haben?)
    Für wenige Stunden habe ich Marianne durch einige Wochen ihres Lebens begleitet, manchmal lachend, manchmal weinend, oft erstaunt und mitunter verstehend. Das Ende des Romans hat mich getröstet. Marianne lebt noch. Meine gehegte Befürchtung, ich würde sie auf ihrem letzten Weg begleiten, hat sich nicht bewahrheitet. Und sie befindet sich in einer kompliziert komischen Situation, die man als LeserIn dem persönlichen Strickmuster entsprechend weiter fantasieren kann.
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  • Rezension zu Die Zumutung

    Mein Tod – so viel glaube ich zu wissen – ist kein Fassadenkletterer, er arbeitet in meinem Inneren, damit es keiner merkt. Er arbeitet schon lange. Untertags überdeckten die Lebensgeräusche sein Pochen und Klopfen, erst mit den Jahren und Nächten wurde ich hellhörig. Er versteckt sich gerne im Schlaf oder macht sich den Zufall zum Komplizen.
    Marianne hat zeit ihres Lebens gelernt, den Tod als Gefährten zu sehen und sich mit ihm zu arrangieren. Als 4-jährige verlor sie ihren Spielfreund an Leukämie, als 14-jährige wurde ihr Jugendfreund von einem LKW überfahren und als sie 35 war starb ihr Lebensfreund. Und nun ist es eine schwere Krankheit, die in ihr fortschreitet, der Verfall des Körpers, der ihr täglich die Vergänglichkeit und die begrenzte Lebenszeit bewusst macht.
    Während sie in Wien lebt und arbeitet – sie ist in der Kunstszene tätig – lebt ihr Partner Paul berufsbedingt in Rom. Er ist der beruhigende Pol, der verlässliche Partner, doch er agiert im Hintergrund – Kilometer entfernt. Marianne ist eingebettet in einen großen Freundeskreis, der allerdings sehr mit den eigenen Vorhaben, Plänen und Lebenswegen beschäftigt ist. Ihr fehlt ein Zuhörer, jemand, dem sie ihre Ängste, ihre Zweifel, anvertrauen kann. Diesen Zuhörer findet sie in Beppe, einem etwas unbeholfen wirkenden, übergewichtigen Mann, den sie auf einer Party kennenlernt. Ihm – und somit auch dem Leser – erzählt sie ihre Krankengeschichte, ihrer Perspektiven, ihre Hoffnungen. Die Angst vor den regelmäßigen medizinischen Untersuchungen, die leise Hoffnung, dass sich die Blutwerte nicht allzu verschlechtert haben, die Bedrohung, die die Krankheit auf sie ausübt und die langsam zu einer Zumutung wird.
    Ich empfand das Buch als sehr anspruchsvoll zu lesen. Eine chronologische Abfolge gibt es nicht. Wird einerseits immer wieder aus der Perspektive der toten Marianne erzählt, sieht man sie kurz später wieder „mitten im Leben“. Episoden aus der Vergangenheit wechseln sich mit jenen aus der Gegenwart und der Zukunft. Es sind immer nur kurze – eigentlich unzusammenhängende – Bruchstücke, die aber am Ende ein Bild der Lebens- und Leidensgeschichte der Marianne zeigen.
    Sabine Gruber behandelt ernste Themen, doch sie verfällt zu keinem Zeitpunkt in Melancholie, Rührseligkeit oder Sentimentalität. Ihre Erzählungen sind ernst, aber nicht ohne Humor, sie kann selbst dem Tod etwas Positives abgewinnen.
    In „Die Zumutung“ lässt sich schon jener Erzählstil erahnen, den sie meiner Meinung nach in „Über Nacht“ zur Perfektion trieb! Sabine Gruber ist für mich DIE Entdeckung des Jahres, ich wünsche ihren Büchern viele Leser!
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Ausgaben von Die Zumutung

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

Hardcover

Seitenzahl: 224

Besitzer des Buches 5

Update: