Pjöngjang

Buch von Guy Delisle, Jochen Schmidt

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Pjöngjang

Nachdem er in 'Shenzhen' seinen Aufenthalt in der chinesischen Sonderwirtschaftszone verarbeitet hat, beschreibt Guy Delisle in dem Nachfolgeband 'Pjöngjang' seine Reise in eines der isoliertesten Länder der Welt: Nordkorea. Hier arbeitete er zwei Monate lang als Supervisor für eine französische Trickfilmproduktion. Mit George Orwells Klassiker '1984' im Gepäck tritt der frankokanadische Comicautor seinen Dienst an in einem Land, in dem man Orwells Albtraumszenario an der Wirklichkeit messen kann. In detaillierten Zeichnungen berichtet Guy Delisle von Menschen, die nachts von der Stromversorgung abgeschnitten sind, während die Monumente der Il-Sung-Dynastie leuchtend hell erstrahlen. 'Pjöngjang' ist weniger ein klassischer Reisebericht als der beeindruckende Versuch, einen Blick hinter staatliche Inszenierung und kulturelle Schranken zu werfen – ein Comic, der angesichts der politischen Entwicklungen an Aktualität kaum zu übertreffen ist.
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Bewertungen

Pjöngjang wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Pjöngjang

    Original : Pyongyang (Französisch, November 2002)
    Übersetzer : Jochen Schmidt, deutsche Erstausgabe 2007
    GENRE : Graphic Novel
    ZUM INHALT :
    Nachdem er in "Shenzhen" seinen Aufenthalt in der chinesischen Sonderwirtschaftszone verarbeitet hat, beschreibt Guy Delisle in dem Nachfolgeband "Pjöngjang" seine Reise in eines der isoliertesten Länder der Welt: Nordkorea. Hier arbeitete er zwei Monate lang als Supervisor für eine französische Trickfilmproduktion. Viele Arbeitsschritte zur Herstellung eines Trickfilms werden in Asien in Auftrag gegeben.
    Mit George Orwells Klassiker "1984" im Gepäck tritt der frankokanadische Comicautor seinen Dienst an in einem Land, in dem man Orwells Albtraumszenario an der Wirklichkeit messen kann. In detaillierten Zeichnungen berichtet Guy Delisle von Menschen, die nachts von der Stromversorgung abgeschnitten sind, während die Monumente der Il-Sung-Dynastie leuchtend hell erstrahlen. "Pjöngjang" ist weniger ein klassischer Reisebericht als der beeindruckende Versuch, einen Blick hinter staatliche Inszenierung und kulturelle Schranken zu werfen. (Quelle : Kurzbeschreibung bei amazon.de)
    BEMERKUNGEN :
    In dieser Graphic Novel erzählt und zeichnet Deslisle seine Beobachtungen in diesem hermetisch abgeschlossenem Land, das als einer der größten Diktaturen gelten kann. Er geht ganz eindeutig von sich aus, quasi ein Comic in der Ich-Form, wo er selber in nahezu jedem Zeichnungsfeld auftaucht und sich mitteilt. Dabei gelingt es dem Autor sehr gut, diese teils absurde, durch und durch überwachte und militarisierte Welt zu beschreiben. Westliche Besucher werden stets von einem Übersetzer und einem Führer begleitet, die nicht so sehr Hilfedienst leisten als einen Beobachterposten beziehen. Die Unterbringung in speziellen Hotels, die allgegenwärtigen Restriktionen und Verbote verhindern jedwede normale Begegnung mit einem Durchschnittsbürger. Angesichts einer massiven Dauerberieselung durch Propaganda sowohl für die « gottähnlichen » Führer als auch gegen die insbesondere amerikanischen und westlichen Feinde fragt man sich, wie eine eigene Meinung überhaupt ans Licht kommen kann. Deslisle entdeckt kaum Ansätze einer solchen eigenen politischen Meinung (wird aber durch seine Isolierung auch sicherlich nicht mit derlei Leuten in Kontakt gekommen sein).
    Dabei durchzieht das ganze Buch nicht nur eine wohl verständliche Grundkritik an diesem System, sondern auch ein sehr sarkastischer, manchmal spöttischer, verspottender Ton. Dahinter steckt wohl ein jüngerer Deslisle als in dem von mir als ausgewogener, distanzierter erlebten « Chroniken von Jerusalem » (siehe auch hier : http://www.buechertreff.de/rez…Guy%20Delisle-index1.html ) und den anderen, späteren Bänden, in denen der Autor als Mann einer engagierten Ärztin und als junger Familienvater unterwegs ist.
    Durch die äußere Filtrierung aller Eindrücke (was natürlich nicht die Schuld des Autors ist) wird hier das ganze Land auf diesen diktatorialen Rahmen beschränkt. Wer also einen ausgezeichneten Eindruck gewinnen will, wie ein solches System vorgeht und manipuliert, wird hier sehr viele konkrete Beispiele finden. Dieses Wissen ist bei vielen nicht da und insofern erfüllt das Buch einen wichtigen Dienst. Das vom Zeichner mitgebrachte Buch von George Orwell « 1984 » ist tatsächlich eine Art dunkler Voraussage eines solchen Staates.
    Ich schränke dennoch ein, dass der aufmerksame Leser und Betrachter eines Landes – auch eines solchen wie Nordkoreas ! - dieses Land, insbesondere meine ich natürlich die Menschen, nicht nur auf das politische System reduzieren kann.
    Der zeitgenössische Leser wird mit einem zweiten, natürlichen Manko konfrontiert : der Aufenthalt von Deslisle stammt aus dem Jahre 2001. Sicherlich mag vieles gleich gewesen sein, doch drücken wir die Daumen, dass es kleine Schritte gibt... Inzwischen ist also nicht mehr der Sohn des Staatsgründers Kim Il-Sung, Kim Jong-Il an der Macht, sondern wiederum dessen Sohn : Kim Jong-Un, der in der Schweiz eine Ausbildung « genoß » ?! Insofern (also 11-jährige geschichtliche Entwicklung) kann man dem Amazonkommentar auch lächelnd betrachten : « ein Comic, der angesichts der politischen Entwicklungen an Aktualität kaum zu übertreffen ist » .
    Sehr empfehlenswert, mit den von mir hier angebrachten Einschränkungen im Hinterkopf...
    ZUM AUTOR :
    Guy Delisle (* 19. Januar 1966 in Québec) ist ein kanadischer Comiczeichner. Er studierte ab 1984 am Sheridan-College in Toronto plastische Kunst und arbeitete im Anschluss daran ab 1986 für zwei Jahre bei dem Animationsstudio CinéGroupe in Montreal (siehe auch oben!).
    Bei dem französischen Verlag Dargaud erschien ab 2001 eine Serie humoristischer Comics, in denen der etwas tollpatschige Polizeiinspektor Moroni die Hauptfigur ist.
    Mit seiner Frau, die für die die Organisation « Médecins sans frontières » (Ärzte ohne Grenzen) arbeitet, lebte Delisle 2005 14 Monate in Burma, von dieser Zeit berichtet er in dem 2007 erschienenen Comic « Chroniques Birmanes ». 2008/2009 begleitete er abermals seine für MSF tätige Frau, diesmal für 12 Monate nach Israel. Hiervon berichtet er in dem Comic « Chroniques de Jérusalem », wofür er 2012 den Prix du meilleur album des Festival International de la Bande Dessinée d'Angoulême gewann.
    Webseite (auf Französisch) : http://www.guydelisle.com/
    Broschiert: 176 Seiten
    Verlag: Reprodukt; Auflage: 1., Aufl. (25. Mai 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3938511311
    ISBN-13: 978-3938511312
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Ausgaben von Pjöngjang

Taschenbuch

Seitenzahl: 184

Hardcover

Seitenzahl: 184

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