Aufzeichnungen aus Jerusalem

Buch von Guy Delisle, Martin Budde

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Aufzeichnungen aus Jerusalem

Bereits 2005 begleitete Guy Delisle seine Frau, die für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen arbeitet, nach Birma. Zwei Jahre später folgt ein einjähriger Aufenthalt der inzwischen vierköpfigen Familie in Israel. Zwischen Haushalt, Kinderpflege und dem Versuch, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen, erkundet der Zeichner Jerusalem und kommt ganz allmählich hinter die Geheimnisse der Heiligen Stadt. In gewohnt lakonisch-humorvoller Manier beobachtet Guy Delisle den Alltag in Jerusalem und zeichnet so ein sehr persönliches Bild eines Landes, das wie kein zweites von jahrzehntelangen blutigen Konflikten geprägt ist.
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Serieninfos zu Aufzeichnungen aus Jerusalem

Aufzeichnungen aus Jerusalem ist der 2. Band der Aufzeichnungen Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 2007. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2011.

Bewertungen

Aufzeichnungen aus Jerusalem wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Aufzeichnungen aus Jerusalem

    Inhalt
    Die frankokanadische Ärztin Nadège reist im Auftrag von Ärzte ohne Grenzen für ein Jahr nach Jerusalem, wo sie im Gazastreifen in einer Station für Nachsorge, Kinderheilkunde und psychologische Beratung arbeiten wird. Ehemann Guy betreut tagsüber die Kinder und will wieder verstärkt als Zeichner arbeiten. Die Familie wohnt im Ostteil Jerusalems, in einem annektierten Gebiet, das bis 1967 arabisch war. Die berufstätige Mutter wird täglich von einem NGO-Fahrzeug zur Arbeit im Gazastreifen gefahren. Seinen kleinen Sohn Louis hatte Delisle bereits während Nadèges vorhergehendem Einsatz im Buggy durch Birma geschoben. Delisle bringt seine gewohnt listige Betrachtungweise des Alltags in Krisengebieten und Diktaturen in "Jerusalem" zur Perfektion. Seine kritischen Beobachtungen sparen Kritik am Sinn humanitärer Einsätze nicht aus. Vordergründig entdeckt der junge Vater die Stadt, erledigt Einkäufe, führt Besucher herum und freundet sich mit einem Vater in ähnlicher Situation an. Die Mauern, die jüdische, christliche und muslimische Bewohner voneinander trennen, die Siedlungspoltitk Israels und die überall präsenten Waffen dokumentiert der Chronist aus Kanada bei aller vorgegebenen Naivität sehr kritisch. Torpediert z. B. den Friedensprozess, wer im Einkaufszentrum der Siedler kauft? Wie die Familie sich um einen gemeinsamen freien Tag bemüht, sagt mehr über die Lebenswirklichkeit Israels aus als manch aufwändige Analyse. (Nadège hat Freitag/Samstag frei, Luis als Schüler einer jüdischen Schule Samstag/Sonntag und das Kindergartenkind Alice Freitag bis Sonntag). Bei der Rückkehr nach Israel von einer Veranstaltung aus Norwegen kommt der Chronist sich wie eine Displaced Person vor. Als Mann einer in Gaza arbeitenden Ausländerin ist er bei der Wiedereinreise jedes Mal ein Fall für den Security Chef. Jeder Betrachter wird in dieser Chronik eines Israelaufenthaltes andere Schlüsselszenen finden: Drei Erwachsene unterschiedlicher Religionen schubsen nebeneinander einträchtig ihre Kinder auf den Spielplatzschaukeln an, Guys Workshop-Teilnehmer, die seit Jahren die Stadt Nablus nicht mehr verlassen haben oder vielleicht der Shabbat Elevator, der am Feiertag automatisch auf- und abfährt, damit kein Knopf betätigt werden muss.
    Fazit
    Das Lettering in Großbuchstaben der eintausend Gramm schweren Graphic Novel gibt eine gemächliche Lesegeschwindigkeit vor und lässt dem Betrachter dabei großzügigen Raum, die Zeichnungen auf sich wirken zu lassen. Delisles Sicht als Zeichner auf die Stadt und ihre Umgebung vermittelt ein erstaunlich differenziertes Bild eines Staates, in dem man sich als Ausländer ohne Anleitung wohl kaum zurechtfinden wird. Unbedingt lohnenswert.
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  • Rezension zu Aufzeichnungen aus Jerusalem

    Original : Chroniques de Jérusalem (Französisch, 2011)
    Übersetzung : Martin Budde
    GENRE : Graphic Novel
    ZUM INHALT :
    Bereits 2005 begleitete Guy Delisle seine Frau, die für die Hilfsorganisation « Ärzte ohne Grenzen » arbeitet, nach Birma. Zwei Jahre später (2008/09) folgt ein einjähriger Aufenthalt der inzwischen vierköpfigen Familie in Israel. In Jerusalem wohnend, wird seine Frau erneut für die NRO im Gazastreifen arbeiten.
    Zwischen Haushalt, Kinderpflege und dem Versuch, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen, erkundet der Zeichner Jerusalem und Umgebung und kommt ganz allmählich hinter die Geheimnisse der Heiligen Stadt. In gewohnt lakonisch-humorvoller Manier beobachtet Guy Delisle den Alltag in Jerusalem und zeichnet so ein sehr persönliches Bild eines Landes, das wie kein zweites von jahrzehntelangen blutigen Konflikten geprägt ist.
    (Kurzbeschreibung bei Amazon.de ; leicht erweitert von mir)
    BEMERKUNGEN :
    Diese « graphic novel » arbeitet strikt chronologisch, von Ankunft der Familie in Jerusalem bis zu deren Abflug. Das Album ist nach den Monaten unterteilt. Delisle stellt sich und seine kleine Familie mit ihren gemachten Erfahrungen in gewisser Hinsicht als Ausgangspunkt in die Mitte. Er taucht als « Ich-Erzähler und Zeichner » quasi selber dauernd und auf jeder Seite auf. Doch dies wird bei aller Subjektivität nicht erdrückend oder zu subjektiv, sondern ist sozusagen stets mit dem Rahmen des eben etwas « komplizierteren » Lebens in Jerusalem und Israel/Palästina verbunden und bringt uns so nach und nach (es handelt sich immerhin um ein Album mit über 300, oft auch textreichen Seiten!) die Ortswirklichkeit nahe. Insofern handelt es sich auch um erlebte und gelebte Wirklichkeit und nicht einen rein theoretischen Text.
    Dies zeigt ebenso, wie gerade in diesem Land historische, religiöse, kulturelle (etc) Gegebenheiten nicht nur ferne Wirklichkeiten sind, sondern das konkrete Miteinander Tag für Tag prägen. Den « Alltag » darstellen bdeutet dann, schon Rückschlüsse auf eben diesen Rahmen ziehen zu können.
    Dabei gelingt es dem Autor, meines Erachtens, die zahlreichen Facetten des Lebens und der Geschichte der verschiedenen Gruppen, Viertel gut anzuschneiden. Obwohl er mit gewissen negativen Erlebnissen nicht zurückhält und immer wieder Radikalität, Intoleranz, Gewalt bloßstellt, verweigert er sich doch, zu schnelle fertige Urteile auf Gruppen abzugeben. Und wenn es sich ergibt, geht er durchaus auf Entdeckungsreise in jeweils andere Lager. Insofern bleibt die Vorgehensweise auch bei einer gewissen Distanz und Neutralität.
    Jedem, der sich für dieses Land interessiert wird hier einen mehr als guten Einstieg finden. Auch Menschen, die schon dort waren, können eventuell Erklärungen und andere Positionen besser verstehen lernen.
    Ausgezeichnet !
    ZUM AUTOR :
    Guy Delisle (* 19. Januar 1966 in Québec) ist ein kanadischer Comiczeichner. Er studierte ab 1984 am Sheridan-College in Toronto plastische Kunst und arbeitete im Anschluss daran ab 1986 für zwei Jahre bei dem Animationsstudio CinéGroupe in Montreal. Seine Arbeit führte ihn nach Europa (München, Berlin, Valencia...), wo er für deutsche, belgische und französische Studios arbeitete. Viele Arbeitsschritte zur Herstellung eines Trickfilms werden in Asien in Auftrag gegeben. Delisle beobachtete und kontrollierte diese Arbeiten für die Studios vor Ort und reiste für längere Abschnitte nach China und Nordkorea. Die in Asien gesammelten Erfahrungen flossen in zwei journalistische Graphic Novels ein, 2000 erschien Shenzhen, 2003 folgte Pjöngjang. Beide Comics wurden zunächst in Frankreich von L'Association veröffentlicht und dann ins Deutsche, Englische, Italienische, Polnische und Spanische übersetzt.
    Bei dem französischen Verlag Dargaud erschien ab 2001 eine Serie humoristischer Comics, in denen der etwas tollpatschige Polizeiinspektor Moroni die Hauptfigur ist.
    Mit seiner Frau, die für die die Organisation Médecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen) arbeitet, lebte Delisle 2005 14 Monate in Burma, von dieser Zeit berichtet er in dem 2007 erschienenen Comic « Chroniques Birmanes ». 2008/2009 begleitete er abermals seine für MSF tätige Frau, diesmal für 12 Monate nach Israel. Hiervon berichtet er in dem Comic « Chroniques de Jérusalem », wofür er 2012 den Prix du meilleur album des Festival International de la Bande Dessinée d'Angoulême gewann.
    (Quelle: amazon, wikipedia)
    Webseite (auf Französisch) : http://www.guydelisle.com/
    Produktinformation
    Broschiert: 336 Seiten
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Ausgaben von Aufzeichnungen aus Jerusalem

Taschenbuch

Seitenzahl: 336

Hardcover

Seitenzahl: 320

Aufzeichnungen aus Jerusalem in anderen Sprachen

  • Deutsch: Aufzeichnungen aus Jerusalem (Details)
  • Englisch: Jerusalem (Details)
  • Französisch: Chroniques de Jérusalem (Details)

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