Morris

Buch von Ralph Giordano

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Morris

    Ralph Giordano
    Morris – Geschichte einer Freundschaft
    Kiepenheuer und Witsch (Softcover/2000)
    ISBN 3-462-02945-2
    117 Seiten
    Diese Novelle war Ralph Giordanos erste Veröffentlichung in Buchform und legte die Grundlage zu seinem späteren Werk „Die Bertinis“.
    In dieser Novelle begegnet der Ich-Erzähler im Alter von 15 Jahren dem Juden Morris Bertheaux, der in Hamburg ein Uhrengeschäft besitzt. Diese Begegnung ist für den Erzähler gleichzeitig eine Begegnung mit der Judenverfolgung in Deutschland, denn der Laden wird gerade von einem anderen jungen Mann im Rahmen der Reichskristallnacht auseinander genommen. Der gehbehinderte Ich-Erzähler hat mit den Nazis seine eigenen Probleme und da er selber noch sehr jung ist, ist er auch als Deutscher von der Nazi-Propaganda noch relativ unbeeinflusst. Und so freunden sich die beiden an, der ältere Jude und der junge Mann. Bald erstreckt sich diese Freundschaft auch auf die Familie Bertheaux, das heißt auf Morris Frau und auf seine Eltern.
    In kurzen Abschnitten wird die Entwicklung der Verfolgung in den laufenden Jahren immer weiter aufgezeigt, wie zum Beispiel die Enteignung von Morris, die Inhaftierung in einem Lager, die Deportation der Eltern nach Polen und die Nachrichten, die das Ehepaar immer wieder aus den polnischen Gebieten über das Schicksal der dort lebenden Juden bekommt.
    Während der Bombardierungen von Hamburg durch die Engländer wird Morris Frau getötet, da die beiden als mischjüdisches Ehepaar nicht sehr gerne in den Luftschutzbunkern gesehen werden und es sieht zunächst so aus, als würde Morris nun endgültig am Leben verzweifeln. Aber er kommt bei zwei älteren Damen unter und lebt dort lange deprimierende Monate in einem abgedunkelten Kellerraum, bis die „Festung Hamburg“ schließlich weitestgehend kampflos an die Engländer übergeben wird. Danach beschließt Morris, den nun nichts mehr in Hamburg hält nach Liverpool zu gehen.
    Am Beispiel des Ich-Erzählers wird hier die Notwendigkeit reflektiert, ein Volk nach den Ereignissen im Dritten reich vollständig umzukrempeln und ja keine der alten Strukturen weiter zu übernehmen um eine Wiederholung der Ereignisse zu vermeiden – aber auch um die verwundeten Seelen aller betroffener Menschen – auch der Täter und Wegseher – heilen z lassen. Mit der Tatsache, dass dies nicht wirklich geschehen ist, setzt sich Giordano dann in seinen späteren Werken „Die Traditionslüge“, „Die zweite Schuld oder von der last Deutscher zu sein“, „Deutschlandreise“ und „Wird Deutschland wieder gefährlich“ auseinander.
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Ausgaben von Morris

Taschenbuch

Seitenzahl: 128

Besitzer des Buches 1

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