Unter Hakenkreuz und Trikolore: Memoiren

Buch von Oscar Scherzer

Bewertungen

Unter Hakenkreuz und Trikolore: Memoiren wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Unter Hakenkreuz und Trikolore: Memoiren

    Ein berührendes Dokument eines Zeitzeugen
    Auf dieses Buch bin ich 2008 anlässlich eines Maturatreffens aufmerksam geworden. Ein paar Schüler des BG/BRG Zirkusgasse in Wien, haben alle Maturajahrgänge zwischen 1938 und 2008 (70 Jahre!) zu einem gemeinsamen Treffen eingeladen.
    Auch Oskar Scherzer, dessen Lebensgeschichte nun hier vorliegt, war mit dabei. Ich durfte ein paar Worte mit ihm plaudern.
    Wer ist er nun, dieser Oskar Scherzer?
    Oskar wird 1919 in Hamburg als Sohn eines jüdischen Ehepaars geboren. Nachdem sich der geschäftliche Erfolg in der Hansestadt nicht so recht einstellen will und die Nationalsozialisten an die Macht kommen, kehrt die kleine Familie wieder nach Wien zurück.
    Oskar tritt in das humanistische Gymnasium in der Zirkusgasse ein, lernt Latein und Altgriechisch. Das Gymnasium steht im zweiten Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt, in dem es seit Jahrhunderten (mit Unterbrechungen) eine lange jüdische Tradition gibt. Und so sitzen in Oskars Klasse neben Söhnen von Ärzten, Rechtsanwälten und Geschäftsleuten auch mehrere Söhne aus jüdischen Familien. Oft nicht sehr gut situiert, so dass viele von ihnen ein Stipendium erhalten.
    Als Österreich 1938 Teil von Nazideutschland wird, stehen Oskar und seine Mitschüler wenige Wochen vor der Matura (=Abitur). Oskar erlebt gerade seine erste Liebe mit Rika, die nach Palästina auswandern soll. Mitten in den Aufregungen zu dieser Prüfung, wird Oskars Vater verhaftet und im KZ Dachau interniert.
    Die Matura wird bestanden und nun muss sich Oskar umsehen, aus dem Land zu kommen. Mehrere Versuche schlagen fehl und dann endlich hat er es nach Frankreich geschafft, lebt dort einige Wochen illegal und trifft am 21. Juli 1939, wenige Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in New York ein.
    Meine Meinung:
    Grundlage dieses Buchs sind die eng beschriebenen Tagebücher des jugendlichen Oskar, die natürlich sehr persönlich sind. So erfährt man weniger von der großen Weltgeschichte als viel mehr kleine Details aus dem Leben eines jüdischen Jugendlichen. Sein Fokus liegt zuerst nur auf der Schule. Es werden Lehrer beschrieben und über den Satz „Ihr seid die schlimmste, faulste Klasse, die es jemals gegeben hat“ musste ich laut und herzlich lachen. Denn diesen Satz haben sowohl mein Mann, mein Sohn und ich wohl Dutzende Male gehört.
    Als dann Rika in sein Leben tritt, verändert sich seine Sichtweise natürlich. Dass er letztlich ohne sie flüchten muss, bricht ihm fast das Herz.
    Interessant habe ich gefunden, dass sowohl der Briefverkehr zu seinem Vater im KZ Dachau und der zwischen Paris und Wien noch so klaglos funktioniert. Scherzer zitiert aus vielen Briefen.
    Anita Keiper vom Verlag hat die Tagebücher behutsam der aktuellen Sprache angepasst. Prof. Margarete Nezbeda, eine der Professorinnen am BG/BRG Zirkusgasse und Freundin der Familie Scherzer hat einleitende Worte geschrieben. Ein ausführliches Nachwort sowie einige Fotos ergänzen dieses sehr persönliche Dokument aus der Nazizeit.
    Fazit:
    Ein berührendes und persönliches Dokument eines Zeitzeugen, dem ich gerne 4 Sterne gebe.
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Besitzer des Buches 1

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