Der Stich der Biene

Buch von Paul Murray, Wolfgang Müller

Cover zum Buch Der Stich der Biene

Titel: Der Stich der Biene

, (Übersetzer)

3,8 von 5 Sternen bei 3 Bewertungen

Verlag: Kunstmann, A

Format: Gebundene Ausgabe

Seitenzahl: 700

ISBN: 9783956145810

Termin: Neuerscheinung März 2024

Aktion

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Ausladend, aber raffiniert erzählter Familienroman, packend und vielstimmig
  • Cover zum Buch Gibbet Hill Cover zum Buch Skippy stirbt Cover zum Buch An Evening of Long Goodbyes

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Stich der Biene

– Von der New York Times und der Washington Post zu einem der 10 besten Bücher 2023 gekürt, für The New Yorker, TIME, New York Public Library und BBC eines der besten Bücher des Jahres 2023 und Gewinner des 2023 An Post Irish Book Award als Roman des Jahres – Unwiderstehlich, witzig und weise – ein tragisch-komisches Epos über Familie, Schicksal und die Herausforderung, ein guter Mensch zu sein, wenn die Welt auseinanderfällt. Familie Barnes steckt in Schwierigkeiten. Dickie Barnes’ lukratives Autogeschäft läuft nicht mehr. Aber anstatt sich dem Problem zu stellen, beginnt er in den Wäldern einen Bunker zu bauen. Seiner Frau Imelda, die ihren Schmuck auf eBay verkauft, erscheinen die Avancen von Big Mike, dem reichen Rinderzüchter, immer attraktiver. Die achtzehnjährige Cass, die immer die Klassenbeste war, reagiert auf den Niedergang, indem sie beschließt sich bis zu ihrem Abschluss jeden Tag zu betrinken, während der zwölfjährige PJ einen Plan schmiedet, um von zu Hause abzuhauen. Wenn das Leben und die Welt auseinanderfallen, stellen sich die großen Fragen: Wann und warum begann der Untergang? Was hätte man tun können und wie weit müsste man zurückgehen, wenn man die Geschichte ändern könnte? Bis zu dem Tag als Dickie Barnes zehnjährig zitternd vor seinem Vater stand und lernte, wie man ein richtiger Mann wird? Bis zu dem Autounfall zwölf Monate vor Cass’ Geburt? Oder bis zu dem verheerenden Stich der Biene, der Imeldas Hochzeitstag ruinierte?
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Bewertungen

Der Stich der Biene wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Meinungen

  • Ausladend, aber raffiniert erzählter Familienroman, packend und vielstimmig

    Abroxas

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Stich der Biene

    • 20. September 2024 um 21:29
    Autor: Paul Murray
    Titel: Der Stich der Biene
    Seiten: 703
    ISBN: 978-3-95614-581-4
    Verlag: Antje Kunstmann
    Übersetzung: Wolfgang Müller
    Autor:
    Paul Murray wurde 1975 in Dublin geboren und ist ein irischer Schriftsteller. Nach der Schule studierte er Englische Literatur am Trinity College in Dublin, sowie Kreatives Schreiben in Norwich. Bevor er sich als Autor betätigte, arbeitete er als Buchhändler. Murray veröffentlichte 2003 seinen ersten Roman, dem weitere folgten. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.
    Inhalt:
    Familie Barnes steckt in Schwierigkeiten. Dickie Barnes' lukratives Autogeschäft läuft nicht mehr. Aber anstatt sich dem Problem zu stellen, beginnt er in den Wäldern einen Bunker zu bauen. Seiner Frau Imelda, die ihren Schmuck auf ebay verkauft, erscheinen die Avancen von Big Mike, dem reichen Rinderzüchter, immer attraktiver. Die achtzehnjährige Cass, die immer die Klassenbeste war, reagiert auf den Niedergang, in dem sie beschließt, sich bis zu ihrem Abschluss jeden Tag zu betrinken, während der zwölfjährige PJ einen Plan schmiedet, um von zu Hause abzuhauen. (Klappentext)
    Rezension:
    Immer heftiger werden die dichter aufeinanderfolgenden Einschläge. Die Konstruktion ist schon lange instabil und steht nun kurz vor den Zusammenbruch, als deren Säulen auseinander streben, der Verfall einer Familie in Zeiten finanzieller (und der Klima-)Krise. Ein irisches Buddenbrooks in modernen Gewand legt uns der Schriftsteller Paul Murray mit seinem Roman "Der Stich der Biene" vor. Doch, funktioniert das?
    In der Tradition großer irischer Erzählungen versucht sich der Autor mit seiner Geschichte, deren Dreh- und Angelpunkt eine von der Wirtschaftskrise gebeutelte Kleinstadt ist, deren Auswirkungen auch jene zu spüren bekommen, die mit ihrem Betrieb einst Pulsgeber des Ortes waren. Das Autohaus, welches Dickie Barnes mehr aus Pflichtgefühl denn Leidenschaft und Interesse von seinem Vater übernommen hat, steckt in der Krise.
    Das Schicksal des Unternehmens hat bereits auf die einzelnen Familienmitglieder abzufärben begonnen. Schwermütig deprimierend beginnt sich die Geschichte in einer immer dichteren Folge aus Perspektivwechseln zu entspinnen und zeigt, eine Kette von Ereignissen, deren Ursachen vielschichtig sind.
    Die Erzählung selbst, mit der Murray versucht etwa an Jonathan Franzen oder Frank McCourt anzuknüpfen, wird geprägt durch die verschiedenen Perspektiven, die zunächst viel Raum bekommen, dann jedoch immer schneller wechselnd auf das Finale zusteuern. Dabei wird ein Zeitraum von wenigen Wochen umrissen, in derer sich die Protagonisten ihrer Vergangenheit, möglichen und vergebenen Chancen stellen müssen, um Auswege zu finden, die es eigentlich nicht gibt.
    Dabei entstehen über die einzelnen Kapitel, die mit dem jeweiligen Charakter überschrieben sind, aus dessen Sicht in dem Moment erzählt wird, unweigerlich Längen. Die hätte es wahrlich nicht gebraucht. Einen Protagonisten weniger vielleicht, zweihundert Seiten weniger in jedem Fall. Das hätte der Dynamik dieses Romans gut getan. Hier hilft dann auch nicht mehr der stete Perspektivwechsel, der aus den einzelnen Vergangenheitsperspektiven heraus Wendungen für die Gegenwart der Figuren bewirkt. In China fällt ein Sack Reis um. Hier ist es ein Insektenstich, der alles auslöst. Oder begann die Geschichte der Barnes viel eher?
    Einzeln für sich sind die Protagonisten durchaus interessant ausgestaltet. Alle haben ihre Ecken und Kanten, verbergen Geheimnisse, die zur Sprache gebracht vielleicht gemeinsam zu lösen wären, doch bleiben letztlich alle für sich. "Der Stich der Biene" als Roman vieler Worte, in denen die Figuren nicht viele Worte miteinander verlieren. Und kaum Satzzeichen.
    Ohne Sinn und Verstand fehlende Zeichensetzung als stilistisches Mittel zu verwenden, traut sich auch kaum jemand. Wer "Der Stich der Biene" liest, weiß anschließend auch, warum. Nebst aller anderen Kritikpunkte, die vielleicht irgendwie noch zu rechtfertigen sind, ist das der größte. Nicht zu sprechen vom halboffenen Ende, welches bei der vorhergehenden sehr ausführlichen Erzählweise so wirkt, als hätte der Autor keine Lust gehabt, seine Geschichte zu Ende zu erzählen oder unbedingt einen Termin einhalten müssen. Was auch immer.
    All diese Punkte machen diese Erzählung, die so interessant hätte werden können, nur schwer zugänglich. Es wird wohl hier nur Top oder Flop geben. Entweder man mag den Stil oder eben nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht. Mit guten Wille auch ein Verweis auf die Finanzkrise. Entweder man kommt durch oder fällt hinten runter. In diesem Sinne ist der Roman wohl gelungen. Für mich hat das leider nicht gereicht.
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  • Rezension zu Der Stich der Biene

    • 19. März 2024 um 22:43
    Im letztjährigen Booker Prize Shortlist-Titel Der Stich der Biene erzählt Paul Murray die Geschichte der Familie Barnes, bestehend aus Vater Dickie, Mutter Imelda, Tochter Cass (unmittelbar vor ihrer Hochschulreife) und Sohn PJ (etwa 12). Sie lebt im heutigen Irland in einer Kleinstadt ein paar Autostunden von Dublin entfernt (für irische Verhältnisse praktisch tiefste Provinz). Die Familie wirkt auf den ersten Blick harmonisch, aber seit eine (nicht näher beschriebene) Wirtschaftskrise das Geschäft im Autohaus hart getroffen hat, gerät das Familienleben in gehörige Schieflage. Die drohende Katastrophe lauert im Schatten der Zukunft, ihre Wurzeln reichen aber bis in die ferne Vergangenheit.
    Ein vielstimmiges Familiendrama
    Murray erzählt aus der Perspektive dieser vier Charaktere, wobei jeder sein eigenes Kreuz zu tragen hat. Imelda, deren Lebensstil der extravaganteste ist, ist entsetzt über den mangelnden Einsatz, den Dickie beim Handling der Krise an den Tag legt, und versucht, ihren vermögenden Schwiegervater um Hilfe anzugehen, der den Betrieb einst aus dem Boden gestampft hatte. Doch dieser Plan zeitigt ungeahnte Folgen, die Imelda mit den Geistern ihrer Vergangenheit konfrontiert wie auch mit ungewollter Aufmerksamkeit vom örtlichen Unternehmer "Big" Mike. Dickie hingegen verhält sich rätselhaft unbeeindruckt von den finanziellen Schwierigkeiten und flüchtet sich in ein Hobbyprojekt, den Ausbau eines alten Steinhäuschens im Wald, der auf dem weitläufigen Familienbesitz liegt. Ein apokalypsetauglicher Bunker soll daraus werden, ein befreundeter Handwerker / Prepper-Enthusiast hilft ihm dabei. Auch Dickie bleibt von den Geistern der Vergangenheit nicht verschont.
    Den Kindern geht es kaum besser: Cass erlebt die Höhen und Tiefen in ihrer ambivalenten Freundschaft mit Elaine und beginnt während der Vorbereitungen auf das Examen zur Erlangung der Hochschulreife, sich zu betrinken. Sie verliert die Kontrolle. Der einige Jahre jüngere PJ ist auch mit Kontrollverlust konfrontiert; er wird von einem Rowdy gezwungen, Geld zu besorgen, dass PJ ihm angeblich schulde, und trägt sich mit dem Gedanken, von zu Hause auszureißen. Ausgerechnet eine Internetbekanntschaft bietet ihm an, in Dublin Unterschlupf zu finden. Keiner findet bei den Eltern Halt und Unterstützung, da alle mit sich selbst beschäftigt sind.
    Gelungenerweise erzählt Murray, wie soll ich sagen, konsekutiv, d.h. er schildert nicht ein und das selbe Zeitfenster aus mehreren Blickwinkeln, sondern wechselt zwischen den Erzählstimmen, während die Handlung voranschreitet. Er tut dies auch überzeugend mit unterschiedlichem Sound. Am deutlichsten wird das bei Imelda, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und mit dem Bildungsgrad ihres Ehemanns und ihrer Kinder nicht mithalten kann. Zudem gilt sie als sprunghaft und unruhig (zumindest in den Augen ihrer Tochter), was sich in ihren Kapiteln darin spiegelt, dass es keine Interpunktion gibt. Ob es das wirklich gebraucht hätte, bleibe mal dahingestellt, sind es doch immerhin locker 25 % des Buches, die auf diese anstrengende Weise zu lesen wären. Aber auch die übrigen Charaktere haben ihren eigenen Klang, sodass jeder Part sich liest, als ob man in den Kopf der Figur eintauchte. Besonders beeindruckend finde ich es, wie wie Murray zu den eigenständigen Kinderstimmen findet.
    Ein langer Schatten der Vergangenheit
    Unterbrochen wird dieses Spiel mit den Perspektiven von Rückblenden auf die Vergangenheit Imeldas und Dickies. Diese Rückblenden sind sehr lang und ausführlich erzählt, sie sind auch sehr wichtig für eines der Hauptthemen des Buches, nämlich wie die Vergangenheit und die Fehler, die darin liegen, an einem haften bleiben und eine Hypothek für die Zukunft darstellen. Murrays Blick auf die Art und Weise, wie Vergangenes die Gegenwart belastet, ist zutiefst pessimistisch. Durch diese Rückschauen und dadurch, dass die einzelnen Familienmitglieder weitestgehend auf sich allein gestellt sind, fühlen sich die einzelnen Erzählstränge leicht disparat an und werden auch zum Schluss erst miteinander verflochten, es gibt gelegentliche Kreuzungen und ein aufsehenerregendes Ende, aber keine große Zusammenführung oder Auflösung, die man eigentlich erwarten könnte.
    Ich mag dicke Bücher und bin auch bereit, ausladenden Erzählungen sehr weit zu folgen, aber an dieser Stelle scheint mir "Der Stich der Biene" voluminöser als unbedingt nötig zu sein, zumal einige Aspekte sich auch wiederholen. Zumindest kann ich sehen, dass das ungeduldigeren Lesern sauer aufstoßen wird. Das ist mein größer Kritikpunkt, aber das ist auch Gemecker auf hohem Niveau.
    Fazit
    Im Vorfeld des Erscheinens der deutschen Übersetzung fiel gelegentlich der Verweis auf die Buddenbrooks als Referenztitel. Das ist meines Erachtens weit hergeholt, sofern die Gemeinsamkeit einer generationenübergreifenden Familiengeschichte und eine gewisse Länge nicht bereits als hinreichend gelten. Aber dennoch ist Der Stich der Biene ein grandioser Roman mit starken Bildern, detailfreudig skizzierten Charakteren, einer kraftvollen Prosa und einer aufwühlenden Familiengeschichte.
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Ausgaben von Der Stich der Biene

Hardcover

Cover zum Buch Der Stich der Biene

Seitenzahl: 700

E-Book

Cover zum Buch Der Stich der Biene

Seitenzahl: 854

Taschenbuch

Cover zum Buch The Bee Sting

Seitenzahl: 656

Der Stich der Biene in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Stich der Biene (Details)
  • Englisch: The Bee Sting (Details)

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Update: 15. April 2025 um 10:13