Devotion

Buch von Hannah Kent

Bewertungen

Devotion wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Devotion

    Hanne ist fünfzehn und unglücklich mit dem, was das Erwachsenwerden mit sich bringt. Man erwartet von ihr, dass sie sich mit den anderen Mädchen anfreundet und sich allmählich auf das Dasein als erwachsene (und verheiratete) Frau vorbereitet. Doch nichts liegt ihr ferner als das. Viel lieber ist sie draußen und lauscht auf das, was ihr die Natur zu sagen hat, sie ist auf besondere Weise verbunden mit den Lauten von Tieren, Pflanzen und dem Wetter. Der einzige Mensch, dessen Nähe sie freiwillig sucht, ist ihr Zwillingsbruder Matthias, doch eine zu enge Bindung zwischen den beiden ist in ihrem Alter nicht mehr erwünscht. Hanne quält sich mehr schlecht als recht durch den Alltag und erduldet den Spott der anderen Mädchen, bis eines Tages die gleichaltrige Thea mit ihrer Familie ins Dorf zieht. Die Eichenwalds werden etwas misstrauisch beäugt, weil die Mutter Wendin ist und sich mit Kräutern und Heilkunde auskennt, doch Hanne fühlt sich sofort zu Thea und ihrer Mutter hingezogen.
    Nur wenig später wird das Leben beider Mädchen völlig auf den Kopf gestellt, als ein Großteil der Altlutheraner aus der Gegend beschließt, vor der ständigen Verfolgung und Unterdrückung zu fliehen, die sie erleiden müssen, und gemeinsam nach Australien auszuwandern. Monate werden sie auf dem Auswandererschiff verbringen müssen, das ist ihnen klar, doch wie schrecklich die Bedingungen an Bord sind, hätten sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht ausgemalt. Die Enge ist erdrückend, die Versorgung und die Hygiene schlecht, und es dauert nicht lange, bis Krankheiten ausbrechen und erste Passagiere sterben, lange bevor sie die Chance hatten, einen Fuß in ihre neue Heimat zu setzen.
    Hanne und Thea leiden mit den anderen, und schließlich kommt es zu einer Tragödie, die beide aus der Bahn wirft - auf sehr unvorhergesehene Art.
    Mehr sei hier gar nicht verraten. Was genau sich auf diesem Elendskahn abspielt, muss man selbst lesen und auf sich wirken lassen, auch wenn es dadurch schwer ist, die Leseeindrücke richtig in Worte zu fassen. Es gibt eine ungewöhnliche Erzählperspektive und Ereignisse, die mit dem bloßen Verstand nicht unbedingt erklärbar sind. Das war mir ab und zu ein wenig zu viel und auch zu einfach gelöst, und Hannes fast schon übersinnliche Verbindungen mit der Natur waren mir ebenso manchmal zu abgedreht in dem ansonsten sehr realistisch geschilderten Roman.
    Aber es ist auch eine sehr eindrucksvolle Auswanderergeschichte, die historische Ereignisse aufgreift, die mir bislang völlig unbekannt waren. Von den Altlutheranern und deren Verfolgung in Preußen hatte ich zuvor nie gehört. Man wollte die Splittergruppe offenbar mit aller Gewalt in die unierte, also die protestantische "Mainstream"-Kirche hineinzwingen, schloss ihre Kirchen und verbot ihre Gottesdienste. Viele sind daraufhin emigriert und gründeten, wie hier auch eindrücklich beschrieben wird, neue Siedlungen in Australien, wobei sie mit den ungewohnten klimatischen Bedingungen zu kämpfen hatten und ohne Hilfe der Einheimischen (sprich Aborigines) wohl teils einfach elend zugrundegegangen wären.
    Ein weiteres zentrales Element ist die Beziehung zwischen Hanne und Thea, die über eine normale Mädchenfreundschaft hinausgeht, etwas, das zu jener Zeit und erst recht in einem so streng religiösen Umfeld einfach undenkbar und unaussprechlich war. Die geheimen, verbotenen Sehnsüchte und Phantasien sind schön eingefangen und werden auch konsequent weitergesponnen, als das Leben mit den beiden andere Pläne hat.
    Ohne den leicht übersinnlichen Touch hätte es mir vermutlich noch besser gefallen, aber Hannah Kent vermag auf jeden Fall mitreißend zu schreiben, schreckt dabei auch nicht vor dem Düsteren und Bedrückenden zurück und kann sich gleichzeitig großartig in ihre Figuren einfühlen, die unter so anderen Umständen leben als wir heute.
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  • Rezension zu Devotion

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)
    1836, Prussia. Hanne is nearly fifteen and the domestic world of womanhood is quickly closing in on her. A child of nature, she yearns instead for the rush of the river, the wind dancing around her. Hanne finds little comfort in the local girls and friendship doesn't come easily, until she meets Thea and she finds in her a kindred spirit and finally, acceptance.
    Hanne's family are Old Lutherans, and in her small village hushed worship is done secretly - this is a community under threat. But when they are granted safe passage to Australia, the community rejoices: at last a place they can pray without fear, a permanent home. Freedom.
    It's a promise of freedom that will have devastating consequences for Hanne and Thea, but, on that long and brutal journey, their bond proves too strong for even nature to break . . .
    Autorin (Quelle: Amazon)
    Hannah Kent was born in Adelaide in 1985. She is the co-founder and publishing director of Australian literary journal Kill Your Darlings. In 2011 she won the inaugural Writing Australia Unpublished Manuscript Award. She is the author of Burial Rites and The Good People.
    Allgemeines
    Erschienen am 3. Februar 2022 bei Picador als TB mit 432 Seiten
    Gliederung: Drei Hauptteile (Tage) , einzelne Kapitel jeweils mit Überschriften versehen – Nachwort – Danksagungen
    Ich-Erzählung der Protagonistin Hanne Nussbaum
    Handlungsorte und -zeit: Preußen, Australien sowie das Segelschiff für die lange Seereise, 1836 bis ca.1848
    Inhalt
    Johanne Nussbaum lebt mit ihrem Zwillingsbruder Matthias und ihren Eltern in einer altlutherischen Gemeinde in Preußen. Der Alltag im Haus ist durch Arbeit und den Glauben bestimmt. Hanne fühlt sich der Natur verbunden und hält sich am liebsten im Freien auf, doch jetzt – mit knapp 15 Jahren - soll sie nach dem Wunsch ihrer Mutter an ihre Rolle als Frau herangeführt werden und sich „weiblichen“ Tätigkeiten widmen. An die anderen jungen Frauen im Dorf, die schon an ihrer Aussteuer arbeiten, findet sie keinen Anschluss. Erst als die gleichaltrige Thea Eichenwald mit ihren Eltern ins Dorf zieht, findet Hanne in ihr eine Freundin, die sie so akzeptiert wie sie ist. Aus der Beziehung der beiden jungen Frau entwickelt sich eine tiefe Liebe, für die sie jedoch lange keine Worte finden, da eine solche Beziehung in der altlutherischen Gemeinde absolut unvorstellbar ist.
    Als die Altlutheraner nach vielen Anfragen endlich die Erlaubnis erhalten, das Land, in dem sie sich religiös gegängelt fühlen, zu verlassen, machen sich fast alle Einwohner auf den langen beschwerlichen Seeweg nach Süd-Australien. Nicht alle Emigranten werden ihr Ziel erreichen und auch die Härten der Existenz im frisch gegründeten Heiligendorf in der neuen Heimat fordern noch manches Menschenleben…
    Beurteilung
    „Devotion“ ist eine Mischung aus historischem Roman, Liebesroman (kein Erotikroman!) und phantastischer Literatur.
    Da das Leben der Menschen in einer altlutherischen Gemeinde der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie deren Auswanderung aus religiösen Gründen und auch die Beschwerlichkeiten der langen Seereise nach Australien sehr authentisch geschildert werden, scheint mir eine Einordnung bei den „Historischen Romanen“ angemessen.
    Der Roman schildert eindringlich den Alltag in einer von Glauben und tradierten Konventionen geprägten Gemeinschaft und die Entwicklung einer jungen Frau, die die Erwartungen dieser Gemeinschaft nicht erfüllen kann und will. Nicht nur Hanne, sondern auch Thea und vor allem ihre Mutter Anna Maria ecken in diesem Gesellschaftsgefüge immer wieder an. Anna Maria kennt sich mit Heilkräutern aus und besitzt ein geheimnisvolles Buch, dessen Wissen sie nutzbringend anwendet, was dazu führt, dass sie von den Dorfbewohnern aufgrund deren engen geistigen Horizonts argwöhnisch beäugt wird.
    Die Liebesgeschichte zwischen Hanne und Thea wird sehr zart geschildert, wobei es eine Weile dauert, bis die beiden sich überhaupt eingestehen, dass sie mehr als Freundschaft verbindet. Im Laufe dieser Beziehung kommt das Übernatürliche ins Spiel – eine Entwicklung, aufgrund derer die Handlung den Raum der Realität verlässt. Auch wenn man Romane dieser Art normalerweise nicht liest, ist dieser durch und durch fiktive und phantastische Handlungsstrang ein sehr fesselndes Gedankenspiel. Um nicht zu spoilern, soll auf diesen Aspekt nicht weiter eingegangen werden.
    Die Charakterisierung der Romanfiguren ist nicht nur in Bezug auf die Protagonistinnen sehr gut gelungen und der Erzählstil ist nicht nur anschaulich, sondern auch sehr berührend und stellenweise geradezu poetisch.
    Fazit
    Eine sehr fesselnde Mischung aus Historie, kitschfreiem Liebesroman und phantastischen Elementen, außergewöhnlich und sehr lesenswert!
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Ausgaben von Devotion

E-Book

Seitenzahl: 433

Taschenbuch

Seitenzahl: 432

Hardcover

Seitenzahl: 432

Besitzer des Buches 3

  • Mitglied seit 28. September 2009
  • Mitglied seit 14. Juli 2018
  • Mitglied seit 14. März 2004
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