Die sanfte Süße des ewigen Honigs

Buch von Claude Tardat

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Die sanfte Süße des ewigen Honigs wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die sanfte Süße des ewigen Honigs

    Originaltitel: Une mort sucrée
    Klappentext:
    "Niemand ahnt, dass hinter all dem ein bewußter Wille steht, ein ordnendes Prinzip. Wer sieht schon die schokoladene Grimasse, mit der ich dem einfältigen Ästhetizismus derer begegne, die das Leben lieben und es schön finden?"
    Die junge Frau, in deren Tagebuch diese Sätze stehen, sehnt den Tag herbei, an dem der Zucker sein Werk an ihrem Körper vollendet haben wird. Sie ist freßsüchtig. Der Leser dieses Romans wird Zeuge eines konsequent und lustvoll ausgeführten Selbstmordes. Er begleitet die Protagonistin auf ihren Streifzügen durch die Paiser Stätten der Schlemmerei; er erkennt die Freude, die ihr daraus erwächst, andere mit der Zurschaustellung ihres unförmigen Körpers zu provozieren; und er wird unweigerlich in den Bann ihrer Sprache gezogen, denn der Text enthüllt eine große literarische Meisterschaft.
    Die Ich-Erzählerin, deren Namen man nicht erfährt, wächst als Tochter eines französischen Botschafters auf. Sie hat als Kind schon überall in der Welt gewohnt, aber als gut behütetes Einzelkind nichts von den jeweiligen Ländern gesehen. Ihre Mutter ist eine wunderschöne, elegante und sehr gepflegte Frau, die ihre Tochter privat unterrichtete, v.a. in Literatur. Dieses Fach studiert die Erzählerin z.Z. in Paris. Sie wohnt nicht bei den Eltern, sondern haust in einer Mansarde im 7. Stock eines Hauses.
    Obwohl sehr intelligent und belesen, ist sie nur von der Gier nach Süßigkeiten bestimmt, und sie stopft wahllos alles in sich hinein und beobachtet dabei ihren Körper, wie er dicker und unförmiger wird. Die Mutter tut alles, um ihrer Tochter zu einem besseren Aussehen zu verhelfen; der Vater glänzt, wie schon immer, durch Abwesenheit.
    Sie frisst, um sich umzubringen. Bei einer Größe von nur 1,50 m hat ihr Körper bald ein quadratisches Äußeres erreicht. Nach und nach spürt sie, wie ihre Organe anfangen, den Dienst zu quittieren; Herz, Magen, Darm streiken. Doch, so schreibt sie zumindest in ihrem Tagebuch, genau danach strebt sie, und sie registriert, angeblich freudig, wie sie mehr und mehr verfällt. Inzwischen hat sie Kuchen, Schokolade, Gläser mit Honig und Marmelade, gehortet, weil sie nicht mehr fähig ist, das Haus zu verlassen. Gegen den Durst trinkt sie Grenadine-Sirup pur :pukel: .
    Leider wurde bei der Schilderung des psychologischen Hintergrunds, warum eine junge Frau sich auf eine solche Art und Weise zugunde richtet, mit dem Holzhammer vorgegangen. Ich mags lieber dezenter und nicht so offensichtlich und entdecke gern selbst Zusammenhänge.
    Der im Klappentext verwandte Begriff "freßsüchtig" trifft die Sachlage nicht eindeutig. Natürlich wird die Frau inzwischen süchtig nach Süßem sein, aber an erster Stelle steht ihr Plan, sich umzubringen (die Eltern sollen einen überdimensionalen Sarg besorgen müssen), und die Süßigkeiten sind lediglich ein Mittel dazu, wenn auch ein sehr willkommenes.
    (Oder - fällt mir gerade ein - wird umgekehrt ein Schuh daraus? Sie ist freßsüchtig, und weil sie sich nicht befreien kann, redet sie sich und dem Leser ein, dass ein Plan dahinter steckt?)
    Wie dem auch sei: Sie wirkt auf mich nicht wie eine Frau, die völlig einverstanden mit sich selbst ist und dem, was sie tut. Sie tritt die Flucht nach vorne an: Jedermann glaubt, sie müsse unglücklich sein und sich für ihre Freßorgien schämen; statt dessen provoziert sie und macht ihr Fressen (zumindest anfangs) öffentlich, und sie versucht, sich und andere (z.B. den Leser) glauben zu machen, sie sei glücklich. Dass sie die Zuneigung eines Mitstudenten, dem ihr Äußeres gleichgültig ist, und der ihren Intellekt bewundert, abwehrt, beweist dies.
    Das Buch ist nicht schlecht, es liest sich leicht und schnell, aber verglichen mit anderen Büchern zum Thema (z.B. Margaret Atwood, Die essbare Frau) bietet es mir zu wenig erzählte Geschichte und einen zu plakativen Hintergrund.
    Marie
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Ausgaben von Die sanfte Süße des ewigen Honigs

Taschenbuch

Seitenzahl: 137

Besitzer des Buches 1

  • Mitglied seit 4. Juni 2004
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