Eine blaßblaue Frauenschrift

Buch von Franz Werfel

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Eine blaßblaue Frauenschrift

Die schönste und meistgelesene Novelle Franz Werfels Wien 1936: Leonidas blickt mit Stolz auf sein bisheriges Leben zurück. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, ist er durch die Heirat mit einer Millionenerbin in höchste gesellschaftliche Kreise aufgestiegen und ist Sektionschef im Kultusministerium. Das Leben könnte kaum schöner sein – bis ihn eines Morgens ein Brief erreicht, geschrieben in einer blassblauen Handschrift. Er stammt von seiner Jugendliebe Vera Wormser, Tochter einer jüdischen Familie, mit der ihn einst eine heftige kurze Affäre verband. Jetzt, achtzehn Jahre später, wendet sich Vera mit einer dringenden Bitte an ihn, die Leonidas den Boden unter den Füßen wegzieht und sein wohlgeordnetes Leben ins Wanken geraten lässt ...
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Bewertungen

Eine blaßblaue Frauenschrift wurde insgesamt 16 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Eine blaßblaue Frauenschrift

    Die Genauigkeit an Beschreibungen von Gedanken.
    Eines Morgens erhält der Protagonist Leonidas einen Bittbrief. Der Umschlag ist handgeschrieben mit blauer Tinte, die Schrift erkennt er sofort: Seine ehemalige Geliebte Vera. In diesem Brief bittet sie für einen Jungen um Asyl in Österreich, der dort sein Abitur beenden möchte. In Deutschland ist dies für jüdische Kinder nicht mehr möglich.
    Aus dieser Situation heraus entwickelt sich bei Leonidas ein Gefühlschaos! Denn erstens ist ein hoher Beamter im Kultusministerium, seine Stellung könnte er damit gefährden. Zweitens weiß seine Frau von dieser Liaison nichts, seine Ehe steht damit auch auf dem Spiel. Denn er rechnet sich aus, dass dieser junge Mann sein Sohn sein müsste.
    Diese Erzählung beschreibt nur einen Tag, aber sie ist voll von Gedanken und Ausmalungen, was würde sein, wie kann ich es anstellen, was würde sich daraus entwickeln. Alles Überlegungen, die sich dann wieder anders darstellen wie erdacht, und dies in feinsten und präzisen Schilderungen.
    Aber mir fehlten Emotionen! In all diesen Ausführungen werden die Figuren nicht lebendig. Mag wirklich sein, dass die Ehe zwischen Franz und Alma hier zu sehr in der Erzählung einfließt. Dennoch soll doch dieser Seitensprung etwas ganz Bedeutendes für den Protagonist gewesen sein.
    Insgesamt ein interessantes Büchlein in einer sehr angenehmen Sprache.
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  • Rezension zu Eine blaßblaue Frauenschrift

    Kopiert bei Amazon:
    Leonidas, aus kleinen Verhältnissen zum Sektionschef im Wiener Unterrichtsministerium aufgestiegen - nicht zuletzt durch die Ehe mit der reichsten Erbin der Stadt -, erhält im Herbst 1936 einen Brief von Vera Wormser. Die Tochter eines jüdischen Arztes, mit der er vor 18 Jahren, bald nach seiner Heirat, den 'einzigen echten Liebesrausch im Leben' erfahren hat, bittet ihn, einem Jungen zu helfen, der im nationalsozialistischen Deutschland nicht länger das Gymnasium besuchen darf.
    Im Oktober 1936 hatte sich der österreichische Kanzler durch ein Abkommen mit den Deutschen verpflichtet, Vertreter der nationalen Opposition in die Regierung aufzunehmen. Dadurch wurde dem Nationalsozialismus und seinen Ideen, auch dem Antisemitismus, Tür und Tor geöffnet. Dies ist der historisch-politische Hintergrund des Buches.
    Leonidas wächst in ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines Dorflehrers auf. Er schlägt sich als Hauslehrer (u.a. bei der jüdischen Arzt-Familie Wormser) durch, als er einen Frack erbt. So gekleidet kann er Veranstaltungen und Bälle besuchen und kommt, weil er charmant, redegewandt und zuvorkommend ist, bald in die besseren Kreise. Amelie, Tochter schwerreicher Eltern, verliebt sich in ihn, und die beiden heiraten gegen den Widerstand von Amelies Eltern. Kurz nach der Eheschließung beginnt Leonidas in Heidelberg ein Verhältnis mit Vera Wormser. Zwar schwört er ihr ewige Treue, lässt sie aber ohne Abschiedswort sitzen. In Wien macht er Karriere, er wird Sektionschef im Ministerium für Kultus und Unterricht, er ist Mitglied der vornehmsten Gesellschaft, anerkannt, erfolgreich. Eines Tages findet er unter seiner Post einen Brief in einer "blassblauen Frauenschrift": Vera Wormser bittet ihn, sich um einen jungen jüdischen Mann zu kümmern, dem es in Deutschland verboten ist, weiterhin die Schule zu besuchen.
    Achtzehn Jahre lang konnte er die Erinnerung an sein schändliches Handeln verdrängen, nun holt die Vergangenheit ihn plötzlich ein. Abwechselnd bezichtigt Leonidas sich der Feigheit und des Betrugs und sucht gleichzeitig Gründe zu seiner Rechtfertigung. In seinem Kopf inszeniert er eine Gerichtsverhandlung, in der er gleichzeitig Angeklagter und Anwalt, aber auch Staatsanwalt und Richter ist. Immer stärker wird seine Gewissheit, dass der junge Mann, für den Vera sich einsetzt, sein Sohn ist. Aber kann er sich angesichts der politischen Situation in seiner Stellung und bei seinem gesellschaftlichen Ansehen leisten, einen jungen Juden zu protegieren?
    In einer großartigen, bis ins Kleinste ausformulierten Sprache schildert Werfel differenziert und genau die Nöte seines Protagonisten, den Selbstbetrug, das Leben hinter der Fassade des Großbürgerlichen, aber er lässt auch Raum für Mitgefühl und Verständnis. Obwohl der Autor selbst Verfolgter des Dritten Reichs war, prangert er nicht an; eher wirkt die politische Situation wie eine Kulisse, vor der sich die Geschichte abspielt.
    Ganz große deutschsprachige Erzählkunst!!!
    (Das Buch gibt es auch in der günstigen SZ-Reihe. Ich habe diese Ausgabe wegen den Covers genommen.)
    Zum Autor:
    Franz Werfel bei Wikipedia
    Marie
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Ausgaben von Eine blaßblaue Frauenschrift

Taschenbuch

Seitenzahl: 154

Hardcover

Seitenzahl: 160

E-Book

Seitenzahl: 154

Besitzer des Buches 36

Update: