Die Charité: Hoffnung und Schicksal

Buch von Ulrike Schweikert, Beate Rysopp

  • Kurzmeinung

    Buchdoktor
    Medizinhistorisch ein sehr guter Roman, wenn die kitschigen Liebesszenen nicht wären ...
  • Kurzmeinung

    elmores
    Leider in allen Punkten viel zu oberflächlich. Weniger, aber dafür mit mehr Tiefgang, wäre hier mehr gewesen.

Zusammenfassung

Serieninfos zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

Die Charité: Hoffnung und Schicksal ist der 1. Band der Charité Reihe. Diese umfasst 3 Teile und startete im Jahr 2018. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2022.

Über Ulrike Schweikert

Die deutsche Autorin Ulrike Schweikert wurde 1966 in Schwäbisch Hall geboren. Nach ihrer Banklehre arbeitete sie als Wertpapierhändlerin und studierte Geologie und Journalismus. Mehr zu Ulrike Schweikert

Bewertungen

Die Charité: Hoffnung und Schicksal wurde insgesamt 50 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Medizinhistorisch ein sehr guter Roman, wenn die kitschigen Liebesszenen nicht wären ...

    Buchdoktor

  • Leider in allen Punkten viel zu oberflächlich. Weniger, aber dafür mit mehr Tiefgang, wäre hier mehr gewesen.

    elmores

  • Tolle Story, die leider auch ein paar Hänger hat. Dennoch bin ich sehr auf die Fortsetzung gespannt.

    Chattys Buecherblog

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

    „Haben sie mich nicht erst gestern eine lästige Plage genannt, schlimmer als die Krätze?“
    Im Jahre 1831 bricht in Berlin die Cholera aus. Die Ärzte im Krankenhaus Charité versuchen alles, um die Seuche in den Griff zu bekommen. Aber die Zahl der Toten steigt von Tag zu Tag an. Genauso plötzlich, wie sie ausgebrochen ist, ist sie nach einigen Wochen vorbei. Dr. Johann Friedrich Dieffenbach und seine Kollegen haben alles versucht, aber immer noch ist nicht bestätigt, wie die Seuche sich verbreitet.
    Auch die Wärterin Elisabeth arbeitet hart im Krankenhaus. Trotz des geringen Gehalts und den vielen Stunden ist sie eine umsichtige, intelligente und warmherzige Schwester. Sie ist für diesen Beruf wie geschaffen und möchte alles wissen. Oft fragt sie bei den Ärzten nach, die nur mit dem Kopf schütteln und sagen, tun sie ihre Arbeit. Aber es gibt auch andere Ärzte, die ihr ausführlich und genau erklären, wie der Krankenverlauf ist und was getan werden muss, um den Patienten zu helfen.
    Die Stadthebamme Martha hat einen schweren Job und tut was sie kann, um Mutter und Kind den Weg in ihr Leben so leicht wie möglich zu machen. Aber auch sie stößt an ihre Grenzen. Die Cholera begleitet auch ihren Weg und dann trifft sie eine Entscheidung, die ihr ganzes bisheriges Leben über den Haufen wirft.
    Wie genau die Gräfin Ludovica von Bredow mit all diesen Vorkommnissen und Menschen in Zusammenhang zu bringen ist, werde ich jetzt nicht erzählen. Lest selbst.
    Fazit:
    Die Autorin Ulrike Schweikert schreibt hier einen historischen Roman, der mich mit nach Berlin nimmt und mein Kopfkino sofort anschaltet. Manche Krankenbeschreibungen sind schon harter Tobak und, auch wenn es damals so gewesen ist, wird mir als Leser schon viel abverlangt. Trotzdem habe ich dieses Buch in kürzester Zeit verschlungen.
    Der bildhafte Schreibstil ist leicht und absolut flüssig zu lesen. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen, weil ich einfach wissen musste, was die Medizin in dieser historischen Zeit ausmachte und wie schnell sie sich auch damals schon weiterentwickelte.
    Die Charaktere beschreibt die Autorin sehr lebendig. Mein Liebling ist hier eindeutig Dr. Johann Friedrich Dieffenbach, den wir beginnend mit dem Ausbruch der Cholera im Jahre 1831 Stück für Stück, auf seinem Weg in der „Charité“ begleiten dürfen. Auch Elisabeth, Martha und die Gräfin Ludovica mochte ich sehr gerne. Allesamt waren sehr gut ausgearbeitet, glaubwürdig und man konnte mit ihnen lachen, leiden und ihre menschliche Außergewöhnlichkeit miterleben.
    Hervorzuheben ist die gute Recherchearbeit von Ulrike Schweikert. Ich meine es wäre hilfreich gewesen, eine Namensübersicht und ein Inhaltsverzeichnis mit ins Buch einzubringen. Aber das ist Meckern auf höchstem Niveau.
    Ich vergebe hier aus voller Überzeugung 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
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  • Rezension zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

    Normalerweise lese ich selten historische Romane,aber hier hat mich der Klappentext interessiert und als unsere Bücherei das Buch dann hatte,ist es direkt mit zu uns nachhause gekommen.
    Das Buch hat mich begeistert,mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen.Ich wollte immer weiter lesen und konnte es kaum erwarten,das Buch wieder in die Hand zu nehmen.
    Allerdings hat mir phasenweise der rote Faden gefehlt-klar:mit Martha,Elisabeth und Gräfin Ludovica gab es direkt drei interessante Hauptprotagonistinnen,die sehr unterschiedlich waren und der Geschichte "Halt" gegeben haben.
    Aber einige (wenige) Kapitel wurden (für mich ) quasi aus dem Zusammenhang gerissen erzählt-das waren meistens die Kapitel, in denen es noch um Operationen ging,die sicherlich interessant waren und auch erwähnt werden mussten,dennoch haben mich diese Kapitel dann etwas ratlos hinterlassen.
    Letztendlich ist das Jammern auf hohem Niveau,denn die Geschichte hat mich extrem gut unterhalten,obwohl die Geschichte manchmal etwas oberflächlich blieb (andererseits wurde 1830 ja jetzt auch nicht unbedingt groß über Gefühle gesprochen) und Ulrike Schweikert an manchen Stellen mit ihren Formulierungen haarscharf am Kitsch vorbeigeschrammt ist
    Von mir gibt es
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  • Rezension zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

    Packend
    Die Geschichte wird aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Man folgt der Hebamme Martha Vogelsang, die im Totenhaus des Krankenhauses zu arbeiten beginnt, der Hilfsschwester Elisabeth, Prof. Dieffenbach und der an der Medizin interessierten Gräfin Ludovica. Mir waren die vier sympathisch und sie entwickelten sich stark weiter, denn durch geschickt gesetzte Zeitsprünge konnte man die Charaktere über mehrere Jahre hinweg begleiten. Auch wenn das Privatleben der Personen geschildert wird, liegt der Fokus auf dem Geschehen in der Charité.
    Durch die unterschiedlichen Aufgabenbereiche der Protagonisten lernt man das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln und in der gesamten Charité kennen. Die Krankheiten der Patienten, deren Behandlung, die hygienische Situation in der Charité und der damalige Stand der Medizin sind nachvollziehbar und unbeschönigt geschildert, so dass man ein eindringliches Bild bekommt, was es damals bedeutete, krank zu sein. Vor allem die Behandlungsmethoden der psychisch kranken Menschen waren gruselig und erschreckend.
    Fazit
    Es ist ein tolles Buch mit sympathischen Charakteren, die man gerne begleitet. Zugleich bekommt man einen sehr guten Eindruck in den damaligen Wissensstand der Medizin und in die Arbeit an der Charité. Daher vergebe ich 5 von 5 Sternen.
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  • Rezension zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

    1831: Berlin leidet unter einer Choleraepidemie, vor allem die Menschen in den ärmeren Viertel sterben wie die Fliegen und in der Charité rätseln die Ärzte über den Ansteckungsweg der Krankheit. Auch in den folgenden Jahren ist es für die Menschen, die in der Charité arbeiten, nicht immer leicht, ihren Patienten zu helfen.
    Die Charité ist wohl das bekannteste Krankenhaus Deutschlands, jeder dürfte sie zumindest dem Namen nach kennen. In der Charité wurde mehr als einmal Medizingeschichte geschrieben, auch in diesem Roman darf der Leser bei neuartigen Methoden dabei sein und den Kampf mancher Ärzte begleiten, die zunächst noch von Standesgenossen verlacht werden. In den vergangene ca. 200 Jahren hat sich die Medizin sehr gewandelt, heutzutage kann man sich kaum noch vorstellen, unter welchen Bedingungen damals, noch ohne Narkose, operiert wurde oder wie die Zustände in den Krankensälen aussahen. Krankenschwestern kannte man 1831 noch nicht, die Arbeit in den Krankensälen übernahmen sogenannte Wärter und Wärterinnen, die oft aus schlechten Verhältnissen, zum Teil aus dem Gefängnis oder von der Straße kamen, denn die Arbeit war sehr schlecht bezahlt.
    All das hat die Autorin in ihren, gut recherchierten, Roman eingearbeitet und als Leser ist man froh, so viel später geboren worden zu sein. Ihre Protagonisten hat sie gut ausgewählt, durch sie kann sie dem Leser vieles nahebringen. Da ist zum Beispiel Dr. Dieffenbach, Arzt an der Charité, aber auch Forscher und Pionier – und historische Persönlichkeit. Der Leser begleitet ihn nicht nur zu seinen Patienten und in den OP-Saal, sondern auch in sein Privatleben.
    Neben diesem männlichen Protagonisten sind es vor allem drei Frauen, die den Roman tragen. Elisabeth Bergmann tritt 1831 ihre Stelle als Wärterin in der Charité an, und zeigt, dass man den Patienten auch mit Freundlichkeit und Verständnis entgegentreten kann, sie ist aufgeweckt und wissbegierig. Die Stadthebamme Martha Vogelsang muss ein paar Entscheidungen treffen, die ihr Leben auf den Kopf stellen und auch sie an die Charité führen werden. Gräfin Ludovica von Bredow gehört zwar der gehobenen Schicht an, doch als sie schwanger wird, sind die Prognosen eher schlecht und ihr hypochondrischer Gatte hat nur sich selbst im Kopf. Etwa zehn Jahre begleitet der Leser diese und weitere Menschen, die mit der Charité verbunden sind, im Epilog sogar noch darüber hinaus.
    Mich hat der Roman von der ersten Seite an gepackt, der historische Hintergrund, nicht nur der medizinische, auch der soziale und politische, sind perfekt integriert. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, (Medizin)Historie und (zum Teil) fiktives Privatleben zu verbinden und einen sehr lesenswerten, spannenden Roman entstehen zu lassen.
    Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, dieser betrifft die Liebesgeschichte rund um Gräfin Ludovica, auf diese hätte ich sehr gut verzichten können, wirklich notwendig für die Geschichte scheint sie mir auch nicht zu sein. Im späteren Verlauf hat sie mich regelrecht sauer gemacht und Ludovica, die eigentlich eine interessante (fiktive) Figur ist, in meinen Augen immer unsympathischer werden lassen. Und wenn ich schon bei den Liebesgeschichten bin (es gibt im Roman noch eine zweite), diese waren manches Mal sehr nahe daran, übertrieben kitschig zu sein, auch durch die Wortwahl, die ich mir allerdings als in die Zeit passend erklärt habe und somit tolerieren konnte. Zum Glück nehmen die Liebesgeschichten nur einen relativ geringen Raum ein, so dass diese in den vielen interessanten Szenen untergehen und wenig ins Gewicht fallen.
    Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch ein paar Extras, hier eine Karte des Charitégeländes und ein interessantes Nachwort der Autorin.
    Insgesamt ist der Roman sehr lesenswert, vor allem, wenn einen Medizingeschichte interessiert. Von mir gibt es volle Punktzahl sowie eine Leseempfehlung.
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  • Rezension zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

    1831 Berlin. Im Stadt- und Universitätskrankenhaus Charité haben die Ärzte und auch die Krankenwärter alle Hände voll zu tun, denn in Berlin ist die Cholera ausgebrochen. Die Menschen sterben wie die Fliegen und kaum jemand überlebt die Seuche. Der Chirurg Professor Johann Friedrich Dieffenbach und seine Kollegen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Ursachen der Krankheit zu erforschen und ein Heilmittel zu entwickeln. Darunter leidet seine Ehe, doch findet er in der verheirateten Gräfin Ludovica seine Muse, die im sowohl die finanziellen Mittel für das Krankenhaus zur Verfügung stellt, als auch sein Herz höher schlagen lässt. Währenddessen muss sich die Hebamme Martha Vogelsang allein um das Überleben für sich und ihren kleinen Sohn kümmern, weil ihr Mann sie verlassen hat. Sie entscheidet sich dafür, den Dienst als Hebamme aufzugeben und im Totenhaus der Charité zu arbeiten. Ihre Freundin Elisabeth Bergmann hat ihre ganze Familie verloren und beginnt ihre Ausbildung als Krankenwärterin, wo sie den Ärzten schnell durch ihre Fürsorge für die Patienten und ihre Sorgfalt auffällt, besonders einem…
    Ulrike Schweikert hat mit ihrem Buch „Die Charité – Hoffnung und Schicksal“ einen sehr fesselnden historischen Roman vorgelegt, der den damaligen medizinischen Alltag über einen Zeitraum mehr als von 10 Jahren in dem noch heute berühmten Berliner Krankenhaus beleuchtet. Der Schreibstil ist flüssig, atmosphärisch dicht und spannend, der Leser wird regelrecht in die Seiten gesogen, um als stiller Beobachter im Berlin des 19. Jahrhunderts durch die Gänge der Charité zu wandeln und den Ärzten, Krankenwärtern und Patienten über die Schulter zu sehen. Die Handlung wird aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt und lässt den Leser so eine rundum gelungene Geschichte mitverfolgen. Die Autorin versteht es geschickt, historische Zeitgeschichte mit Fiktion dicht zu verweben und dem Leser so ein gutes Gesamtbild der damaligen Lage zu vermitteln, wo mit einfachsten medizinischen Utensilien zu Werke gegangen wurde und man eigentlich nur froh sein kann, in der heutigen Zeit die moderne medizinische Versorgung zu haben. Sehr plastisch werden Operationen, Behandlungen, Lehrveranstaltungen sowie Forschungsversuche geschildert, so dass der Leser das Gefühl hat, genau daneben zu stehen. Dabei wird einem bewusst, wie hoch die damalige Sterberate war und dass die Ärzte auch bei so vielen Misserfolgen weiterhin unermüdlich nach einer Lösung geforscht haben.
    Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Durch ihre individuellen Eigenschaften wirken sie lebhaft und authentisch. Professor Dieffenbach ist ein unermüdlicher Mann, der Kampf für seine Patienten hat oberste Priorität. Dass sein Privatleben darunter leidet, nimmt er in Kauf. Er besitzt einen wachen Geist und ist energisch, aber auch mitfühlend und offen für Neuerungen. Gräfin Ludovia ist eine freundliche Frau, die mit einem Ehemann geschlagen ist, der egoistisch und selbstbezogen ist. Maria ist eine mutige und starke Frau, die für sich und ihren Sohn ums Überleben kämpft. Elisabeth ist interessiert an allem Medizinischen, sie ist intelligent und sieht schnell, wo die Missstände liegen, um diese dann gegen den Widerstand auszumerzen. Sie hat eine eigene Meinung, die sie auch kundtut und sich den Mund nicht verbieten lässt. Auch die übrigen Protagonisten lassen die Handlung durch ihr Erscheinen lebendig und realistisch wirken, wobei man so bekannte Namen wie Heinrich Heine und Alexander von Humboldt erleben kann.
    „Die Charité – Hoffnung und Schicksal“ ist ein großartiger historischer Roman über das Leben und Wirken an dem bekannten Krankenhaus, durch dessen Forschung und Entwicklung über die vergangenen Jahrhunderte die Medizin wahre Fortschritte für die Menschheit erreicht hat. Absolute Leseempfehlung für einen Erlebnisroman erster Klasse!
    Verdiente
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Die Charité: Hoffnung und Schicksal

    Die 19-jährige Elisabeth Bergmann stammt aus einfachen Verhältnissen, möchte sich aber nicht wie ihre Schwester Maria den Launen eines trunksüchtigen Ehemannes ausliefern müssen. Lieber nimmt sie die schlecht bezahlte Stelle einer Krankenwärterin an der Berliner Charité an, um sich mit der schweren Arbeit auch ein Stück Unabhängigkeit zu sichern.
    Elisabeths Umsicht bei der Pflege der Patienten und ihr reger Verstand machen den Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach (1792 - 1847) auf die junge Wärterin aufmerksam. Er betraut sie mit zusätzlichen verantwortungsvollen Aufgaben, fördert ihre Wissbegier und ermutigt sie zum selbständigen Denken.
    Der Subchirurg Alexander Heydecker hingegen sieht sich bei seiner Arbeit vor allem mit Elisabeths Widerspruchsgeist konfrontiert, doch ist der junge Mann nicht nur von ihrer Intelligenz fasziniert.
    Doktor Dieffenbach ist nach der Scheidung von seiner ersten Gattin mit Alexanders Schwester Emilie zwar wieder glücklich verheiratet, doch gelingt es ihm nicht, die schöne und geistreiche Gräfin Ludovica von Bredow völlig aus seinen Gedanken zu verbannen. Häufig wird er an das Bett ihres hypochondrischen Ehemannes gerufen, für Ludovica ein willkommener Anlass, demjenigen nahe zu sein, der auch ihr Herz höher schlägen lässt.
    In ihrem bemerkenswerten Roman befasst sich Ulrike Schweikert mit den Anfängen der modernen Medizin, der wissenschaftlichen Erforschung von Krankheiten und ihrer operativen Behandlung.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht der (mir bisher völlig unbekannte ) Arzt Johann Dieffenbach, dem bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Chirurgie zu verdanken sind. Schielenden Patienten konnte Dieffenbach mit seinen spektakulären Operationen ebenso helfen wie solchen mit Schiefhälsen oder Klumpfüßen. Nie hätte ich vermutet, dass die Anfänge der plastischen Chirurgie bereits in den 1830-er Jahren liegen, doch dürfte es damals viele Gesichtsmissbildungen in Form von Hasenscharten und Wolfsrachen gegeben haben. Unvorstellbar, dass alle Operationen ohne Narkose stattfinden mussten, lag doch die (zufällige) Entdeckung für einen schmerzfreien chirurgischen Eingriff noch in weiter Ferne.
    Besonders gut hat mir gefallen, dass der Hörer auch viel Wissenswertes über den schwierigen Beginn der professionellen Krankenpflege erfährt. Mir war nicht bekannt, dass die Krankenwärter aus den untersten gesellschaftlichen Schichten stammten, und es überhaupt keine Ausbildung gab. Im Grunde waren sie nicht mehr als die Bewacher der Patienten, und verrichteten darüber hinaus nur niedrige Hilfsdienste. Welch unglaublichen Imagewandel dieser Berufsstand erfahren hat, ist mir erst durch diese Lektüre bewusst geworden.
    Darüber hinaus war ich auch über den damals gänzlich anderen hierarchischen Aufbau sowohl der klinischen als auch personellen Strukturierung erstaunt.
    Die hier geschilderten großartigen medizinischen Leistungen und Errungenschaften versteht Ulrike Schweikert sehr geschickt in eine fesselnde Geschichte zu verpacken. Die Charaktere haben mich samt und sonders fasziniert, allen voran Elisabeth, eine kluge und umsichtige junge Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Sie verliebt sich zwar in Alexander Heydeckers blaue Augen, doch als er die Charité verlässt, verfällt sie nicht in Melancholie oder läuft ihm gar kopflos hinterher, sondern trifft selbstbewusst ihre weiteren Entscheidungen.
    Ganz hingerissen war ich auch von Doktor Dieffenbachs (sicher weitgehend erfundenem) Privatleben, das in der zarten Romanze mit Ludovika einen durchaus glaubhaften Höhepunkt erfährt. Obwohl ihm mit Emilie ein glückliches und erfülltes Familienleben beschieden ist, fühlt er sich auch zur charmanten Gräfin hingezogen. Sie interessiert sich nicht nur für die Leiden seiner Patienten, sondern unterstützt seine Arbeit auch finanziell äußerst großzügig. Dennoch könnte es für beide mehr sein als nur eine platonische Verbindung, mehr als reine Seelenverwandtschaft. Eine Möglichkeit, die mir durchaus realistisch erscheint.
    Der Anfang des Romans stellt hinsichtlich der beschriebenen Krankheitsbilder, deren Behandlungsmethoden, aber auch im Hinblick auf die hygienischen Verhältnisse für empathische Gemüter sicher eine gewisse Herausforderung dar. Doch wer durchhält, und auch Heinrich Heines (kurze) Erwähnung von Tierversuchen überstanden hat, wird mit einer beeindruckenden Geschichte belohnt.
    Charaktervolle, glaubwürdige Protagonisten lassen den Hörer an ihrem Schicksal lebhaften Anteil nehmen. Lebendige Figuren mit den unterschiedlichsten Träumen, Ängsten und Sehnsüchten, geplagt von Zweifeln, Missgunst und Neid, aber auch fähig zu Liebe und Hilfsbereitschaft sind mir in diesem großartigen Roman entgegengetreten. Dieffenbachs operative Erfolge und Rückschläge werden ebenso packend geschildert wie das Alltags- und Gefühlsleben der Haupt- und Nebendarsteller.
    Beeindruckt von ihrer hervorragenden Recherchearbeit konnte mich die Autorin auch stilistisch vollkommen überzeugen.
    Die Vortragsweise der Sprecherin Beate Rysopp hat mir ebenfalls gut gefallen. Ihre Intonation fand ich sehr ausdrucksvoll, und ihre leicht dunkel gefärbte Stimmlage passt ganz ausgezeichnet zum Inhalt des Buches.
    Mein einziger Kritikpunkt ist daher auch nicht der Vortragenden anzulasten, sondern dürfte technische Ursachen haben. Negativ ist mir nämlich aufgefallen, dass es zwischen den einzelnen Abschnitten keine erkennbare Pause gibt. Wer bei den Übergängen unaufmerksam ist und noch einen Augenblick beim eben Gehörten verweilt, findet sich oft unvermittelt in einer ganz anderen Szenerie wieder. Häufiges Betätigen der Wiederholungstaste lässt sich deshalb kaum vermeiden.
    Dennoch habe ich mich 14 Stunden 38 Minuten bestens unterhalten, und konnte mir ganz nebenbei viel neues Wissen aneignen. Sehr interessant fand ich auch die zusätzlichen Informationen, die dem Hörer im Epilog vermittelt werden.
    Die Autorin hat den schwierigen Anfängen in der modernen Medizingeschichte, den Patienten, Ärzten, Krankenwärtern, aber auch den vielen Opfern, die der Fortschritt verlangte, mit ihrem Roman ein beeindruckendes Denkmal gesetzt, dem ich ganz viele Hörer (& Leser) wünsche.
    Für mich war diese Geschichte ganz großes Kino! Chapeau, Frau Schweikert!
    Grandiose !!
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Ausgaben von Die Charité: Hoffnung und Schicksal

Taschenbuch

Seitenzahl: 496

E-Book

Seitenzahl: 483

Hörbuch

Laufzeit: 00:14:37h

Besitzer des Buches 89

Update: