Träume Digitaler Schläfer

Buch von Anja Kümmel, Claudia Reiche, Andrea Sick

Bewertungen

Träume Digitaler Schläfer wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3 Sternen.

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Meinungen

  • wirr, unspannend, blöde Protas, habe ich bei der Hälfte abgebrochen

    Irrlicht

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Träume Digitaler Schläfer

    Verlagstext
    Sieben Jahre nach Ende des dritten Weltkriegs. Wirtschaftskonzerne regieren den ehemaligen Nordblock. Geschlechterunterschiede gibt es nicht mehr. Zumindest an der Oberfläche. Ashur und Elf leben im Untergrund. In virtuellen Räumen, in U-Bahn-Schächten, in der Kanalisation. Obwohl sie einander nicht kennen, haben sie etwas gemeinsam: Sie träumen. Von vergangenen Zeiten, von sich, von einander, in veränderter Gestalt. Ashur wird Adina wird Ana Luz. Elf wird Emrys wird Evaita. Und nichts ist mehr, wie es schien.
    Die Autorin
    Anja Kümmel wurde 1978 in Karlsruhe geboren. Sie studierte Gender Studies und Spanisch in Los Angeles, Madrid und Hamburg. Seit 2009 ist sie als freie Autorin und Journalistin tätig. Neben zahlreichen Publikationen in Literaturzeitschriften und Anthologien sowie Hörbuchbeiträgen veröffentlichte sie vier Romane: „La Danza Mortale“ (2004), „Das weiße Korsett“ (2007), „Hope’s Obsession“ (2008) und „Träume Digitaler Schläfer“ (2012). Sie erhielt den GEDOK-Literaturförderpreis 2010.
    Inhalt
    In einem dystopischen Szenario nach einem jahrzehntelangen Weltkrieg ist die Welt in ein ausbeutendes Nord- und ein unterdrücktes Südnetz geteilt. Getrennt voneinander sind ein wohlhabender Bereich und eine Slumwelt ohne Infrastruktur. Irgendwo gibt es noch ein intaktes Ökosystem, in das Urlaubsreisen möglich sind. Das männliche und weibliche Geschlecht wurden in diesem kybernetischen Kommunismus abgeschafft. Geschlecht ist zu einem veralteten Begriff auf nicht mehr genutzten Speichermedien geworden. Alle Wesen sind "Es", Fremde werden als "das Fremder" bezeichnet. Die Fortpflanzung liegt nicht mehr in der Hand der Neutren; sie findet automatisiert im Labor statt. Die Notwendigkeit durch Chromosomen-Ausstattung und äußere Geschlechtsmerkmale einem Geschlecht zuzuordnen zu sein entfällt in dieser Gesellschaft, die Zugehörigkeit zu XX oder XY muss sogar zur eigenen Sicherheit verborgen werden. Sex findet direkt im Hypothalamus statt. Interessant, dass es offenbar ein dominierendes Geschlecht gibt, von dem viele Vertreter erwünscht sind, und ein zahlenmäßig schwächeres Geschlecht, obwohl der letzte Krieg verdeutlichte, wie ein Ungleichgewicht der Geschlechter zu Aufständen führt. Fraglich ist, ob die Bewohner dieses Szenarios noch Lebewesen oder durch ihre implantierten digitalen Schnittstellen bereits zum Cyborg geworden sind. Die gesellschaftliche Entwicklung geht steil abwärts, weil ehemals vorhandene Technologien - und die sie beherrschen - den Krieg nicht überlebt haben. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass das Beherrschen der Fortpflanzungs-Technologie durch wenige Experten diesen Niedergang weiter forcieren wird.
    Als Gedanke anregend, beim Lesen jedoch sehr anstrengend, fand ich Anja Kümmels geschlechtsneutrale Figuren in der dystopischen Rahmenhandlung. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, Hinweise auf das Geschlecht einer Person zu suchen und die Figuren als weiblich oder männlich zu denken. Ashur und Elf träumen sich aus einem Leben im Untergrund in die Sicherheit einer virtuellen Welt, (die auch dem Leser Rückhalt im Vertrauten gibt,) in der die Figuren ganz selbstverständlich dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen sind, ohne dass beide selbst die Rückentwicklung in ein "Sie" im historischen Szenario wahrnehmen können. Ihre virtuelle Zeitreise führt Ashur ins Kastilien zur Zeit der Hexenverfolgung (wo "es" zu Adina und weiter zu Ana Luz wird) und Elf nach Paris während der Besetzung durch Nazideutschland (wo "es" die Rolle einer Amerikanerin einnimmt auf der Suche nach Schauplätzen vergangener Epochen).
    Fazit
    Die Verlagerung der Fortpflanzung ins Labor und das Ende der uns vertrauten Geschlechtsrollen fand ich gleichermaßen faszinierend wie anstrengend. Die Zeitreise zu Ereignissen, von denen ein Szenario unsere Eltern oder Großeltern vor 70 Jahren noch selbst erlebt haben, erzählt Anja Kümmel souverän und mit Gefühl für die jeweilige Atmosphäre. Die in Paris spielenden Passagen wirken wie ein Rückzug in vertrautes Refugium, selbst das im Krieg besetzte Paris wirkt vertrauter als die dystopische Rahmenhandlung. "Träume digitaler Schläfer" empfinde ich als mutiges Buch, dem eine Unterstützung durch einen Publikumsverlag zu wünschen ist.
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Ausgaben von Träume Digitaler Schläfer

Taschenbuch

Seitenzahl: 408

E-Book

Seitenzahl: 408

Besitzer des Buches 2

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