Der Krieg am Ende der Welt

Buch von Mario Vargas Llosa, Anneliese Botond

Bewertungen

Der Krieg am Ende der Welt wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Krieg am Ende der Welt

    Ein großartiger Roman! Mario Vargas Llosa gelingt es, eine Fülle von Figuren und Schauplätzen, verschiedene Handlungsstränge und ständig wechselnde Erzählperspektiven miteinander zu verknüpfen, ohne dass man beim Lesen die Übersicht verlöre. Die Geschichte ist erschreckend grausam und gewalttätig, aber man hat an keiner Stelle den Eindruck, der Autor zeige mehr an Brutalitäten, als unbedingt nötig wäre. Ebenso wenig führt er seine seltsamen Romangestalten als ein Panoptikum skurriler Typen vor. All diese Banditen, Mörder, Verkrüppelte, Zwerge und Schlangenmenschen, deformiert und verhärtet durch die trostlosen Existenzbedingungen im Sertão, einem bitterarmen Landstrich Brasiliens, haben ihr eigenes, trauriges Schicksal, jeder von ihnen hängt dennoch mit leidenschaftlicher Zähigkeit am Leben, getrieben von der dunklen Sehnsucht nach einem besseren, gerechteren Dasein.
    Man kann das „Entzücken der Seele“ nachempfinden, das diese benachteiligten und ausgestoßenen Menschen fühlen, als der charismatische Ratgeber unter ihnen auftaucht und ihnen einen Ausweg aus ihrem irdischen Elend verheißt. Mario Vargas Llosa lässt unter den vielen fiktiven Biographien, die er schildert, die Herkunft und Lebensumstände des historischen Antônio Conselheiro bewusst im Dunkeln, so dass er dem Leser ebenso rätselhaft und entrückt erscheint wie seinen Anhängern. Die „Gemeinschaft der Ärmsten“, darunter brutale Mörder und Vergewaltiger, lebt, von der Hoffnung auf einen gerechten Lohn im Jenseits erfüllt, in christlicher Eintracht zusammen, lässt dem Feind gegenüber aber keinerlei christliche Milde walten. Der „Antichrist“ wird nicht nur abgeschlachtet, seine Leiche wird auch noch durch das Abschneiden von Nase und Genitalien geschändet, was besonders perfide ist, da ihm dadurch jegliche Möglichkeit auf göttliche Gnade genommen wird.
    Beim Kampf um die Siedlung Canudos kommt es zum blutigen Zusammenprall ganz unterschiedlicher Weltbilder und Handlungsweisen, wobei alle Beteiligten, ob es die Aufständischen, das Militär oder die verschiedenen politischen Gruppierungen sind, Recht und Unrecht zugleich haben. Denn jede Partei beurteilt die Lage zum Teil durchaus realistisch und kann gute Argumente gegen die Gegenseite ins Feld führen, aber gleichzeitig wird ihre Einschätzung von Irrtümern, Lügen, Unwissenheit und Fanatismus getrübt. Da jeder seine - in großen Teilen fiktive - Weltsicht für die einzig richtige hält, ist eine Verständigung von Anfang an nicht möglich, es wird nicht einmal der Versuch dazu unternommen. Am Ende wird Canudos mit ihren nahezu fünfundzwanzigtausend Bewohnern auf brutale und völlig sinnlose Weise ausgelöscht.
    Sehr gekonnt hält der Roman die Balance zwischen der Schilderung der vielen einzelnen Schicksale und Episoden, die einen von Seite zu Seite fesselt, und der zugleich ständig steigenden Spannung, die mit jedem Versuch des Militärs, Canudos einzunehmen, größer wird und schließlich in der letzten entscheidenden Schlacht gipfelt. Dabei ist er von einer solchen Intensität und vor allem auch Plastizität, dass ich besonders im zweiten Teil wiederholt das Gefühl hatte, mitten im Sertão zu stehen und das Geschehen unmittelbar um mich herum zu erleben.
    Es war mein erstes Buch von Mario Vargas Llosa. Ich freue mich schon auf die anderen!
    Gruß
    mofre
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Ausgaben von Der Krieg am Ende der Welt

Taschenbuch

Seitenzahl: 736

E-Book

Seitenzahl: 688

Hardcover

Seitenzahl: 724

Der Krieg am Ende der Welt in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Krieg am Ende der Welt (Details)
  • Spanisch: La Guerra del Fin del Mundo (Details)

Besitzer des Buches 9

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