Tino Hemmann - Der unwerte Schatz

  • Habe ich was übersehen, oder steht tatsächlich noch keine Rezension über dieses Buch? Dann will ich mal den Anfang machen, da es sich um ein Buch handelt, das man gelesen haben muß.


    Inhalt:
    Hugo Hassel wird am 24. Dezember 1931 geboren als drittes Kind (und erster Junge), der aber von seinen Vater mishandelt wird. Er entwickelt schon sehr früh eine multiple Persönlichkeit: neben ihm bewohnt noch sein Zwillingsbruder Fritz seinen Körper.
    Dies bringt ihm große Probleme: den Hass seines Vaters, die Ignoranz seiner Mutter. Nur wenige Leute verstehen sein Problem und sehen in Hugo, was er wirklich ist; nämlich ein äußerst intelligenter und begabter Junge.


    Aber Hugo lebt und wächst im Nazi-Deutschland, wo das “unwerte Leben” nur hinderlich ist und Kosten verursacht und somit vernichtet werden darf. Und wo es Ärzte gibt, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, um an ein so wertvolles Gehirn zu gelangen. Mit Hilfe des Zufalls und einiger Freunde kann Hugo für einige Zeit sein Schicksal entfliehen und erlebt glückliche Momente, bevor sich sein Schicksal doch erfüllt.


    Eigene Meinung:
    Ein sehr schönes Buch über eine sehr schlimme Zeit, wo etwas als “unwert” betrachtet wird, was der größte Schatz sein müsste: Das Leben eines Kindes.

    :study::

    • Walter Moers - Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär

    Zuletzt:
    * J. Ketchum - EVIL *****
    * P.F. Hamilton - Die Dunkle Festung *****
    * A. Eschbach - Die Haartepichknüpfer *****

  • Leider kann ich der allgemeinen Begeisterung, die v.a. in der Leserunde zu beobachten war, nicht folgen.
    Ich war gleich voller Enthusiasmus mit dabei, als dieses Buch vorgeschlagen wurde, weil mich die Thematik sehr interessiert und ich eigentlich noch kein Buch darüber gelesen habe. Auch der Klappentext war sehr vielversprechend.
    Leider war ich schon nach den ersten Kapiteln sehr enttäuscht. Stil und Sprache ließen sehr zu wünschen übrig. Ich habe – auch wenn das jetzt etwas überheblich klingen mag – einen gewissen Anspruch auf Ausdrucksweise und Stil, dieser Anspruch wurde hier leider in keinster Weise befriedigt. Stellenweise kam es mir vor, als würde ich einen Schulaufsatz meines 13-jährigen Sohnes lesen. Die Begründung, es solle die kindliche Redeweise des Fritz veranschaulicht werden, lasse ich nicht gelten. Gedanken, Gefühle und Ansichten eines Kindes müssen nicht in plumpen, sprachlich schlechten und mit ständigen Wiederholungen versehenen Dialogen stattfinden.


    Natürlich macht diese Geschichte betroffen, hat man doch im Hintergrund, dass sich diese Schicksale tatsächlich zugetragen haben. Doch die Thematik heiligt meiner Meinung nach noch lange nicht die Mittel.
    Spätestens als die phantastischen, zukunftsvoraussehenden Träume überhand nahmen verlor das Buch für mich jeden Bezug zur Realität und somit schwand auch die Betroffenheit. Der Handlungsstrang des sexuellen Missbrauchs und der Erscheinung setzte für mich in dieser Beziehung das absolut überflüssige i-Tüpfelchen.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)