Flannery O'Connor: Dieu et les gallinacés

Buch von Cécilia Dutter

Bewertungen

Flannery O'Connor: Dieu et les gallinacés wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Flannery O'Connor: Dieu et les gallinacés

    Original: Französisch, 2016
    Eine literarische Biographie
    Ja, wieder ein Buch, das derzeit nur auf Französisch erhältlich ist… Doch auch wenn Ihr es nicht lesen könnt hoffe ich, dass diese Notizen Lust machen, das Werk von Flannery O'Connor zu entdecken ! Und deswegen bin ich auch etwas ausführlicher noch als sonst...
    UM WEN GEHT ES :
    Flannery O'Connor wurde 1925 in Savannah/Georgia geboren ud starb 39-jährig an der vererbten Lupuskrankheit in Baldwin/Georgia. « O’Connor beschrieb sich selbst als ein „Einzelkind mit Tauben-Zehen und einem fliehenden Kinn und einem Lass-mich-in-Ruhe-oder-ich-beiß-dich-Komplex“. Als O’Connor fünf Jahre alt war, brachte sie einem Huhn bei, rückwärts zu gehen. Dadurch lernte sie zum ersten Mal kennen, wie es ist, berühmt zu sein. Die Leute von Pathé News verwendeten ihre dressierten Hühner für den Film „Little Mary O’Connor“ und zeigten den Film im ganzen Land. Sie sagte, „Das war das Spannendste, was mir je passiert ist. Seitdem ging es nur noch bergab.“ » (Quelle und mehr : de.wikipedia.org/wiki/Flannery_O%E2%80%99Connor )
    Sie lebte lange Jahre auf dem Bauernhaus der Familie, züchtete insbesondere Pfauen. Zudem als gläubige Katholikin mit einem starken Sinn für Selbstironie und dem Fehlen jedweden Mitleids mit sich selbst war sie in mehrfacher Hinsicht ein Original. Das manchmal schwärmerische, christlich-fundamentalistische Umfeld lieferte manchen Stoff für ihre bizarren Geschichten, die einen sehr persönlichen O'Connor Stempel tragen. Doch bei aller Ironie, und eventuell gegen den Augenschein, geht es ihr meines Erachtens nicht um die reine Bloßstellung des Menschen, sondern um eine Aufdeckung, die uns zu einem aufrechten Tun und Sein einladen, und das Nachsinnen, aber auch Lachen und Betroffensein anregen.
    BEMERKUNGEN :
    Bei einer Sendung im Radio hörte ich ein Interview mit Cécilia Dutter. Hörte sich sehr interessant an ! Gerade dieses Jahr (2016) brachte sie diese « literarische Biographie » über Flannery O'Connor heraus. Da wiederum mußte ich aufhorchen, da ich diese Südstaatenschriftstellerin überaus schätze, aber auch merke, dass das Lesen ihrer Romane und Novellen mancher Erhellung bedarf und ein Austausch, eine Befruchtung guttut.
    Trotz einiger Kritikpunkte war die Lektüre dieses Buches von Dutter in vielen Punkten doch informativ und erhellend. Sehr gut arbeitet sie heraus, wie sich Leben Flannerys als gläubige Katholikin, von der Krankheit befallenen Menschen, verwurzelt in Georgien mit seinen grotesken Figuren, religiös fanatischen und hyperreligiösen, teils abergläubisch geprägten Menschen einerseits, UND das literarische Werk andererseits gegenseitig befruchten und beeinflussen. Was uns absolut phantastisch und grotesk erscheint hat manchmal tatsächlich einen handfesten Hintergrund ! Dutter arbeitet hier Parallelen heraus. Dabei gibt sie teils die Romane, manche Erzählung in ihren Worten wieder, liefert Interpretationsansätze und Querverbindungen zur Realität, zum Leben Flannerys oder des Landes.
    Einige Schwerpunkte und « Thesen » trafen mich besonders :
    - von beiden Seiten entstammt Flannery gläubigen katholischen und irischen Familien. Der Glaube, die Riten, ja auch Dogmen, teils ein wenig im « altmodischen Kleid », prägten sie von Kindheit an. Diesen Hintergrund wird sie nie in Frage stellen. Einzelkind, wird sie eine gewisse Einsamkeit kennen. Sie besuchte katholische Schulen, hatte aber sehr früh schon einen klaren, ironisch beissenden Blick auf jedwede Form von Bigoterie und Pharisäismus.
    - Flannerys scharfer, nahezu unbarmherziger Blick drückt sich auch in ihrer Gabe als Karikaturistin aus : sie zeichnete bis hin zu Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften. Dies schliesst die Fähigkeit ein, über andere, aber auch über sich selbst zu lachen. Sie hebt die Schwächen, die « Behinderungen » (bis hin zu konkret körperlichen Beeinträchtigungen) heraus, hat dabei aber das Bewusstsein, selber eine davon zu sein. Das Groteske ist allgegenw¨rtig in ihrem Werk. Wie ihre Helden benötigt sie Erlösung, Vergebung. Diese Neigung hin zu den Verrückten, zum Grotesken führt zu verständnislosen Reaktionen in Teilen der Presse als auch den «braven Seelen ». Man wirft ihr vor, wenig Erbauliches zu schreiben. Wie könne sie sich da als Gläubige outen ?
    - der Glaube, die Religion sind allgegenwärtig im Werke von O'Connor. Aber man verstünde ihren Realismus und ihren Sinn für das Groteske falsch, wenn man daraus schliessen würde, dass sie die Grundpfeiler, -züge des Glaubens an sich kritisierte und in Frage stellte. Sie steckt ihren Finger vielmehr in die phariseischen Züge, die menschliche Eitelkeit, rassistischen Verhaltensweisen, um besser herausstellen zu können, wohin der Glaube zu streben hat. Zitat « Irrealismus einer Religion ohne Gott, Absurdität einer Welt ohne Transzendenz ».
    - die erzwungene Immobilität durch ihre Krankheit (Lupus) bringt eine zunächst nicht gewollte Isolierung. Später sieht sie darin einen Alliierten : man braucht Zeit und Muße zum Schreiben. Jeden Tag sitzt sie, manchmal ohne etwas schreiben zu können, am Schreibtisch.
    - ihr Werk, so Flannery, solle auf zwei Herausforderungen eingehen : den Sinn für das Geheimnis, und den des Realismus haben. Das heisst : einerseits eine feste Verankerung in einer « anderen », übersteigenden Wirklchkeit, aber zur selben Zeit ein Hyperrealismus, eine Verwurzelung im tiefen Süden mit seinen etwas seltsamen Menschen, seien sie nun schwarz, kleine weiße Grundbesitzer, Rassisten, falsche Propheten. Und das in einem umgebenden Obskurantismus, einer gewissen Scheinheiligkeit mit Vorurteilen.
    Ich mochte weniger den etwas seltsamen Titel « Gott und die Hühnervögel ». Ja, sicher stimmt es, dass das Leidenschaften von ihr waren, doch von da ausgehend diese beiden Dinge auf die selbe Ebene zu rücken ? Auch das Titelbild der französischen Ausgabe, eine Karikatur von O'Connor, ist gewöhnungsbedürftig, selbst wenn man weiß, dass sie selber solche gezeichnet hat.
    An einigen Stellen, insbesondere der Einleitung, spricht Dutter vielleicht ein wenig zu sehr von sich selbst ? Vielleicht verständlich bei einer persönlichen Annäherung, die evident ist…
    Das Ende ist recht abrupt. Gab es keinen befriedigenden Abschluß ? Oder ist dies gerade ein Zeichen nüchterner Distanz ?
    Alles in allem aber ganz interessant.
    AUTORIN :
    Cécilia Dutter wurde 1968 in Paris geboren, wo sie auch heute noch lebt. Sie ist Schriftstellerin und Literaturkritikerin. Nach einem Rechtsstudium arbeitete sie als Studiendirektorin beim CNRS als Rechtsberaterin. Anschliessend war sie bei der Nationalbibliothek (Paris), wo sie sich um Autorenrechte kümmerte, gerade bei der Informatisierung von Büchern und Dokumenten. Im Jahre 2005 hörte sie diese bezahlten Tätigkeiten auf und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Sie veröffentlichte bislang circa 15 Werke : Romane, Erzählungen, Essays.
    Verlag: Cerf (18. März 2016)
    Sprache: Französisch
    ISBN-10: 2204103403
    ISBN-13: 978-2204103404
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Ausgaben von Flannery O'Connor: Dieu et les gallinacés

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