Bruno Preisendörfer - Als unser Deutsch erfunden wurde (Start: 02.01.2017)

  • Als stille Mitleserin sehe ich, dass Ihr gerade über das Kircheninnere nach der Reformation diskutiert. Mich wundert immer, das der Berliner Dom eine evangelische Kirche ist mit aller seiner Ornamentik. Könnt Ihr mir erklären, wie das möglich ist.

  • Mich wundert immer, das der Berliner Dom eine evangelische Kirche ist mit aller seiner Ornamentik. Könnt Ihr mir erklären, wie das möglich ist.

    ich vermute das liegt daran, dass der Berliner Dom aufgrund der Ideen der herrschenden Monarchen - hier schlussendlich Wilhelm II - ein repräsentativer Bau ist, der mehr beeindrucken sollte und direkt in Konkurrenz zu anderen großen Kirchen der Welt errichtet wurde. Schon der Vorgängerbau, der nie vollendet wurde, sollte ein Repräsentationsbau werden mit königlicher Grablege. Schlicht: man wollte angeben vor der Welt :-,


    Bitte zapf mal, das würde mich auch interessieren. Haben sie sich sicher auf einem Konzil ausgedacht :scratch:

    ich versuch mal dran zu denken - der Papa meines "Adoptivneffen" hat sich grad erst durch einen Wälzer zur Kirchengeschichte gekämpft :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ich glaube, Menschen finden immer einen Grund zu lachen und Spaß zu haben und glücklich zu sein.

    Muss unbedingt sein, sonst würden wir doch untergehen in diesem Jammertal.

    Da ging das Mittelalter aber wirklich erst "gestern" zu Ende.

    Die sind eher noch mitten drin. Haben sie nicht erst den Galileo Galilei rehabilitiert? :-? Dann hätten sie ja noch allerhand zu tun!

    Mich wundert immer, das der Berliner Dom eine evangelische Kirche ist mit aller seiner Ornamentik. Könnt Ihr mir erklären, wie das möglich ist.

    War auch mal ein katholischer Dom und ist dann umfunktioniert worden, wie so viele andere.

  • War auch mal ein katholischer Dom und ist dann umfunktioniert worden, wie so viele andere.

    nee, war er nicht - ist ein Neubau und wurde erst 1905 eingeweiht :wink: ich hab im Post obendrüber einen Link gesetzt zur Geschichte des Doms

    Toll, unser Telefonjoker für unsere MLR :thumleft:

    genau :mrgreen:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Oder gibt's mehrere Berliner Dome? Oder war das ein Vorläufer?

    nein es gibt nur den einen, aber er wurde immer wieder neu gebaut - Du musst weiter unten in dem Artikel weiterlesen, da steht geschrieben:

    Zitat von Wikipedia

    Nach der Reichsgründung erneuerte sich der Ruf nach einem repräsentativen Gotteshaus, das sich mit den großen Kirchen der Welt messen konnte. 1885 legte der Architekt Julius Raschdorff, Professor an der Technischen Hochschule Charlottenburg, Pläne für einen Neubau vor. Aber erst Wilhelm II.veranlasste in seiner Eigenschaft als König und Summus Episcopus in Preußen den Abriss des Schinkel-Doms und den Bau eines neuen Doms nach Raschdorffs Plänen, die von einer eklektizistischen Anverwandlung von Bauformen der italienischen Hochrenaissance und des Barock geprägt waren.


    Die Grundsteinlegung dieses Baus erfolgte am 17. Juni 1894, mit der Zielstellung, das Bauwerk im Jahr 1900 einweihen zu können. Bauverzögerungen führten jedoch dazu, dass dies erst am 27. Februar 1905 erfolgen konnte. Die Bauplanung und spätere Bauausführung lagen in den Händen von Julius Raschdorff (seit dem 2. Juli 1892 Dombaumeister) sowie seinem Sohn Otto, wobei Wilhelm II. während der gesamten Bauzeit Einfluss auf die Gestaltung des Domes ausübte. Insbesondere nahm Anton von Werner die Ausmalung des Innenraums der Predigtkirche nach den persönlichen Wünschen Wilhelms II. vor. Erster Bauführer war zwischen 1894 und 1896 Raschdorffs Mitarbeiter Moritz Korn.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Den Abriss hätten sie sich aber sparen können, wenn sie ihn erst im Barockstil wieder erbaut haben.

    Könige, du weißt schon :roll: mussten es ja nicht aus eigener Tasche bezahlen :-#

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Könige, du weißt schon mussten es ja nicht aus eigener Tasche bezahlen

    Ja, so denken nur die braven Steuerzahler und Häuslbauer (in meinem Fall Häusl-Erhalter).
    War der Wilhelm II. ein Protestant? :uups: Ich weiß es wirklich nicht.

  • Ja, so denken nur die braven Steuerzahler und Häuslbauer (in meinem Fall Häusl-Erhalter).War der Wilhelm II. ein Protestant? :uups: Ich weiß es wirklich nicht.

    da die Mark Brandenburg protestantisch wurde und es dabei blieb, waren die Preußischen Könige auch Protestanten. Hier ein Zitat dazu


    Zitat von Wikipedia

    Wie im Hochadel üblich, traten seine Eltern als unmittelbare Erzieher ganz hinter seinem calvinistischen Lehrer Georg Ernst Hinzpeter zurück.

    Link




    so, jetzt muss ich aber in die Federn - schlaf gut :sleep:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ist wieder spät bei mir geworden, habe hier nur ein bisschen auf gelesen und finde es sehr interessant, was hier los ist.
    Das zitieren klappt am Tablet schlecht. Es wurde befragt, warum einige evangelische Kirchen nach Heiligen benannt sind. Meines Wissens entweder, weil sie schon vor der Reformation da waren und ihr Name nicht geändert wurde. Oder die Kirchen wurden nach biblischen Personen benannt, z.B Lukas, Markus.


    Heilige als Mittler und Fürsprecher braucht man in der Ev Kirche nicht. Trotzdem kann man sie feiern oder als Vorbild ansehen, z.B. St Martin oder Nikolaus. (sie waren halt Christen, die etwas Gutes getan haben)
    Im Glaubensbekenntnis sprechen wir von der "Gemeinschaft der Heiligen". Damit sind alle Getauften gemeint, keine heilig Gesprochenen, also du und ich O:-)


    Grüße von missmarple, die jetzt ins Bett und Morgen früh raus muss :sleep:

  • Danke für Eure Antworten @Squirrel und @Sylli


    @Sylli Berlin hat mehrere Dome (3 an der Zahl), protestantisch sind sie alle. Der Berliner Dom an der Spree, gegenüber vom Lustgarten, ist nur der größte und bunteste. Am Gendarmenmarkt liegen der Deutsche und der Französische Dom und deren Innendeko ist züchtig kahl.
    Die katholische Hauptkirche in Berlin ist die Sankt-Hedwigs-Kathedrale mit einer sehr ruhigen, kargen Innenausstattung. Vielleicht sollte ich 'noch' schreiben, denn die Zeitungen fangen an zu munkeln von teuren Investitionen im Rahmen des momentanen Umbaus :-,

  • Heute habe ich noch frei, deshalb stelle ich das nächste Kapitel schon mal ein (morgen und übermorgen muss ich wieder arbeiten :( und nächste Woche auch 3 Tage, da werde ich erst abends zum Schreiben kommen): :cry:


    In diesem Kapitel erfahren wir, was alles in den gutbürgerlichen Haushalt, in die Wohnstube, in Küche, Speisekammer und Keller, in die Badestube und die Schlafkammer gehörte. Abermals wird die Bedeutung des Bettes, seines Aufbaus und seiner Ausstattung hervorgehoben wird, die schon fast wie eine Wissenschaft anmutet. Vom „Faulbettlein“ hatte ich noch nie gehört, wohl eine Art Vorläufer des Sofas, das als Ruheplatz für tagsüber diente (z. B. in Gelehrtenstuben).
    Dem Zeitreisenden muten manche Gebrauchsgegenstände des Alltags doch recht umständlich an, und es dürfte wahrscheinlich ein recht hoher Aufwand gewesen sein, einen großen Haushalt zu führen.
    Aus der Dichtung der Meister Hans Folz und Hans Sachs (zwischen denen zwei Generationen liegen) geht hervor, dass sich das Hausinventar in jener Zeit nicht wesentlich änderte. Auch die Art, wie Alltagsdinge beschaffen waren und benutzt wurden, blieb trotz des technischen und handwerklichen Fortschritts über Jahrzehnte gleich.
    Luther war zu einem der wohlhabendsten Bürger Wittenbergs geworden, und daran hatte seine Katharina keinen geringen Anteil. Ihm dürfte das Geld eher zwischen den Fingern zerronnen sein, während seine Ehefrau sehr umtriebig und geschäftstüchtig war (dennoch waren Frauen trotz aller Tüchtigkeit nicht geschäftsfähig, und Luther musste für die von ihr eingefädelten Grundstückskäufe die Verträge unterschreiben). Entsprechend fällt auch sein Lob über die Hausfrau aus, ohne die alles zusammenstürzen würde, letztlich sogar Gemeinden und Staaten. Katharina kümmerte sich ja nicht nur um die eigenen Kinder, sondern auch um aufgenommene Verwandte und um die einwohnenden Studenten. In einem frühneuzeitlichen Haushalt, in dem alles manuell gemacht werden musste, gab es sicher genug zu tun. Ob wir Zeitreisenden uns dort wohlgefühlt hätten, ist eine andere Frage.
    Im Gegenzug für die Bemühungen seiner Katharina um das Hauswesen hat er ihrer religiösen Bildung auf die Sprünge geholfen, und ihr eine beträchtliche Summe versprochen, wenn sie die ganze, von ihm übersetzte Bibel bis Ostern 1536 lesen würde. Diesen Tauschhandel fand ich sehr nett; er wird sie schon gekannt haben, seine Hausfrau.
    Der Luthersche Haushalt dürfte also ganz gut funktioniert haben, doch war der Reformator auch der Ansicht, dass die Frau für das Heim geschaffen sei, der Mann aber für das öffentliche Leben.
    Ganz anders sah es sicher in der Bauernkate aus, wo schon das Zerbrechen eines Kruges einer Katastrophe gleichkam, war doch auch meist kein Bargeld im Hause, um kaputte Stücke zu ersetzen.
    Für das Lesen der Verse des Meistersingers Hans Folz habe ich übrigens länger gebraucht als für das ganze übrige, wenn auch recht kurze Kapitel.

  • Ich finde die Ruhe dort immer sehr entspannend. In Wiesbaden z.B. steht die Bonifatiuskirche genau zwischen zwei Hauptdurchgangsstraßen der Innenstadt, aber wenn man die Tür aufstößt und eintritt, dann ist es innen einfach nur still

    Das klingt wunderbar!

    Ist es für mich auch, aber wahrscheinlich hat jeder sich eingeredet "meine ist echt, die andren haben die Fakes"

    :totlach: Genau!



    ich dachte da eher an Kirchen wie die Ludgeri-Kirche in Norden und ich hab dort oben noch kahlere gesehen

    Wobei die doch sehr schön ausschaut! Jedenfalls gefallen mir die Bilder :uups:


    Die sind eher noch mitten drin. Haben sie nicht erst den Galileo Galilei rehabilitiert? Dann hätten sie ja noch allerhand zu tun!

    Oh ja! Es wäre z.B. einfach schön, wenn es endlich Änderungen zur Lage von Geschiedenen in der katholischen Kirche gäbe. (Nur kurz für diejenigen, die es nicht wissen: Ist man geschieden in der katholischen Kirche, dann darf man -zumindest offiziell- an keinem Sakrament mehr teilnehmen, zB. Abendmahl.)

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  • wenn es endlich Änderungen zur Lage von Geschiedenen in der katholischen Kirche gäbe

    Zur Abschaffung des Limbus haben sie ja auch bis 2007 gebraucht, und das waren unschuldige Neugeborene. Könnten wir uns ja nach Adam Ries jetzt ausrechnen, wie lange sie für die Geschiedenen brauchen. So 300 - 400 Jahre, schätze ich mal. :-k

  • In diesem Kapitel erfahren wir, was alles in den gutbürgerlichen Haushalt, in die Wohnstube, in Küche, Speisekammer und Keller, in die Badestube und die Schlafkammer gehörte.

    Das Kapitel fand ich deshalb wieder richtig interessant. Eine wirkliche Vorstellung was da alles in einem Haushalt gehört, hatte ich vorher nicht.

    Abermals wird die Bedeutung des Bettes, seines Aufbaus und seiner Ausstattung hervorgehoben wird, die schon fast wie eine Wissenschaft anmutet. Vom „Faulbettlein“ hatte ich noch nie gehört, wohl eine Art Vorläufer des Sofas, das als Ruheplatz für tagsüber diente (z. B. in Gelehrtenstuben).

    Ich hatte mich schon in deinem der vorigen Kapitel gefragt, wie ich mir so ein Faulbettlein vorstellen müsste, aber da wurde ja auf dieses Kapitel hingewiesen. Gemütlich klingt das jedenfalls alles nicht wirklich. Interessant auch wieviele Kissen für unterschiedliche Zwecke es gab.

    Dem Zeitreisenden muten manche Gebrauchsgegenstände des Alltags doch recht umständlich an, und es dürfte wahrscheinlich ein recht hoher Aufwand gewesen sein, einen großen Haushalt zu führen.

    Katharina (und jede andere Frau die einen derartigen Haushalt geführt hatte) hat da meinen vollsten Respekt! Sie muss überhaupt eine sehr rührige Person gewesen sein. Luther hat ihr recht viel zu verdanken. Wie ich schon einmal erwähnt hatte, wollte er ja kein Geld für seine Schriften annehmen. Dafür ließ er dann ja seiner Frau alles machen was sie wollte, Zimmer an Studenten vermieten, Bier brauen usw.. Im Grunde doch eine recht fortschrittliche Denkweise für dieses Zeitalter, oder? Und mit Sicherheit eher Ausnahme wie Regel.

    Luther war zu einem der wohlhabendsten Bürger Wittenbergs geworden, und daran hatte seine Katharina keinen geringen Anteil.

    Oh ja!

    Entsprechend fällt auch sein Lob über die Hausfrau aus, ohne die alles zusammenstürzen würde, letztlich sogar Gemeinden und Staaten.

    Hätte er da mal was anderes gesagt :lol: Weil ich das Zitat so schön finde: "Die Welt kann also ohne Frauen nicht bestehen, sogar wenn die Männer die Kinder selbst auf die Welt bringen können." (S. 253)

    Diesen Tauschhandel fand ich sehr nett; er wird sie schon gekannt haben, seine Hausfrau.

    Ich fand das auch niedlich :loool: Immerhhin ihren Garten bekam sie.

    Der Luthersche Haushalt dürfte also ganz gut funktioniert haben, doch war der Reformator auch der Ansicht, dass die Frau für das Heim geschaffen sei, der Mann aber für das öffentliche Leben.

    Und da endete auch seine fortschrittliche Denkweise. Leider nicht nur bei ihm und auf diese Zeit beschränkt.

    Ganz anders sah es sicher in der Bauernkate aus, wo schon das Zerbrechen eines Kruges einer Katastrophe gleichkam, war doch auch meist kein Bargeld im Hause, um kaputte Stücke zu ersetzen.

    Ja, das mag ich mir gar nicht vorstellen.

    Für das Lesen der Verse des Meistersingers Hans Folz habe ich übrigens länger gebraucht als für das ganze übrige, wenn auch recht kurze Kapitel.

    Ich auch, das war ziemlich mühselig gewesen. Ich lese solche Teile immer ganz gerne halblaut vor mich hin. Ich bilde mir jedenfalls ein, dass ich es dann besser verstehen könnte.

    morgen und übermorgen muss ich wieder arbeiten und nächste Woche auch 3 Tage, da werde ich erst abends zum Schreiben kommen)

    Oh je, der 18. kam früher wie gedacht :friends: Aber wenigstens musst du nicht fünf Tage lang ran. (Falls das ein Trost ist 8-[ )


    Eine Frage habe ich noch in die Runde. Was kann ich mir unter einer Wasserkugel vorstellen? Das wird oben auf Seite 255 erwähnt.

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  • Zur Abschaffung des Limbus haben sie ja auch bis 2007 gebraucht, und das waren unschuldige Neugeborene. Könnten wir uns ja nach Adam Ries jetzt ausrechnen, wie lange sie für die Geschiedenen brauchen. So 300 - 400 Jahre, schätze ich mal.

    :totlach: Vermutlich :lol:
    Aber ich gebe die Hoffnung -so in Hinblick auf die letzten Päpste und in Richtung des aktuellen Papstes nicht auf- dass es vielleicht 30 oder 40 Jahre sein könnte O:-)

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