Cormac McCarthy - Kein Land für alte Männer / No Country for Old Men

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    Manche Bücher sollte man auch dann unbedingt lesen, wenn gerade erst ihre Verfilmung im Kino lief. "Kein Land für alte Männer" zum Beispiel entmystifiziert den Erfolg der Brüder Coen, und das in zweierlei Hinsicht: Die in ihrer Knappheit so grandiosen Dialoge aus dem Film stammen nahezu original von Cormac McCarthy, und die Detailgenauigkeit des schon fast naturalistisch schreibenden US-Autors prägt den Film so sehr, dass man den Roman fast als Drehbuch bezeichnen könnte. Einen wichtigen Unterschied aber gibt es: McCarthys Roman lässt Sheriff Bell viel mehr Raum, als dies ein Film je tun könnte. Bell, der am Ende dieses blutigen Thrillers den Dienst quittiert, weil er den Menschen in Sanderson keine Sicherheit mehr garantieren kann, ist ein desillusionierter alter Mann. McCarthy stellt dem penibel genau geschilderten Gemetzel der Drogenmafia Bells so schlichte wie tiefgründige Nachdenklichkeit entgegen, die aus dem Thriller erst einen gesellschaftskritischen Roman macht. (jw)


    Inhalt:
    Hobbyjäger Llewelyn Moss findet bei einem morgendlichen Ausflug in die texanische Wüste drei zerschossene Geländewagen. Drinnen sitzen Tote, aus einer aufgeschnittenen Tüte rieselt Heroin. Ein Stück weiter, am Ende einer Blutspur, noch eine Leiche, die einen Koffer mit 2,4 Millionen Dollar darin umklammert.
    Einer schlechten Eingebung folgend, nimmt Moss den Koffer mit und macht prompt den Fehler, in der Nacht zurückzukehren, um seine Spuren zu verwischen.
    Da warten bereits mit MPs bewaffnete Gangster auf ihn. Zwar kann er entkkommen, doch nun jagt eine ganze Bande von Killern den Jäger, namentlich ein Psychopath namens Chigurh - ein Mann mit ethischen Prinzipien:
    Er tötet, selbst wenn die Gründe sich erledigt haben. Seine Lieblingswaffe ist ein Bolzenschussgerät.
    Berichtet wird all dies vom entgeisterten Provinzsheriff Bell, ebenfalls ein prinzipienfester Mann, der mit dem modernen Verbrechen nicht mehr zurechtkommt, ja nicht einmal mehr weiß, was gut, was böse ist....


    Der Autor:
    Cormac McCarthy wurde 1933 in Rhode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee, auf. Für seine Bücher wurde er unter anderem mit den William Faulkner Award, dem American Academy Award und demNational Book, Critics Circle Award ausgezeichnet.
    Für "Die Straße" erhielt er 2007 den Pulitzerpreis.
    McCarthy lebt in El Paso, Texas.


    Meine Meinung:
    Ein mitreissender literarischer Thriller, den ich kaum aus der Hand nehmen konnte.
    Er ist düster, pessimistisch. Die Helden benehmen sich genauso, wie man es von Western-Helden erwartet: sie sind bewaffnet, spucken aus, reiten oder fahren Off-Road-Fahrzeuge und steigen in Motels ab. Ausserdem sind sie wortkarg.
    Das Schicksal ist unausweichlich und der Killer verkörpert den Untergang,dem der Mensch geweiht ist.
    Die Sprache ist knapp und detailliert. Dass das Buch verfilmt wurde, ist durchaus verständlich.
    Jedenfalls will ich jetzt noch mehr von McCarthys Büchern lesen.
    Mittlerweile habe ich von dem Autoren jetzt "Die Straße" gelesen, gerade lese ich "Verlorene" und die "BorderTrilogie" ist auf dem SUB

  • Ich entstaube mal den Thread, um auf dieses wahnsinnig gute Buch aufmerksam zu machen. 2005 erschienen, wurde der Roman praktisch sofort verfilmt, und dieser mit vier Oscars ausgezeichnet. Den Film hatte ich vor ein paar Jahren bereits gesehen, und mir überlegt, ob ich das Buch dann überhaupt noch lesen soll. Denn McCarthys Bücher lesen sich bereits wie Drehbücher: knappe Dialoge, detaillierte Beschreibungen zu Bewegungsabläufen, die man schon fast Regieanweisungen nennen könnte, und schöne Landschaftsbilder werden heraufbeschworen. Und natürlich hatte ich Javier Bardem als Killer Chigurh und Tommy Lee Jones als Sheriff Bell vor Augen, aber die Lektüre lohnt sich dennoch. Auch ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Und als Kontrast zu den spannenden und zumeist blutigen Szenen, gefielen mir die kursiv gehaltenen Gedanken des alternden Sheriffs sehr gut, die am Anfang eines jeden Kapitels stehen.
    Der Reiz des Buches ist für mich nicht etwa der Drogenkrieg, die Verfolgungsjagden und die Frage, ob Moss mit dem Geld entkommen kann, sondern die Erschütterung, die Resignation des Sheriffs angesichts der Brutalität. Er fühlt sich zu alt, versteht die Welt nicht mehr, vergleicht mit vergangenen Zeiten, weiss aber auch, dass früher auch nicht alles besser war. Seine melancholischen Monologe vermeiden, dass der Roman ein reiner, gut unterhaltender Actionthriller ist, sondern unterstreichen die düstere, beklemmende Stimmung und schafft dadurch eine zusätzliche Ebene in den Roman.


    Das amerikanische Original heisst übrigens «No country for old men»

  • Cormac McCarthy - Kein Land für alte Männer


    Dieses Buch handelt von der Geschichte dreier Männer: Lewellyn Moss, der am blutigen Schauplatz eines fehlgeschlagenen Drogendeals einen Koffer voll Geld findet und diesen an sich nimmt, der mit einem Bolzenschussgerät mordende Anton Chigurh, der diesen Koffer mit allen Mitteln zurückholen will, und Sheriff Ed Tom Bell, der versucht, die daraus resultierende Spur der Vernichtung zu verfolgen, die sein sonst sehr beschauliches County heimsucht.


    Kurz gesagt: Dieses Buch ist einzigartig. Es ist nahezu völlig aus der Außensicht geschrieben - bis auf die gedanklichen Ausführungen des Sheriffs, die jedes Kapitel einleiten, wird die gesamte Handlung aus Sicht eines Beobachters wiedergegeben - man erfährt keinerlei Gedankengänge der Charaktere, sondern erlebt lediglich ihre Handlungen. Die Dialoge sind aneinandergereiht ohne jegliche Anführungszeichen, wer genau spricht, wird im besten Fall am Anfang eines Gesprächs kurz erwähnt, danach muss man beim Lesen der Dialoge stets selbst den Wechsel der sprechenden Person im Auge behalten.

    Die gesamte Geschichte fühlt sich an wie ein Drehbuch, als ob man einen Film liest - und das macht das Buch für mich sehr spannend, da es durch die o.g. Eigenheiten quasi keine Längen gibt. Das und die spannende Handlung sorgt dafür, dass man das Buch kaum weglegen kann.


    Das Ende des Buches hat mich dagegen leider etwas enttäuscht - ich empfand es leider als äußerst antiklimatisch, auch ist es nicht unbedingt das Ende, das man sich vielleicht gewünscht hätte.

    Das passt aber zu der sich durch die Gedankengänge des Sheriffs Bell ziehende Thematik, dass die Gesellschaft an sich zunehmende Verrohung und Verfall erleidet.


    Als Fazit gebe ich 4/5 Sterne - Punktabzug gibt es wegen des Endes.

    Aragorn: "Ihr habt schon gefrühstückt."

    Pippin: "Wir hatten das erste, ja. Aber was ist mit dem zweiten Frühstück?"

    Merry: "Ich glaube nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt."

    Pippin: "Und der Elf-Uhr-Imbiss? Mittagessen? Vier-Uhr-Tee? Abendessen, Nachtmahl? Das kennt er doch wohl, oder?"

    Merry: "Ich würde mich nicht darauf verlassen."

    Aus: "Der Herr der Ringe: Die Gefährten"