Beiträge von Klaus V.

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    Wie konnte sich Anders Breivik, der im wohlhabenden Westen aufwuchs, zu einem perfiden Terroristen entwickeln? Åsne Seierstads ausgezeichnetes Buch ist gleichzeitig psychologische Studie und literarisches True Crime, gleichzeitig Würdigung der Opfer und eine messerscharfe Analyse einer Tat, die sich jederzeit und überall wiederholen könnte." - So schreibt Amazon.


    Zuerst: Das Buch liest sich sehr gut und flüssig. Es ist sehr gut recherchiert und geht hervorragend mit Quellen um. Es ist spannend und unterhaltsam.


    Trotzdem ist es für mich kein gutes Buch. Da stört zu viel. Da ist zum Einen die Geschichte des Kindes Anders. Schon nach wenigen Seiten wird klar, aus dem Jungen wird nichts. Das ist platt und viel zu sehr auf das Ende fokussiert. Man kann auch Außenseiter sein und spielsüchtig und nicht zum Massenmörder werden. Da hat sich Frau Seierstad selber in die Falle gelockt und den Fall vom Ende her betrachtet. In diesem Zusammenhang war es für mich auch störend, dass fast nur auf negative Seiten der Kindheit geschaut wurde, obwohl mir schien, dass es sehr wohl auch andere Seiten gegeben haben muss.


    Dann beschäftigt sich ein großer Teil des Buches (für mein Gefühl fast ein Drittel) mit anderen Personen, späteren Opfern, die als hoffnungsvolle und liebevolle Menschen vorgestellt werden. Ich meine, dass dies aber zum Verständnis der Person Breiviks überhaupt nichts hinzufügt. Hier wird eine emotionale Ebene zu den Opfern aufgebaut, die ich als unangemessen empfinde. Man soll halt mit den Opfern ganz besonders mitfühlen. Für mich ein Verkaufstrick und nicht mehr. Irgendwann fing ich an, diese Kapitel nur noch diagonal zu lesen.


    Sehr oft wird erwähnt, was die Hauptperson dachte. Auch wenn die Autorin dafür eine (dünne) Erklärung abgibt meine ich, dass sie das einfach nicht wissen kann und es nicht in eine seriöse Biografie gehört.


    Es gibt eine Episode, in der Breivik ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, die bleibt aber sehr blass obwohl gerade hier Überraschendes hätte zu Tage treten können; wie hat er die KOntakte geknüpft z.B.

    Mir fehlten auch Erklärungen, warum immer wieder Freunde erwähnt wurden, während er andererseits als jemand beschrieben wurde, der meist gemieden wurde.


    All das bewirkte für mich, dass ich das Buch so empfand, dass die Autorin zu einem großen Teil Vorurteile verstärken wollte und den Erwartungen der Leser einfach zu sehr entgegen gekommen ist. Ich hatte nach der Lektüre kaum das Gefühl, mehr über die Person und das Werden dieses Menschen erfahren zu haben. Das Verhalten habe ich nicht besser verstanden. - Und das ist ein sehr schwerwiegendes Argument bei einem solchen Buch.


    Gefallen hat mir die Beschreibung der Gerichtsverhandlung und die Umstände dazu. Hierbei habe ich viel Neues erfahren und bekam eine viel genauere Vorstellung. Auch tauchten hier endlich wirkliche Fragen an das Selbstverstandnis des Massenmörders auf.


    Trotz des versöhnlichen Schlusses überwiegt bei mir aber doch der Ärger über das Buch, das mit 26 Euro auch recht teuer ist.

    Vorab: Rheingold fand ich sehr gut. Und das war auch der Grund, den Fluch zu lesen, nachdem ich Gilgamesch doch recht zäh empfunden hatte. Die Hagen-Geschichte liegt für mich qualitativ dazwischen. Der epische Bogen von Rheingold ist nicht da, die Geschichte, die erzählt wird, ist einfach kleiner. Das fehlt mir. Die Personen allerdings sind sehr gut herausgearbeitet, wohl sogar besser als bei Rheingold. Mir fehlten die Götter! (Das war für mich der Höhepunkt beim Rheingold, wie er es schaffte, die Götterwelt der Germanen erfahrbar zu machen.) Wenn die Magie in den Vordergrund trat, dann war das auch hier sehr bildstark. Aber der Schauplatz Hunnenlager gab für mich einfach nicht genug her für die Seitenanzahl. Auch fand ich die Liebesgeschichte ein wenig breitgetreten und stellenweise sogar kitschig.

    Grundy ist offensichtlich jemand, der es fertigbringt, die alte Welt wieder aufleben zu lassen und das ist nicht wenig. In diesem Buch aber gab die Geschichte nicht wirklich genug her, was das Lesevergnügen schmälerte. Ein recht gutes Buch....

    Ich komme mit dieser Regel offensichtlich nicht klar. Das was Amazon da schreibt, trifft für mich überhaupt nicht zu.

    Ich hatte in das "TAG"-Feld geschrieben, was für mich der Inhalt des Buches ist. Taucht aber nicht auf.

    Die Amazon-zusammenfassungen sind doch oft nur billige Reklame. Vielleicht können wir uns ja mal ohne Öffentlichkeit austauschen und du erklärst mir genau, wie ich es machen soll.

    Es ist nämlich kein böser Wille dabei.

    Untertitel: Ein lichtbildgestützter Vortrag über die seltsamen Sitten der Nachkriegszeit.


    Ich habe das ja noch nie verstanden. Da kommt ein Russe als erwachsener Mensch nach Deutschland und ist in kurzer Zeit in der Lage, Bücher auf Deutsch zu schreiben und das mit einer stilistischen Brillanz, dass es einem die Schuhe auszieht. Ich habe ihn immer gern gelesen, vor allem wegen seines wirklich witzigen lakonischen Stils und der fatalistischen Lebensauffassung. Russendisko halte ich für ein Meisterstück des kunstvollen Parlierens. Er spielt für mcih in einer Klasse mit z.B. Max Goldt.

    Dies nun ein Buch, das er zusammen mit Helmut Höge gemacht hat. Dieser fügte Bilder aus seiner Diasammlung bei, die in ihrer Gesamtheit schon eine gewisse Komik atmen. Aber Martin Gottschild kann das besser.

    Aber die Hauptsache sind natürlich die Geschichten Kaminers. Und die sind mir hier einfach zu lakonisch. Der Gestus, der Ton ist gewohnt gut und humorvoll, aber die Stories sind nicht abgerundet, hören zu plötzlich auf, lassen zuwenig Kopfkino entstehten und schaffen es meist nicht, die Figuren liebenswert zu modellieren - was er ja eigentlich gut kann.

    Insofern ist es ein kurzweiliges Buch, aber dann legt man es weg und das wars. Für einen Kaminer war mir das zu wenig.

    Kann man noch mehr zu diesem Buch sagen. Es fällt schwer. ABer ich will!

    Stiller und Gantenbein, das sind auch so Gestalten, die durch Erzählen entstehen. "Narrativer Ansatz" heißt so etwas in der Psychothearpie. Das heißt, wir haben nicht ein Leben, sondern viele Möglichkeiten, unser Leben (auch uns selber) zu erzählen. Das Ergebnis ist jedesmal ein anderes. Von da aus gesehen, treibt Frisch es hier auf die Spitze: er erzählt sich durch die Linse der Reise nach Montauk. Das Bild ist das eines Kaleidoskopes, aber es ergibt trotzdem ein schlüssiges Ganzes. Dass das bei einem Collagenstil so harmonisch gelingt, zeigt Frischs erzählerisches Talent. Es wirkt alles sehr nah, sehr konkret und berührend. Ja, es entsteht sogar eine gewisse Spannung. Selbst das "name-dropping" hat mir gut gefallen als Auflockerung.

    Ich bin nicht der Meinung von Reich-Ranitzky, dass man dieses Buch gelesen haben muss, aber es schadet auch nichts. Wenn man aber sonst nichts von Frisch kennt, ist es, glaube ich, belanglos.


    SiriNYC: Das Pferd aufrollen finde ich echt süß, aufzäumen kann jeder! :wink:

    Ich kenne leider gar kein Kabarett von ihm, nur so kleine Schnipsel im Radio. Das fand ich manchmal ganz amüsant. Aber ich hatte auch schon mal "Ein Jahr in der Eifel" angefangen und nach 30 Seiten oder so wieder weggelegt.

    Für mich ist das Thema damit wohl erledigt.

    Schade.

    Untertitel:" der aggressive Witz von und über Amerikas Minderheiten" Und damit ist der Inhalt wiedergegeben. Es ist eine Sammlung solcher Witze inclusive der Erklärungen, wo sie herkommen, warum sie so erzählt werden. Ein Buch voller Witze, kein Witzbuch. Ein soziologisches Buch, das mit Witzen arbeitet, so kann man es wohl sagen.


    Man weiß manchmal wirklich nicht, was man davon halten soll, es gibt lustige Witze darunter, aber meistens ist es eher zum Kopfschütteln. Aber recht lehrreich ist es schon, denn hier zeigen sich sehr deutlich die Ressentiments gegen die Minderheiten. Das lässt mitunter tief blicken und ist allemal lesenswert. Die Erklärungen zu den verschiedenen Minderheiten sind bestimmt nicht auf dem neuesten Stand (Das Buch entstand zur Nixon-Zeit), aber bestimmt nicht so ganz von der heutigen Wirklich weg. - Ein überraschender Einblick in rassistisches Denken. Ich fand es wirklich ein sehr interessantes Herangehen an diese Problematik, vielsagender als manche andere Untersuchung. Der Titel trifft ins Schwarze. Am leichtesten tat ich mich bei den Witzen über die Deutschamerikaner, da brauchte ich mir am wenigsten Sorgen machen, zynisch über Minderheiten zu lachen.


    Ein sehr seltsames Buch!

    "Noch haben die Wirren des Dreißigjährigen Krieges die Einsamkeit der Moorlandschaft im hohen Venn nicht erreicht. Im Kloster Richwinstein geht das Leben seinen Gang wie seit Jahrhunderten. Oder doch nicht? Plötzlich hallt ein markerschütternder Schrei über das nächtliche Moor. Peter L'allemagne, der Wirt einer einsamen Gastwirtschaft, und sein jüdischer Freund Moyses kommen zu spät. Sie sehen nur noch eine Hand, die im Moor versinkt. Sie versuchen, hinter das Geheinmis dieser furchtbaren Entdeckung zu kommen, und bemerken erstaunt, daß sie in die große Politik der damaligen Zeit verwickelt werden. Denn schon bald darauf finden sich fremde Soldaten in dem einsam gelegenen Kloster ein, mit ihnen eine geheimnisvolle Kutsche. Die seltsam-liebenswerten Bewohner dieser Abgeschiedenheit werden unsanft daran erinnert, daß rings um sie ein großer Krieg tobt. Mit der Ruhe ist es auf dem Venn zunächst vorbei. Es wird noch mehr Tote geben und die erschütternde Wahrheit." (Quelle: Amazon)


    Hubert vom Venn ist Eifelprominenz und vor allem als Kabarettist bekannt. Hier versucht er sich an einem historischen Roman, der mit liebevollem Lokalkolorit punktet. Wer die Eifel in NRW kennt, der hat immer wieder schöne Aha-Erlebnisse. Dazu muss er sich allerdings durch eine Handlung quälen, die nicht sehr fesselnd ist und Dialoge aushalten, die schon manchmal weh tun. Wenn der Jude spricht, so erkennt man es daran, dass jeder (!) Satz mit "No" oder "Nebbith" anfängt. Spricht der Wirt ist es ebenso häufig, nämlich immer (!) ein "Sackerment" oder ein ähnlicher Kraftausdruck. Das ermüdet ungemein. Es gibt immer wieder Erwähnungen: Dreißigjähriger Krieg, Richelieu..., aber für die Geschichte spielt es alles eigentlich keine Rolle, daher war ich auch im Zweifel, ob dieses Buch wirklich ein historischer Roman ist. Nur weil es im 17. Jahrundert spielt?


    Bei Amazon gibt es das Büchlein schon für 94 Cent, das scheint mir ein angemessener Preis zu sein. Vielleicht bei einem Vennspaziergang eine schöne Bank finden mit Aussicht und das Bändchen dann schnell durchlesen, ja das könnte ganz nett sein.

    Ich habe mir das Buch aufgrund der Rezension von Tom Leo gekauft. Hatte aber große Befürchtungen, denn Literatur von Afrikanern, das stellte ich mir ehrlich gesagt zäh vor. (Reine Vorurteile, ich weiß. Ich hoffe, es ist kein Rassismus, komme ich doch aus einer Generation, wo die Eltern noch "Negermusik" verboten haben. Ich denke ich habe das meiste abgelegt.) Ich erwartete etwas wie südamerikanische Bücher, die ich noch nie gemocht habe. Insofern war ich erst einmal erfreut, wie flüssig sich das lesen ließ. Da gab es keine Anstrengung oder Überwindung. Eine angenehm dahinfließende Sprache ohne Manierismen. Die Beschreibungen, auch der Menschen, klar und überzeugend. Gewünscht hätte ich mir die eine oder andere Erläuterung afrikanischer Begriffe oder Eigenarten. ( Ichhabe die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung). Überhaupt hätte ein bisschen mehr Brimborium nicht geschadet.

    Was mich am meisten berührt hat war, dass das Buch unheimlich traurig und hoffnungslos ist. Dieser Zwang, in die Korruption einzutauchen, mitzumachen, brach mir das Herz. Wäre das von einem europäischen Autor so geschildert worden, ich denke, ich hätte dem Rassismus vorgeworfen. Ich kann es nicht beurteilen, aber Tom Leo meint ja auch, dass das Thema immer noch aktuell ist, wenn dem so ist, und ich befürchte es, macht es alles nur noch trauriger.

    Ich bereue nicht, das Buch gelesen zu haben, aber ich werde es nicht behalten, denn noch einmal werde ich es nicht lesen, es ist mir zu deprimierend. Gern wird so etwas dann ein "wichtiges Buch" genannt. Ich mag diese Kategorisierung nicht, aber irgendwie passt es doch.

    Insofern Danke für den Tipp an Tom Leo, aber jetzt lese ich erst mal was weniger Berührendes. (Joseph Conrad).

    Ich zähle Ransmayr zu den größten lebenden deutschsprachigen Erzählern. Er vermag zu fesseln, er kann Bilder im Kopf entsttehen lassen, er verstört durch übergenaue Formulierungen. Sprachmelodie und -Rythmus gehen im elegant von der Hand. Literatur als Kunstform, nicht als Unterhaltungs- oder Ablenkungsmittel. In Cox hat er es zum Meisterstück gebracht, aber auch die Schrecken des Eises und der Finsternis sind nicht weit davon entfernt. Was der Titel verspricht, wird eingehalten: diese Schrecken nehmen Gestalt an, man leidet mit, man nimmt wirklich teil am Geschehen. Es ist kein einfaches Buch, tatsächlich nicht. Immer wieder muss man zurück zum Anfang des Satzes oder sogar Abschnittes, weil so viel geschieht. Ransmayr springt auch wild zwischen den Ebenen, Ich-Erzähler, zitierte Originalaufzeichnung, die Nebenhandlung. Auch in der Zeit geht es kunterbunt umher. Aber es lohnt sich, immer wieder wird man geerdet, bekommt neue Anhaltspunkte und kann das Geschehen besser mitempfinden. Ganz nebenbei lernt man noch eine ganze Menge dazu.

    Meiner Meinung nach ganz große Literatur.

    Das Haar in der Suppe? Nun ja, die Nebenhandlung in der Gegenwart hätte es wohl nicht wirklich gebraucht, das ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen und war für mich nicht bereichernd.

    Wer Wortmetze mag, Sprachkunst und gutes Recherchieren ist hier sehr gut bedient.

    Zum Jahrestag darf man das Buch vielleicht hier noch mal in Erinnerung rufen. Ich denke, es gehört zu den Büchern, die man gelesen haben muss. Und ich halte es auch für ein Meisterwerk. Diese lakonische reduzierte Sprache, die hier die Geschichte verdichtet war und ist revolutionär. Und es war ja auch damals eine Zeit, als Nobelpreise für Literatur noch mit viel Sorgfalt und Liebe zur Literatur vergeben wurden. Da hatte das Komitee die Zeichen der Zeit erkannt und eine neue andere Literatur in den Vordergrund geschoben. Lobenswert nobelswert.

    Auch hier wieder ein Buch, das klar eine Geschichte erzählt, in dem aber auch die Sprache eine große Rolle spielt und hinter der Geschichte das ganz große Gefühl.

    Negative Haltung war wirklich blöd ausgedrückt.

    Und Hesse war halt Morgenlandfahrer. Das war ja damals alles auch irgendwie neu und revolutionär, nicht wie heute, wo jeder Schauspieler Buddhist ist und jede Friseuse Yoga praktiziert. Damals konnte Hesse ja dem Christentum, das übermächtig war, da etwas entgegensetzen ohne Rationalist werden zu müssen, was ja gar nicht gepasst hätte.


    Ja, der schlüpfrige Göthe gefällt mir, so a la "ein feuchtes Weib", das war ein ganz schlimmer! Und diese Personenliste zu einem Theaterstück (kann gerade nicht nachschauen), die ist so was von eindeutig pornographisch, mannomann. Aber irgendwie ist ja gerade da auch ein Zauber von Goethe, dieses lebenspralle, echte und wahrhaftigkeit bei aller Gelehrsamkeit.

    mofre zeigt uns hier, so denke ich, zweierlei. 1., dass Rilke wirklich die Worte findet. Das sitzt fast immer, das setzt sich sofort als Bild vor dem inneren Auge fort.


    2. aber auch eine gewisse negative Haltung, die allzuoft durchschimmert. Melancholie, die kann er gut. Schiller ist für mich eher der Kämpfer und Großmeister Goethe hat außerdem noch Ironie, Humor und Schlüpfrigkeit in petto. Auch das macht Rilke vielleicht etwas schwieriger. (Wobei ich soo viel von ihm gar nicht kenne :-,)

    Hesse ist für mich der Verbinder aller dieser Sichtweisen. Stufen!


    Hier noch ein Beispiel aus meiner Erfahrung bzgl. Zugang zu Gedichten: Zweimal die Orchesterfassung der "Verklärten Nacht" von Schönberg gehört, ganz aufgeregt geworden, dann das Gedicht von Demel gefunden und hin und weg gewesen.

    Zuerst einmal möchte ich gern mofre widersprechen: ich finde es gut, dass es diesen Fred gibt und ich freue mich, dass eine Unterhaltung entstanden ist.

    Dann möchte ich gern erwähnen, dass ich (sogar öfter) bei ähnlichen Plänen gescheitert bin: Schillers gesammelte Gedichte hintereinander lesen zu wollen, war eine Schnapsidee. So kommt man nicht weiter.

    Meine Erfahrung ist die, dass es immer mehrere Menschen braucht, damit ein Gedicht wirken kann. - Und dann nur in kleinen Dosen. Am besten geht´s beim Vorlesen. Wir haben in der Nachbarschaft ein sehr schönes Ritual: Nach den ersten Gläsern Rotwein ist immer jemand dran, ein Gedicht vorzutragen. Das ist schön und machte unsere Straße zu einer, die hinter den Fassaden ein tolles Geheimnis birgt.

    Insofern glaube ich, dass das Problem von Janine nicht wirklich viel mit Rilke zu tun hat. Da wäre auch Goethe oder Schiller gescheitert. Sie hatte halt nicht den richtigen Zugang.

    Jeden Tag EIN Gedicht, dass kann man sich dann wieder gut vorstellen.


    Der Panther ist aber doch auch richtig gut und "Herr, es ist....)

    Ich habe das Buch jetzt gelesen und bin etwas zwiegespalten. Es ist auf jeden Fall ein informatives Buch, man erfährt eine Menge über die Zeit in der es spielt. Es erhellt die Entwicklung der Pädagogik und zeigt auch schön die Lebensverhältnisse der Landbevölkerung in Württemberg. Das ist alles sehr gut und schön. Insofern hat sich die Lektüre auch schon mal gelohnt. Dass das Buch kaum Spannung hat, kann man ihm nicht vorwerfen, es sollte ja kein Thriller werden. Wohl aber die teilweise doch recht hölzerne phrasenhafte Sprache. Immer wieder steht jemand mit offenem Munde da, schlägt sich auf Schenkel oder lacht schallend über einen kleinen Witz. Auch die Dialoge waren meist sehr schablonenhaft. Das hat mich beim Lesen sehr gestört. Bei den Personenbeschreibungen hätte ich oft etwas mehr Tiefe gewünscht (oder man hätte die Personen evtl. einfach noch weiter in den Hintergrund gesetzt und die Geschichtliche Entwicklung noch mehr in den Vordergrund, das hätte ich ideal gefunden.) Dass am Schluss noch ein Mordfall gelöst wurde, war ein etwas aufgesetzter Gimmik, der aber doch noch ein wenig für Unterhaltung sorgte. Das Happy End war wie aus einem Film der 50er Jahre.

    Mein Fazit: Ein Buch, das auf nette Weise Wissen vermittelt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Schönes Buch, wirklich. Habe ich gern gelesen und hat Spaß gemacht. Spannend und mit guten Figuren. Was aber hier praktisch nicht auftaucht bei den Beiträgen oben, sind die Orte, die Grange für seine Bücher wählt. Die aber genau sind es, die seine Bücher zu etwas besonderem machen. (Fast) immer spielen sie in Gegenden oder Räumen, von denen man praktisch nichts wusste, die aber eine große Wirkung haben. Da mich das fasziniert, sehe ich ihm ansonsten eine Menge nach. Z.B. im vorliegenden ist natürlich der Zusammenhang mit faschistoiden eugenischen Ideen sehr abstrus und Lösungen mit Zwillingen waren schon bei Edgar Wallace albern. Insofern ist der Schluss Stuss, aber der Lesegenuss muss. (gut hätte sich nicht gereimt.)

    Zu erst mal Dankeschön für die Rezension. (Obwohl ich mir jetzt schon wieder ein neues Buch kaufen muss, obwohl mein Etat eigentlich schon mehr als ausgeschöpft ist. )

    Frank ist wirklich ein echter Experte und ich kenne keinen, der fundierter über Nordkorea schreibt. Nun fehlt dir die Kritik am System. Das ist zum einen gut und schön, allerdings gibt es ja nun wirklich genug Literatur, die sich praktisch nur mit Kritik beschäftigt. Ich fand bei Frank immer sehr gut, dass er eben auch die anderen Seiten sieht, auch die Stärken, die dieses Land ja immer weiter überleben lassen. Dabei ist er aber niemand, der das System etwa gutheißt, da ist er meilenweit von entfernt. (Ich schreibe jetzt natürlich über die Sachen, die ich von ihm kenne, das vorliegende Werk habe ich ja noch nicht.)

    man muss sich ja vor augen halten, dass ein sehr großer Teil unseres Wissens über dieses Land von Flüchtlingen stammt. Dass man da eine spezielle Sicht hat, scheint mir selbstverständlich. Leider wissen wir zu wenig von den Leuten, die dort ihren Alltag erleben - sie dürfen ihn ja nicht berichten. Stellen wir uns vor, unser komplettes Wissen über die DDR hätten wir nur von Geflüchteten, das Bild wäre ja noch viel verheerender als es an sich schon ist. Daher noch einmal: ich bewundere Frank dafür, dass er Überblick hält und nicht nur die Erwartung bedient, dass sich wieder einer über das Regime auslässt.

    Ich werde mir das Buch auf jeden Fall besorgen, also noch einmal Danke dafür, mich darauf aufmerksam gemacht zu haben.

    Ich habe mich sehr sehr schwer getan mit diesem Buch. Ich hatte immer und immer wieder das Gefühl, etwas überlesen zu haben, zwei Seiten umgeblättert zu haben, wichtiges vergessen zu haben. Oben wurde von Sprunghaftigkeit geschrieben. Das trifft es sehr genau für mich. Ich spürte beim Lesen schon das Gewaltige, das Geheimnisvolle, aber es hat sich mir nicht erschlossen. Ich wurde einfach zu wenig an die Hand genommen, musste mir zu viel zusammenreimen. Alles blieb hinter einem Vorhang (hinter dem Vorhang ging unzweifelhaft Bemerkenswertes vor sich!). Dass ich auch noch Apocalypse now im Hinterkopf hatte, machte es nicht einfacher. Ich fühlte mich diesem Buch nicht gewachsen, fand mich beim Lesen selbst unvollkommen - kein schönes Gefühl.

    Was bleibt? Ein kleines Leseabenteuer, verschleiert wie durch einen Drogenrausch. Aber vielleicht war es ja auch so gedacht, wer weiß?