Beiträge von Klaus V.

    Inhalt: Jünger beschreibt seine Erlebnisse als Offizier im ersten Weltkrieg.


    Meine Meinung: ich habe das Buch verschlungen - weil ich es einfach nicht glauben konnte, weil ich es hinter mich bringen wollte. Ich hatte immer wieder von diesem Machwerk gehört und wollte mitreden können. - Es ist vielleicht das ekelhafteste, was ich je gelesen haben, obszön, menschenverachtend, überheblich und, ach ich weiß gar nciht, wie ich meine Abscheu formulieren soll.


    Jünger erzählt vom Krieg als einem großen Abenteuer, wo er als Offizier relativ ungefährdet war und er beschreibt das Sterben anderer, so empfand ich es, genüßlich. Auch Verbrechen wie Gasangriffe machen ihm nicht zu schaffen, er findet alles gut. Ja, er ist sogar überzeugt gewesen, dass die Nachwelt ihm und seinem Gesocks ein riesiges Denkmal aufstellen würden, wenn sie erst einmal erkannt hat, was für Teufelskerle sie waren und was sie für die Welt geleistet haben. Ihm eignet tatsächlich eine sprachliche Begabung, die kann man ihm nicht ansprechen, aber er nutzt sie in diesem Drecksbuch eben nur dazu, diese perverse Sichtweise auszubreiten. Es ist ekelhaft.
    Ich frage mich jetzt, ob man ein solches Buch lesen sollte. Es könnte ja evtl. dabei helfen, die Schrecken des Krieges deutlich zu machen ode die Einstellung von Kriegsbefürwortern klarer zu machen. Aber dagegen spricht die Überhöhung des Krieges, die den roten Faden darstellt. Rechte Hohlköpfe könnten dieses Machwerk evtl. sogar goutieren und ihre Freude daran haben. Ich persönlich bereue es nicht, dieses Buch gelesen zu haben, auch wenn es eine schlimme, böse Erfahrung war. Ich konnte mir einen solchen Charakter vorher einfach nicht vorstellen. Jetzt weiß ich, dass es sowas gibt. Kein schönes Wissen, aber eben Realität.
    Pfui Teufel!

    Ich musste ihn damals in den 70ern in der Schule im Original lesen. Und ich habe es sehr gern getan. Da war natürlich der Stolz darauf, dass man ein englisches Buch lesen konnte, ein gewichtiger Grund dafür, dieses Buch auch zu mögen. Aber ich weiß auch noch sehr genau, dass ich mich in Holden sehr wiederfand. Teil einer Welt zu sein, mit der man sich nicht harmonisch verbinden kann, das hat mir damals aber sowas von eingeleuchtet. Dabei half es mir auch, dass die Sprache eben nicht die korrekte Umgangssprache war, sondern so etwas wie ein schnodderiger Slang. Ich kenne nur die englische Originalausgabe und habe nie die Lust vespürt, eine Übersetzung zu lesen.
    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der damalige Slang für heutige Menschen eher unangenehm rüberkommt, so wie es auch die Sprache der deutschen Jugendlichen aus dieser Zeit täte. Insofern stellt sich die Frage, auf welchte Art solche Bücher altern. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Patina in solchen Fällen zerstörend wirkt. Man will ja auch heutzutage nicht mehr "knorke" hören oder "Backfisch" oder was weiß ich. Andererseits die Begriffe durch neue zu ersetzen ist ein Unterfangen, das wohl viele Untiefen bereithält, an denen man zerschellen kann. Für mich soll dieses Buch, so glaube ich, besser eine schöne Erinnerung bleiben, die ich durch neuerliche Lektüre nicht trüben möchte.
    (Aber das muss ich doch auch sagen: Wie kann man ein so kurzes, kleines Büchlein "zäh" finden? )

    Ich habe mir das Buch zugelegt in meiner Begeisterung für "Cox". Ich wollte einfach mehr von dem Mann. Nun ist das nicht die allerbeste Voraussetzung für die Lektüre dieses Buches, denn meiner Meinung nach kommt es nicht so ganz an Cox heran. Auch hier schafft Ransmayr herrliche Sprachbilder und überhaupt sind seine Schilderungen immer wieder eine Freude.
    Was mir fehlte wurde oben zum Teil bereits erwähnt: Die Figuren entwickelten sich nicht wirklich, irgendwie hinterließ die Zeit zuwenig Spuren. Andere Szenarien blieben mir zu blass (z.B. die Glatzen). Das ging so weit, dass ich immer wieder überlegte, dass Buch sogar ganz weg zu legen. Dann aber folgte wieder ein richtiger Cliffhanger und ich konnte kaum aufhören.
    Mit Sicherheit ist Ransmayr ein auffälliger Außenseiter in der Literatur mit seiner Fähigkeit zu erzählen, zu schildern und an zu deuten. Da gehört er zu den ganz Großen und ich werde auf jeden Fall mehr von ihm lesen. Ich wünschte allerdings, ich hätte nicht mit Cox angefangen, denn damit lag die Latte einfach zu hoch. Diese unaufgeregte Spannung kann man nicht oft hinkriegen. Da ist eine kleine Enttäuschung vorprogrammiert.
    Aber es war auch so, dass mir schien, als sei die Geschichte nicht tragfähig genug, als seien gewisse Episoden hineingequetscht. Z.B. finde ich, dass die Beschreibung des Konzerts, so virtuos es auch geschrieben ist, als ein Fremdkörper daherkommt. Verstörend war auch, dass eigentlich nie das Aussehen eines Menschen beschrieben wurde, alle blieben seltsam gesichtslos.
    Mir fällt auf, dass ich hier viele kleine Fehler aufzähle obwohl ich dem Buch satte 4 Sterne gebe. Das liegt wohl daran, dass es schwer ist, die positiven Dinge wirklich aufzulisten. Es ist halt das ganze Buch, das in sich geschlossen gute Literatur ist. - Und das ist schließlich nicht wenig!

    Oh ja, der Struwwelpeter. Ich kann heute noch einige Passagen aus dem Stand auswendig. Und ich habe das Buch auch (gegen den Widerstand der Gemahling) mit den Kindern damals angeschaut. Es braucht natürlich die gehörige Dosis Humor, aber daran mangelt es nicht. Ich glaube auch nicht, dass Hoffmann das damals alles so bierernst gemeint hat. Dazu ist es einfach zu übertrieben, insofern geht es in Richtung Satire. (Auch damals wurden keine Daumen abgeschnitten).
    Schön, noch einmal an dieses Stück deutscher Kultur erinnert zu werden.

    Inhalt: Ein schwarzer Polizist auf der Durchreise hilft im Süden der USA der weißen Polizei bei der Aufklärung eines Mordes.


    Vordergründig ein Krimi ist es in Wahrheit eine Analyse der Rassentrennung im Süden der USA in den 1960er Jahren. Der gebildete, wohlhabende schwarze Polizist Tibbs stösst auf eine Welt, die farbige nur als minderwertige, dumme Hilfskräfte kennt, ohne Rechte, ohne Wertschätzung. Durch Charakter und Kompetenz erschüttert Tibbs diese verkrustete Welt. Ball beschreibt diese Geschichte unaufgeregt und ohne Spannung unnötig aufzubauen. Es geht nur wenig um die Aufklärung des Mordes, als mehr um die Entwicklung der Menschen angesichts der verstörenden Situation. Seine Bilder sind eindrücklich und überzeugend. Auch rein sprachlich vermag er sehr wohl zu überzeugen.
    Die meisten werden eher den Film kennen, der auf diesem Buch aufbaut und zu den Meisterwerken der Filmkunst gehört. Die beiden, Film und Buch, sind sich auch sehr ähnlich und ich hatte beim Lesen Sydney Poitier vor Augen. Aber das Buch hat eine sehr eigene Qualität, eben durch die ruhige, abgeklärte Erzählweise Balls.
    So wie ich es sehe, gibt es das Buch nur noch antiquarisch, was ich schade finde. In der Menge heutiger Krimis würde dieses Buch sehr wohl eine bedeutendere Stellung verdienen.

    Die allerbekloppteste Geschichte...
    Wichtig ist natürlich, dass es eine Satire ist. Hier ist nichts vordergründig zu verstehen. Der Ich-Erzähler ist ein in Konventionen gefangener Mensch, der nicht wahrhaben darf, dass er eine verkommene, unmoralische Frau geheiratet hat und eben solche Freunde hat. Daher erzählt er die Geschichte als Tragödie, was sie für ihn selber wohl auch ist, aber aus völlig anderen Gründen. Nicht die anderen leiden an ihrer Gutheit, sondern nur er selber. Das wiederum gelingt ihm nur mit den abstrusesten gedanklichen Volten. Blind für das, was die Umwelt ihm antut, laviert er sturheil in seinen traditionellen Erklärungen und macht sich zum totalen Deppen. Das finde ich sehr lustig!
    Zugegeben, der Stil ist langatmig, manchmal schwülstig und irgendwie aus der Zeit gefallen. Das macht das Lesen ziemlich mühsam. Ein pageturner ist das Buch gewiss nicht. Aber wenn man sich einmal auf diesen Wahnsinn einlässt, so ist es doch wieder recht unterhaltsam.
    Ich bin froh, dieses Buch zu kennen.

    Ewig ist das her! Aber auch mir fiel mein Exemplar des Büchleins in die Hände und erinnerte mich an ein paar sehr nette Lesestündchen. (Man muss bei diesem Büchlein immer ganz viele chen benutzen, um ihm gerecht zu werden). Ich habe dann noch mal ein, zwei Seiten gelesen, fand es doch ein wenig betulich, ist halt alles schon so lange her.
    Aber Findo hat einen großartigen und sehr richtigen Satz geschrieben:

    Gute Geschichten sind die, in denen nichts passiert und die dennoch Spaß machen, gelesen und erzählt zu werden.

    Ach, wie spricht er mir damit aus der Seele! Und zu diesen Geschichten gehören die von Gaylord Pentecost. Man kann sich ganz auf die Sprache, den feinen Humor und die Sympathie für die Personen konzentrieren ohne hechelnd einem Spannungsbogen zu folgen - herrlich. Große Literatur ist das wohl nicht, aber ein Lesevergnügen, dass lange (bei mir Jahrzehnte) in Erinnerung bleibt.
    Schön, dass Findo es noch mal aus der Kiste geholt hat.
    (Wurde das sintemalen nicht auch mal verfilmt???)

    Fast alle sind begeistert, so kann man das obige wohl zusammenfassen. Das macht mich etwas unsicher, denn ich bin nicht begeistert.
    Ich hatte den ersten Teil gelesen und war sehr positiv überrascht, wie gut mit ein Follett-Buch gefallen hat. Ich fand, dass er viele Sichtweisen angeboten hat, die mir nicht selbst gekommen wären und erzählte die Geschichte anhand von interessanten Figuren. Im zweiten Teil nun sind die Kinder dieser Leute die Protagonisten, was ich schon als recht krampfhaft empfand. Mühsam mussten sie in das Zeitgeschehen eingebaut werden und die den Stab über die Zeiten übernehmen. Das gelingt sogar überraschend gut, bleibt aber als Fundament das ganze Buch über ein Hemmschuh. Und daraus ergeben sich zum Teil auch die oben immer wieder erwähnten haarsträubenden Zufälle.
    Im ersten Teil habe ich eine Menge Dinge erfahren, bzw. wurde darauf gebracht, Dinge heraus zu finden. Das fehlt mir in diesem Buch fast völlig. Die Leute erleben Dinge, von denen ich vorher wusste. (Das muss man Follett natürlich nich ankreiden). Für mich war das Buch (das übrigens von Druckfehlern voll war) nicht wirklich spannend, zu sehr hangelte es sich an den historischen Gegebenheiten entlang, die mir wie gesagt ja doch recht bekannt sind.
    Lust auf den dritten Teil hat es mir nicht gemacht. Es ist kein schlechtes Buch, beileibe nicht, aber....


    Übrigens finde ich auch die Buchstaben als deutlich zu groß, ich denke, da wollte man unbedingt auf einen 1000-Seiten-Wälzer kommen.

    Auch mich hatte der Name immer abgeschreckt. Ich assoziierte damit immer so etwas österreichisch verquastes und Endloses. Irgendwie auch was wie Musil, bei dem ich nicht über 50 Seiten rauskomme.
    Insofern hat mir die sehr gute Rezension eine Menge Lust gemacht.
    Danke dafür.

    Klar, wenn man einen Roman über Till Eulenspiegel erwartet, dann ist man am Ende enttäuscht. Allerdings lebte der wahre Eulenspiegel ja sogar in einer anderen Zeit, er fungiert ja in diesem Roman eher als Symbol, als Metapher - wie sehr viel in diesem Buch. Der Roman ist keine Erzählung einer geschichtlichen Epoche, sondern eher das Gleichnis einer Denkungsart. Macht, Respekt, Adel, Regierung und Moral, all das kommt in den großen melting pot und zeigt in aufblubbernden Blasen sein oft bizarres Gesicht. Und der Narr ist der Pegel, der uns zeigt, mit welchem Maß gemessen wird.


    So ungefähr habe ich das Buch wahrgenommen und dann stimmte fast alles. (Und, psst, deshalb bekommt es mein Sohn zu Weihnachten).


    Aber Origines hätte ich gern ausführlicher behandelt gesehen, das stimmt auch für mich.

    Auch eines meiner Lieblingsbücher. Mein Exemplar war so zerlesen, dass ich es nachkaufen musste. Es war auch der Grund, dass ich bei der Volkshochschule einen Japanischkurs besucht habe und mich immer weiter informiert habe. Denn da liegt eine gewaltige Stärke des Buches. Es vermittelt ein Grundswissen und macht Lust, sich weiter zu bilden.
    Hier stimmt einfach alles, die bildhafte Sprache, die episch angelegte Basis, die Figuren mit all ihren Tiefen und Entwicklungen. Selbst die Liebesgeschichte fügt sich perfekt ein. Empathie und Distanz sind sehr gut ausgewogen, es ist irrsinnig spannend und hat obendrein auch noch Humor. Für mich ist es auf jeden Fall Clavells Meisterwerk.

    Ein gewaltiges Buch! Noch Jahre nach der Lektüre lebt und bebt es in mir. Dieser gleichgültige Mensch lässt einen nicht mehr los. Immer wieder ist er für mich ein Archetyp, der mir bestimmte Situationen erklärbar macht. Eine verstörende Person ist der Protagonist. Ich nehme mir immer wieder vor, das Buch noch einmal zu lesen.
    Wer es noch nicht kennt: Lesen!

    Ich werde mich jetzt einmal outen: Ich lese Bücher, weil ich Filme sehr sehr oft einfach nicht verstehe. Z.B. Tatorte, vielleicht ein Viertel verstehe ich, also kann die Handlung nachvollziehen. Krimis im Fernsehen verstehe ich evtl. zu 30 %. Das heißt, wenn ich eine Handlung wirklich nachvollziehen will,bleibt mir praktisch nur das Buch. ich habe mir zig Bücher gekauft, wo ich vorher den Film gesehen habe und genossen (!) und dann habe ich mir gewünscht, auch die Handlung zu verstehen.
    Ich persönlich lese also Bücher, weil ich zu blöd bin, Filme zu verstehen.

    ich finde so etwas ziemlich verantwortungslos, also Versprechungen zu machen, mit einem Kochbuch Alzheimer verhindern zu können. Monocausale Zusammenhänge in diesem Kontext sprechen sowieso für Scharlatanerie. Ich arbeite seit Jahrzehnten mit dementen Menschen und habe wohl einen Einblick. So weiß ich wohl, dass die meisten Menschen, von denen gesagt wird, sie haben Alzheimer, genau dies nicht, sondern eine andere Art der Demenz (oft ist es sogar eine nicht diagnostizierte Depression oder Nebenwirkungen von Medikamenten).
    Die Ursachen sind noch lange nicht wirklich erforscht, Behandlungen noch nicht verfügbar. Wenn dann ein Mann kommt und behauptet, er könne mit einem Kochbuch hier hilfreich sein, halte ich das für verwerflich.
    Es kann gut sein, dass die Rezepte lecker sind, schaden werden sie wohl nicht, aber ein Mittel gegen "Alzheimer" sind sie gewiss nicht.

    Also, auch wenn Ihr sicher recht habt, so ganz überflüssig ist die Fest-Biographie auch nicht. Klar hat er sich von manchem übertölpeln lassen. Aber sein Blick auf die Zeit ist nicht ganz obsolet. Gerade auch wegen ihrer literarischen Qualitäten bietet sie einen guten Überblick.

    Jetzt habe ich es gelesen und bin positiv überrascht. Das Lesen hat Spaß gemacht und neues Wissen vermittelt, bzw. mich dazu gebracht, mir neues Wissen anzueignen. Das ist ja schon mal eine ganze Menge!
    Mir hat gut gefallen, wie er die verschiedenen Handlungsstränge und -orte miteinander verbunden hat, das ergab ein sehr schönes Puzzle über die halbe Welt. Die Figuren waren glaubhaft und interessant und wiesen eine gewisse Tiefe auf. Follett blieb distanziert und zeigte dennoch eine recht klare Haltung. Die Dialoge waren ebenfalls glaubhaft und wirkten nie hölzern. (Im Gegensatz zu einigen hier fand ich übrigens die sexuellen Schilderungen nie als störend und das Sexualverhalten der Frauen als durchaus normal. )
    Die Schilderungen der Kriegsereignisse fand ich meist viel zu distanziert Der Schrecken des Krieges, z.B. der Gaskrieg, blieb mir fast immer zu weit weg, da fehlte definitiv etwas. Überhaupt hatte ich etwas den Eindruck, der Leser sollte da etwas geschont werden. Aber das passt dann nicht zum Thema.
    Ich werde den zweiten Teil der Trilogie jedenfalls auch lesen und bin sehr gespannt, wie er das angehen wird.


    Ich gab Follett eine zweite Chance und er hat sie genutzt! :pale: