Beiträge von Teufelsweib

    In die diesjährige Challenge starte ich mit einem Buch, das hier zwar schon rezensiert, aber noch nicht mit Sternen bewertet wurde: "Was du mir verschweigst" von Ariella Kornmehl.


    Liste nach akhet

    Nach dem Krebstod ihres Vaters, entdeckt Lotte Soltau im Nachlass einen Schlüssel, der sie zu einer alten Lagerhalle auf einem verlassenen Industriegelände führt. Dort entdeckt sie fünf blaue Fässer, deren Inhalt ihr Leben und die Erinnerungen an ihren geliebten Vater für immer verändern werden. In den Fässern lagern, in Formalin eingelegt, die Leichenteile von fünf brutal verstümmelten und zerstückelten Frauen.
    Während Lotte noch nach Erklärungen sucht, die ihren „Paps“ entlasten könnten, gehen die zuständigen Ermittler, Hauptkommissarin Kira Hallstein und ihr Kollege Max Lohmeyer, fest davon aus, dass der nach außen hin so gesellige und musikalisch begabte Alex Soltau ein grausiges Doppelleben geführt hat. Kurz darauf wird klar, dass er die Taten nicht allein begangen haben kann und so beginnt für das Ermittlerduo auf der Suche nach dem zweiten Täter ein Wettlauf gegen die Zeit, denn es geschieht ein weiterer brutaler Mord, diesmal an einem 16-jährigen Jungen. Doch nicht nur der Fall allein, sondern auch das Trauma, das sie vor zwanzig Jahren davontrug, als ihr Bruder – ebenfalls im Teenageralter – spurlos verschwand, macht Kira Hallstein zu schaffen…


    Andreas Gößling wird den meisten wohl als Co-Autor von Michael Tsokos und dessen True-Crime-Trilogie um den Rechtsmediziner Fred Abel bekannt sein. Ich selbst habe noch keines der Bücher gelesen, sodass „Wolfswut“, Gößlings erster eigener True-Crime-Thriller, für mich eine neue und nicht immer angenehme Erfahrung war.


    Hintergrund für den Thriller ist der Fall Manfred Seel aus dem Jahr 2016. Obwohl natürlich Personen und Orte im Roman verfremdet wurden und sich der Autor auch schriftstellerische Freiheiten herausgenommen hat, musste ich nach Beenden des Buches und kurzer Recherche feststellen, dass sich Gößling von der Realität gar nicht so weit entfernt hat. Erst nach dem Tod von Alex Soltau kommen dessen über Jahrzehnte hinweg begangenen Morde ans Licht. Der nach außen hin gesellige Mitbürger und liebevolle Familienvater hat auf brutalste und bestialische Weise seine Opfer, meistens Frauen aus dem Rotlichtmilieu, gefoltert, missbraucht und oft noch bei lebendigem Leib zerstückelt. Andreas Gößling nimmt kein Blatt vor den Mund und konfrontiert schonungslos seine Leser mit äußerst detaillierten Beschreibungen, sodass selbst mir, obwohl ich ähnliche Bücher gewöhnt bin, stellenweise übel wurde. Gleichfalls schockierend sind die psychischen Vorgänge in den Köpfen solcher Menschen, welche der Autor nachvollziehbar darzustellen versucht und die zeigen, dass man keine Person, auch wenn sie einem noch so nahe steht, zu hundert Prozent kennen kann.
    Auch die Theorie des möglichen Mittäters hat sich Gößling nicht ausgedacht. Auf der Suche nach dieser Person, tauchen die Ermittler Kira Hallstein und Max Lohmeyer in die dunkelsten Seiten unserer Gesellschaft ein, in der Prostitution, Missbrauch, Versklavung, Erniedrigung und Verstümmelung an der Tagesordnung sind. Dabei entspringen diese Abgründe nicht der Fantasie, wie man gerne hoffen würde, sondern sie beruhen auf den eigenen Erfahrungen des Autors, der vor Jahren selbst tiefe Einblicke in jene „Vorhöllen“ in Bangkok und Berlin bekam, wie er auf seiner Homepage berichtet.


    Sämtliche Haupt- und Nebenfiguren sind ihres Auftretens entsprechend gut ausgearbeitet. Beide Ermittler machen einen sympathischen Eindruck, wobei vor allem Kira Hallsteins Charakter stark ausgeprägt ist. Nach außen hin wirkt sie kühl und abgebrüht, greift gerne mal zu unkonventionellen und teils illegalen Ermittlungsmethoden, doch hinter der harten Schale steckt eine verletzliche Seite, die noch immer mit dem Trauma aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. An Max Lohmeyer gefällt mir bisher vor allem seine bayerische Herkunft und sein Talent sich in andere Menschen hineinfühlen zu können, ansonsten entpuppt er sich eher als Mitläufer, der sich heimlich in seine Kollegin verliebt hat. Neben Kira geht Max etwas unter, daher hoffe ich, dass er im bereits angekündigten zweiten Band mehr an Charakterstärke gewinnt. Trotz aller Sympathie muss ich die Klischeehaftigkeit der Protagonisten bemängeln, da man kaum mehr einen Krimi oder Thriller auf dem Markt findet, in dem nicht mindestens ein Ermittler mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat, die meistens dann auch noch mit dem Kriminalfall in Verbindung kommen.


    Gößlings Schreibstil ist insgesamt flüssig und sehr spannend, aber manchmal auch etwas gewöhnungsbedürftig, da Sätze oftmals nur aus Aufzählungen von Abläufen oder Beschreibungen bestehen, doch er setzt dies geschickt als Stilmittel ein um die Handlung voranzutreiben und die Spannung zu erhöhen. Der Spannungsbogen flacht zwischendurch immer wieder mal ab, was ich hier aber als Vorteil sehe, da man in diesen Verschnaufpausen das Gelesene verarbeiten kann, was bei den Themen auch nötig ist. Einen Kritikpunkt gibt es für die Auflösung des zweitens Täters, welche einfach nur vorhersehbar war.


    „Wolfswut“ ist durch die schonungslosen Beschreibungen und die Erkenntnis, dass das Ganze erschreckend realitätsnah ist, ein Thriller, der selbst für vermeintlich abgehärtete Leser nur schwer zu verarbeiten ist. Spannende Unterhaltung gerät hier eher zur Nebensache als die Aufklärung über Vorgänge in und am Rande unserer Gesellschaft, die nur schwer zu ergründen sind.


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    Hier nun auch meine Leseliste der Monatschallenge von 2017. Bewertungstechnisch ist durch die Bank fast alles dabei, bin aber insgesamt recht zufrieden mit meiner Auswahl, da ich wirklich einige ältere SuB-Leichen endlich geschafft habe.


    :arrow: Januar: Neuentdeckung (entdecke einen neuen Autor, von dem du noch nichts gelesen hast)
    Der Winterkönig (Bernard Cornwell) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    :arrow: Februar: Lies ein Buch mit einem Eigennamen im Titel
    Das Mädchen Thu und der Pharao (Pauline Gedge) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    :arrow: März: Titel mit G oder H
    Die Glasbläserin (Petra Durst-Benning) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    :arrow: April: Lies ein Buch mit einem Himmelskörper auf dem Cover
    Der goldene Kompass (Philip Pullman) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    :arrow: Mai: nur drei Buchstaben (Entweder der Vor- oder Nachname des Autors oder der Buchtitel)
    Der Federmann (Max Bentow) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    :arrow: Juni: Titel mit I oder L
    Leichenraub (Tess Gerritsen) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    :arrow: Juli: Autor, bei dem mindestens ein Vorname als Initiale erscheint
    Der Heckenritter von Westeros - Das Urteil der Sieben (George R. R. Martin) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    :arrow: August: Titel mit einer Negation ( = keine / nie / nicht / niemals / niemand / nirgendwo usw.)
    Kein Sterbenswort (Harlan Coben) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    :arrow: September: farbenfroh (Cover mit Herbstfarben)
    Herbstvergessene (Anja Jonuleit) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    :arrow: Oktober: Titel mit J oder K
    Der Jahrhunderttraum (Richard Dübell) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Kind 44 (Tom Rob Smith) :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    :arrow: November: Titel mit einer Alliteration (gleicher Anfangslaut der betonten Silben aufeinanderfolgender Wörter)
    Das dreizehnte Dorf (Romain Sardou) :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    :arrow: Dezember: Cover mit etwas winterlichem (Eis, Schnee, Schlitten, Schal, Weihnachtszeug usw.)
    Deiner Seele Grab (Inge Löhnig) :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    Der Jahrhundertwinter (Richard Dübell) :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Das einzige Buch, dass ich passend zu diesem Thema finden konnte, ist "Deiner Seele Grab" von Inge Löhnig mit einer verschneiten Landschaft auf dem Cover.


    Liste nach Nerys

    Meine Wahl fiel auf "Das dreizehnte Dorf" von Romain Sardou. Es ist/war eines der ältesten Bücher auf meinem SuB und ich bin sehr froh, dieses endlich abhaken zu können.


    Liste nach Gonozal