Klappentext:
Wie sähe eine Welt aus, in der jede Sünde, jeder dunkle Gedanke sichtbar wäre? Smoke entführt den Leser in ein England vor hundert Jahren, in dem jede Verfehlung mit Rauch bestraft wird, der dem Körper entweicht. Auch Thomas und Charlie, Schüler eines Elite-Internats, werden immer wieder durch Rauch-Attacken gebrandmarkt, wenn sie den strengen Schulregeln nicht genügen. Doch dann finden sie – fast zufällig – heraus, dass die Gesetze des Rauchs längst nicht für alle gelten. Wieso gibt es böse Menschen, die nicht von Ruß befleckt sind? Und welche Rolle spielt der Rauch bei den sozialen und politischen Umbrüchen ihrer Zeit? Auf der Suche nach der Wahrheit begeben sich die Freunde auf eine dramatische Reise voller riskanter Abenteuer und düsterer Intrigen und rufen damit schon bald mächtige Feinde auf den Plan ...
Autor:
Dan Vyleta wurde 1974 als Sohn tschechischer Einwanderer in Gelsenkirchen geboren. Nach dem Abitur studierte er in England und Wien Geschichte und promovierte am King’s College in Cambridge. Für seine Romane hat er bereits mehrere Literaturpreise erhalten. Smoke begeisterte in den USA und in Großbritannien Kritiker und Leser gleichermaßen und erscheint demnächst in 15 Ländern. Nach vielen Jahren in Kanada lebt Dan Vyleta zur Zeit wieder in England.
Allgemeines:
Erscheinungsdatum: 13. März 2017
Seitenanzahl: 624
Verlag: carl’s books
Originaltitel: Smoke
Eigene Meinung:
„Jene, die Naturwissenschaften studieren und sie zum Wohl der Menschen anwenden, erzählen uns, daß wir die schädlichen Bestandteile, die sich aus der verdorbenen Luft erheben, wären sie dem Auge sichtbar, in einer dichten schwarzen Wolke über den Schlupfwinkeln lagern und sich langsam weiterschieben sehen würden, um auch die besseren Viertel einer Stadt zu verderben. Aber wie grauenhaft wäre erst der Anblick, könnte auch die moralische Pestilenz, die mit ihnen aufsteigt …], erkennbar gemacht werden.“
CHARLES DICKENS, DOMBEY & SOHN (1848)
Mit diesem Zitat von Dickens beginnt der Roman Dan Vyletas und wie er auch im Nachwort erwähnt, ist es genau das Zitat, welches ihn zum Schreiben dieses Buches inspiriert hat.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Zu Beginn startet der Roman in einem Internat, in dem wir an die Protagonisten und die „Regeln“ des Rauchs und der Gesellschaft herangeführt werden. So sollen die Jungs aus dem Internat darauf geschult werden dem Rauch zu widerstehen. Sich also so zu beherrschen, dass sie wenn möglich gar nicht rauchen. So sollen sie dann in den verrauchten Vierteln in London dem Gift des Rauches wiederstehen können, und dort die Kanalisation neu aufbereiten, um den armen Menschen, die dort leben, das Leben zu vereinfachen.
Doch ganz so wie es klingt ist es dann doch nicht und wir stoßen auf Korruption, Intrigen und eine große Verschwörung.
Der Roman von Dan Vyleta ist unglaublich vielschichtig, wenn man sich darauf einlässt. So wartet er mit unterschiedlichen Charakteren auf. Thomas, der Hauptprotagonist, ist einem nicht mal wirklich sympathisch, sein Freund Charlie dagegen schon eher, allerdings scheint er unheimlich naiv und später stößt dann auch Livia hinzu, welche aus der höheren Schicht kommt und allem gegenüber hochnäsig daherkommt. So hat man nicht unbedingt eine Identifikationsfigur, aber sie wirken glaubwürdig. Selbst die Nebenfiguren sind unterschiedlich und haben ihre Ecken und Kanten.
Insgesamt betrachtet ist sowohl die Geschichte als auch die Atmosphäre sehr düster und bedrückend gehalten. Man hat kaum eine Stelle, in der man aufatmen oder aus dieser Schwere des Rauches auftauchen kann. Der Autor geizt nicht mit Adjektiven, die den verrauchten Zustand des Londons der Geschichte lebendig werden lassen und findet auch wunderbare Metaphern, um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben.
Generell karikiert Vyleta eine Gesellschaft, die geprägt ist von der Frage nach Gut und Böse. Was darf man, was darf man nicht? Was wird bestraft, was nicht? Der Handlungsverlauf nimmt eine Richtung, die vorher nicht abzusehen ist und den Leser immer weiter in diese existenziellen Fragen mit hineinzieht, bis er sich nicht mehr dagegen wehren kann…
Fazit: Diesen Roman von Dan Vyleta habe ich sehr gerne gelesen, er war anders, spannend und vor allem aber vielschichtig, so dass man über vieles nachdenken und sich eigene Fragen stellen konnte. Für mich eine Leseempfehlung, die ich sehr gerne weitergebe!