Susan Sontag - Der Liebhaber des Vulkans / The Volcano Lover

  • Inhaltsangabe:
    Die skandalöse Liebesgeschichte zwischen Lady Hamilton, der Frau des britischen Gesandten in Neapel, und Lord Nelson, dem britischen Seehelden, steht im Mittelpunkt dieses farbenprächtigen Romans vom Ende des 18. Jahrhunderts. Susan Sontag hat am Fuße des feuerspeienden Vesuvs Menschen zusammengeführt, die das Drama des Umbruchs in Europa exemplarisch aufführen.(Quelle:Verlagsseite)


    Die Autorin:
    Susan Sontag, 1933 in New York geboren, war Schriftstellerin, Kritikerin und Regisseurin. Sie erhielt u.a. den Jerusalem Book Prize 2001, den National Book Award und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Bei Hanser erschienen zuletzt Das Leiden anderer betrachten (2003), Worauf es ankommt (2005), Zur gleichen Zeit (Aufsätze und Reden, 2008), Wiedergeboren. Tagebücher 1947-1963 (2010) und Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke. Tagebücher 1964-1980 (2013). Susan Sontag starb 2004 in New York. Über ihr letztes Lebensjahr berichtet ihr Sohn David Rieff in Tod einer Untröstlichen (Hanser, 2009). (Quelle:Verlagsseite)


    Mein Eindruck:
    Der Roman spielt hauptsächlich im Neapel des ausgehenden 18. Jahrhunderts; einer Zeit der Umbrüche und blutigen Revolutionen. Erzählt wird die Geschichte des Sir William Hamilton, im Roman "Cavaliere" genannt, seiner um viele Jahre jüngere zweite Ehefrau Emma und deren Liebesgeschichte mit Horatio Nelson, Held der Seeschlacht am Nil, der im Namen der Krone die französische Flotte besiegte und dabei ein Auge und einen Arm verlor.
    Und im Hintergrund ist der Vulkan, der Asche und Feuer speit. Der Cavaliere, Vertrauter des Königs, ein eifriger Sammler und Kunstkenner, besteigt den Vulkan regelmäßig, um Gesteinsproben mit nach Hause nehmen zu können. Seine Sammelleidenschaft ist groß; er sammelt Bücher, Gemälde, Vasen. Zunächst führt er mit seiner kränklichen Frau Catherine ein beschauliches Leben; ihr genügt die Rolle als Gastgeberin und Cemballo-Spielerin, doch dann stirbt sie.
    Der Cavaliere lernt Emma Lyon kennen, das Gegenteil von Catherine. Emma ist jung, vital, etwas frivol, sie tanzt und redet gerne. Ihre schauspielerischen Künste werden gelobt. Trotz ihrer niederen Herkunft und ihrer nicht ganz einwandfreien Vergangenheit nimmt der Cavaliere sie zur Frau und liebt sie auch noch, als Emma zur Spielerin und Alkoholikerin wird.
    Erst spät, etwa zur Hälfte des Romanes, betritt Lord Nelson die Bühne, kriegsversehrt, aber dennoch für Emma anziehend. Die beiden verlieben sich.
    Der geschichtliche Hintergrund ist dabei durchaus interessant und haben Auswirkungen auf die Protagonisten. So muss das Königspaar den Hof verlassen und der Cavaliere verliert einen Teil seiner Sammlung.
    Die ersten Seiten zogen sich für mich, aber nach einer Weile habe ich mich einigermaßen eingelesen.
    Bezeichnend für den Roman ist, dass die Figuren nicht beim Namen genannt werden, sondern umschrieben werden. So heißt es immer "der Cavaliere", " die Frau des Cavaliere", etc. Das schafft natürlich Distanz und für mich blieb die Figurenzeichnung eher blass, wie auch das Erzählte den Leser nicht wirklich mitreisst. Gefühle werden nicht in der Entwicklung erzählt, sondern sind sofort da.
    Die Erzählperspektiven wechseln und gegen Ende des Romanes kommen einige Personen zu Wort -u.a. Emmas Mutter oder auch Eleonora de Fonseca Pimentel, eine Revolutionärin, die aus dem Jenseits erzählen und eine andere Sichtweise offenbaren.
    "Der Liebhaber des Vulkans" ist sicher neben der Liebesgeschichte auch ein Roman über die Revolution. Als Leser sollte man ein wenig Durchhaltevermögen mitbringen, ich musste zumindestens dem Drang, das Buch wegzulegen, widerstehen.


    Wer mag:
    Sir William Hamilton
    Emma Hamilton
    Lord Nelson

  • Danke, Conor!


    Nun war ich doch etwas überrascht über diese Deine Gedanken zu einem Roman Sontags. Einen solchen kannte ich überhaupt nicht, und ich wusste auch nicht, woran ich mich zu halten hatte/habe.


    Hier in Frankreich, eventuell auch woanders, ist sie vor allem als Kritikerin bekannt, die teils hervorragende Artikel über alte und neue Werke geschrieben hat. Da besticht sie anscheinend. Und auch mich.

  • ...ist sie vor allem als Kritikerin bekannt, die teils hervorragende Artikel über alte und neue Werke geschrieben hat. Da besticht sie anscheinend. Und auch mich

    Ihre Essays und Kritiken sollen auch sehr beachtlich sein und vielleicht sollte ich den ein oder anderen von ihr lesen?! Ich mache mich mal kundig.

  • für mich blieb die Figurenzeichnung eher blass, wie auch das Erzählte den Leser nicht wirklich mitreisst.

    Ich habe das Buch vor Jahren nicht durchgelesen. Meine Erinnerung: Gepflegte Langeweile ohne erzählerische Kraft.

    Als Leser sollte man ein wenig Durchhaltevermögen mitbringen, ich musste zumindestens dem Drang, das Buch wegzulegen, widerstehen.

    Was Literatur betrifft, bin ich ja hart im Nehmen und lasse mich nicht so leicht von einem Buch kleinkriegen. Aber in diesem Fall konnte ich dem Drang, den Roman nach gut der Hälfte unauffällig ins Bücherregal zurückzustellen, einfach nicht widerstehen. Aber danke für Deine Rezension. Du bist wirklich tapfer! :wink:

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  • Na wenn das so ist ... dann bleibt es halt solange auf dem SuB, bis ich wirklich nichts anderes mehr zu lesen habe. :|

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Na wenn das so ist ... dann bleibt es halt solange auf dem SuB, bis ich wirklich nichts anderes mehr zu lesen habe. :|

    Nun, das kann ja dann etwas dauern, was? Oder ist das ein diskreter Verschub auf den Nimmerleinstag? :wink: