Annette Hennig - Agnes Geheimnis

  • Inhaltsangabe:


    Nina und Paul sind seit 32 Jahren verheiratet. Schon sehr früh hatte sie sich in ihn verliebt, aber den Warnungen ihrer Schwester und Freunden hatte sie getrotzt und ihn für sich gewinnen können. Sein Ruf als Schürzenjäger eilte ihm voraus.


    Doch nun stürzt von einem Tag auf den anderen alles zusammen. Ein Brief aus Spanien klärt sie darüber auf, dass Paul ihr all die Jahre nicht nur untreu war, sondern auch noch eine Tochter daraus hervor gegangen ist.


    Nina verlässt Paul und zieht zu ihrer Schwester Serena. Als sie die Truhen ihrer Großmutter Agnes durchsucht, findet sie die Tagebücher. Was sie dort findet stellt sogar Pauls Untreue noch in den Schatten …


    Mein Fazit:


    Erst einmal geht mein Dank an die Autorin, denn ich habe nicht nur ein Rezie-Exemplar bekommen, sondern noch eine Signierung dazu. Und nachdem mir „Floras Traum von rotem Oleander“ so gut gefallen hat, freute ich mich richtig auf die Geschichte um Agnes Geheimnis.


    Es ist der Debüt-Roman der Autorin. Gleich als erstes vorweg: Ich bewerte selten das Cover, aber ich finde dieses ausgesprochen angenehm und schlicht. Es passt zu der Geschichte, denn eigentlich geht der Ursprung der ganzen Geschehnisse von Agnes aus. Die Folgen daraus gipfeln in einer einzigen Nacht, wo Nina als 17jährige in eine neue Diskothek geht und dort Paul endlich auf sich aufmerksam machen kann. Doch Nina ließ ihn damals zappeln und so vergnügte er sich nebenbei noch mit einer anderen Frau, die er ebenfalls in dieser Nacht kennen gelernt hatte. Daraus entwickelte sich eine Drei-Ecks-Beziehung, die Freunde und Verwandte in irgendeiner Weise mit einbeziehen.


    Die Schwester Serena warnte sie damals schon, dass Paul ein windiger Hund wäre. Doch Nina glaubte ihr nicht und vertraute ihm. Sie heirateten, bekamen drei Kinder und lebten ein angenehmes Leben in einer Vorstadtvilla in Frankfurt. Doch Paul konnte nie von den Frauen lassen und so nimmt das Verhängnis nach 32 Jahren Ehe seinen Lauf. Oma Agnes kommt dabei erstmal eine untergeordnete Rolle. Ihr Geheimnis nimmt sie mit ins Grab. Nur eine handvoll Menschen wissen davon, doch sie sind nicht in Ninas Umfeld. Erst so mit der Zeit erfährt der geneigte Leser von dem ganzen Ausmaß des Geheimnisses. Ich habe oft gerätselt, was Agnes denn so schlimmes getan haben mochte. Trotz einiger zaghafter Hinweise kam ich erst spät drauf, aber es traf mich dafür umso mehr.


    Die Autorin hat sehr geschickt die Konflikt-Bewältigung beschrieben, die innere Zerrissenheit der beteiligten Personen dargestellt und somit immer ein bisschen den nächsten Schritt offen gelassen. Die Protagonisten waren mir alle durchaus nah, selbst Paul, der wohl nicht wirklich mit der Untreue haderte, aber auch nicht so ganz glücklich mit allem schien. Der einzige kleine Kritik-Punkt, den ich hier anbringe, ist dass die Zeitsprünge nicht immer so klar definiert sind. Die Abschnitte in der Vergangenheit hätte man vom Layout ein bisschen mehr abgrenzen können.


    Wer Tragik und Familiengeheimnisse mag, der ist mit diesem Roman sehr gut beraten. Von mir bekommt er eine klare Lese-Empfehlung mit vollen fünf Sternen.

  • Ich hatte schon länger ein Auge auf die Geschichte von Annette Hennig geworfen. Da die Trilogie bereits vollständig erschienen ist fand ich den Zeitpunkt diese zu lesen perfekt.
    Ich kann nicht abstreiten, dass ich erst eine ganze Weile gebraucht habe, um in dieses Buch hineinzufinden. Die Autorin hat einen ganz eigenen Schreibstil, zu Beginn kam er mir ein wenig unterkühlt und mechanisch vor. Auch das man als Leser direkt am Anfang mit allen Namen und Konstellationen der Familie konfrontiert wird überforderte mich ein wenig. Aber ich habe mich doch recht schnell hinein gefunden und dann zog das Buch mich auch vorwärts. Einmal alles im Kopf sortiert, die Personen entsprechend zugeordnet war ich gespannt um welches Geheimnis es sich handelt. Das Thema Geheimnis wird oft genug angesprochen, doch bis es letztlich gelüftet wird dauert es doch seine Zeit. Die Autorin versteht es also den Leser zu verwirren und hin zuhalten, aber auf eine charmante Art und Weise. Der Erzählstil ist daher auch schwer zu beschreiben, es ist nicht aus der Ich-Perspektive und irgendwie doch. Es wird mal aus der Sicht von Nina, mal aus der Sicht der anderen Charaktere erzählt. Aber es gibt auch Tagebucheinträge und diese fand ich äußerst sympathisch und es hätten auch gerne für mich noch ein paar mehr sein können.
    Nina empfand ich wirklich als etwas naiv und blauäugig und ich denke, dass war auch die Wirkung die Annette Hennig erzielen wollte. Nina ist eben seit Jahrzehnten Hausfrau und Mutter und hat sich selbst über ihre Ehe und ihrer Rolle als perfektes "Weibchen" vergessen. Daher fand ich die Wandlung, die sie nach ihrem Auszug vollzieht wirklich überraschend, aber damit war ich ja nicht allein.
    Oma Agnes hingegen weckte in mir Erinnerungen. Immer wenn sie in Ninas Gedanken auftaucht oder eine Stelle im Buch von ihr handelte dachte ich auch an meine Oma. Auch sie war mir sehr wichtig und daher konnte ich gut mit Nina mitfühlen.
    Paul, Ninas Mann, hingegen wirkte auf mich egoistisch und uneinsichtig. Für sein Handeln konnte ich nun gar kein Verständnis aufbringen. Manches Mal hätte ich ihn am liebsten den Kopf gewaschen.
    Dieser Roman von Annette Hennig ist eine wundervoll geheimnisvolle Erzählung, die den Leser mit sich zieht. Wer gerne Familiengeschichten mit einem Hauch Drama liest ist hier genau an der richtigen Adresse. Ich freu mich schon auf den nächsten Teil mit dieser Familie und es wird sicher nicht mehr lange dauern bis ich ihn lese. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: