Christoph Scheuring - Zeichen der Zeit

  • Inhalt
    Sachsen um das Jahr 1830: In den Städten rauchen bereits die Schlote der ersten Fabriken, das Bürgertum ist die treibende Kraft des Fortschritts, überall blühen Kunst und Literatur, und von der Wissenschaft erhoffen sich die Menschen die Gesundung der Welt. Auf dem Land aber herrscht noch immer das tiefe Mittelalter. Der Frondienst lässt den Bauern kaum noch das Nötigste, die Gesetze der Zünfte knechten das Handwerk, und in den Bergen essen die Tagelöhner Kastanien und backen Brot aus gemahlenem Holz. Ein Kind zählt hier weniger als eine Ziege im Stall. So gross ist die Not, dass die Menschen in Scharen ihre Heimat verlassen, um einen Platz zu ergattern auf einem Segler, der sie nach Amerika bringt.


    Vor diesem Hintergrund erzählt Christoph Scheuring die Biographien dreier Jungen. Jeder mit einer besonderen Begabung gesegnet. Jeder dazu bestimmt, Grosses zu vollbringen. Aber keiner scheint stark genug zu sein für ein Leben in dieser Welt. Zeichen der Zeit ist ein Roman aus einer der spannendsten Phasen der deutschen Geschichte. Er beschäftigt sich mit den grossen Fragen der Zeit: Gibt es Gerechtigkeit? Was ist Schönheit? Wie schafft es der Mensch, eins zu sein mit sich und der Schöpfung? Die Antworten haben auch 200 Jahre später nichts von ihrer Aktualität eingebüsst. (Quelle: amazon.de)


    Über den Autor
    Christoph Scheuring, geb. 1957, lebt als freier Journalist und Autor in Hamburg. Zuvor arbeitete er als Reporter bei STERN und SPIEGEL. Für seine journalistischen Arbeiten wurde er zweimal mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis für die beste deutschsprachige Reportage des Jahres ausgezeichnet. Sein Roman Echt wurde 2015 für den Deutschen Jugendbuchpreis nominiert. (Quelle: amazon.de)


    Mein Leseeindruck
    Wow, was für ein Buch! Schonungslos, hart aber authentisch. Ab dem ersten Kapitel hat mich das Buch voll und ganz in seinen Bann gezogen.


    Zeichen der Zeit reiht sich definitiv nicht bei den zahlreichen anderen historischen Romanen ein, die leider viel zu oft die beschriebene Zeit schön reden. Hier werden mir schonungslos Fakten präsentiert: In Zeiten der unbeschreiblichen Armut und des Hungers sind Kinder absolut nichts wert; nichts als ein mühsamer Klotz am Bein. Die Menschen kämpfen ums Überleben. Da ist kein Platz für Träume, Wünsche und Romantik. Und über allem steht die dunkle Macht der Kirche...


    Die Charaktere empfand ich ausnahmslos authentisch gezeichnet. Ebenso das ganze Drumherum. Christoph Scheuring versteht es, mich mit einer sehr angenehmen Sprache in die damalige Zeit zu entführen und mir dabei viele wissenswerte Hintergrundinformationen anschaulich zu vermitteln.


    Das letzte Drittel des Buches konnte mich dann allerdings leider nicht so richtig überzeugen. Das liegt vor allem an einer doch sehr konstruierten Wendung zum Ende hin: Das überraschende Auftauchen eines bislang völlig unbekannten Charakters, der dann auch noch zur Schlüsselfigur für den Schluss des Buches wurde, war für mich überhaupt nicht nachvollziehbar und führte in meiner Bewertung zu einem Stern Abzug. Abgesehen davon ist Zeichen der Zeit aber ein durchweg grandioses Buch mit faszinierenden Charakteren und sehr bildhaften Szenen.


    Fazit
    Drei faszinierende Charaktere und ihre bewegenden Schicksale: Ein tolles Buch, das viel historisches Hintergrundwissen bildhaft vermittelt.