Sandra Gulland - Joséphine und Napoléon / Tales of Passion, Tales of Woe

  • Joséphine und Napoléon:
    eine Romanbiographie von Sandra Gulland


    Der historische Roman "Joséphine und Napoléon" ist der zweite Teil einer Trilogie und umfasst die Zeitspanne von 1796, kurz nach der Hochzeit von Joséphine und Napoléon bis zum Jahr 1800, als Napoléon Erster Konsul wurde. Joséphine war bei der Hochzeit mit Napoléon bereits 32 Jahre alt; sie war verwitwet (ihr erster Mann Alexandre de Beauharnais wurde in den Wirren der Französischen Revolution hingerichtet) und musste sich um zwei Kinder im Teenageralter aus erster Ehe kümmern.
    Wie der erste Band ist auch dieser in der intimen Form eines Tagebuchs geschrieben. Josephine lässt uns teilhaben an ihren Sorgen und Nöten, berichtet von Freud und Leid, von langen, beschwerlichen Reisen und häuslichen Sorgen. Sie berichtet freimütig von der ablehnenden Haltung, die ihnen beiden nach der Hochzeit entgegen gebracht wird: ihre adeligen Freunde rümpfen die Nase über den Emporkömmling ohne Manieren und ohne Geld und meinen, sie hätte unter ihrem Stand geheiratet; seine Familie lehnt sie, die um sechs Jahre älter als ihr Ehemann ist ebenfalls ab und befürchtet, sie könne keinen Erben mehr gebären. Die häusliche Ruhe ist ebenfalls dahin: ständig kommen und gehen Generäle, Adjutanten und Soldaten, Landkarten, Briefe und Depeschen werden besprochen, kommende Feldzüge geplant.
    Da Napoleon sich weigert, für den Unterhalt und die Ausbildung von Josephines Kindern auf zu kommen, muss sie selbst dafür sorgen. Wie aber konnte eine adelige Dame ohne eigenes Vermögen in diesen schwierigen Zeiten Geld verdienen? Sie entscheidet sich für etwas sehr Modernes - Lobbyarbeit, für die sie sehr angefeindet wird. Josephine hält Kontakt mit sehr vielen wichtigen Persönlichkeiten der Zeit, sie vermittelt Geschäfte und führt in Napoléons häufiger Abwesenheit viele für ihn überaus wichtige Unterredungen und Absprachen.
    Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Ehe ein Erfolg: beide Partner finden Ruhe und Glück in den Armen des anderen. Auch in politischer Hinsicht ist Josephine für Napoleon unverzichtbar: er, der bei Verhandlungen mit den politischen Gegnern rüde, unhöflich und ungeduldig agiert braucht Josephine, die mit diplomatischem Geschick und Feingefühl die Wogen wieder glätten kann.


    zur Autorin:
    Sandra Gulland, geb. 1944, wuchs im kalifornischen Berkeley auf, wo sie auch studierte. 1970 ging sie nach Kanada und arbeitete als Lehrerin und Lektorin. Heute lebt sie in Killaloe, Ontario, und San Miguel de Allende in Mexiko. Sandra Gulland ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
    Neben der Joséphine-Trilogie schrieb sie zwei weitere Romane, die zur Zeit des Sonnenkönigs Louis XIV. ("Die Sonne des Königs" und "The Shadow Queen", noch nicht auf deutsch erschienen) spielen.
    Auf ihrer Homepage hat Sandra Gulland angekündigt, derzeit einen Roman über Hortense, Josephines Tochter zu schreiben.


    Meine Einschätzung:
    An diesem Buch gefällt mir gut, wie ein persönliches Schicksal mit der Zeitgeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Paris verknüpft wird. Bereits Josephine musste Beruf und Familienleben unter einen Hut kriegen und einen schwierigen Ehemann unterstützen.
    Die Tagebuchform erlaubt Einblicke in Josephines Gedankenwelt und gliedert den Roman: jedem Kapitel ist ein Motto und das Datum vorangestellt. Die Sprache des Romans ist einfach, manchmal sogar nur stichwortartig, dann gibt es aber auch Dialoge und längere Abschnitte, die die geschichtlichen Zusammenhänge etwas ausführlicher erläutern.
    Die Autorin orientiert sich an den korrekten Lebensläufen von Joséphine und Napoléon, im Anhang ist eine umfangreiche Chronologie, ein Personenverzeichnis, eine Literaturauswahl und außerdem Anmerkungen und Danksagungen zu finden.


    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: für diesen schönen Schmöker.
    :winken::winken:

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • Dieses Buch ist der erste Band einer Trilogie um Marie Rose Joséphe de Tascher de la Pagerie, besser bekannt unter dem Namen „Kaiserin Joséphine“ und umfasst die Jahre von Oktober 1777 bis März 1796.


    Marie Rose Joséphe wird 1763 auf Martinique geboren. Sie wächst unter lauter Frauen auf der ständig verschuldeten Zuckerrohrplantage ihrer Eltern auf. Eine Wahrsagerin hat
    der Vierzehnjährigen im Jahre 1777 Folgendes prophezeit:


    „Du wirst unglücklich verheiratet sein. Du wirst Witwe sein. Du wirst Kaiserin sein“ .


    Nun gut, um Satz eins und zwei vorherzusagen braucht man weder Voodoo-Zauber noch Rauschmittel. Der überwiegende Teil der Frauen WAR unglücklich verheiratet
    und recht bald Witwe. An den dritten Teil der Weissagung klammert sich das Mädchen.

    Nach Paris geschickt, heiratet Rose 1779 Alexandre de Beauharnais. Sie bringt zwei Kinder zur Welt (Eugène und Hortense) und IST unglücklich. Man vereinbart eine Trennung.

    Nach einem Aufenthalt in ihrer früheren Heimat Martinique geraten die Beauharnais in die Fänge der Französischen Revolution. Alexandre wird 1794 hingerichtet.


    Die mittellose Witwe angelt sich den korrupten Lebemann Barras, seines Zeichens Direktor des Staatskonvents.


    Auf einer seiner Gesellschaften lernt sie den linkischen General Napoléon Bonaparte kennen. Mit dem untrüglichen Sinn für kommende Männer verkuppelt Barras seine Geliebte mit dem Korsen.


    Mit der Ziviltrauung der beiden am 9. März 1796 endet der erste Teil.


    Meine Meinung:


    Dieser Beginn der Trilogie ist als Tagebuch aus Sicht der jungen Rose geschrieben. Napoleon ändert ihren Vornamen in Joséphine.


    Dieser historische Roman erzählt die Wandlung eines schüchternen Mädchens aus der Karibik zu einer einflussreichen Frau. Es ist auch ein Sittengemälde dieser Epoche,
    die reich an Intrigen und Verlusten war.


    Am Ende des Romans sind eine Zeittafel und der Stammbaum der Familien Beauharnais und Tascher dargestellt.


    Fazit:


    Ein gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Dieser zweite Teil der Trilogie umfasst die Jahre zwischen 1796 und Februar 1800 und ist wieder als Tagebuch ausgeführt, wobei es hier längere Episoden gibt, die nicht aus Joséphines Perspektiven erzählt werden.


    Wie der geneigte Leser weiß, hat Joséphine vor allem bei der Familie Bonaparte einen schlechten Ruf, die den auch noch verbreitet. Federführend sind hier Joseph, der nun, während Napoleon auf seinen Feldzügen ist, als stellvertretendes Familienoberhaupt fungiert, und Pauline, deren Lebenswandel auch zu wünschen übrig lässt.


    Über die Motive braucht nicht lange spekuliert werden: Die verarmte adelige Familie aus Korsika kommt mit dem Trubel und den rauschenden Festen in Paris nicht zurecht. Zudem haben sie Angst, nach einem eventuellen Tod Napoleons wieder in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Da muss doch Vermögen gerafft werden, was möglich ist, und Blut ist dicker als Wasser. Dass Joséphine älter als Napoleon ist und keine Kinder mehr bekommen kann, ist vor allem Madame Mère, Letizia Bonaparte, ein Dorn im Auge, die doch vom Beginn einer neuen Dynastie träumt.


    Natürlich trägt Joséphine mit ihrem Lebenswandel zu den Gerüchten um zahlreiche Liebhaber bei. Wie viel davon stimmt?


    Ein interessanter Aspekt ist, dass im Ehevertrag jeder der beiden je zur Hälfte für den Haushalt aufkommen muss. Diese Bedingung stellt Joséphine natürlich vor große Probleme, denn die Plantage in der Karibik wirft so gut wie nichts ab. Ihre Ausgaben sind immens, deshalb macht sie Schulden über Schulden, die Napoleon, der durch seinen Sold und Kriegsbeute über wesentlich mehr Vermögen verfügt, zähneknirschend begleicht. Erst als Joséphine heimlich in das Geschäft mit Heereslieferungen einsteigt, bessert sich die finanzielle Situation. Sauber ist das natürlich nicht und Schwager Joseph Bonaparte nimmt diese Vetternwirtschaft zum Anlass, Joséphine beim Bruder anzuschwärzen.


    Doch Napoleon hat andere Sorgen: Nach den Fehlschlägen in Ägypten und dem Verlust der französischen Flotte in der Schlacht von Abukir scheint sein Stern nicht mehr ganz so hell zu leuchten. Mit Hilfe von seinem Bruder Lucien wird er durch einen Staatsstreich, dem „Coup d’État du 18 Brumaire“ Erster Konsul. Damit ist seine Macht bis auf Weiteres gesichert.


    Meine Meinung:


    Sandra Gulland verwendet zahlreich historische Quellen wie etwa die erhaltenen Briefe Napoleons. Geschickt sind die Ereignisse in den historischen Roman eingewoben.

    Am Ende des Romans sind wieder eine Zeittafel und eine Liste weiterführender Literatur angeführt.


    Fazit:


    Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 4 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)