Stendal in den Dreißigerjahren: Hier kreuzen sich die Wege von Margo und Helene. Margo ist Lehrling in der Buchhaltung, Helene Fotografin. Sie lieben denselben Mann, werden durch den Krieg und die deutsche Teilung getrennt und bleiben doch miteinander verbunden. Die Geschichte zweier Frauen mit einem gemeinsamen Geheimnis, berührend, fesselnd und voller Überraschungen!
Margo weiß, was sie will: eine anspruchsvolle Arbeit und Verantwortung. Als sie Helene bei Photo-Werner trifft, hat diese schon viel riskiert. Sie ist im Spanischen Bürgerkrieg zwischen die Fronten geraten. Mit ihr taucht Alard von Sedlitz in Stendal auf, ein charismatischer junger Schlesier, in den sich beide verlieben. Sie werden durch Krieg und Verfolgung getrennt. Margo verliert auf der Flucht 1945 ihr Kind und beinahe ihr Leben. Mit Henri, dem der Krieg alle Illusionen geraubt hat, baut sie sich eine neue Existenz in Westdeutschland auf. Helene, die Buchenwald überlebt hat, wird in Ostberlin von der Stasi zur "Kundschafterin des Friedens" ausgebildet. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges treffen beide wieder aufeinander, verbunden durch ein Familiengeheimnis und gelenkt durch die Stasi. Doch selbst das Ende der DDR bedeutet kein Ende ihrer dramatischen Verstrickung, die noch bis ins letzte Jahr des 20. Jahrhunderts reicht.
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch, Seitenzahl: 640, 2016
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Im Mittelpunkt steht deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts - die Zeit des dritten Reiches, das Leben in West und Ost nachdem Krieg bis zum Mauerfall, also der Wende 1989, sowie der Zeit danach. Aber es geht auch darum, wie schwer die Menschen an dem Erlebten ihr Leben lang zu tragen haben und wie sehr dies auch ihre Nachkommen noch beeinflusst. Nebenher erfährt man hautnah, wie das Leben in Deutschland zu dieser Zeit war.
Auf drei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte zweier Familien, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können und die großen Themen der Menschheit spielen natürlich auch in diesem Roman eine große Rolle: Liebe, Freundschaft, Familie, Vertrauen, Schuld, Neid, Eifersucht: alles, was das Leben zu bieten hat. Das pralle normale Leben von Menschen, die das Leben genießen wollen und denen die Geschichte einen Strich durch die Lebensplanung macht. Aber es geht auch um Schwachheit und Ohnmacht, das untätige Mitansehen, dass etwas aus dem Ruder läuft und man nur dabeistehen kann.
Cora Stephan schreibt sehr intensiv und packend, vor allem in emotionaler Hinsicht. Was aber auf keinen Fall mit Kitsch verwechselt werden darf. Dieses Buch ist alles andere als kitschig, sondern sehr ehrlich. Sie schont ihre Figuren nicht und am Ende stellt man sich die Frage, ob es wirklich möglich ist, alles zu verzeihen und ob man das überhaupt muss.Nicht nur dass man auf wundersame Weise, beinahe nebenher, Zeuge der deutschen Geschichte wird, nein man ist sozusagen live dabei, wie Geschichte geschrieben wird. Die Charaktere sind dermaßen real, dass man glaubt sie zu kennen und mit ihnen zu leben. Nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch die Nebencharaktäre ziehen einen in den Bann und sind vielschichtig und hervorragend herausgearbeitet, sowie deren Schicksal den Leser voll Spannung, Anteilnahme und Bewunderung verfolgt, so sind sie das wahrhafte Gerüst dieses herausragenden Buches, Sie reifen und nehmen entschlossen den Platz ein den das Leben für sie bereithält und müssen sich in einer rasant verändernden Welt behände zurechtfinden. Das die Autorin die Politik nicht ausspart und die Rolle der Sozialdemokratie und ihrer Bewegung in diesen Roman mit einbringt hat mir als politisch interessierter Leser besonders gut gefallen. Cora Stephan gelingt es mit ihrer Protagonistin die Zeit wiederauferstehen zu lassen und macht deutlich, dass mit dem Fall der Mauer 1989 auch die Mauer des Schweigens einbrach, die so viele Familien vor der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte abgehalten hatte. Dabei beweist die Autorin außerordentliches Geschick, wenn sie die Geschichte von den Anfängen des dritten Reiches über das 20. Jahrhunderts mit der Gegenwart des frisch geeinten Deutschlands am Ausgang des Jahrhunderts verbindet. Die Autorin geht sehr stark auf die politischen Vorgänge ein und man fühlt sich fast schon in diese Zeit versetzt. So manches kennt man noch aus dem Geschichtsunterricht, anderes wird durch die Geschichte deutlich und verständlicher
Nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, sondern eine zu Herzen gehende Geschichte über Menschen und ihr Leben, von denen man wirklich das Gefühl hat, sie haben all dies wirklich erlebt und man hat mit ihnen gefühlt,.Für durchweg alle zum Lesen dringend empfohlen, aber vor allem für jene, die etwas über ein kleines Stück jüngerer deutscher Geschichte erfahren wollen, ohne trockene Geschichtsbücher wälzen zu müssen.