Cora Stephan - Ab heute heiße ich Margo

  • Stendal in den Dreißigerjahren: Hier kreuzen sich die Wege von Margo und Helene. Margo ist Lehrling in der Buchhaltung, Helene Fotografin. Sie lieben denselben Mann, werden durch den Krieg und die deutsche Teilung getrennt und bleiben doch miteinander verbunden. Die Geschichte zweier Frauen mit einem gemeinsamen Geheimnis, berührend, fesselnd und voller Überraschungen!
    Margo weiß, was sie will: eine anspruchsvolle Arbeit und Verantwortung. Als sie Helene bei Photo-Werner trifft, hat diese schon viel riskiert. Sie ist im Spanischen Bürgerkrieg zwischen die Fronten geraten. Mit ihr taucht Alard von Sedlitz in Stendal auf, ein charismatischer junger Schlesier, in den sich beide verlieben. Sie werden durch Krieg und Verfolgung getrennt. Margo verliert auf der Flucht 1945 ihr Kind und beinahe ihr Leben. Mit Henri, dem der Krieg alle Illusionen geraubt hat, baut sie sich eine neue Existenz in Westdeutschland auf. Helene, die Buchenwald überlebt hat, wird in Ostberlin von der Stasi zur "Kundschafterin des Friedens" ausgebildet. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges treffen beide wieder aufeinander, verbunden durch ein Familiengeheimnis und gelenkt durch die Stasi. Doch selbst das Ende der DDR bedeutet kein Ende ihrer dramatischen Verstrickung, die noch bis ins letzte Jahr des 20. Jahrhunderts reicht.


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    Im Mittelpunkt steht deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts - die Zeit des dritten Reiches, das Leben in West und Ost nachdem Krieg bis zum Mauerfall, also der Wende 1989, sowie der Zeit danach. Aber es geht auch darum, wie schwer die Menschen an dem Erlebten ihr Leben lang zu tragen haben und wie sehr dies auch ihre Nachkommen noch beeinflusst. Nebenher erfährt man hautnah, wie das Leben in Deutschland zu dieser Zeit war.


    Auf drei Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte zweier Familien, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können und die großen Themen der Menschheit spielen natürlich auch in diesem Roman eine große Rolle: Liebe, Freundschaft, Familie, Vertrauen, Schuld, Neid, Eifersucht: alles, was das Leben zu bieten hat. Das pralle normale Leben von Menschen, die das Leben genießen wollen und denen die Geschichte einen Strich durch die Lebensplanung macht. Aber es geht auch um Schwachheit und Ohnmacht, das untätige Mitansehen, dass etwas aus dem Ruder läuft und man nur dabeistehen kann.
    Cora Stephan schreibt sehr intensiv und packend, vor allem in emotionaler Hinsicht. Was aber auf keinen Fall mit Kitsch verwechselt werden darf. Dieses Buch ist alles andere als kitschig, sondern sehr ehrlich. Sie schont ihre Figuren nicht und am Ende stellt man sich die Frage, ob es wirklich möglich ist, alles zu verzeihen und ob man das überhaupt muss.Nicht nur dass man auf wundersame Weise, beinahe nebenher, Zeuge der deutschen Geschichte wird, nein man ist sozusagen live dabei, wie Geschichte geschrieben wird. Die Charaktere sind dermaßen real, dass man glaubt sie zu kennen und mit ihnen zu leben. Nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch die Nebencharaktäre ziehen einen in den Bann und sind vielschichtig und hervorragend herausgearbeitet, sowie deren Schicksal den Leser voll Spannung, Anteilnahme und Bewunderung verfolgt, so sind sie das wahrhafte Gerüst dieses herausragenden Buches, Sie reifen und nehmen entschlossen den Platz ein den das Leben für sie bereithält und müssen sich in einer rasant verändernden Welt behände zurechtfinden. Das die Autorin die Politik nicht ausspart und die Rolle der Sozialdemokratie und ihrer Bewegung in diesen Roman mit einbringt hat mir als politisch interessierter Leser besonders gut gefallen. Cora Stephan gelingt es mit ihrer Protagonistin die Zeit wiederauferstehen zu lassen und macht deutlich, dass mit dem Fall der Mauer 1989 auch die Mauer des Schweigens einbrach, die so viele Familien vor der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte abgehalten hatte. Dabei beweist die Autorin außerordentliches Geschick, wenn sie die Geschichte von den Anfängen des dritten Reiches über das 20. Jahrhunderts mit der Gegenwart des frisch geeinten Deutschlands am Ausgang des Jahrhunderts verbindet. Die Autorin geht sehr stark auf die politischen Vorgänge ein und man fühlt sich fast schon in diese Zeit versetzt. So manches kennt man noch aus dem Geschichtsunterricht, anderes wird durch die Geschichte deutlich und verständlicher
    Nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, sondern eine zu Herzen gehende Geschichte über Menschen und ihr Leben, von denen man wirklich das Gefühl hat, sie haben all dies wirklich erlebt und man hat mit ihnen gefühlt,.Für durchweg alle zum Lesen dringend empfohlen, aber vor allem für jene, die etwas über ein kleines Stück jüngerer deutscher Geschichte erfahren wollen, ohne trockene Geschichtsbücher wälzen zu müssen.

  • Titel: Ab heute heiße ich Margo
    Autor: Cora Stephan



    Produktinformation lt. AMAZON:
    Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer&Witsch (10. März 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3462048953
    ISBN-13: 978-3462048957



    Inhaltsangabe lt. AMAZON:
    Stendal in den Dreißigerjahren: Hier kreuzen sich die Wege von Margo und Helene. Margo ist Lehrling in der Buchhaltung, Helene Fotografin. Sie lieben denselben Mann, werden durch den Krieg und die deutsche Teilung getrennt und bleiben doch miteinander verbunden. Die Geschichte zweier Frauen mit einem gemeinsamen Geheimnis, berührend, fesselnd und voller Überraschungen!
    Margo weiß, was sie will: eine anspruchsvolle Arbeit und Verantwortung. Als sie Helene bei Photo-Werner trifft, hat diese schon viel riskiert. Sie ist im Spanischen Bürgerkrieg zwischen die Fronten geraten. Mit ihr taucht Alard von Sedlitz in Stendal auf, ein charismatischer junger Schlesier, in den sich beide verlieben. Sie werden durch Krieg und Verfolgung getrennt. Margo verliert auf der Flucht 1945 ihr Kind und beinahe ihr Leben. Mit Henri, dem der Krieg alle Illusionen geraubt hat, baut sie sich eine neue Existenz in Westdeutschland auf. Helene, die Buchenwald überlebt hat, wird in Ostberlin von der Stasi zur »Kundschafterin des Friedens« ausgebildet. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges treffen beide wieder aufeinander, verbunden durch ein Familiengeheimnis und gelenkt durch die Stasi. Doch selbst das Ende der DDR bedeutet kein Ende ihrer dramatischen Verstrickung, die noch bis ins letzte Jahr des 20. Jahrhunderts reicht.



    Über die Autorin lt. AMAZON:
    Cora Stephan ist seit mehr als dreißig Jahren freie Autorin und schreibt Essays, Kritiken, Kolumnen ? und Bücher. Neben zehn Sachbüchern hat sie unter dem Pseudonym Anne Chaplet zehn preisgekrönte Kriminalromane veröffentlicht.



    Meine Meinung:
    Das Buch verfügt über ein, wie ich finde, ansprechendes Cover, von dessen Bezug zum Inhalt man im Laufe des Lesens erfährt. Selbstverständlich ist so etwas in der letzten Zeit leider nicht mehr.
    Die Geschichte der beiden Frauen Margo und Helene umfasst mehrere Jahrzehnte und reicht von der Zeit kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bis knapp vor die Jahrtausendwende. Sie wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der Hauptpersonen wirklich sehr spannend erzählt und spielt hauptsächlich in Stendal, Berlin, Schlesien sowie einigen Orten in Westdeutschland, wo Margo nach dem Krieg eine neue Heimat zu finden versucht.
    Am Ende des Buches gibt es dankenswerterweise ein umfangreiche Personenverzeichnis, was ich hauptsächlich zu Beginn der Lektüre überaus hilfreich fand.
    Durch das parallele Erzählen der Lebensgeschichten von Helene im Osten und Margo im Westen wurden auch die Auswirkungen der beiden unterschiedlichen politischen Systeme auf die im geteilten Deutschland lebenden Menschen verdeutlicht, angenehmerweise, ohne eine Seite hervorzuheben oder abzuwerten.
    Nicht ganz so positiv fand ich den Familienwirrwarr und das in meinen Augen etwas konstruiert wirkende Ende.
    Insgesamt verbleibt aber ein guter Gesamteindruck, der zu einer deutlichen Leseempfehlung vor allem für jene Leser führt, die an einer spannenden Handlung vor der historischen Kulisse Deutschlands im letzten Jahrhundert Interesse haben.

  • Ab heute heiße ich Margo - Cora Stephan




    Margo weiß genau was sie will und lässt sich von niemandem in ihre Zukunft reinreden. Deshalb geht sie auch von der Schule ab und sucht sich eine Lehrstelle bei Photo-Werner. Das ist in den Dreißigerjahren im eher beschaulichen Stendal noch nicht alltäglich, doch Margo zerstreut die Bedenken der Eltern, setzt sich durch und geht ihren Weg. Margo ist ehrgeizig und lernt schnell. Fasziniert beobachtet sie das lebhafte Treiben im Photo-Atelier. Dort lernt sie auch Helene kennen. Die junge Frau ist Fotografin und hat schon einiges erlebt. Die beiden freunden sich ein wenig an und ahnen nicht, dass das Schicksal ihre Lebensfäden untrennbar miteinander verknüpfen wird. Denn sie lieben denselben Mann und werden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von den Ereignissen förmlich mitgerissen. Zwei starke Frauen, denen das Schicksal ganz unterschiedlich mitspielt, verbindet ein tragisches Geheimnis, das sich wie ein roter Faden durch ihr Leben ziehen wird....




    "Ab heute heiße ich Margo" erzählt die Geschichte von Margarete Hegewald, die sich später nur noch Margo nennen lässt, Helene Pinkus, Henri Seliger und Alard von Sedlitz. Diese vier jungen Menschen werden durch das Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Die Erzählung umfasst die Zeitspanne von 1936 bis 2000, wobei sie in drei große Hauptteile unterteilt ist, die wiederum in kleinere Abschnitte gegliedert sind. Im Zentrum der Ereignisse steht Margo und deshalb betrachtet man den größten Teil der Handlung aus ihrer Perspektive. Allerdings gibt es auch Abschnitte, in denen der Fokus auf den anderen Hauptprotagonisten ruht. Eine Orientierung fällt leicht, da die jeweiligen Perspektiven mit dem Namen des Protagonisten versehen ist, der gerade im Mittelpunkt steht. Tagebucheinträge und Briefe liefern weitere Informationen.



    Der Einstieg in den Roman gelingt mühelos, da Cora Stephan so lebendig schreibt, dass man die jeweiligen Handlungsorte und die zugehörigen Akteure beim Lesen sofort vor Augen hat. Man kann dadurch in die Erzählung eintauchen und regelrecht darin versinken. Bereits nach wenigen Seiten folgt man gebannt den Schilderungen und wird von den Ereignissen und Schicksalsschlägen förmlich mitgerissen. Die Charaktere wirken sehr menschlich und deshalb sind sie auch nicht ohne Fehler. Sie handeln nach ihren eigenen Wertvorstellungen und müssen mit den Konsequenzen leben. Dadurch schließt man sie aber dennoch ins Herz und fiebert regelrecht mit ihnen mit. Liebe, Neid, Verrat, Intrigen und Lügen, führen dazu, dass Margo, Helene, Henri und Alard ihr ganzes Leben lang miteinander verbunden sein werden.



    Obwohl der Roman recht umfangreich ist, liest er sich quasi von allein. Denn das gemeinsame Schicksal, das besonders die beiden Frau Margo und Helene betrifft, wird durchgehend interessant geschildert. Eine verträumte Liebesgeschichte mit vorhersehbarem Ausgang, braucht man hier nicht zu befürchten. Denn dieses Buch hat viel mehr zu bieten und übt eine regelrechte Sogwirkung aus. Man ist erst zufrieden, wenn man die letzte Seite gelesen und das Buch zusammengeklappt hat. Das Ende verläuft nicht so, wie man sich das vielleicht erhofft, doch im Leben geht es ja auch nicht nach Wunsch und deshalb ist es durchaus realistisch und eigentlich noch als zusätzlicher Pluspunkt zu werten.



    Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und mochte das Buch bereits nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen. Margo und Helenes Schicksal hat mich berührt und ganz gefangen genommen. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!



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