Grigori Rjaschski - Moskau, Bel Etage / Dom obrascovogo soderzanija

  • Inhalt (Quelle: amazon):
    »Vielleicht lebt ja etwas Gutes von unseren Großmüttern und Großvätern in unseren Kindern und Enkeln weiter.« Ljudmila Ulitzkaja in ihrem Vorwort Ein Jahrhundert russischer Geschichte durchströmt die Maisonettewohnungen in bester Moskauer Lage. Mit den Machthabern wechseln die Bewohner, nur Rosa Mirskaja, die Frau des Architekten Semjon Mirski, bleibt über all die Jahre mit Herzenswärme, gestärkten Tischdecken und jüdischem Gebäck der ruhende Pol im Leben der Mirskis und ihrer Nachbarn – über alle familiären Krisen und historischen Umstürze hinweg. Gleich bei den Patriarchenteichen, dort, wo die Geschichte vom »Meister und Margarita« ihren Ursprung nahm und wo heute Moskaus neue Mitte erwächst, steht der Inbegriff Moskauer Jugendstils, erbaut von Semjon Mirski, Architekt und angesehenes Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Dort wohnt auch der Erbauer selbst mit seiner Frau, Rosa Markowna Mirskaja, in direkter Nachbarschaft zu den hohen Persönlichkeiten der Zeit. Doch wer angesehen ist und wer nicht, ändert sich mit den Zeitläufen, und so verändert sich auch die Nachbarschaft der Mirskis zwischen den Jahren der Oktoberrevolution und dem Zusammenbruch der Sowjetunion mehrfach. Und auch in der Familie Mirski geraten die jüdischen Traditionen von einer Generation zur nächsten immer mehr ins Wanken, wäre da nicht der beharrliche Wille der Mutter, Groß- und Urgroßmutter Rosa, die mit unendlicher Geduld die Familie zusammenhält. Angelehnt an die Geschichte der russisch-jüdischen Familie Ginzburg, der er selbst wie auch seine Cousine Ljudmila Ulitzkaja entstammt, entwirft Grigori Rjaschski ein lebendiges Panorama der russischen Gesellschaft im Wandel der Zeiten.


    Beschreibung:
    Zuerst klang der Inhalt für mich vielversprechend und ich habe mich interessiert und neugierig ans Lesen gemacht. Schon nach zwanzig, dreißig Seiten kam die Ernüchterung. Der Roman ist zwar flüssig geschrieben, in einer recht einfachen Sprache, und er schildert durchaus aufschlußreich den Alltag und die Zustände zwischen Oktoberrevolution, stalinistischer Zeit, Aufbruch und schließlich Zusammenbruch der Sowjetunion. Trotzdem bin ich mit dem Buch nicht zurechtgekommen. Die Familiengeschichte ist für mich wenig lebendig, sondern sehr distanziert und teilweise zugespitzt auf einige Marotten einiger Familienmitglieder dargestellt. Keine einzige Person, die in dem Roman vorkommt, war mir sympathisch, im Gegenteil, einige davon fand ich reichlich dümmlich und unglaubwürdig naiv, andere äußerst unsympathisch, den Rest davon uninteressant. Niemanden hätte ich kennenlernen wollen. Streckenweise ging es nur darum, wann Mirski "den besten Freund der Frauen" in wen reinsteckt. Ein Vorgang, der nicht spannender wird, wenn er sich alle zehn, fünfzehn Seiten wiederholt.


    Angeblich ist es eine "Kriminalgeschichte", ich habe jedoch vergeblich versucht, herauszufinden, warum eigentlich. Ja, es kommt ein Mord vor, allerdings erst gegen Ende des Buches, im letzten Drittel, und keineswegs ging es in dem Roman um diesen Mord und dessen Aufklärung (oder auch Nicht-Aufklärung, das war mir sogar auf der letzten Seite noch unklar). Möglicherweise habe ich etwas überlesen, weil ich den Roman insgesamt so unerfreulich fand, dass ich mich nur noch aus Pflichtbewusstsein bis ans Ende durchgelesen, oder sollte ich besser sagen, durchgequält habe?


    Urteil:
    Für mich war dieses Buch ein Flop, eindeutig. Ich fand nichts beim Lesen, was mir auch nur ansatzweise gefallen hätte. Das ist jedoch mein persönliches Urteil, und andere Leser mögen anders urteilen. Aus meiner Sicht kann ich dem Buch nur zwei Sterne geben, will jedoch nicht von der Lektüre abraten, eben weil es ganz vom Geschmack jedes Einzelnen abhängt, was ihm gefällt und was nicht, und weil der Roman durchaus flüssig und leicht lesbar geschrieben ist. :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Da ich von dem Buch "Das achte Leben, (Für Brilka)" so begeistertet war habe ich bei diesem Buch zugeschlagen als ich las, dass es sich hier auch um eine russische Familiengeschichte welche sich über mehrere Generationen erstreckt, handelt. Mit vorgenanntem Buch kann man es aber eigentlich nicht wirklich vergleichen, es ist anders.
    Ich habe die ebook-Ausgabe gelesen. Danke nochmal an @Squirrel :wink:


    Einen "Kriminalroman" den meine Vorposterin (warum auch immer) erwartet hatte habe ich in diesem Buch nicht vermutet. Ich wusste dass es ein Gesellschaftsroman ist.
    Ein Haus in Moskau in der Trjochprudny-Gasse, eines der "gehobeneren" Art. und ihre Bewohner. Ihre Geschichten und ihre Schicksale, die oft eng miteinander verflochten sind, werden interessant erzählt. Über ein ganzes Jahrhundert. Manchmal haben mich bestimmte politische Ereignisse, besonders die Gnadenlosigkeit der machthaber in der Stalinzeit, ziemlich erschreckt. Das Buch ist generell eher nichts für schwache Nerven.


    Sehr interessante Charaktere und mittendrin Rosa Markowna, eine Jüdin welche in all den Jahren der der politischen Wirren niemals den Mut verliert und auch anderen Mitglieder aus Familie und Hausgemeinschaft mit scheinbar nie versiegender Kraft hilft uns unterstützt.
    Sie hat mich in vielen Dingen sehr an die Figur der Anastasia aus oben genanntem Buch erinnert allerdings ist Rosa bis ins hohe Alter (am Ende des Buches steht sie kurz vor ihrem 100.Geburtstag) wesentlich geerdeter als Stasia.


    Aber nicht nur politische Ereignisse beeinflussen das Leben der Menschen im Haus sondern auch alle menschlichen Facetten kann man erleben. Da wird geliebt, benutzt, gehasst, verraten, gerächt .... Und das über 5 Generationen hinweg.
    Wer sich für russische Geschichte interessiert und sich über Abgründe der menschlichen Seele nicht mehr zu sehr erschrreckt, dem kann ich das Buch empfehlen. Sehr lesenswert.


    Einen halben Stern ziehe ich ab da manchmal ein wenig, für mein Empfinden, zu sehr in den Zeiten gesprungen wurde, Geschehnisse beschrieben wurden welche man erst viel später "einordnen" konnte.
    Das hat mich manchmal etwas irritiert. Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt.


    Ein interessanter Gesellschaftsroman, manchmal zum schmunzeln, manchmal zum weinen ! Hat mir sehr gut gefallen.
    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:



    EDIT: Ist ja alles Geschmackssache aber das Cover der Originalausgabe finde ich ja ganz schrecklich. Sieht aus wie eines aus einer kitschigen Heftserie. Das entspricht ja nun so gar nicht dem Inhalt des Buches. Aber typisch, die Russen mögen oft solchen Kitsch.

  • Ich kann leider nicht mehr editieren. Sorry für die Tippfehler in meinem Posting ! Man sollte nicht um 4 Uhr morgens Leseeindrücke schreiben :uups:

  • Vielen Dank, nun auch für Deine Eindrücke!

    ...Man sollte nicht um 4 Uhr morgens Leseeindrücke schreiben :uups:

    Vielleicht doch?! Denn nach dem Post von Mireille hatte ich das Buch erst einmal abgeschrieben, doch Du machst es hier wieder ziemlich interessant, fügst eine andere Sicht darauf hinzu. Was der Geldbörse nicht gut tut...