Seitenanzahl
384 (inklusive Epilog, Danksagung, Nachwort sowie Hinweisen zur "Wissenschaft im 19. Jahrhundert", Amalie Dietrich, dem Hamburger Museum Godeffroy, der Beschaffung von Skeletten in Australien sowie einer weiteren Person, die hier nicht von mir genannt wird, da dies einen großen Spoiler mit sich bringen würde)
Über die Autorin
ZitatAnnette Dutton, 1965 in Deutschland geboren, studierte Geisteswissenschaften in Mainz. Seither arbeitet sie als Fernseproducerin und Autorin, zuletzt für ein Australien-Special der Wissenschaftsserie "Galileo" sowie die zweiteilige Australien-Reportage "Der Zug der Träume". Ihre Romane wurden von Prese und Leserinnen begeistert aufgenommen, "Die verbotene Geschichte" war ein SPIEGEL-Bestseller. Annette Dutton lebt mit ihrem Mann John und Sohn Oscar in Australien.
Quelle: Klappentext
Inhalt
Die Archäologie-Professorin Nadine erhält eine ehrenvolle Aufgabe. Sie soll einem Aborigine-Stamm in Australien die Überreste seiner Verstorbenen zurückzugeben, die einst von der Naturforscherin Amalie Dietrich nach Deutschland geschickt wurden. Ihre 18-jährige Tochter macht sich mit ihr auf den Weg ins Unbekannte, verschwindet jedoch schon nach wenigen Tagen spurlos. Wahnsinnig vor Sorge macht sich Nadine auf die Suche nach ihr. Schon einmal hat ihr das Schicksal böse mitgespielt und ihr eine geliebte Person genommen. Dies soll nicht noch einmal geschehen. Doch bemerkt Nadine nicht, dass sie sich selbst in große Gefahr begibt.
Aufbau
Das Buch wurde in mehrere Kapitel unterteilt. Diese springen hauptsächlich zwischen der Vergangenheit (Amalie Dietrich und ihr Leben) und dem Jahr 2009 (Nadine und ihre Tochter) hin und her. Zwischenzeitlich wird der Fokus der Erzählung auch kurz auf das Jahr 2002 gelenkt. Meistens wird die Geschichte im Präteritum in der "Er-/Sie-Form" erzählt. Allerdings besteht ein Großteil der Berichte über Amalie Dietrich ab etwa der Hälfte des Buches aus einem Briefkontakt zwischen der Wissenschaftlerin und ihrer Tochter.
Eigene Meinung
Als ich das Buch geschenkt bekam, konnte ich mir zunächst nicht viel darunter vorstellen. Da ich aber ja bekannterweise Büchern, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, hoffnungslos verfallen bin, konnte ich "Das Geheimnis jenes Tages" nicht lange widerstehen.
Zunächst sei gesagt, dass Annette Dutton mit ihrem flüssigen, leichten Schreibstil schnell dafür sorgte, dass ich gut in ihre Geschichte hineinfand. Ich mochte ihre Protagonistin Nadine und konnte mich ohne große Probleme auf sie einlassen. Die Erzählung um diese Frau beginnt sehr spannend in Form eines Rückblicks, der mir direkt mal einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Sehr emotional wird von der Autorin hier ein Ereignis geschildert, das das Leben Nadines für immer verändert. Dadurch wurde direkt zu Beginn ein Spannungsbogen aufgebaut, der sich auch ziemlich gut über den Verlauf der Geschichte hinweg gehalten hat. Langweilig wurde mir beim Lesen jedenfalls nie.
Besonders interessant empfand ich die Tatsache, dass es die Person Amalie Dietrich tatsächlich gegeben hat. Die Autorin weist zwar am Ende des Buches darauf hin, dass die Ereignisse, die sie in ihrem Buch schildert, nicht der Realität entsprechen, doch das tat der Sache keinen Abbruch. Auf mich wirkte ihre Darstellung dieser Frau sehr authentisch und lebensnah. Überhaupt hat es mir gut gefallen, wie Dutton ihre Charaktere zeichnet. Alle hatten ihre Macken, Ecken und Kanten und wirkten dadurch auf mich ziemlich natürlich.
Zur Handlung selbst lässt sich, wie oben bereits erwähnt, sagen, dass ich mich stets gut unterhalten gefühlt habe. Allerdings entwickelte sie sich relativ schnell in eine Richtung, die ich gar nicht unbedingt erwartet hatte. Die Geschichte schlug bald in einen Krimi um, ein Genre, das ich zwar nicht zu meinen Favoriten zähle, aber dem ich durchaus auch nicht abgeneigt bin, wenn die Rahmenhandlung mich fesselt. Das war hier definitiv der Fall. Spannung und "seichte Erzählung" über das Leben und Handeln Amalie Dietrichs wechselten sich im Laufe der Geschichte ab, was Abwechslung mit sich brachte, der Autorin aber auch die (genutzte) Chance dazu gab, interessante Cliffhanger einzubauen. Dutton versteht es dabei sehr gut, Neugier zu wecken, Fragen aufzuwerfen und zum Weiterlesen anzuregen. Die Auflösung der Geschehnisse war dann zwar für mich relativ unspektakulär, aber nachvollziehbar und definitiv akzeptabel.
Was ich aber auf jeden Fall anmerken möchte: Alles, was über die Zeit Amalie Dietrichs geschrieben wird, handelt nahezu ausschließlich von ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin und Sammlerin. Es ist also durchaus hilfreich, wenn man sich für die Forschung im 19. Jahrhundert interessiert. Anderenfalls kann ich mir vorstellen, dass die zahlreichen und zumeist ausschweifenden Schilderungen ihrer Reisen und Sammelleidenschaft für den einen oder anderen doch eher langweilig werden könnten.
Mir jedoch hat das Buch sehr gut gefallen. Ich stolperte zwar ab und an über den einen oder anderen Logik- oder auch Schreibfehler, empfand dies aber zumeist nicht als wahnsinnig störend. Alles in allem war "Das Geheimnis jenes Tages" unterhaltsam. Allein der Titel lässt mich noch etwas ratlos zurück, denn ein "Geheimnis" konnte ich eigentlich in dem Sinne nicht entdecken. Schon gar keins, das an einen bestimmten Tag gebunden wäre.
Insgesamt vergebe ich und werde bestimmt mal wieder ein Buch der Autorin lesen.