Frederick Forsyth - Der Rächer / Avenger

  • Autor: Frederick Forsyth
    Titel: Der Rächer
    Originaltitel: Avenger, erschien erstmals 2003
    Seiten: 325, plus 6 Seiten Anhang "Krimi-Analyse"
    Verlag: edel / Zeitverlag
    ISBN: 9783841901729


    Der Autor: (Klappentext)
    Frederick Forsyth, geboren 1938 in Ashford, Kent, arbeitete zunächst als Korrespondent für die Agentur Reuters, für die er aus Frankreich, Spanien, der DDR und aus der Tschechoslowakei berichtete. 1965 ging er dann zur BBC, bevor er 1971 mit dem ersten seiner sehr erfolgreichen Thriller debütierte. Forsyth hat unter anderem den renommierten Edgar Allen Poe Award gleich zweimal erhalten und lebt heute in der Nähe von London.
    Forsyth war mir bislang durch die 70er-Jahre Verfilmungen seiner Frühwerke "Der Schakal" und "Die Akte Odessa" bekannt; beides Filme die ich heute noch gerne sehe, wenn sie mal im Fernsehen laufen.


    Inhalt (Klappentext):
    Im Krieg auf dem Balkan wird 1995 ein junger Amerikaner brutal ermordet. Seine Familie will Sühne. Doch der Mörder, Anführer einer serbischen Verbrecherbande, taucht in Südamerika unter. Der Grossvater des Opfers beauftragt Cal Dexter, Vietnamveteran und selbsternannter Rächer in aussichtslosen Fällen, den Mörder seines Enkels dingfest zu machen. Die Suche führt Dexter über drei Kontinente und schliesslich in eine Situation, in der Richtig und Falsch nicht mehr klar zu unterscheiden sind.
    Was mit der Suche nach Gerechtigkeit für einen einzelnen Mord während des Balkankriegs beginnt, wird von Frederick Forsyth zu einer weltpolitischen Tour d'Horizon bis hin zu Osama bin Laden und den Anschlägen des 11. September 2001 entwickelt. Atemberaubend spannend und mit einem gänzlich unerwarteten Ende.


    Meinung:
    Der Roman ist in drei Teile plus Epilog gegliedert. Im ersten Teil werden die Hauptfiguren in verschiedenen, vorerst voneinander unabhängigen Handlungssträngen vorgestellt. Dabei springt Forsyth auf mehreren Zeitebenen hin und her, hauptsächlich im Vietnamkrieg (um mehr über das Vorleben Cal Dexters zu erfahren), dann kurz nach dem bosnischen Bürgerkrieg (um das Verschwinden des Enkelsohns zu erzählen), und schliesslich spielt die Geschichte im Jahr 2001.
    Eigentlich nimmt sich Forsyth hier viel Zeit, seine Figuren zu entwickeln, Ihnen einen passenden Lebenslauf zu verpassen und deren Motivation glaubhaft darzustellen. Ich fand es allerdings mässig unterhaltend, zumal viele Dinge episch beschrieben werden, die später zum Fortgang der Handlung doch uninteressant sind. Zudem springt Forsyth thematisch viel herum (Koreakrieg, al-Qaida, die Schwierigkeit Kriegsverbrecher haftbar zu machen, Streitigkeiten zwischen FBI und CIA, etc.), er hat wohl ausgiebig recherchiert und baut eine Menge geschichtliche Fakten in seine Handlung ein. Für meinen Geschmack allerdings zu viel, denn so wird zwar vieles ein bisschen behandelt, aber etwas mehr Fokus auf wirklich relevante Fakten wäre mir lieber gewesen.
    Für mich blieb es eine unterhaltsame Lektüre mit leichten Lngen á la "das Rechtssystem ist zu träge, der einzelkämpferische Held sorgt für Gerechtigkeit", das Ganze (nicht nur) vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina, über den ich gerne mehr erfahren hätte.