John Irving - Gottes Werk und Teufels Beitrag / The Cider House Rules

  • Was mich ehrlich gesagt auch noch ziemlich stört sind diese seltsamen Jahreszahlen (193- oder 194-). Irgendwie bin ich da noch nicht hinter den tieferen Sinn gekommen, vielleicht habe ich aber auch einfach einen Fehldruck?

    Nein du hast keinen Fehldruck- und wenn du den Anhang liest wirst du erkennen warum Irving die Jahreszahlen in dieser Form aufgeführt hat.
    Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen bei diesem absolut grossartigen Werk ;)
    LG
    Serjena

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Hi allerseits,


    ich quäle mich seit Mitte August durch dieses Machwerk, bin inzwischen auf Seite 449 und habe mich heute dazu entschlossen das Buch zuzuklappen und in die nächste Ecke zu pfeffern. Mir ist absolut schleierhaft, wie diese ausnahmslos überschäumend positiven Bewertungen zustande kommen auf Grund derer ich dieses Buch auch gekauft habe. Für mich ist es der Innbegriff der gähnenden Langweile und erinnert mich stark an eine Tretmühle, denn anscheinend läuft der Autor erst immer fünfmal im Kreis, bevor er einen kleinen Schritt vorwärts kommt. Ich bin wie gesagt auf Seite 449 von insgesamt 821 Seiten und habe nicht den Eindruck, dass ich schon zum Kern der Geschichte vorgedrungen, sondern noch mitten im Vorgeplänkel bin. Heute habe ich eine Rezension im Netz gefunden, die besagt, dass die eigentliche Story dieses Buches erst ca. bei Seite 500 anfängt und Spannung erst ca. bei Seite 700 aufkommt.
    Bis dahin auszuharren habe ich ehrlich gesagt keine Geduld mehr, sitze ich an diesen knapp 450 $eiten ja schon fast zwei Monate dran.
    Vielleicht mag ja auch die Schönheit der Sprache eine Rolle spielen um von diesem Buch restlos begeistert zu sein, da sind die Geschmäcker bekanntlich verschieden, für mich jedenfalls liest sich das so zäh also ob man an einer Schuhsohle kauen würde.
    Zerreist mich in der Luft, aber ich kann mit diesem Roman absolut nichts anfangen und ihn demzufolge überhaupt und gar nicht weiterempfehlen. Meine Bewertung: rating1.png

  • @ Lesley,
    nach Deiner Bewertung dachte ich es mir schon, weil Du keinen Bezug zu seinen anderen Werken genommen hast.
    Es ist für mich etwas anderes, wenn jemand ein Buch eines Autors nicht mag, von dem er schon mehrere gelesen hat, oder das schon nicht mag, das er als erstes in die Finger bekommen hat. Insofern kann ich Dir auch keinen anderen Irving-Roman empfehlen, denn "Gottes Werk ..." gilt neben "Owen Meany" als sein bestes.
    Als Irving-Fan finde ich es natürlich schade.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Insofern kann ich Dir auch keinen anderen Irving-Roman empfehlen, denn "Gottes Werk ..." gilt neben "Owen Meany" als sein bestes.
    Als Irving-Fan finde ich es natürlich schade.

    "Gottes Werk..." war für mich auch der erste Irving damals, allerdings war ich begeistert. "A Prayer for Owen Meany" wird aber immer mein Favorit bleiben. Ich finde es auch sehr schade, Lesley, dass es dir so gar nicht gefallen hat. :( Aber Irving ist eben auch recht speziell, meine Mutter z.B. mag ihn auch überhaupt nicht und ist ganz erstaunt, dass er zu meinen Lieblingsautoren gehört.

  • Seltsam... ich VEREHRE John Irving, mag eigentlich alle seine Bücher,
    lese manche sogar im englischen Original nach,
    aber Owen Meany fand ich so furchtbar, dass ich in der Mitte abbrechen mußte.


    Konnte dieses ständige herumkauen auf den Religionen (Baptist Church ... etc.) einfach nicht mehr ertragen.


    Evtl. liegt's auch daran, weil ich die Verfilmung kenne (wurde als "Simon Birch" verfilmt, weil John Irving seinen Roman vom filmischen Werk distanziert wissen wollte),
    bezweifle dies aber stark.


    Meien Lieblinge sind Garp, Hotel New Hamshire (von dem ich bis heute mich nicht getraut habe den Film anzusehen) und Top-Fav-Of-All-Time "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker", die hoffentlich nie verilmt wird.


    Grüße
    Prof.P

    "So schön Liebesgeschichten auch sind, immer bringen sie Probleme mit sich,
    und zwar eine Menge Probleme. Wenn hingegen eine Liebesgeschichte perfekt ist,
    gibt es nur ein Problem, ein einziges: dass sie nämlich erlogen ist."
    Albert Sánchez Pinol - Pandora im Kongo

  • Eigene Inhaltsangabe und Meinung:


    Homer Wells ist eine Waise und er wächst mit vielen anderen Kindern im Waisenhaus von St. Cloud's in Maine auf. Drei Paare haben versucht, ihn zu adoptieren, aber er kommt immer wieder "nach Hause".


    Dr. Larch und die Schwestern Angela und Edna ziehen Homer groß. Sie bemerken sehr schnell, das er einfach nach St. Cloud's gehört und somit ist er nicht nur ein Waisenkind, sondern fast der Sohn für Dr. Larch. Der Arzt ist nicht nur asexuell, sondern auch noch äthersüchtig und nie um eine Ausrede oder Lüge verlegen.


    Dr. Larch hilft in dem Waisenhaus jedoch nicht nur Kindern auf die Welt, sondern führt auch unentgeltlich und illegal Abtreibungen durch. Er unterweist Homer in die Geburtstechniken und zeigt ihm auch, wie eine Abtreibung vorgenommen wird. Dennoch lehnt Homer es strikt ab, weil er der Meinung ist, das es bereits ein Leben ist.


    Selbst als Erwachsener lebt Homer noch in St. Cloud's, als er Wally und Candy kennen lernt. Candy läßt in St. Cloud's eine Abtreibung vornehmen. Homer verliebt sich in sie und ist bereit, in die Welt hinaus zu gehen. Er hilft auf der Apfelfarm von Wally und lernt sehr viele Dinge über das Leben und über die Liebe. Und seine Devise heißt stets abwarten!


    Wally geht freiwillig zur Armee und wird in den zweiten Weltkrieg geschickt. Als alle glaubten, Wally wäre tod, trösten Candy und Homer sich, was auch nicht ohne Folgen bleibt. Schließlich bekommen sie das Kind - "Angel" und dann trifft plötzlich die Nachricht ein, das Wally doch noch lebt. Und wieder heißt es für Homer "abwarten". Er braucht ziemlich lange, um zu merken, wo er wirklich hingehört.


    Mein Fazit: Dieser Irving lag mir etwas schwerer auf dem Magen. Der Anfang und das Ende des Buches sind klasse, ganz nach Irving mit seinen Irrungen und Wirrungen (und irgendwie laufen alle Fäden auch da zusammen ... in den Wirrungen). Die Mitte des Buches wurde meiner Meinung nach zu weit ausgeschmückt. Das hätte ruhig um ein paar Seiten gekürzt werden können.


    Dennoch habe ich stellenweise lachen müssen, wie der Autor skurile Situationen beschrieb oder den Personen einfach verschrobene Charakterzüge gab. Es ist wirklich ein Wunder, das man da nicht durcheinander kommt. Einfach herrlich. So etwas kann auch nur Irving, der den Leser in eine ganz andere Welt entführt. Dabei hat er sich nie angemaßt, irgendetwas zu beurteilen. Er stellte die Dinge einfach dar und das so köstlich einfach.


    Ich freue mich auf den nächsten Irving, den ich hoffentlich bald lesen werde.


    Veröffentlicht am 25.10.08!

  • Vor kurzem habe ich von John Irving "Gottes Werk und Teufels Beitrag" gelesen. Es war mein erster Irving. Ich bin tief beeindruckt von der Art und Weise, wie Irving diese Geschichte erzählt hat. Die Tiefe, die Wärme und die Intensität der Worte sind einzigartig. Es hat sich leicht und flüssig gelesen. Der Roman ist so menschlich, so einfühlsam geschrieben, ich bin am Überlegen, ob und wann ich etwas ähnliches gelesen habe.



    Wie ich schon sagte, dies war mein erster Irving, aber es hat mich neugierig gemacht, auf alle anderen seiner Romane.


    Dem kann ich nichts mehr hinzufügen...Danke, Karthause

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Das Buch habe ich vor ein paar Tagen von meinem Schätzchen-SUB geholt. Schätzchen - das sind ausgewählte Bücher, die mich retten, und von denen ich weiß, dass sie mir gefallen werden. (In diesem Monat hatte ich lauter 2-Sterne-Bücher und brauchte was Gutes.)


    Was die Irving-typische Skurrilität der Figuren angeht: Da steht dieses Buch etwas hinter Garp zurück. Doch was die Verflechtung einzelner Lebensschicksale betrifft und wie Irving sie zusammensetzt, damit jeder einen ihm gemäßen Platz bekommt: Spitze!


    Einen der Schlüsselsätze sagt Wally zu Angel: "Es ist die alte Geschichte ... Du kannst Homer aus St. Cloud's herausholen, aber du kannst nicht St. Cloud's aus Homer herausholen. ..."
    Das alte Problem zwischen Freiheit und Bestimmung, und die Frage, ob es Menschen überhaupt möglich ist, sich völlig frei zu entscheiden, und wieviel man davon weiß, was Entscheidungen im letzten beeinflusst.


    Das zweite große Thema: Liebe in ihren unzähligen Formen. Wilbur und Homer, Wilbur und Edna, Candy, Wally und Homer (und dazwischen Angel und Olive), Rose Rose und Angel (und dazwischen Mr Rose), Melony und Homer (und Lorna), ... Diese Vielfalt macht der Buch spühend und lebendig.


    Ich habe das Buch mit Freude und Begeisterung gelesen. Doch "Owen Meany" ist und bleibt mein Irving Nr. 1


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe das Buch mit Freude und Begeisterung gelesen. Doch "Owen Meany" ist und bleibt mein Irving Nr. 1


    Marie


    Ja, nicht wahr? Man kann John Irving lieben und er hat viele großartige Bücher geschrieben, aber was über "Owen Meany" gehen soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Bei diesem Buch bin ich beinahe persönlich beleidigt, wenn ich schlechte Kritiken höre/lese.


    Karthause, hast du inzwischen weitere Irvings gelesen? Für welche/s hast du dich entschieden und wie hat es/haben sie dir gefallen?

  • Bei diesem Buch bin ich beinahe persönlich beleidigt, wenn ich schlechte Kritiken höre/lese.


    Oder einfach sagen: Der / die Arme war nicht in der Lage, das Buch zu verstehen. Lieber klugscheißern als sich ärgern. :mrgreen:


    Jetzt habe ich noch "Zirkuskind" und "Hotel New Hampshire" da liegen. Natürlich auch auf dem Schätzchen-SUB. Alle anderen Irving-Bücher habe ich (leider) schon gelesen. :cry:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Was? Wann? Wo? Neues Buch von John Irving? Oh Gott! Bestimmt kann ich heute nicht schlafen!!! :shock:


    Ich bin sehr gespannt, wie es dir mit "Zirkuskind" geht. Ich habe das Buch einmal abgebrochen, weil ich nichts damit anfangen konnte. Beim zweiten Versuch habe ich es verschlungen. Ein sehr, sehr geniales Buch!!!

  • Der Originaltitel lautet "Last Night in Twisted River".


    Das sagte er selbst dazu:
    There are two screenplays, adaptations of “A Son of the Circus” and “The Fourth Hand,” on the back of my desk, but I am focused on my twelfth novel, which is at the three-quarters mark, or thereabouts; I have finished eleven chapters, out of a probable fifteen or sixteen.
    Titled “Last Night in Twisted River,” it is a fugitive novel about a cook and his son, who are forced to go on the run—due to events following a logging accident in northern New Hampshire in 1954. The story spans fifty years.
    This is not the first first sentence I wrote for the novel, but—after much rewriting—it is probably the first sentence I will keep. “The young Canadian, who could not have been more than fifteen, had hesitated too long.”


    Hier kopiert.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Danke Marie. Ich hab mich gestern schon schlau gemacht. Das Buch wird wohl für Oktober erwartet. Ich bin schon sehr gespannt! (Und schlafen konnte ich doch... :wink: )

  • Jetzt bin ich gerade über Eure durchwegs positiven Reaktionen zu John Irving gestolpert. Und ich stehe mit dem Mann seit Jahren auf Kriegsfuß. Seine Art von Humor liegt mir nun gar nicht, ebenso wenig wie sein Stil. "Bis ich dich finde" wollte ich mir nicht antun, weil mir schon alles andere nicht gefallen hat. "Hotel New Hampshire" steht auf meinem Bücherregal, deswegen werde ich wenigstens das noch einmal versuchen. Vielleicht muss man für manche Autoren und ihre Werke einfach nur die richtige Zeit abwarten.

  • weil mir schon alles andere nicht gefallen hat.


    Ex Libris: was war "alles andere" ?


    Mein Irving Favorit ist auch Owen Meany (allerdings dicht gefolgt von "Gottes Werk..."), das ist so eine richtige Komposition (aber Achtung: unbedingt bis zum Ende lesen! Manche Ungereimtheiten und vermeintliche "Längen" lösen sich völlig auf und ergeben einfach ein Meisterwerk!) Zum Glück ruhen noch ein paar ungelesene Irvings in meinem Regal!


    Marie: ich war schon sehr gespannt auf Deine Meinung zu "Gottes Werk ...". Es war für mich keine Überraschung, dass es Dir sehr gut gefallen hat! :wink::thumleft:

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Seine Art von Humor liegt mir nun gar nicht, ebenso wenig wie sein Stil.


    Ob Du es glaubst oder nicht: Das kann ich verstehen.
    Als erstes nahm ich (vor Jahren) Hotel New Hampshire zur Hand, las ca. 50 Seiten und klappte es zu. Dann habe ich "Die vierte Hand" als erstes Irving-Buch ganz gelesen, naja. Auch Die wilde Geschichte vom Wassertrinker fand ich eher mäßig.
    Bis ich auf Garp stieß. Und mich verliebte. Anschließend lernte ich Owen Meany kennen und mit ihm die große Liebe.
    Mit Bis ich dich finde hatte ich große Mühe. :arrow: Tu es Dir nicht an, wenn Du die anderen Bücher schon nicht magst.
    Gottes Werk und Teufels Beitrag geht in meiner Vorliebe wieder in Richtung Garp und Owen.


    Es war für mich keine Überraschung, dass es Dir sehr gut gefallen hat!


    Für mich auch nicht. :friends:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)