Josh Weil - Das Gläserne Meer / The Great Glass Sea

  • Josh Weil
    Das Gläserne Meer
    Dumont


    Autor: Josh Weil, geboren 1976, wurde 2009 von der Jury des National Book Award zu den »5 Under 35« gezählt und erhielt 2010 für seine Novellensammlung ›The New Valley‹ (als ›Herdentiere‹ und ›Das neue Tal‹ bei DuMont erschienen) den Sue-Kaufman-Debütpreis. Er lebt mit seiner Familie in der Sierra Nevada. (Quelle: Dumont)


    Die Zwillinge Jarik und Dima sind unzertrennlich und wachsen bei Ihrem Onkel auf, weil ihr Vater gestorben ist. Als erwachsene Männer arbeiten beide noch in der Oranzeria (dies lässt sich am ehesten mit einem großen Gewächshaus erklären) in derselben Schicht zusammen. Dort schmiegen Sie Pläne für Ihre Zukunft. Als dies der Vorarbeiter herausbekommt, müssen beide in einer andren Schicht arbeiten. Damit nimmt das Leben der beiden seinen Lauf, aus 2 Menschen, die unzertrennlich waren, entstehen 2 unterschiedliche Werdegänge.


    Josh Weil schafft es in seinem Buch Märchen und Scine-Fiction super zu kombinieren. Auf 672 Seiten begeben wir uns in eine fabelhaft geschriebene Geschichte. Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Zeichnung, das fällt positiv ins Auge. Es handelt sich um nicht ganz einfache Kost und einige Textpassagen sind nicht immer auf Anhieb verständlich und müssen mitunter mehrfach gelesen werden aber auch das ist zu verkraften. Wer sich die Mühe macht und dem Buch eine Chance gibt, wird mit einer tollen Story belohnt.


    Cover: Das Cover zeigt ein Bild, auf dem wir 2 Personen sehen können, die völlig schwarz sind. Außerdem sehen wir einen Phönix und eine Holzhütte. Es ist völlig in Rot gehalten. Das Cover passt damit perfekt zum Inhalt des Buches. Die Rotfärbung, welche auch im Buch beschrieben wird (sie tritt wegen der Spiegel auf, um den Tag/Nacht Rhythmus zu simulieren). Unter dem Schutzumschlag finden wir ein Hardcover, welches in rot gehalten ist, auf dem man einige Wolken sieht. Außerdem passt der Titel 100 % zum Inhalt des Buches, da dort große Spiegel für ewiges Licht sorgen. Positiv fällt mir das Lesezeichen auf, welches im Buchrücken eingearbeitet ist.


    Fazit: Ich kann das Buch nur empfehlen. Zwar liest es sich nicht immer ganz leicht, aber wenn man einmal ins Buch gefunden hat, möchte man nicht mehr heraus, bis man das Ende erreicht hat.


    Klappentext: Die Zwillinge Jarik und Dima sind von Geburt an unzertrennlich. Nach dem Tod des Vaters wachsen sie auf dem Bauernhof ihres Onkels auf, die Tage verbringen sie in den Kornfeldern und die Nächte im Bann der mythischen Geschichten aus dem russischen Sagenschatz. Jahre später arbeiten die Brüder Seite an Seite in der Oranzeria, dem gigantischen Gewächshaus, das sich hektarweit in alle Richtungen erstreckt.
    Dieses gläserne Meer wird von im Weltall schwebenden Spiegeln beleuchtet, die das Sonnenlicht rund um die Uhr auf die Erde werfen – ein künstlich geschaffener ewiger Tag, der die Produktivität der Region verdoppeln soll. Bald ist die Arbeit das Einzige, was sie verbindet: den robusten Jarik, verheiratet und Vater zweier Kinder, und Dima, den Träumer, der allein bei der Mutter lebt. Doch eine Begegnung mit dem Besitzer der Oranzeria verändert alles: Während Dima sich ambitionslos dahintreiben lässt, wird Jarik immer weiter befördert, bis sie schließlich zu Aushängeschildern gegensätzlicher Ideologien werden. ›Das gläserne Meer‹ ist ein großer Roman über den Preis unserer Träume und Ideale, hochpoetisch und angefüllt mit der Magie russischer Märchen. (Quelle: Dumont)


    Titel: Das Gläserne Meer
    Autor: Josh Weil
    Seiten: 672
    Verlag: Dumont
    Preis: 24,99
    ISBN: 978-3-8321-9797-1

  • Dima und Jarik sind unzertrennliche Zwillinge die auf dem Bauernhof des Onkels aufwachsen. Beide arbeiten in einem Gewächshaus "Oranzeria". Das gläserne Meer welches aufgrund reflektierender Spiegel geschaffen wurde um den ewigen Tag herzustellen. So wird sichergestellt das das Gewächshaus noch produktiver arbeiten kann. Schon bald verbindet die beiden nicht mehr das Abenteuer und die russischen Sagen sondern nur noch die Arbeit. Ihre Lebensläufe kläffen immer mehr auseinander, der eine als Erfolgreicher Geschäftsmann mit Frau und Kind, der andere Zwilling der dem ganzen hinterherhingt.


    Ein dicker Wälzer mit einem sehr schönem Cover und einem tollen Titel. Wenn man erst man den Schreibstil versteht und sich gewöhnt geht das Buch runter wie Öl. Die Geschichte ist schön detailliert und liebevoll geschrieben. Einige Wörter waren mir unbekannt, das ist aber das einzige Manko an dem Buch. Würde ich immer wieder lesen.

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    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Die Zwillinge Dima und Jarik wachsen nach dem Tod des Vaters und dem Zusammenbruch der Mutter wohlbehütet auf dem Bauernhof des Onkels auf.Mit den Geschichten von märchenhaften Gestalten des Onkels werden sie groß und unter ihen entwickelt sich eine Zugehörigkeit zueinander.Doch eines Tages verliebt sich Jarik, heiratet und bekommt 2 Kinder, damit er seine Familie ernähren kann arbeitet er unter einem Oligarchen in Oranzeria
    dem größten Gewächshaus der Welt und droht immer mehr Fläche des Landes einzunehmen.Durch Raumspiegeln oben im Orbit beleuchtet, umgarnt es die Bewohner von Petroplavilsk in ständigem Tageslicht und konstanter Produktivität.Anfänglich arbeiten auch beide Brüder noch zusammen, werden jedoch irgendwann voneinander getrennt.Jarik in der Frühschicht wo er auch noch Tageslicht sieht und Dima der immer mehr erblasst in der Nachtschicht. Durch die Veränderung die Oranzeria
    bringt müssen andere Samen und Getreide angebaut werden, die Tierwelt kommt durcheinander.Auch Dima fühlt sich immer unwohler in seiner Lage und träumt davon den Bauernhof des Onkels wieder zurückzukaufen und wieder das Leben davor zu leben.
    Doch dies kann er nur mit Jariks Hilfe und dieser scheint von der Idee nicht so begeistert zu sein, will er doch lieber Karriere machen und Vorarbeiter werden.Und so passiert es das die Brüder sich immer mehr auseinanderleben. Dima der Träumer in das einfache Leben gerade so am Existenzminimum und Jarik klettert
    die Erfolgsleiter immer weiter nach oben. Sie werden immer mehr zu Schachfiguren die unterschiedliche Ideale und Ideologien bekommen die sogar ihre Brüderband zerstören will.


    Meine Meinung:
    Am Anfang bin ich etwas erschrocken als ich mit der Post dieses dicke Buch bekommen habe. Aufgemacht ist es mit einem wunderschönen bis ins Detail tollen bearbeiteten Cover.
    Und ich bin überrascht das ein amerikanischer Schriftsteller so eine Liebe zu Russland,den Menschen und dem System entwickeln konnte das er sogar einen dicken Roman bzw. Märchen schreibt.
    Hier spiegelt sich russische Kultur,Sprache,Liebe und Politik wieder, ich war etwas enttäuscht das der Autor keinen Anhang mit der Übersetzung bestimmter Worte angefügt hatte.Der Autor hat eine große Liebe zur Natur die sich auch in diesem Roman wiederspiegelt. Die mit dem Zauber russischer Märchen angereicherte, hochpoetische Mischung aus Märchen, Science Fiction und Gesellschaftskritik ist keine leichte Kost, es fordert einen schon heraus. Und wenn man sich an den Schreibstil gewöhnt hat dann wird es auch immer einfacher in das Buch einzutauchen.

  • Inhalt

    Hektarweit breitet sich in Russland eine riesige Fläche aus Glasplatten über der Oranzeria aus, dem größten Gewächshaus der Welt, das rund um die Uhr mithilfe von Spiegeln im Weltraum beleuchtet wird. Das größenwahnsinnige Bauwerk wirkt wie eine Halskrause, die jemand der Welt umgelegt hat. In diesem monströsen Projekt arbeiten wie in einer Fabrik zur Erzeugung von Lebensmitteln die Zwillingsbrüder Dimitri und Jaroslaw. Sie selbst sind vaterlos in einer winzigen Hütte aufgewachsen und haben Märchen erzählt bekommen, in denen sie selbst vorkommen. Die Handlung spielt in der Gegenwart, der Afghanistan-Krieg ist bereits Geschichte. Weil ständig Licht verfügbar ist, gibt es keine Winternächte mehr, im ewigen Sommer fehlen den Pflanzen Phasen der Dunkelheit, Tiere geraten durch die Lichtüberschwemmung in Panik. Die Meere erholen sich zwar von der Überfischung, aber der Schiffbau stagniert. Vom Betreiber-Konsortium, dem das Licht gehört, sind die Menschen abhängig geworden. Jarik bekommt das zuerst zu spüren; er hat Frau und Kinder und wagt deshalb keinen Widerspruch. Als die Brüder vom Vorarbeiter in unterschiedliche Schichten eingeteilt werden, beginnt eine Entfremdung zwischen ihnen, die schon bald groteske Züge annimmt. Das ehemals enge Band zwischen Dima und Jarik hat sich verdreht. Mit einem angepassten und einem regimekritischen Bruder stehen sich alte und neue Welt gegenüber. Das überdimensionierte Gewächshaus erweist sich in dieser Größe als unregierbar; der Druck des Systems auf die Arbeiter wächst. Dennoch will der Milliardär Basarow weiteres Land für das Projekt aufkaufen, ein Städter, der nie einen Fuß auf ein Feld gesetzt hat. Wenn niemand mehr Freizeit hat, braucht niemand mehr Datschen auf dem Land; den Aufkäufern sind damit Tür und Tor geöffnet.


    Plötzlich sind Dima und Jarik nicht nur als Arbeiter von den Expansionsplänen betroffen, sondern auch als Erben eines winzigen Häuschens, in dessen Hof ihr Vater begraben liegt. Dima fragt sich, ob man die Zivilisation nicht einfach ignorieren und so leben kann wie seine Großeltern. Als Einzelgänger und Querdenker ist er in diesem dystopischen Szenario isoliert und wird zunehmend in eine radikale Ecke gedrängt. Er will den elterlichen Hof zurückkaufen und das alte Wissen aus der Landwirtschaft erhalten, das mit der Automatisierung gerade verloren geht.


    In seinem in der deutschen Ausgabe märchenhaft illustrierten Buch von üppigen 670 Seiten stellt der amerikanische Autor mit zwei Brüdern zugleich zwei Seiten einer Medaille gegenüber, bringt Licht und Dunkelheit, Aufstieg und Abstieg, Gesundheit und psychische Krankheit als Motive ein. Der systemkritische Bruder nimmt besonders den schimmernden Rand des Szenarios wahr, in dem man den Rand der Gesellschaft oder auch den Rand der Realität sehen könnte.


    Fazit

    Josh Weil war als Jugendlicher in Russland als Austauschschüler und kommt mit seinem utopischen Roman eines Bruderkonflikts der russischen Seele erstaunlich nahe. Diese Seele enthält jedoch einen amerikanischen Kern; denn seine Figuren kennen amerikanische Truthähne, Rugby und Kordeln mit Metallspitzen anstelle von Krawatten. Bei Weil scheint alles schön und gut zu sein, solange die Russen wenigstens in Details dem amerikanischen Traum nacheifern.


    (25.8.2015)


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