Julian Baggini - 100 philosophische Gedankenspiele/ The Pig that Wants to be Eaten and 99 Other Thought Experiments

  • Klappentext:
    Gilt Flirten im Internet schon als Fremdgehen? Darf man jemanden für etwas bestrafen, das er noch nicht verbrochen hat? Wie wissen wir, ob wir wach sind oder träumen? Darf ein überzeugter Vegetarier das Fleisch eines Schweins essen, wenn sich das Schwein dies ausdrücklich wünscht? Julian Baggini präsentiert 100 klassische, tückische und verteufelt spannende Gedankenspiele aus der Geschichte der Philosophie.

    Meine Meinung:

    "100 philosophische Gedankenspiele" ist eigentlich etwas, was gar nicht in mein Beuteschema passt und seltsamerweise war es auch noch eine Empfehlung aus einem Magazin für Horror & Science-fiction. Außerdem hatte ich mit der Philosophie bisher so gut wie keine Berührungspunkte. Deshalb ging ich völlig unbedarft an das Buch heran und wurde sehr positiv überrascht. Es besteht aus, Überraschung, 100 Kapiteln, von denen jedes aus zwei Teilen besteht: es wird mit einer kleinen fiktiven Geschichte eingeleitet, die eine bestimmte Frage aufwirft. Diese beruft sich oft auf abstrakte Dinge wie Moral oder gesunden Menschenverstand, aber auch auf logisches Denken und Denkfehler bei (mathematischen) Paradoxien. Einige dieser Fragen werden ja schon im Klappentext erwähnt und interessant fand ich, dass ich mir selbst schon manchmal über einige der Dinge den Kopf zerbrochen habe, ohne zu wissen, dass sich anscheinend Philosophen, Schriftsteller und dann wohl die Menschheit im Allgemeinen immer wieder über die gleichen Sachen nachsinnt. Beispielsweise ist mir dies in Kapitel 94 aufgefallen, in dem es darum geht, das doch eigentlich ein Staat jeden Tag die Steuer um 0,01 Prozent erhöhen könnte, da dies für den einzelnen von Tag zu Tag kaum einen Unterschied machen würde. Als Kind habe ich mir immer gedacht, dass man doch von einer Höhe von 1 cm aus ins Wasser springen könnte und dann jeden neuen Sprung um nur 1 cm erhöhen könnte, was einen doch quasi problemlos in unendliche Höhen bringen müsste. :wink: Bei fast allen Kapiteln ist unter der einleitenden Geschichte eine Quelle angeben. Diese gehen vom alten Griechenland bis hin zu moderner Literatur und Science-fiction-Filmen (z.B. ein Vergleich mit "Matrix", bei dem die Frage aufgeworfen wird ob es denn sein könnte, das uns unsere reale Welt nur vorgegaukelt wird). Im zweiten Teil des jeweiligen Kapitels teilt uns Julian Baggini seine Gedanken zu der jeweiligen These mit. Nur selten kommt er zu einem eindeutigen Ergebnis, was keinesfalls negativ gemeint ist, denn gerade seine nicht wertenden Denkanstöße sind es oft, die einem seine eigenen Gedanken und Meinungen hinterfragen lassen. Meistens geht der Autor auch sehr humorvoll zu Werke, vor allem in den einleitenden fiktiven Geschichten gibt es viel zu Schmunzeln. Am Interessantesten fand ich knifflige Sachen, die wohl jeder Mensch auf Grund seiner Moralvorstellungen anders beantworten würde und die einen selbst gedanklich in Bedrängnis bringen, z.B. das Thema Sterbehilfe, der Einsatz von Folter zur Rettung von Menschenleben, das aktive Töten von wenigen um viele zu retten oder ob man jemanden für Straftaten, die derjenige in der Zukunft begehen wird, verurteilen sollte. Es gab ein paar wenige Fragen, die mich nicht berührt haben und es hätten zugegebenermaßen auch 20 Kapitel weniger getan, da einiges doch oft in eine identische Richtung geht, aber unter dem Strich hatte ich sehr viel Spaß mit diesem Buch, das man gut nebenbei Kapitel für Kapitel lesen kann, da jedes nur über 2-4 Seiten dauert.

    Fazit:
    Auf leicht verständliche, unterhaltsame und humorvolle Art und Weise führt Julian Baggini den Leser erfolgreich an das weite Feld der Philosophie heran.
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