Sabine Giebken - Über uns das Meer

  • Worum geht es?


    Er weckt ihren Ehrgeiz, dieser Apnoetaucher mit dem seltsamen Namen Angel: Mit nur einem Atemzug taucht er in die Tiefe, weiter hinunter als jeder sonst, und Lou geht an ihre Grenzen, um ihn dorthin zu begleiten. Das Risiko reizt sie, ja, aber mehr noch lockt sie das Gefühl der Freiheit, das sie in der Umarmung des Wassers empfindet. Doch Angel sucht noch etwas anderes dort unten. Wie ein Geist folgt ihm seine Vergangenheit ins Meer, und Lou hat Angst, ihn für immer an die Schwärze zu verlieren. Als die Geister Wirklichkeit werden, kommt es weit unter der Meeresoberfläche zur Konfrontation, und plötzlich muss Lou nicht nur um Angel fürchten, sondern auch um ihr eigenes Leben.


    Quelle: Verlagsseite

    Über die Autorin


    Sabine Giebken wurde 1979 in München geboren und lebt mit ihrer Familie in Bayern. Schon als Kind konnte sie an keiner Buchhandlung vorbeigehen, ohne wenigstens einen Blick hineinzuwerfen, und schrieb eigene Geschichten in Schulhefte. Später machte sie ihr Diplom in Betriebswirtschaft, doch während eines Aufenthalts auf einer kleinen kanadischen Forschungsinsel flammte ihre alte Leidenschaft für das Schreiben wieder auf. Am liebsten lässt sie sich von abenteuerlichen Landschaften, wilden Tieren und ungewöhnlichen Menschen inspirieren.


    Quelle: Klappentext "Über uns das Meer"


    Meine Bewertung


    Bei den Büchern des Magellan Verlags muss ich einfach immer auch ein paar Worte zum Cover erwähnen, weil die Bücher des Verlagprogramms alle so wunderschön und liebevoll gestaltet sind. Auch hier ist das Cover eine wahre Augenfreude. Und ganz ehrlich: Der Verlag (mit dem Wal) und auch das Cover könnten nicht besser gewählt sein. Sie passen thematisch so gut zum Buch und ich bin so froh darüber, diesen Schatz in meinem Regal stehen zu haben.


    Aber nicht nur äußerlich ist dieses Buch ganz nach meinem Geschmack, auch inhaltlich konnte mich dieser Roman von Sabine Giebken total überzeugen. Der Prolog hat mich zunächst etwas ratlos zurückgelassen. Eine ziemlich beklemmende Situation wird da beschrieben, gleichzeitig wird die weibliche Hauptperson Lou eingeführt. Ich hatte ein paar Vermutungen, was der Prolog da andeutet, konnte aber noch nichts richtig greifen und war einfach nur gespannt darauf, wie sich die Handlung entwickeln würde.


    Während der Prolog im Jahr 2004 auf Kuba spielt, spielt der Hauptteil des Buches im Jahr 2014 auf der Insel Elba. Von dem Extremsport des Apnoe-Tauchens, also des Tauchens mit einem einzigen Atemzug und ohne Hilfsgeräte, hatte ich vor dem Lesen des Buches schon gehört, aber ich hatte mich bislang nicht näher damit beschäftigt, geschweige denn ein Buch darüber gelesen. Nachdem ich mich nun auf diesem Weg näher mit diesem Sport auseinander gesetzt habe, muss ich sagen, dass ich extremen Respekt vor den Sportlern habe. Sabine Giebken beschreibt so eindringlich, was es für ein Gefühl ist, in das Meer abzutauchen, sich völlig frei zu fühlen. Die Tiefe und die Dunkelheit üben nicht nur einen unglaublichen Sog auf den Sportler aus, sondern haben auch mich als Leserin völlig fasziniert und gefangengenommen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, welche Gefahr von diesem Reiz, dieser Sucht, sich völlig dem Meer auszuliefern, ausgeht. Unfälle und böse Überraschungen sind dabei keine Seltenheit. Und auch “Über uns das Meer” wartet mit einigen gefährlichen Situationen auf. Aber dieser Wechsel zwischen Faszination und Gefahr schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Taucher testen ihre eigenen Grenzen aus und auch Sabine Giebken führt die Leser an ihre Grenzen. Sie schafft eine großartige Atmosphäre, die mich völlig gefangengenommen hat. Auch die Unterwasser-Welt beschreibt Sabine Giebken so bildhaft, dass ich mich völlig schwerelos wie in einer anderen Welt gefühlt habe. Die Meeresbewohner konnte ich förmlich vor mir sehen, und auch die ein oder andere Meerjungfrau… Sabine Giebken beschreibt einfach so intensiv und eindringlich, es war ein tolles Erlebnis, dieses Buch zu lesen.


    Neben dem faszinierenden Sport des Apnoe-Tauchens stehen auch die Charaktere im Vordergrund des Buches. Lou und Angel bilden dabei die Hauptfiguren und ich fand sie großartig gezeichnet. Sie erleben auf der Insel Elba eine Zeit völlig frei von jeglichen Verpflichtungen. Dabei sind sie jedoch nur auf der Flucht und werden bald von ihrer Vergangenheit eingeholt. Und dann hilft nur noch die Flucht nach vorn.


    Neben Angel und Lou sind auch die anderen Figuren so lebendig gezeichnet, dass ich zu jeder von ihnen eine Verbindung aufbauen konnte. Nicht immer war diese geprägt von Sympathie, denn es gibt auch einige anstrengende Charaktere in diesem Buch, die extrem für Konfliktpotential sorgen. Jede Figur dieses Buches ist sehr tiefsinnig angelegt, gibt aber nicht sofort alles von sich preis. Sie verbergen etwas, geben sich nicht komplett zu erkennen, geben sich geheimnisvoll. Das hat ebenfalls einen großen Reiz ausgemacht und als Leser versucht man ständig, hinter die Fassader der Charaktere zu blicken. Sie konnten mich dennoch allesamt überraschen und haben mich zeitweise ganz schön an der Nase herum geführt.


    Im Laufe des Buches wird dann auch die Bedeutung des Prologs immer deutlicher. Ich muss zugeben, dass ich diesen in den ersten 150 Seiten vergessen hatte. Dann wird aber Bezug auf ihn genommen und es ließ sich erahnen, was die Bedeutung dieser ersten Seiten ist. Das Ende selbst kam mir etwas zu plötzlich beziehungsweise war mir auch zu schnell abgefertigt. Ich habe den beschreibenden und darstellenden Erzählton von Sabine Giebken vermischt, stattdessen hat sich für mich zu viel Action in das Buch gemischt und daher passt das Ende für mich nicht ganz zum Rest des Buches. Sehr gut gefallen hat mir aber, dass sich im Epilog der Kreis schließt und die Handlung wieder auf Kuba spielt.


    Obwohl “Über uns das Meer” ein Jugendbuch ist, ist es doch recht anspruchsvoll und erwachsen geschrieben. Dazu hat Sabine Giebken Situationen geschaffen, die besonders und einzigartig sind. “Über uns das Meer” erzählt keine abgedroschene Geschichte, die man schon tausend mal gelesen hat. Das Setting ist besonders (die Insel Elba und das Meer), die Hintergrundidee ist besonders (das Apnoe-Tauchen) und der Schreibstil ist ebenfalls ganz besonders. Ein bisschen poetisch und ganz, ganz bildhaft und eindringlich. Es erinnert mich vom Erzälstil her ein wenig an die Bücher von Bettina Belitz und interessanterweise wird Bettina Belitz auch in der Danksagung von Sabine Giebken erwähnt. Sabine Giebken hat einen ähnlichen ausdrucksstarken Stil und malt mit ihren Worten tolle Bilder in meinem Kopf. Sie beschreibt so eindringlich, wie es sich anfühlt, unter Wasser schwerelos zu sein, beschreibt die Faszination, aber auch die Angst, die damit verbunden sein kann.

    Mein Fazit


    Das Lesen dieses Buches gleicht dem Tauchen ohne Sauerstoff: Man atmet tief ein, hält die Luft an, taucht ein in eine faszinierende Welt, und bleibt nach dem Auftauchen atemlos zurück, bevor man sich zwingen muss, sich wieder in der Realität zurecht zu finden.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Mit der total sympathischen Autorin Sabine Giebken durfte ich ein Interview für meinen Blog führen. Schaut doch mal rein: Klick!

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de