Dàomíng Xióng - Yàn Chí Gōng

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    Maik Albrecht ist seit über 20 Jahren Kampfkünstler und ging 2001 nach China um dort traditionelles Kungfu zu trainieren. Seine Erlebnisse und Erfahrungen dabei hat er bereits zusammen mit Frank Rudolf in seinem Buch „Wu – Ein Deutscher bei den Meistern in China“ dargestellt, in dem er auch einige Aussagen zum traditionellen Training gemacht hat. 2014 sind er und sein Mitautor sehr aktiv und bringen direkt drei neue Bücher heraus, von denen das Vorliegende ein Weiteres ist.


    2001 begann Li Zhènhuá Maik Albrecht im System des Yàn Chí Gōng auszubilden, das er selbst von Xióng gelernt hat. Yàn Chí Gōng bedeutet in etwa „Tuschestein-Entspannungsbemühung“ bei der gewissermaßen versucht wird, das „Runde in das Eckige“ zu bekommen. Xióng hat zu seinen Lebzeiten (bis 1986) die Grundlagen der Kunst in 19 Tafeln niedergelegt, die er dann von einem großen zeitgenössischen Kalligraphen in Reinschrift bringen ließ. Ein Abdruck dieser Tafeln mit einer Übersetzung findet sich im Anhang des Buchs.


    Die Feststellung, die in diesem Buch öfter gemacht wird, dass durch das Entdecken der internationalen Kommerzialisierbarkeit der Kampfkünste eine Menge Schlitzohren auf den Zug aufgesprungen sind um vergleichsweise schnell und einfach ihr Geld zu verdienen ist nicht neu. Rund um der Shaolin-Kloster in Henan, in den Wudang-bergen und an ihrem Fuß, sowie in Wuhan, wo Mark Albrecht lebt, gibt es etliche dieser „geschäfts-tüchtigen“ Menschen und kein Tag scheint zu vergehen, an dem nicht ein neues oder neu entdecktes System auf den Markt geschmissen wird. Das Problem ist, dass bei der laufenden Anklage an all die anderen Systeme und der Betonung des Alleinstellungsanspruchs des eigenen Systems man einfach sehr schnell wie einer dieser Scharlatane klingt.


    Und das ist eigentlich schade, denn andere Teile des Buchs, wie die Darstellungen zu den inneren Kampfkünsten, zur chinesischen Medizin, zur Meditation und den daoistischen und buddhistischen Verknüpfungen des Yàn Chí Gōng sind durchaus interessant, zum Thema passend und können einen absoluten Neuling dieser Thematiken gut in diese einführen. Hierbei wäre im Übrigen bei einer Neuauflage eine Bibliographie ganz nett, damit die Einsteiger auch leichter selbst weiterstudieren können.


    Das Buch selbst geht im Praxisteil von einer Übersetzung Maik Albrechts aus und baut die Übungserklärungen daran auf – wobei die Darstellungen der einzelnen Übungen selbst sehr anschaulich sind, besonders mit den begleitenden Photoserien. Für einen mehr oder minder geübten Menschen lassen sich zumindest die Übungen des ersten Sets sehr gut nachvollziehen. Für die anderen beiden Teile – von denen der dritte nach Maßgabe seines Lehrers unvollständig dargestellt ist -, gilt die Nachvollziehbarkeit in rein intellektueller Hinsicht auch, aber man muss schon den ersten Teil sehr flüssig beherrschen, bevor man sich an diese Übungen macht. Tatsächlich sind die Übungen des dritten Teils scheinbar einfacher, verlangen aber von dem Praktizierenden eine Menge Disziplin.


    Unter den entsprechenden Caveats ein ganz nutzbringendes Kampfkunstbuch, das zumindest einige neue Aspekte bei altgewohnten Übungen aufbringen kann – oder auch einen Einstieg in das klassische chinesische Kampfkunsttraining darstellen kann. Wie schon bei „Tigersturz und Ringerbücke“, gibt es auch hier ein Videolink, unter dem man sich die gesamte Übungsfolge anschauen kann.