Michaela Wieser - Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreißern

  • Inhalt:
    Warum Scharfrichter nicht nur Leben beendeten, sondern auch bewahrten, Abtrittanbieter einfallsreich Hilfe in höchster Not boten oder welche Rolle Fischbeinreißer für die weibliche Schönheit spielten, verrät dieses vergnüglich erzählte und originell illustrierte Buch. (Quelle: Klappentext.)


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hierin werden 24 verschiedene Berufe vorgestellt, die heute schon längst ausgedient haben. Auf ca. fünf bis sieben Seiten (plus ein doppelseitiges Bild, zu den Bildern weiter unten) pro Beruf stellt Michaela Vieser die Eigenarten von Berufen vor, von Abtrittanbieter bis Zeidler. Die Berufe stammen aus ganz unterschiedlichen Zeiten; es sind Berufe wie Amme oder Köhler genannt, die es schon sehr lange gibt (Antike bzw. Bronzezeit), Berufe, die sehr kurzlebig waren (z. B. Silhouettenschneider, 1770 bis 1790; Kaffeeriecher, 1781 bis 1787), aber auch Berufe, die es vor kurzer noch gab (Ameisler, bis in 1970er Jahre (in Niederösterreich); Rohrpostbeamten, bis 1984 (in Paris); Scharfrichter, bis zur Abschaffung der Todestrafe (in Deutschland bis 1949, in Bayern bis 1998, in Frankreich 2007, in den USA und anderen Ländern bis heute). Das Buch lässt sich sehr gut lesen, es wird nicht nur auf den Berufsalltag eingegangen, sondern es werden auch Hintergründe erklärt (Warum wurde der Beruf nötig? Wie entwickelte sich der Beruf? Wie standen Angehörige dieses Berufs in der Gesellschaft? Welche Vor- und Nachteile hatte dieser Beruf, z. B. häufige Berufskrankheiten? Welche Entwicklungen führten dazu, dass diesen Beruf heute nicht mehr gibt?) und diese Informationen werden mit Quellen aus der Zeit hinterlegt. So erfährt man interessante Details über das Leben der Menschen in versch. Epochen. Das Buch ist gut recherchiert und vermutlich für fast jeden interessant, der am Leben der Menschen früher nicht komplett uninteressiert ist. Das Buch eignet sich durch seine kurzen Kapitel auch gut zum Lesen zwischendurch.


    Zu den Bildern: Die Bilder werden im Klappentext ja "originell" bezeichnet und genau das sind sie auch: originell. Meinen Geschmack treffen sie allerdings nicht so ganz. Die Illustrationen sind Collagen aus passenden historischen Dokumenten und Zeichnungen von typischen Szenen aus dem jewiligen Beruf. So weit, so gut, allerdings kann die Illustratorin Irmela Schautz meiner Meinung nach Gesichter nicht besonders gut zeichnen, sodass die Bilder oft etwas misslungen wirken. Jedenfalls ist ihr Kunststil nicht mein Geschmack. (Das Coverbild schon einen kleinen Einblick auf die Illustration.


    Fazit:
    Am Text ist nichts auszusetzen, im Gegenteil (s. o.). Die Illustrationen müssten meiner Meinung nach aber nicht sein. Aus dem Vorwort lässt sich aber entnehmen, dass die Illustratorin auch bei Recherche und Auswahl der Berufe beteiligt war, sodass sich ihre Mitarbeit wohl nicht nur auf die Illustrationen beschränken lässt. Man kann die Bilder ja auch weitgehend ignorieren.


    Deshalb gebe ich auch trotzdem fünf Sterne für ein gelungenes Sachbuch!




    (Das ist meine erste Rezension, ich hoffe alles richtig gemacht zu haben.)