John Cowper Powys - Wolf Solent (ab 27.07.2014)

  • Ich glaube, man würde hier Powys schriftstellerische Fertigkeit knicken, wenn man diesen Himmel, der doch schon fast zu sehr Himmel ist (etc. etc.), ohne dieses Moment der unbeabsichtigten Wahrnehmung bringt.


    Stimmt, da gab ich dir recht. Das wirkt erst im Zusammenhang mit dem eigentlich ganz unerwarteten Verlauf des Spaziergangs.
    Die Beschreibnung wirkte im ersten Moment so intensiv, dass ich zuerst einmal nur "Zitat" "Zitat" im Kopf hatte.


    lg taliesin

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • So, ich bin auch mal wieder da :wink: da ich ja diese Woche wieder die Arbeit antreten durfte 8-[ hinke ich Euch ein klein wenig hinterher, aber ich hole auf. Deshalb will ich jetzt auch gar nicht auf alles Gesagte zu Kapitel 4 eingehen. Grad bin ich in Kapitel 5 und Wolf hat den Besuch bei Christie beendet…….


    Hinzu kommt, dass sein Wolf Solent meiner Meinung nach gar nicht fähig ist Dinge zu verheimlichen oder bewusst so zu verändern, dass er besser wegkommt.
    Er nimmt seine Empfindungen direkt an und poltert los ohne das Ganze distanziert betrachten zu können. Da ist er manchmal wirklich wie ein Kind, das die Welt
    neu entdeckt, unfähig zu lügen oder zu täuschen.


    Das seh ich genauso wie Du @taliesin - lügen und täuschen kann Wolf Solent meiner Meinung nach nicht. Er blubbert einfach alles raus was ihm grad wichtig erscheint oder durch den Kopf geht, egal ob Menschen, Natur oder Gefühle betreffend. So ja auch Christie gegenüber die Tatsache, dass er Gerda einfach mal flach legen möchte :lol: Warum eigentlich gibt Powys dem Mädchen einen deutschen/nordischen Namen?? :-k Oder war der Name damals in England vielleicht nicht ungewöhnlich???


    Ich wollte schon länger die Vision des Schädels, den Solent schon im ersten Kapitel und später noch öfter erwähnt, hier einmal ansprechen. Am Ende dieses
    Kapitels wird er wieder erwähnt. Eigentlich kann man das ja nur als schlechtes Omen sehen, oder? Eine Rolle wird das sicher noch spielen.


    Irgendwie erinnert mich der Schädel an Shakespeare - aber an welches Stück??? War das Hamlet oder doch King Lear??? Und ich empfinde ihn bisher eigentlich weder als böses Omen noch hab ich das Gefühl, dass sich Solent so sehr von seinem Vater distanzieren will. Im Gegenteil hab ich immer so das unbewusste Gefühl, als ob er eine Art Bindung zu diesem seinen ureigenen Bild des Vater-Schädels hat…. :scratch: hab ich klar ausdrücken können, was ich meine? ?(


    Solent scheint in Christie so etwas wie eine Seelenverwandte zu sehen. Er fühlt sich gleich wohl bei dieser, wie ich finde sehr symphatischen jungen Frau


    Die Unterhaltung zum Thema Philosophie lässt denken, dass weder Christie noch Wolf große Neigung zum logischen Denken zeigen - auch hier verläuft das Gespräch ins Intuitive und Stimmungsvolle (dafür lesen die beiden Philosophie? wenn Hegel und Leibnitz wüssten, dass diese ihre Leser sie quasi als Esoteriker missbrauchen ... ).


    Logiker sind sie nicht gerade :totlach: aber so wie Christie und Gerda für mich ein Gegensatz-Paar bilden in punkto platonische-erotische Liebe, so hab ich nach Lesen dieser Szene das Gefühl, als ob Powys hier wieder ein Gegensatz-Pärchen bildet. Beide empfinden gleich, Christie's "atmosphere" mitsamt ihren Beschreibungen ähnelt für mich doch sehr Solents "mythology", nur dass es hier eben die Paarung (ihr entschuldigt den Wortwitz :mrgreen: ) männlich-weiblich bei gleicher Empfindung / Exzentrik hat.


    so, ich les dann mal weiter, um wieder zu Euch aufzuschließen :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Überhaupt scheint Gerda nicht das leichte Mädchen zu sein, für das man sie hätte halten können.
    Sogar die Art und Weise, wie sie Wolf auf dem Nachhauseweg nahelegt, dass sie nichts dagegen hätte, mit ihm verheiratet zu sein (und ihre Eltern wohl auch nicht) hat etwas Unschuldiges an sich.


    was an dieser Szene so verblüfft, ist Gerdas Benehmen, denn sie wirkt nicht wie ein kokett-albernes Mädchen, sondern wie ein Teil der Schönheit der Natur, und genauso unschuldig (Ich weiß, das klingt alles irgendwie pathetisch und rührselig hier in meinem Post, aber es ist nicht so - ich werde auch die Naturbeschreibung des Nachmittags mit seinem schweren grauen Himmel usw. nicht zitieren, weil man das m.E. nicht aus dem Kapitel herausreißen kann, ohne es zu verlächerlichen, also Sorry!, aber das mache ich nicht.)


    Ich finde auch, dass Gerda etwas Unschuldiges an sich hat. Etwas sehr Mädchenhaftes, auch wieder etwas fast Kindliches, und dieses ganze seltsame Verhalten der Eltern oder auch ihr sexy Gelächel und kokettes Abhauen wirken wie ein missratener Versuch, sich irgendwie der Last anzupassen, dass die gesamte Männerwelt hinter Gerda herhechelt. Irgendwie hat sie ja auch etwas Wildes, wie du schon sagtest: als wäre sie ein Teil der Natur Insofern empfinde ich die Sprache nicht als pathetisch, auch nicht, wenn man sie aus dem Kontext herausreisst: die benutzten Worte wirken unverbraucht und neu. aber sie werden natürlich durch den Kontext verstärkt.

    Warum eigentlich gibt Powys dem Mädchen einen deutschen/nordischen Namen??


    Mal ganz frei assoziiert erinnern mich einige Elemente hier an Faust. Die satanische Beschreibung seines Brötchengebers allem voran. Vielleicht ist Gerda eine Anlehnung an Gretchen? Vielleicht wurde Gretchen im Faust im Englischen in Gerda verwandelt?

    Beide empfinden gleich, Christie's "atmosphere" mitsamt ihren Beschreibungen ähnelt für mich doch sehr Solents "mythology", nur dass es hier eben die Paarung (ihr entschuldigt den Wortwitz ) männlich-weiblich bei gleicher Empfindung / Exzentrik hat.


    Ich hatte dazu die Idee, dass Gerda irgendwie den sinnlichen Teil= Erde Solents Mythologie verkörpert und Christie den geistigen/sphärischen Teil=Himmel. In dem Abschnitt, den wir alle zu zitieren vermeiden, ist ja auch von den zwei großen Gegenwarten, Erde und Himmel, die Rede. Wie auch immer, Solent scheint da in eine heftige Dreiecksbeziehung hineinzuschlittern.


    Und ich empfinde ihn bisher eigentlich weder als böses Omen noch hab ich das Gefühl, dass sich Solent so sehr von seinem Vater distanzieren will. Im Gegenteil hab ich immer so das unbewusste Gefühl, als ob er eine Art Bindung zu diesem seinen ureigenen Bild des Vater-Schädels hat…. hab ich klar ausdrücken können, was ich meine?


    Ich empfinde es so, als wollte der Schädel ausdrücken, dass die Geschichte mit dem Vater noch nicht abgeschlossen ist, es besteht irgendwie noch eine Art Bindung, die Solent im Laufe der Geschichte noch herausbekommen muss. Eine Art verschwörerisch warnendes Symbol.Auch ich kann es gerade nicht besser ausdrücken :wink:

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  • Ich hatte dazu die Idee, dass Gerda irgendwie den sinnlichen Teil= Erde Solents Mythologie verkörpert und Christie den geistigen/sphärischen Teil=Himmel. In dem Abschnitt, den wir alle zu zitieren vermeiden, ist ja auch von den zwei großen Gegenwarten, Erde und Himmel, die Rede. Wie auch immer, Solent scheint da in eine heftige Dreiecksbeziehung hineinzuschlittern.


    Diese beiden Pole zwischen denen Solent sich wohl ab jetzt bewegen wird und dadurch, wie ich finde, nicht wirklich die ersehnte kontemplative Ruhe
    erreichen wird, könnten dann tatsächlich zu einer weiteren Skandalgeschichte führen. Der alte Squire wird sich freuen und ich habe so das Gefühl, dass
    er Solent auch ganz bewusst ausgesucht hat um die Chronik zu schreiben. Der Vater war ja auch Teil eines Skandals. Mama Solent kommt auch noch in`s
    Städtchen und wie wir im nächsten Kapitel erfahren, freut sich darüber nicht jeder.


    Bar Sinister ist in der deutschen Übersetzung etwas simpel mit >Ein Querstrich< übersetzt. Wo bleibt das >unheilvoll<?

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  • so wie Christie und Gerda für mich ein Gegensatz-Paar bilden in punkto platonische-erotische Liebe, so hab ich nach Lesen dieser Szene das Gefühl, als ob Powys hier wieder ein Gegensatz-Pärchen bildet. Beide empfinden gleich, Christie's "atmosphere" mitsamt ihren Beschreibungen ähnelt für mich doch sehr Solents "mythology", nur dass es hier eben die Paarung (ihr entschuldigt den Wortwitz ) männlich-weiblich bei gleicher Empfindung / Exzentrik hat.


    Ich hatte dazu die Idee, dass Gerda irgendwie den sinnlichen Teil= Erde Solents Mythologie verkörpert und Christie den geistigen/sphärischen Teil=Himmel. In dem Abschnitt, den wir alle zu zitieren vermeiden, ist ja auch von den zwei großen Gegenwarten, Erde und Himmel, die Rede.


    :shock: Das alles lest Ihr hier heraus? :shock: (Lese ich zu einfältig vor mich hin? :lol: ) Wahrscheinlich habt Ihr aber sogar Recht ...


    Wie auch immer, Solent scheint da in eine heftige Dreiecksbeziehung hineinzuschlittern.

    Also jetzt, jetzt, wo Du es sagst, sehe ich da irgendwie auch eine mögliche Fortsetzung der Handlung in dieser Weise ... (ich will ja nicht als völlig oberflächlicher Leser hier neben Euch scheinen :uups: )



    Da ich ab morgen Nachmittag wieder drei bis vier Tage etwas stärker anderweitig beschäftigt sein werde, mach' ich - mit Verlaub - weiter mit


    Kapitel 7 - Bar Sinister


    Da muss ich erst mal erwähnen, dass ich keine Ahnung davon hatte, dass ein diagonaler Schrägstrich in einem Wappen ein Hinweis auf eine uneheliche Herkunft darstellt (blöde Frage: auf manchen Wappen gibt es richtige Zickzack-Linien; das soll aber wohl nicht auf eine ganz lose familiäre Moral über Generationen hinweg im Familienstamm hindeuten, oder? 8-[ )


    Am Anfang des Kapitels fühlt Wolf am Sonntag Morgen eine extrem friedvolle Stimmung - aber nichts hält ewig, und bei Powys schon gar nicht: gleich stellt sich nämlich heraus, dass der Weiher, der dem "Pond Cottage" der Familie Otter den Namen gibt, zwar wunderschön ist, doch Wolfs Vorgänger Redfern sich angeblich dreimal (mindestens) darin ersäufen wollte. Und der gute Jason Otter (warum nennt ihn seine Mutter "Dimity"?) teilt Wolf in aller Verschwiegenheit mit, dass er die einzige Person in Ramsgard / Blacksod gewesen sei, der Redfern überhaupt wichtig war. Ich bekam den Eindruck, Jason sei Redfern regelrecht verfallen gewesen? Seltsam ...


    Ein Telegramm von Wolfs Mutter: sie musste vor den Gläubigern in Hammersmith flüchten und kommt am gleichen Abend mit Sack und Pack an. Wolf trifft Vereinbarungen mit Monk, ab dem nächsten Tag einen Teil der Räume in dessen Lenty Cottage zu beziehen, also mit ihm zusammenzuwohnen. Redfern hatte wohl auch mal dort gewohnt, aber anscheinend ist er von dort zu den Otters gezogen, warum wissen wir jedoch nicht.


    Für eine Nacht muss Wolf jedoch eine Schlafgelegenheit für seine Mutter finden, die sich beim Teetrinken bei Miss Selena Gault ergibt, weil ein sehr naseweises und neugieriges kleines Mädchen namens Olwen Smith sich dort befindet. Solents Mutter soll bei Olwens Tante Maggie zur Übernachtung einquartiert werden. Folgende Informationen bezüglich der Familie Smith kommen zutage: Maggie Smith, die die Ersatzmutter-Rolle für die kleine Owen übernommen hat, scheint nicht die leibliche Tochter ihres Vater Albert zu sein - der frappierenden Ähnlichkeit ihrer mit Wolfs Nase wegen scheint sie wohl von Wolfs Vater mit Alberts Ehefrau Lorna gezeugt worden zu sein. Olwens eigene Mutter hat ihre Tochter irgendwann verlassen. Wer ist der Vater? Wer und wo ist Olwens Mutter? Wo ist Lorna, Alberts Ehefrau?


    Wolfs Mutter scheint in all diesen Pikanterien förmlich zu schwelgen, sie ist geradezu gierig darauf, möglichst viele Menschen aus dem Ort wieder zu treffen, obwohl sie alle von den Frauengeschichten ihres Mannes gewusst haben müssen (ein echter Schwerenöter, wie es den Anschein hat, hat er die gesamte weibliche Dorfhälfte flachgelegt).


    Der Pfaffe T.E. Valley lebt in einer völlig verlotterten häuslichen Situation ohne weibliche ordnende Hände darin, dafür aber mit jeder Menge billiger Schundromane. Er beklagt sich über die feindliche Gesinnung von Jason Otter und Squire Urquardt ihm gegenüber, obwohl die beiden sich ja auch untereinander spinnefeind zu sein scheinen. Monk beklagt sich übrigens auch über seinen Arbeitgeber Urquardt. Mir scheint, dass der Squire Wolf Solent vor allem zu seinem persönlichen Vergnügen eingestellt hat, damit er sich wieder mal an den Zwistigkeiten zwischen den Dorfbewohnern ergötzen kann, die ganz offensichtlich zu erwarten sind, wenn er den Sohn, und damit eigentlich zwangsläufig dessen Mutter, des Mannes nach Ramsgate bringt, der seine DNA wahllos über die nachfolgende Generation verteilt hat.


    Wenigstens lässt Wolf seine Mutter eine Einladung Gerdas zum Tee bei Christie nicht lesen, schlimm genug, dass diese spitzzüngige Dame Kenntnis über das Eintreffen eines Briefes erhalten hat.


    Ich hoffe, ich schaffe heute noch die paar Seiten von Kapitel 7 - Yellow Bracken :study:

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Monk beklagt sich übrigens auch über seinen Arbeitgeber Urquardt. Mir scheint, dass der Squire Wolf Solent vor allem zu seinem persönlichen Vergnügen eingestellt hat, damit er sich wieder mal an den Zwistigkeiten zwischen den Dorfbewohnern ergötzen kann, die ganz offensichtlich zu erwarten sind, wenn er den Sohn, und damit eigentlich zwangsläufig dessen Mutter, des Mannes nach Ramsgate bringt, der seine DNA wahllos über die nachfolgende Generation verteilt hat.


    Jawohl. Ich denke unsere Posts haben sich überschnitten. Schön, dass wir gemeinsam zu dem Schluss kommen, dass dieses kleine Städtchen vom wohl etwas
    gelangweilten alten Squire U. durch den Zuzug der beiden Solents jetzt wieder aus dem Dornröschenschlaf gerissen werden soll. Oder besser, der hinterlistige
    alte Kauz macht sich einen Heidenspass daraus diesen Sturm auszulösen.


    Ich glaube, ich muss mir eine kleine >Wer mit Wem< Liste machen, damit ich bei den vielen Querverbindungen dieses offensichtlich völlig verlotterten kleinen
    Städtchens noch durchblicke.

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    William Shakespeare


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  • Ich denke unsere Posts haben sich überschnitten.

    Das denke ich auch.


    Ich glaube, ich muss mir eine kleine >Wer mit Wem< Liste machen, damit ich bei den vielen Querverbindungen dieses offensichtlich völlig verlotterten kleinen Städtchens noch durchblicke.

    Mann, Du bist aber heute bösartig ... so kennen wir Dich doch gar nicht in einer MLR :-k

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
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  • :shock: Das alles lest Ihr hier heraus? :shock: (Lese ich zu einfältig vor mich hin? :lol: )

    vielleicht sind wir aber auch nur Auster-geschädigt und interpretieren viel zu viel hinein :totlach:


    Mann, Du bist aber heute bösartig ... so kennen wir Dich doch gar nicht in einer MLR :-k


    das ist nicht bösartig, das ist für mich vollkommen nachvollziehbar - ich glaub, ich brauch nämlich auch so eine Liste… nach dem Lesen deines Posts war ich auch vollkommen durcheinander, wer nun mit wem oder nicht oder doch??? ?( Jedenfalls hat Solents Vater den Genpool des Städtchens schön durchmischt - aus naturwissenschaftlicher Sicht ein sehr löbliches Verhalten :twisted:
    Ich hol Euch spätestens heut Abend ein :winken:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Hallo!

    Der Vater war ja auch Teil eines Skandals.


    Seht ihr, vor lauter Rumdeuterei seh ich nicht mehr das Offensichtliche. Klar: Skandalchronik- Solents Papa ist Teil davon... #-o


    Da muss ich erst mal erwähnen, dass ich keine Ahnung davon hatte, dass ein diagonaler Schrägstrich in einem Wappen ein Hinweis auf eine uneheliche Herkunft darstellt


    Und ich habe noch nicht mal darüber nachgedacht, was die seltsame Überschrift soll :pale: .

    Ich bekam den Eindruck, Jason sei Redfern regelrecht verfallen gewesen? Seltsam ...


    Da denke ich immer noch, irgendwelche homoerotischen Schwingungen wabern durchs Dorf!


    Bis bald!

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  • vielleicht sind wir aber auch nur Auster-geschädigt und interpretieren viel zu viel hinein


    Glaub ich nicht. Bisher sind die Interpretationen doch irgenwie nachvollziehbar. Powys lässt aber auch viel Spielraum dafür.

    Da denke ich immer noch, irgendwelche homoerotischen Schwingungen wabern durchs Dorf!


    Außer den homoerotischen Schwingungen, ahne ich bei Tilly Valley noch viel übleres. Irgendwo redet er von Knaben mit denen er spielen darf und sein kleiner
    Text über die verwerfliche Liebe ist mir auch eher unheimlich. Vielleicht meint er da auch jemand anderes im Dorf, aber der Kerl ist mir nicht geheuer.


    Sorry, der Text über die verdorbene Liebe ist erst im nächsten Kapitel. Bin gespannt was ihr davon haltet.

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  • Sorry, der Text über die verdorbene Liebe ist erst im nächsten Kapitel. Bin gespannt was ihr davon haltet.

    wie schon gesagt: ich hol heut Abend auf und hoffe sogar, dass ich Euch einhole. Aber heut nacht sind mir dann trotz sehr bildhaftem Spaziergang von Gerda und Wolf die Äuglein zugefallen…. immerhin bin ich noch bis zum Fluss gekommen - aber nicht reingefallen 8)

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Der Pfaffe T.E. Valley lebt in einer völlig verlotterten häuslichen Situation ohne weibliche ordnende Hände darin, dafür aber mit jeder Menge billiger Schundromane. Er beklagt sich über die feindliche Gesinnung von Jason Otter und Squire Urquardt ihm gegenüber, obwohl die beiden sich ja auch untereinander spinnefeind zu sein scheinen.

    Da hatte ich wohl schon die ersten beiden Seiten von Kapitel 7 gelesen ... 'tschuldigung.


    Jedenfalls hat Solents Vater den Genpool des Städtchens schön durchmischt - aus naturwissenschaftlicher Sicht ein sehr löbliches Verhalten

    Na liebe @Squirrel, wir würden auch nie etwas anderes hinter herumhurenden Männern vermuten als die gute und lautere Absicht, Genpools zu durchmischen - nie ... :twisted:


    Da denke ich immer noch, irgendwelche homoerotischen Schwingungen wabern durchs Dorf!

    Huch, hast Du eine Kristallkugel oder verfügst Du über so eine hohe intuitive Logik, die meinereinem wohl für immer verborgen bleiben wird, dass Du von Begegnungen zwischen Wolf Solent und Darnley Otter auf homoerotische Schwingungen zwischen Jason Otter und dem bereits längst toten Redfern schließen kannst? :shock: (Du wirst mir unheimlich :wink: )


    Glaub ich nicht. Bisher sind die Interpretationen doch irgenwie nachvollziehbar. Powys lässt aber auch viel Spielraum dafür.

    Ich werde versuchen, mir diese Deutungen für den zukünftigen Handlungsverlauf zu sparen - am besten lese ich einfach weiter, dann erfahre ich ja, wer mit wem homoerotische bzw. pädophile Beziehungen unterhält, wenn überhaupt.





    Kapitel 7 - Yellow Bracken


    Pfarrer T.E. Valley redet etwas rätselhaft über unmoralische Liebe (wie bsw. Inzest), und dass die "falsche Art von Liebe" immer etwas mit Religion zu tun haben soll. Wolf Solent meint, eine gewisse schreckliche Wechselbezüglichkeit zu erahnen zwischen Valleys Moralbegriff und Urquardts Begriff von Unmoral. Das kann ich als Leser noch irgendwie dunkel nachvollziehen, aber mehr kann ich nicht aus des Pfaffen Worten herauslesen. Ich warte besser, was Powys noch über ihn schreibt im Laufe der Kapitel. Auf eden Fall finde ich beide Typen nicht ganz koscher.


    Wolf geht nach der Lektüre von Gerdas Brief, um sich ihr am Fluss anzuschließen. Auf dem Weg scheint er die Erfahrung einiger sehr ursprünglicher Glücksmomente zu machen, im Zusammenhang mit der Erkenntnis, dass diese "reine" Form des Glücks weder von Sex abhängig ist noch von anderem, nach dem die Menschen üblicherweise streben. Das ist zwar eine recht lobenswerte Erkenntnis, aber in meinem Alter haut mich eine solche Erkenntnis nicht gerade als ungestüme Neuigkeit um. Ich denke, das ist auch der Grund, warum mir hier die Sprache Powys eher ein bisschen peinlich vorkam, es hörte sich ein bisschen an wie die große Offenbarung der neuesten Wahrheit - naja ...


    Gerdas kleiner Bruder scheint nur ans Geld zu denken, aus allem und jedem will er ein paar Pence schinden, sogar daraus, dass er sich verkrümeln soll, damit die beiden eine Weile allein sein können - ich meine, wenn ich dann noch an das Ding mit dem Bild von Gerda rittlings auf einem Grabstein denke - Lob pimpt ja geradezu seine ältere Schwester, um an ein paar Münzen zu kommen!


    Die nächsten paar Seiten geht es dann nur um die innere Situation in Gerda und in Wolf, und was sich daraus füreinander an Gefühlen und Beziehungsmöglichkeiten ergibt. Gerda wirkt ein bisschen kindlich einfältig, überhaupt nicht an körperlichen Berührungen interessiert, die über eine beschützerhafte Zärtllichkeit hinausgehen. An einer Stelle empfindet Wolf sie als möglicherweise "abnormally innocent". Da sie aber eben einen tollen Körper hat und auch sonst sehr schöne äußerliche Züge, mischt sich bei Wolf auf verwirrende Weise Zärtlichkeit, Beschützerinstinkt und körperliches Verlangen, was sich zeigt, als ihm in dem kleinen, mit gelbem Farnkraut (=yellow bracken) ausgelegten Viehunterstand Schutz vor dem Regen suchen. In diesem Lied ist die Rede von einem gewissen Long Thomas, der ein Mädchen aus ordentlichem Hause im gelben Farnkraut flachgelegt hat, und der es deshalb auf immer verwehrt war, in ihr geordnetes Zuhause zurückzukehren.


    Aber die beiden scheinen sich einig zu sein, sie möchten einander heiraten. Sie sind sich beide ihrer widrigen Umstände bewusst: Gerda als kleines Simpelchen hat keine Ahnung von gar nichts, Wolfs finanzielles Einkommen ist gering, weder Gerdas Eltern noch Wolfs Mutter werden begeistert sein, und doch ist er fest entschlossen, mit Gerda zusammen ein winziges Glücksnest, in dem sie vor all der negativen Einwirkung von Familie und Gesellschaft geschützt sind, zu bewohnen.


    Ich denke, man muss weiterlesen, um zu erfahren, was weiterhin passieren wird. Aber alle Möglichkeiten stehen offen, denn bisher haben wir gerade mal ein Viertel des Buchs gelesen - zu früh, um zu wissen, was da kommen wird. Außerdem mag ich es so - nichts Schlimmeres als eine vorhersehbare Handlungsabfolge. Möge Herr Powys uns also überraschen ... :study:

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
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  • wie gesagt, ich hüpf hinterher - aber ich hüpfe…… Euren Interpretationen und Aussagen zu Kapitel 4 kann ich nicht mehr viel hinzufügen. V.a. kann ich mir wirklich vorstellen, dass der Squire in der Hauptsache seinen Spaß haben wird. Gerda scheint mir auch nicht wirklich so unschuldig zu sein - aber dafür einfach sehr klarsichtig über ihre Situation: sie weiß sehr wohl, dass eigentlich jeder ihr an die Wäsche will und sie die Dumme am Ende wäre - weshalb sie klug dafür sorgt, das dem nicht so ist. Irgendwie mag ich sie deswegen….


    Was mir aufgefallen ist eben beim Lesen: da ist unser Held grad mal den zweiten Tag in Arbeit und Brot, eine Stelle die er ja dringend benötigt nachdem er geflogen ist, denn Sozialsysteme gab es ja damals nicht… und er hat nix besseres zu tun als an seinem zweiten Arbeitstag den ganzen Tag mit einer Frau zu verbummeln??? Er hatte ja den Auftrag das Buch zu bezahlen, aber das war ja keine tagesfüllende Aufgabe? :-k oder denk ich jetzt einfach zu banal und normal? ?(

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Er hatte ja den Auftrag das Buch zu bezahlen, aber das war ja keine tagesfüllende Aufgabe? oder denk ich jetzt einfach zu banal und normal?

    So geht das auch weiter in den nächsten Kapiteln, ich habe noch keine weitere Seite gelesen bisher, die der Mann mit Arbeit verbringt. Andererseits überspringt die Ezählung auch den einen der anderen Tag, man kann nicht so genau beurteilen, ob er sich dann zu jenen Dunkel-Zeiten produktiv und effektiv seine Brötchen verdient. Keine Ahnung ...


    Was mir noch aufgefallen ist: alles wird chronologisch aus der persönlichen Sicht Wolfs erzählt - es gibt nie eine Einblende ohne ihn, die die Gedanken anderer Figuren sichtbar werden ließe und ein Bild von außen auf Wolf Solent würfe. Das macht alles noch schlechter einschätzbar.

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  • Was mir noch aufgefallen ist: alles wird chronologisch aus der persönlichen Sicht Wolfs erzählt - es gibt nie eine Einblende ohne ihn, die die Gedanken anderer Figuren sichtbar werden ließe und ein Bild von außen auf Wolf Solent würfe. Das macht alles noch schlechter einschätzbar.

    Widerspruch, werte Dame :loool: zumindest Gerda sagt ja ganz deutlich auf S.100 oben, dass ihr seine Fragerei auf die Nerven geht :totlach: über sie hab ich grad nochmal nachgedacht und eigentlich scheint sie mir ganz intelligent so wie sie agiert… Sie will wohl zu Hause raus aber eben auf die angemessene Weise- weshalb sie eine Heirat wohl ganz sachlich sieht. Und durch ihre Erfahrungen hat sie ja auch schon ein ganz klares Bild der Männer

    Zitat

    "Men think too much of themselves" she replied laconically.

    :mrgreen:


    Und noch was zu cyphellas homoerotischen Visionen: die gibt es ja auch bei den beiden Mädels, denn Gerda sagt genauso deutlich "Christie is for no man" O:-)

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Huch, hast Du eine Kristallkugel oder verfügst Du über so eine hohe intuitive Logik, die meinereinem wohl für immer verborgen bleiben wird, dass Du von Begegnungen zwischen Wolf Solent und Darnley Otter auf homoerotische Schwingungen zwischen Jason Otter und dem bereits längst toten Redfern schließen kannst? (Du wirst mir unheimlich )


    Ich hab ein paar schwule Bekannte, da weiss man, wo der Hase so lang läuft :loool: .

    Und noch was zu cyphellas homoerotischen Visionen: die gibt es ja auch bei den beiden Mädels, denn Gerda sagt genauso deutlich "Christie is for no man"


    Genau das meine ich eben auch so verstanden zu haben. Die Mädels untereinander, der Pfarrer und die Knaben, Wolf und die Otter-Jungs, wie sie sich beschnuppern :rambo: . Ich weiss eben nur nicht, ob ich da zu verdorben denke, ob Solent in seiner sinnlichen Wahrnehmung bei mir die falschen Assoziationen hervorruft, oder ob das wirklich Andeutungen auf den weiteren Verlauf sind.

    Pfarrer T.E. Valley redet etwas rätselhaft über unmoralische Liebe (wie bsw. Inzest), und dass die "falsche Art von Liebe" immer etwas mit Religion zu tun haben soll. Wolf Solent meint, eine gewisse schreckliche Wechselbezüglichkeit zu erahnen zwischen Valleys Moralbegriff und Urquardts Begriff von Unmoral. Das kann ich als Leser noch irgendwie dunkel nachvollziehen, aber mehr kann ich nicht aus des Pfaffen Worten herauslesen



    Ich muss gestehen, an dieser Stelle habe ich nur Bahnhof verstanden. Aber vielleicht erschließt es sich mir noch im weiteren Verlauf. Überhaupt fand ich den gesamten Anfang des siebten Kapitel-auch die Mutter und Solents Reaktionen auf sie- sehr abstrus. Aber ich bin noch nicht durch und werde mich später dazu noch einmal melden.

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  • Wolf und die Otter-Jungs, wie sie sich beschnuppern

    also bei Wolf gehen da bei mir keine Antennen hoch - den halt ich nun ganz sicher nicht für schwul - aber vielleicht war Redfern so gepolt??

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Ne, Wolf ist nicht schwul, echt nicht! Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass die Otter-Jungs Solent beschnuppern... :wink: . Zumindest der Dichter. Und der andere schnuppert vielleicht nur, um herauszufinden, wie Solent tickt und ob ihm ein ähnliches Schicksal bevorsteht wie seinem Vorgänger. Ach, das sind jetzt wirklich wilde Spekulationen. Ich denke, es ist für mich gerade einfach ungewohnt zu lesen, wie Männer sich so genau inspizieren und bewerten. Im Falle Solents ist es ja auch nur sein Hang zur genauen Beobachtung. Aber Powys will glaube ich schon kleine Akzente des Verdachts setzen, in alle Richtungen, und die damalige Zeit war doch auch eine wilde, oder?
    Aber wisst ihr was, bei mir hier wird im BT plötzlich Kondom-Werbung eingeblendet 8-[ .
    PS: wenn ich zur Zeit immer soviel "bearbeite" liegt das daran, dass meinComputer gerade alles verschlimmbessert und ich es nicht gleich merke, also bitte nicht wundern :uups: .

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  • Ne, Wolf ist nicht schwul, echt nicht!
    Aber wisst ihr was, bei mied hier plötzlich im BT Kondom-Werbung eingeblendet 8-[ .

    :totlach: sowas nennt man personalisierte Werbung :loool:

    viele Grüße vom Squirrel



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