John Cowper Powys - Wolf Solent (ab 27.07.2014)

  • da er selbst seine Lehrertätigkeit aufgrund eines wilden Ausbruchs während einer Lehrveranstaltung verlor, scheint ihm das Blut des Vaters wohl recht nah zu sein.

    Ich finde die Stelle nicht mehr, aber war da nicht die Rede von "Dean Swift"? Könnte er damit meinen, dass er sich, genau wie Jonathan Swift, extrem gesellschaftskritisch geäußert hat, noch dazu in derber und unflätiger Ausdrucksweise?


    nee, irgendwie kann ich Dir da nicht ganz folgen durchgeknallt ist für mich anders und jugendlich schon ganz und gar. Ich mein, der Kerl ist 35…. spinnert trifft es da eher, das Wort fällt mir zu Wolf Solent bisher ein….

    Ja, da hast Du mich wieder mal voll erwischt (ist mir später auch wieder eingefallen, dass ja am Anfang was von seinem Alter stand) 8-[ . Ich habe auch irgendwie jetzt noch, nach Kapitel 4, ein Bild von Wolf, das wesentlich jünger aussieht als Mitte dreißig. Man kriegt doch den Eindruck, der Mann steht in jugendlichem Saft und Kraft, so schnell, wie er immer gedanklich unter Röcken landet ... (naja, lassen wir ihm seine schönen Gedanken :loool: ).


    Ja, Barde, er ist sehr exzentrisch in meinen Augen….. und einer, der das Hotel Mama liebt auch nicht gerade das, was ich liebe.


    Ja, er ist exzentrisch, und das muss man auch nicht mögen - das halte ich für verständlich. Identifizieren könnte ich mich damit auch nicht, aber ich lese es gern.
    Zum "Hotel Mama": ich nehme an, dass zur damaligen Zeit das Sozialsystem der gesetzlichen Altersversorgung in England nicht sonderlich fortgeschritten war ... Nein, Spaß beiseite, dieses Buch wurde noch zu Zeiten geschrieben, in denen die Nachkommen die Altersabsicherung der Menschen darstellten.

    die Frage ist nur, warum er so ein enges Verhältnis zu ihr pflegt, er verspricht ihr ja auch, sie nachkommen zu lassen


    Irgendwo sagt Wolf auch, wenn ich recht erinnere, dass seine Mutter über kein eigenes Vermögen und damit über keine eigenen Einkünfte verfügt also auf ihn angewiesen sei. Dass es zu solchen Zeiten selbstverständlich gewesen ist, mit mehreren Generationen unter einem Dach zu leben, ist auch bekannt, denke ich.


    Bleibt abzuwarten, ob seine Beobachtungen zuverlässig sind ( Gruss an Hypocritia) .

    Gruß zurück. :wink: Wenigstens wissen wir schon mal, dass wir es bei Powys nicht mit einem Schriftsteller der Postmoderne zu tun haben, also ist die Wahrscheinlichkeit (glücklicherweise) gering. (Ich kämpfe mich nebenbei durch Nabokov's "Fahles Feuer", wo ich nicht weiß, wer eigentlich derjenige ist, der einen größeren Sprung in der Schüssel hat - der Protagonist oder sein Autor :cry: ) Zwar gab es auch in früheren Literaturepochen solche Beispiele, aber es wäre nett, wenn der Abwechslung halber mal alle Figuren zurechnungsfähig und zuverlässig wären (hoffentlich hält sich auch der "gute" Urquardt an meine Regeln! :evil: ).




    Nein, das ist kein Übersetzungsfehler, es steht genau SO auch im Original geschrieben, die ganze von Dir zitierte Passage. Ganz im Gegenteil scheint der Übersetzer doch sehr gut zu sein, er bringt dieselbe Stimmung hoch wie Powys.

    Das Gefühl habe ich auch, dass es hier mehr um die sinnliche Stimmung als um das Verständnis geht.


    Solent wirkt manchmal sehr beeinflussbar und sich seiner Stimmungen und Beobachtungen nicht ganz sicher. Anfangs findet er Selena hässlich, aber bald entdeckt er dann ihre schönen Hände, ihr einnehmendes Lächeln etc. Ich denke, wir müssen hier sehr aufpassen, ob er da so zuverlässig ist unser Herr Solent.

    Barde, beschwör's nicht, ich will keinen von der Sorte mehr, hab' ich oben schon erwähnt.


    Damit hört der alte Kauz aber nicht auf, nein, er setzt noch einen drauf:

    Ich hab' auch gedacht, ich les' nicht richtig - woher soll man denn überhaupt solche Daten kriegen, habe ich mich gefragt, denn Sachen, wie z.B. ein Gutsherr, der sich mit den Mägden im Stillen vergnügt, findet man nun einmal nicht in offiziellen Annalen ... (Kapitel 4 bringt da ja etwas mehr Erleuchtung :idea: - gar nicht so blöd)


    bei Monk musste ich an Igor von der Nordwand denken :totlach: die Typen sind allesamt einfach irgendwie genial - jetzt wird es auch für mich endlich interessant :lol:


    so ein bisschen erinnert er mich an Effing :-, Euch nicht auch???


    Squire Urquardts Beschreibung fand ich schon ein wenig zu eindeutig satanisch mit der wie Pergament über den Knochen gespannten Haut, den bis in die Wurzeln geradezu teuflisch-tiefschwarzen Haaren, der ständigen Erwähnung von "satanisch" und seiner Verhurungs-Chronik.



    Auch wenn die Exzentrik von Wolf Solent hier nicht so gut ankommt, fand ich die Art, die Erde während der Zugfahrt mal im Großen als kleinen Planet zu sehen oder sich wie ein archaischer Saurier neben dem Zug her zu bewegen irgendwie toll, eigentümlich eben, mit einer anderen Sichtweise, als man sie von einem Schriftsteller aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewohnt ist. Thomas Mann hat doch auch etwa in dieser Zeit geschrieben, vielleicht fallen Euch noch andere Schriftsteller-Beispiele ein. Könnte man sich vorstellen, wie Thomas Mann seinen Protagonisten solchen gedanklichen Freilauf gewährt? Ich nicht, und die meisten anderen Schriftsteller schrieben doch auch nicht so oder ähnlich - deshalb finde ich diese Abgedrehtheit so schön in ihrer Ungewöhnlichkeit.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Ich habe auch irgendwie jetzt noch, nach Kapitel 4, ein Bild von Wolf, das wesentlich jünger aussieht als Mitte dreißig.


    diese Bemerkung von cyphella trifft es für mich eigentlich recht gut, warum Du den Eindruck eines jüngeren Menschen hast :)

    Überhaupt erscheint er mir bisher wie ein großes Kind, das zum ersten Mal die Welt entdeckt,

    diesen Eindruck hab ich irgendwie auch ….


    Nein, Spaß beiseite, dieses Buch wurde noch zu Zeiten geschrieben, in denen die Nachkommen die Altersabsicherung der Menschen darstellten.


    siehste, das ist der Ausgleich, da hast jetzt Du mich erwischt :loool: klar, damals hatten die Kinder keine andere Wahl als die mittellosen Eltern mitzuversorgen



    taliesin schrieb:
    Solent wirkt manchmal sehr beeinflussbar und sich seiner Stimmungen und Beobachtungen nicht ganz sicher. Anfangs findet er Selena hässlich, aber bald entdeckt er dann ihre schönen Hände, ihr einnehmendes Lächeln etc. Ich denke, wir müssen hier sehr aufpassen, ob er da so zuverlässig ist unser Herr Solent.
    Barde, beschwör's nicht, ich will keinen von der Sorte mehr, hab' ich oben schon erwähnt.

    hmm nee irgendwie glaub ich grad nicht, dass wir da was befürchten müssen, Hypocritia :friends: ich denke, der Gute ist einfach nur sehr schwärmerisch und wankelmütig und auf der Suche nach der Schönheit in der Welt und deshalb auch nach den schönen Seiten an Miss Gault. :wink:


    Könnte man sich vorstellen, wie Thomas Mann seinen Protagonisten solchen gedanklichen Freilauf gewährt? Ich nicht, und die meisten anderen Schriftsteller schrieben doch auch nicht so oder ähnlich - deshalb finde ich diese Abgedrehtheit so schön in ihrer Ungewöhnlichkeit.

    nee, Thomas Mann hätte bestimmt niemals seine Figuren derart von der Leine gelassen :totlach:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • zu Kapitel 4:


    Viele der bisher eingeführten Figuren sind überzeichnet, wahrscheinlich verzerrt dargestellt und haben etwas Fratzenartiges, so dass ich denke, wir haben es tatsächlich wieder mit einem unzuverlässigen Erzähler zu tun, oder


    Mittlerweile bin ich zu dem Schluß gekommen, dass wir es hier nicht mit einem unzuverlässigen Erzähler im üblichen Sinn zu tun haben. Mit der Erinnerung seiner
    Werke >A Glastonbury Romance< und >Porius< ist Cowper Powys ein Autor, der solche eher postmodernen Techniken nicht einsetzen würde.
    Hinzu kommt, dass sein Wolf Solent meiner Meinung nach gar nicht fähig ist Dinge zu verheimlichen oder bewusst so zu verändern, dass er besser wegkommt.
    Er nimmt seine Empfindungen direkt an und poltert los ohne das Ganze distanziert betrachten zu können. Da ist er manchmal wirklich wie ein Kind, das die Welt
    neu entdeckt, unfähig zu lügen oder zu täuschen. Unzuverlässig wäre er dann nicht bewusst, sonden nur weil er seine Empfindungen so spontan umsetzt und wiedergibt
    und so im Nachhinein vielleicht falsch liegt. Bei Gerda habe ich den Eindruck, dass ein wenig Objektivität besser für ihn wäre. Da verliert er sich so in seiner Balzerei,
    unfähig zu sehen, dass es sein könnte, das Gerda ihn da kräftig an der "Nase" zieht. :P


    Sind die Schwestern irgendwie als zwei Pole der Liebe, zu sehen irgendwie im Sinne Erotik vs. platonischer/geistiger Liebe zu sehen , oder später: Himmel und Erde?


    Das sehe ich auch so. Christie vertritt sozusagen den intellektuellen Part und Gerda den Eros. Da steht unserem Wolf noch einiges an Problemen ins Haus.


    Auch wenn die Exzentrik von Wolf Solent hier nicht so gut ankommt, fand ich die Art, die Erde während der Zugfahrt mal im Großen als kleinen Planet zu sehen oder sich wie ein archaischer Saurier neben dem Zug her zu bewegen irgendwie toll, eigentümlich eben, mit einer anderen Sichtweise, als man sie von einem Schriftsteller aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewohnt ist.


    Also ich mag diese exzentrische Art, weil sie so neu und unverbraucht daherkommt. Er hält nichts zurück, jede kleinste Empfindung, jede Erscheinung in der Natur
    wird direkt umgesetzt und unverfälscht wiedergegeben. Bei Thomas Mann (oder auch meinem neuen >Huxley<) wäre so etwas vollkommen unmöglich gewesen.
    Da steht der Intellekt im Vordergrund. Thomas Hardy (übrigens in Dorset geboren) würde mit seinem Roman >Far from the madding crowd< schon eher in diese Kategorie
    fallen, aber der war ein paar Jahre früher.


    Zum Rest von Kapitel 4 dann heute Nachmittag.


    lg taliesin

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

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  • nee, Thomas Mann hätte bestimmt niemals seine Figuren derart von der Leine gelassen


    Sehr schön gesagt, Hörnchen................. :lol:


    Kapitel 4: (bis Ende)


    Cyphella war ja fast schon bis zum Ende, also hier noch kurz ein paar Worte zu den letzten paar Seiten des Kapitels.


    Solent scheint in Christie so etwas wie eine Seelenverwandte zu sehen. Er fühlt sich gleich wohl bei dieser, wie ich finde sehr symphatischen jungen Frau.


    Zitat

    Und überdies schien in dem bleichen unbestimmten Profil des Mädchens an seiner Seite, in der geduldigen Schlankheit ihres Halses, in der kühlen
    Distanz ihrer ganzen Haltung etwas zu liegen, das die Flut seiner Rede entfesselte und rings um ihn das zwanglose Bewusstsein schuf, Aug in Aug mit sich
    selbst und Aug in Aug mit dem allgemeinen Strom des Lebens zu sein.


    Eine kleine Warnung vor Gerda durch Darnley wird unseren aufgewühlten Wolf wahrscheinlich nicht abhalten, aber ich denke, sie sollte Ernst genommen werden.


    Zitat

    Sie ist etwas ärgeres als eine bloße Kokette, bemerkte Darnley ernst. Sie hat etwas in sich, das, wie ich mir immer vorgestellt habe, Helena von Troja
    gehabt haben muss. Eine Art unheilvoller Passivität.


    Was diese Dame ausgelöst hat wissen wir ja alle. Tote Helden, jahrelanger Krieg, hinterlistige Geschenke, etc...........


    Dann wir Darnley noch etwas deutlicher.


    Zitat

    Ich bezweifle, dass sie etwas besitzt, was man Herz nennen könnte. Gewiss kein Herz, das sie, Solent - er lächelte ein überaus höfliches ironisches
    Lächeln - aller Wahrscheinlichkeit nach zu brechen imstande sein werden. Also nur weiter so, mein Freund! Wir werden den Verlauf ihrer >furtivi amores<
    wie Catull sagen würde, mit dem aller kaltblütigsten Interesse beobachten. Nicht wahr, Christie?


    Steckt hinter dieser Warnung noch etwas anderes? Hat Darnley vielleicht auch ein Auge auf Gerda geworfen, oder will er Wolf doch nur warnen nicht allzu
    unbedarft vorzugehen?


    Ich wollte schon länger die Vision des Schädels, den Solent schon im ersten Kapitel und später noch öfter erwähnt, hier einmal ansprechen. Am Ende dieses
    Kapitels wird er wieder erwähnt. Eigentlich kann man das ja nur als schlechtes Omen sehen, oder? Eine Rolle wird das sicher noch spielen.


    lg taliesin

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  • Unzuverlässig wäre er dann nicht bewusst, sonden nur weil er seine Empfindungen so spontan umsetzt und wiedergibt
    und so im Nachhinein vielleicht falsch liegt.


    Kurz für mich zum Verständnis :?: Das heisst also, vom unzuverlässigen Erzähler kann man nur sprechen, wenn es ein postmoderner Autor ist, der diese Technik bewusst einsetzt? Sonst fiele ja jeder Ich-Erzähler mit seiner Subjektivität eigentlich auch in diese Kategorie :-k .

    Auch wenn die Exzentrik von Wolf Solent hier nicht so gut ankommt,


    Doch, mir macht sie sogar richtig Spass!

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    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • Kurz für mich zum Verständnis Das heisst also, vom unzuverlässigen Erzähler kann man nur sprechen, wenn es ein postmoderner Autor ist, der diese Technik bewusst einsetzt? Sonst fiele ja jeder Ich-Erzähler mit seiner Subjektivität eigentlich auch in diese Kategorie


    Da habe ich mich vielleicht etwas quer ausgedrückt. Unzuverlässige Erzähler gibt es, denke ich, auch außerhalb der Postmoderne, aber meiner Meinung
    nach kann man nur davon sprechen, wenn der Autor das bewusst einsetzt. Oder liege ich da falsch?
    Vielleicht hat Hypocritia da den besseren Durchblick.

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  • Ach ja, ich habe ein wenig geforscht und konnte für Solent nichts finden was auf >einsam< hinweist.
    Es könnte aber vom lateinischen Verb >solari< hergeleitet sein. Das bedeutet trösten oder stärken

    Ich habe auch schon nachgesehen, weil ich dachte, eskönne von "solare = einsam machen" stammen, aber daraus kann man kein Gerundium bilden, das "solens" lauten könnte. Vielleicht eine Anlehnung an die Meeresbucht (-enge?) vor Südengland, die "Solent Sea" oder so ähnlich heißt? Oder Powys hat doch etwas Lateinisches im Hinterkopf gehabt und die Vorsilbe aus "insolens" (=ungewöhnlich) herausgenommen, und macht ihn damit zu einem "gewöhnlichen" Menschen - hier denke ich daran, dass sich Wolf in Kapitel 4 zwei- der dreimal selbst gezügelt hat, weil er nicht unmoralisch und schurkisch sein will wie sein Vater? Ist aber sowieso nur eine spinnerte Theorie, so von hinten durch die Brust ins Auge (ich geb's ja zu ...)


    Viele der bisher eingeführten Figuren sind überzeichnet, wahrscheinlich verzerrt dargestellt und haben etwas Fratzenartiges, so dass ich denke, wir haben es tatsächlich wieder mit einem unzuverlässigen Erzähler zu tun, oder

    Von unzuverlässigen Erzählern gibt es verschiedene Sorten, und die Erweiterung der Typenvaranten durch kreative Schriftsteller ist sicher noch möglich. Am einfachsten zu erkennen sind doch die vom Typ "Stammtischprahler" und "kotziger Angeber" wie Baron Münchhausen und unseren Nicht-Entscheider aus "Mond über Manhattan" (ich kann mich nur noch an den Vornamen Marco erinnern), bei dem immer alles so besonders war (die Chinesin so besonders toll und eine Prinzessin ...) oder auch das Oberprahler-Paar aus dem "Owen Meany" (der Ersatz-jesus Owen und sein Pseudo-Apostel John). Dann gibt es da noch die total Verrückten, manchmal sogar bösen Buben (American Psycho, Humbert Humbert aus "Lolita", Chuck Palahniuks Protagonisten sind doch immer etwas wirr), es gibt Naivlinge etc. etc.
    Bis jetzt zumindest würde ich aber Wolf nicht als unzuverlässig betrachten, eher ein bisschen "bipolar", denn für mich schwankt er emotional ganz schön in die Extreme, und das sogar innerhalb seiner Wahrnehmung für einzelne Personen, wie @taliesin und Du selbst, @cyphella, schon bemerkt hattet. Ein unzuverlässiger Erzähler hätte doch ein fixes, wenn auch falsches oder zumindest sehr subjektives Bild, an dem er festhielte (so im Sinne von Leuten mit Verfolgungswahn bsw.).


    Solent nimmt sich an diesem Morgen wieder Zeit, über Erlebtes nachzudenken, arbeitet die Begriffe “Mythologie” und “Fetischverehrung” heraus, die für ihn das Gefühl der Verschmelzung mit der Natur und die Liebe zu den Seelen bedeutet.

    Da stolpere ich immer wieder in meiner Kleingeistigkeit: da könnte ja jeder kommen und eigene Definitionen für feststehende Begriffe bilden. Ich würde ihm am liebsten einen Duden an den Kopf schmeißen :evil: . Das finde ich ein bisschen erschwerend in der verbalen Übermittlung, weil man da umdenken muss (unnötigerweise, eigentlich und sowieso).


    (Von Monk erhält er zudem noch den Auftrag, Würste mitzubringen. Welche Rolle spielt dieser Typ eigentlich, und was treibt er da den ganzen Tag ???)

    Pferde ausmisten, Gartenbeete jäten etc. - hat er das nicht als Entschuldigung erwähnt, als er Wolf den Bratwurst-Laufburschen-Auftrag erteilt hat?


    Beim Steinmetz erblickt Solent zum ersten Mal die Tochter des Hauses , die schöne und schweigsame Gerda, die für Solent ein solches Versprechen von Sinnlichkeit darstellt, das er im Folgenden gänzlich beeinflusst von seiner Geilheit (Wort wurde direkt so verwendet, sorry) sich kaum mehr auf irgendwas in der Stadt konzentrieren kann.

    Ha, ich bin mir sicher, dass Wolf angefangen hat zu schielen, als er die Tusse da hat sitzen sehen. Die Schilderung ist ja echt ein Ding:

    Zitat

    She was a young girl of about eighteen, and her beauty was so startling that it seemed to destroy in a moment all ordinary human relations. Her wide-open grey eyes were fringed with long, dark eyelashes.

    Naja, bis hierhergeht es ja gerade noch.

    Zitat

    Her voluptuous throat resembled an arum lily before it has unsheathed its petals.

    Uuuaaahh! :shock:

    Zitat

    She wore a simple close-fitting dress, more suited to the summer than to a chilly day in spring; but the peculiarity of this dress lay in the way it emphasized the extraordinary suppleness of her shoulders and the delicate Artemis-like beauty of her young breasts.

    Ich hoffe, Wolf hat eine bequeme Hose getragen ...


    Gerda scheint außerdem direkt ein kleines Schlämpchen zu sein, bei so vielen jungen (und nicht so jungen) Männern, mit denen sie ausgeht ...


    Ich habe gelacht, als Gerdas Vater, der ja nicht unbedingt ein umfangreiches tägliches Arbeitspensum zu schaffen scheint, sich auch noch um ausstehende Nachfrage nach Steinmetzarbeiten in London erkundigt. :wink: Es gibt einige Stellen, die mich total amüsieren, wie z.B. im "Peewits"-Pub:

    Zitat

    They were, however, looked down upon by the ferocious eye of a stuffed pike, and by the supercilious eye of Queen Victoria, who, wearing the blue ribbon of the Garter, conveyed, but only by the flicker of an eyelid, her ineffable disdain for all members of the human race who were not subjects of the House of Hanover.


    Im vierten Kapitel wird auch meine Frage nach den historischen Quellen für die Verhurungschronik gelöst: alte Ärztetagebücher! (gar nicht so blöd ...), und endlich erfahren wir, was es mit dem für einen Pfaffen viel zu lächerlichen Namen "tilly-valley" auf sich hat - es muss heißen "T. E. Valley" #-o (also, Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, aber der Humor ist gut)


    Alsich den erotischen Gedanken mit Gerda auf dem unfertigen Grabstein gelesen habe, musste ich sofort an Reich-Ranicki denken. Ich bin mir sicher, so etwas hätte ihm gefallen:

    Zitat

    'Mounted astride of a girt tombstone,' he repeated to himself; and the thought of the cool whiteness of that girl's skin and its contact with that chiselled marble reduced everything else in the world to a kind of irrelevance, to something that fell into the category of the tedious and the begligible.

    ich bin mir sicher, bei einer solch tollen errrrotischen Rrrromantik hätte MRR wieder mal schwärmerisch die Augen verdreht und mit den Lefzen gewackelt. :P:mrgreen:


    Noch halb im Rausch betritt Solent den Buchladen, wo er dem alten Malakite begegnet, der seinen Vater noch kannte,

    Die Beschreibung von Malakite ist auch ganz toll, abeer ich will nicht alles zitieren, sonst ...


    Ha, und zuvor die Reaktion von Bob Weevil und Lob, als Wolf nach dem Buchladen fragt:

    Zitat

    The two friends exchanged a puzzled and baffled glance, not unmixed with disapprival. Books were evidently something for which they both entertained a hostile suspicion.

    Manchmal habe ich den Eindruck, selbst mitten in Blacksod zu leben :wink:


    Sind die Schwestern irgendwie als zwei Pole der Liebe, zu sehen irgendwie im Sinne Erotik vs. platonischer/geistiger Liebe zu sehen , oder später: Himmel und Erde?

    Ich sehe das auch ähnlich.


    siehste, das ist der Ausgleich, da hast jetzt Du mich erwischt

    Ja, von Dir will ich in Zukunft keine Widerworte mehr zu meinen Kommentaren lesen :evil: , sonst gehen wir beide hier vor die Tür und tragen das unter uns aus, wie richtige Frauen, klar? :loool: ( :friends: )


    Also ich mag diese exzentrische Art, weil sie so neu und unverbraucht daherkommt. Er hält nichts zurück, jede kleinste Empfindung, jede Erscheinung in der Natur wird direkt umgesetzt und unverfälscht wiedergegeben.

    Klingt ein bisschen wie ohne Filter, da stimme ich Dir zu, wie in diesen seltsamen Fällen, in denen Leute bei einem Unfall eine auf den Kopf kriegen und plötzlich alles sagen, was ihnen in den Sinn kommt (oder wie bei Besuchen aus dem Ausland, die ja oft eine andere Mentalität mit ein wenig verschobenen gesellschaftlichen Werten haben - aber keine Sorge, wie Deutschen wirken mit unseren Kommentaren im Ausland oft genug auch daneben ...)


    Was diese Dame ausgelöst hat wissen wir ja alle. Tote Helden, jahrelanger Krieg, hinterlistige Geschenke, etc...........

    man fragt sich hier wirklich, worauf man vorbereitet sein muss in Sachen Unheil, das Wolf durch seine Gerda-Myopie verursachen wird.


    Ich wollte schon länger die Vision des Schädels, den Solent schon im ersten Kapitel und später noch öfter erwähnt, hier einmal ansprechen. Am Ende dieses Kapitels wird er wieder erwähnt. Eigentlich kann man das ja nur als schlechtes Omen sehen, oder? Eine Rolle wird das sicher noch spielen.

    Aber bisher nimmt Wolf den Schädel immer her, um sich vom liederlichen Verhalten seines Vaters zu distanzieren. Auch ich frage mich, ob ihm der Schädel irgendwann keine Warnung mehr sein wird und er dann doch in liederliche Unmoral verfällt.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • taliesin schrieb:
    Ach ja, ich habe ein wenig geforscht und konnte für Solent nichts finden was auf >einsam< hinweist.
    Es könnte aber vom lateinischen Verb >solari< hergeleitet sein. Das bedeutet trösten oder stärken
    Ich habe auch schon nachgesehen, weil ich dachte, eskönne von "solare = einsam machen" stammen, aber daraus kann man kein Gerundium bilden, das "solens" lauten könnte. Vielleicht eine Anlehnung an die Meeresbucht (-enge?) vor Südengland, die "Solent Sea" oder so ähnlich heißt? Oder Powys hat doch etwas Lateinisches im Hinterkopf gehabt und die Vorsilbe aus "insolens" (=ungewöhnlich) herausgenommen, und macht ihn damit zu einem "gewöhnlichen" Menschen - hier denke ich daran, dass sich Wolf in Kapitel 4 zwei- der dreimal selbst gezügelt hat, weil er nicht unmoralisch und schurkisch sein will wie sein Vater? Ist aber sowieso nur eine spinnerte Theorie, so von hinten durch die Brust ins Auge (ich geb's ja zu ...)


    da ich nie Latein gelernt habe, aber ja ein kleines Cleverle bin :loool: hab ich einen Kollegen mit sehr starker humanistischer Prägung gefragt (mein wandelndes Wörterbuch) und wie auf Knopfdruck kam die Lösung: solere = gewöhnt sein, etwas pflegen…. solent = 3. Person Plural, auch sinngemäß zu gebrauchen als "man ist gewöhnt" …. das könnte doch noch eine Bedeutung bekommen, oder?
    solent



    Ja, von Dir will ich in Zukunft keine Widerworte mehr zu meinen Kommentaren lesen :evil: , sonst gehen wir beide hier vor die Tür und tragen das unter uns aus, wie richtige Frauen, klar? :loool: ( :friends: )

    :totlach: die Widerworte kommen später, werte Frau, wenn ich mich hier erst mal umgesehen habe :P

    viele Grüße vom Squirrel



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  • die Widerworte kommen später, werte Frau, wenn ich mich hier erst mal umgesehen habe
    Spoiler anzeigen


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  • die Widerworte kommen später, werte Frau, wenn ich mich hier erst mal umgesehen habe
    Spoiler anzeigen





    Huch, ich glaube, ich fange schon mal an zu rennen ... :-,

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  • Huch, ich glaube, ich fange schon mal an zu rennen ...


    Wie heißt das in einschlägigen Mafiafilmen? Die Welt ist nicht groß genug für meinen Jagdinstinkt.
    Bitte jetzt keine Bemerkungen über Instinkte, Männer (echt oder nicht) oder gar die überlegene Intelligenz der Frauen. Bitte nicht........... :ergeben:

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  • das bekommen wir schon hin - ich bring Dich auch nach Haus :friends:


    Huch, ich glaube, ich fange schon mal an zu rennen ... :-,

    :totlach: nimm mich mit :totlach:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Spoiler anzeigen


    Ja sehr. Ich wende mich jetzt entspannt und zufrieden und mit einem (echten) Whisky dem Kapitel >Das Lied der Amsel< zu.


    :winken:

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  • 8-[


    Huch.
    Ich mach einfach mal weiter im Text :ergeben: .

    Pferde ausmisten, Gartenbeete jäten etc. - hat er das nicht als Entschuldigung erwähnt, als er Wolf den Bratwurst-Laufburschen-Auftrag erteilt hat?


    Das schon, aber irgendwie scheint es mir, dass er so ein bisschen überbeschäftigt ist und irgendwas mit der Handlung ausbrütet. Mal schauen...


    Gerda scheint außerdem direkt ein kleines Schlämpchen zu sein, bei so vielen jungen (und nicht so jungen) Männern, mit denen sie ausgeht ...


    Dachte ich auch, aber im nächsten Kapitel gefällt sie mir richtig


    da ich nie Latein gelernt habe, aber ja ein kleines Cleverle bin hab ich einen Kollegen mit sehr starker humanistischer Prägung gefragt (mein wandelndes Wörterbuch) und wie auf Knopfdruck kam die Lösung: solere = gewöhnt sein, etwas pflegen…. solent = 3. Person Plural, auch sinngemäß zu gebrauchen als "man ist gewöhnt" …. das könnte doch noch eine Bedeutung bekommen, oder?
    solent



    :pray: Hut ab, sciurus sapiens!

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  • So, ihr Lieben


    kaum zu glauben, aber die Originalausgabe ist da. Jetzt kann ich endlich umsteigen............. :bounce:

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  • Kapitel 5: The Blackbird's Song


    Wolf Solent bekommt bereits am nächsten Morgen einen Vorwand geliefert, um nach Blacksod zurückzukehren. Als er Malakite einen Preisvorschlag zu einer Chronik für Squire Urquardt macht, lotst ihn dieser wieder nach oben zu Christie und lässt die beiden geradezu verdächtig schnell allein zu zweit. Es kommt zu einem Gespräch über Lektüren von Christie, die in philosophischen Werken von Leibnitz und Hegel und einem melancholisch aufgeblasenen Werk über Funde römischer Urnenbegräbnisse in Norfolk aus dem 17. Jahrhundert bestehen. Die Unterhaltung zum Thema Philosophie lässt denken, dass weder Christie noch Wolf große Neigung zum logischen Denken zeigen - auch hier verläuft das Gespräch ins Intuitive und Stimmungsvolle (dafür lesen die beiden Philosophie? :loool: wenn Hegel und Leibnitz wüssten, dass diese ihre Leser sie quasi als Esoteriker missbrauchen ... #-o ). Auch auf die liebliche Gerda kommt das Gespräch, doch Christie vermittelt einen völlig anderen Eindruck von ihr, einen, der nicht recht zu dem "Schlämpchen"-Bild aus dem 4. Kapitel passen will.


    Natürlich ergreift Wolf die Gelegenheit nach dem Besuch beim Buchhändler Malakite, wieder mal bei der Steinmetz-Familie Torp vorbeizuschauen. Zwischendurch liest er noch einen Brief mit einer Einladung zum Tee von Frau Selena Gault und einen Brief seiner Mutter, in dem sie ihre finanzielle Abhängigkeit von ihrem Sohn verdeutlicht.
    Bei Torps wird Wolf eingeladen, am Mittagessen teilzuhaben. Und wieder ein seltsames Verhalten: obwohl Gerdas Mutter nicht so begeistert über Wolfs Anwesenheit scheint, verkrümelt sie sich schnell in die Küche. Auch der sonst so behäbig-faule Vater scheint es diesmal recht eilig zu haben, mit seiner Arbeit an den Grabsteinen fortzufahren.


    Auf Wolfs Hormone ist Verlass, außerdem bedarf es keiner großen Überredungskunst, um die fesche Gerda zu einem Spaziergang allein zu zweit nach draußen zu lotsen. Doch alles kommt anders als Wolf es sich vorgestellt hat: die neckischen Spielchen mit Davonrennen enden nicht in einem körperlichen stürmischen Einfangen. Gerda verschwindet in ihrer Ortskenntnis von der Bildfläche. Die Naturbeschreibung, die folgen, als Wolf sich allein wähnt, werden von einer intensiven Wahrnehmung ursprünglicher Schönheit getragen. Kleiner Applaus von meiner Seite an Herrn Powys an dieser Stelle :applause: .
    Der Amselgesang, von dem Wolf verblüfft wird, resultiert als eine unerwartete Fertigkeit Gerdas - die Dame kann pfeifender Weise Vögel imitieren, und zwar hübscher als jedes Vögelchen. was an dieser Szene so verblüfft, ist Gerdas Benehmen, denn sie wirkt nicht wie ein kokett-albernes Mädchen, sondern wie ein Teil der Schönheit der Natur, und genauso unschuldig (Ich weiß, das klingt alles irgendwie pathetisch und rührselig hier in meinem Post, aber es ist nicht so - ich werde auch die Naturbeschreibung des Nachmittags mit seinem schweren grauen Himmel usw. nicht zitieren, weil man das m.E. nicht aus dem Kapitel herausreißen kann, ohne es zu verlächerlichen, also Sorry!, aber das mache ich nicht.). Wolf fühlt sich von seinen eigenen wunderlichen Emotionen daran gehindert, Gerda an die Wäsche zu gehen - und das Komische dabei ist: ich als Leser konnte das verstehen, so wie Powys die Szene schildert.
    Überhaupt scheint Gerda nicht das leichte Mädchen zu sein, für das man sie hätte halten können.
    Sogar die Art und Weise, wie sie Wolf auf dem Nachhauseweg nahelegt, dass sie nichts dagegen hätte, mit ihm verheiratet zu sein (und ihre Eltern wohl auch nicht) hat etwas Unschuldiges an sich.


    Auf dem Nachhauseweg zum Pond Cottage stößt in einer Weise, die an eine unheimliche Verkörperung anmutet, der Pfaffe T.E. Valley zu ihm, der seltsamerweise in der dritten Person von sich selbst redet und durchblicken lässt, dass alle in dieser Gegend, außer den armen Leuten, rechte Teufel sein sollen - ?(:scratch: .


    Verzeiht meinen lakonischen Ton, aber wenn ich das hier in ernsthafter Manier wiederzugeben versuche, klinge ich wie eine alte Jungfer vor dem Teetässchen auf der gehäkelten Unterlage (ich benutze Keramikhumpen auf Küchenpapier, nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen :wink: ).


    Mich würde langsam mal interessieren, was es mit Redferns plötzlichem Todesfall auf sich hatte ...




    So, und jetzt bin ich gespannt, was es sich mit dem merkwürdigen Überschrift von Kapitel 6 auf sich hat: Bar Sinister (gleich nochmal: ?( )

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Die Naturbeschreibung, die folgen, als Wolf sich allein wähnt, werden von einer intensiven Wahrnehmung ursprünglicher Schönheit getragen. Kleiner Applaus von meiner Seite an Herrn Powys an dieser Stelle


    Das will ich wohl meinen. Diese Naturbeschreibungen sind so ungewöhnlich in ihren Vergleichen, dass ich lange überlegen muss, ob ich so etwas überhaupt schon
    einmal auch nur annähernd ähnlich gelesen habe.


    (Ich weiß, das klingt alles irgendwie pathetisch und rührselig hier in meinem Post, aber es ist nicht so - ich werde auch die Naturbeschreibung des Nachmittags mit seinem schweren grauen Himmel usw. nicht zitieren, weil man das m.E. nicht aus dem Kapitel herausreißen kann, ohne es zu verlächerlichen, also Sorry!, aber das mache ich nicht.).


    Ich finde schon, dass diese Beschreibungen für sich stehen können und was soll`s, Pathetik hin oder her, sie sind einfach gut.
    Ich bin kurz davor zumindest eine davon einzustellen. Ich denk noch kurz darüber nach........... :-k


    Ach ja, ich bin mir bei Gerda nicht so ganz sicher, ob sie da ein böses Spielchen treibt, oder es tatsächlich ernst meint. Sie wirkt zwar in diesem Kapitel schon etwas
    weniger "schlampig", aber ich ziehe es vor abzuwarten. Ich traue ihr einfach (noch) nicht.


    lg taliesin

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Ich finde schon, dass diese Beschreibungen für sich stehen können und was soll`s, Pathetik hin oder her, sie sind einfach gut.
    Ich bin kurz davor zumindest eine davon einzustellen. Ich denk noch kurz darüber nach...........

    Ja, sie sind gut, ziemlich gut sogar, sehr gut sind sie. Aber ein Teil der Stimmung, der meiner Meinung nach nicht fehlen darf, ergibt sich doch daraus, dass Wolf auf etwas ganz anderes hinauswollte mit dem Spaziergang, und dass er in diese Naturempfindung quasi ungewollt oder unbeabsichtigt hineingerutscht ist. Das ist m.E. der literarische Moment, der das Pathos an dieser Situation verhindert. In sich sind diese Beschreibungen nämlich enorm intensiv. Ich glaube, man würde hier Powys schriftstellerische Fertigkeit knicken, wenn man diesen Himmel, der doch schon fast zu sehr Himmel ist (etc. etc.), ohne dieses Moment der unbeabsichtigten Wahrnehmung bringt.


    Ach ja, ich bin mir bei Gerda nicht so ganz sicher, ob sie da ein böses Spielchen treibt, oder es tatsächlich ernst meint. Sie wirkt zwar in diesem Kapitel schon etwas weniger "schlampig", aber ich ziehe es vor abzuwarten. Ich traue ihr einfach (noch) nicht.

    Tief im Inneren sträube ich mich auch noch ein bisschen gegen die Reinheit, die Powys mit der Naturverbundenheit Gerdas hier deutlich macht. Andererseits ttraue ich Wolf nicht ganz - genauso gut könnte er doch evtl. fähig sein, Gerda in eine so missliche Situation bringen, dass sie hinterher keiner mehr haben will - aber das wäre denn vielleicht doch ein bisschen zu pathetisch für Powys - wenn sich Wolf wie ein Schurke verhalten sollte, dann wird Gerda eben von Bob Weevil oder sonst jmd. genommen. Egal, eh' alles nur Möglichkeiten für den Plot 8-[

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