Kurzbeschreibung:
Sie leben unter uns. Sie verwandeln sich. Sie kämpfen gegen ihre Unterdrücker – uns!
Als Regierungsagenten Claire Forresters Haustür eintreten und ihre Eltern ermorden, muss sie erkennen, dass sie und ihre Familie schon immer Ausgestoßene waren.
Chase Williams hat seinen Wählern versprochen, die USA vor Terror zu beschützen. Doch nun wird er selbst zu dem, was er zu vernichten geschworen hat.
Bis heute wird die Bedrohung durch Gesetze, Gewalt und Drogen in Schach gehalten. Doch die Nacht des Roten Mondes rückt näher, wenn die Welt für immer ihr Antlitz verändern wird – und die Schlacht um die Menschlichkeit beginnt …
Eine überzeugende Parabel auf die Welt, in der wir leben. (Quelle: Verlagswebsite)
Der Autor:
Benjamin Percy wuchs auf im tiefsten Oregon. Vor seinem Romandebüt „Wölfe der Nacht“ schrieb er zwei hochgelobte Erzählbände. Er lehrt Creative Writing an der Iowa State University. (Quelle: Verlagswebsite)
Allgemeines:
Erschienen im März 2014 als Hardcover bei Penhaligon.
640 Seiten unterteilt in Buch 1-3, 66 Kapitel + Epilog
Original: „Red Moon“, erschienen 2013
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven in der dritten Person.
Inhalt:
Patrick tritt eine ungewollte Reise an, die in einer Katastrophe endet mit ihm als einzigen Überlebenden. Er wird zum Helden, der er nicht sein will, weil er einen feigen Terroranschlag der Lykaner überlebt hat und nun irgendwie seinen Platz in der Gesellschaft finden muss.
Claire muss mit ansehen, wie ihre (lykanischen) Eltern von einem Sonderkommando erschossen werden und begibt sich auf die Flucht. Auch sie muss ihren Platz und einen Weg zum Überleben finden.
Die Lykaner leben unter uns – sie sind Menschen wie wir, die an einer Krankheit leiden. Aber ihre Andersartigkeit führt dazu, dass sie ausgegrenzt und unterdrückt werden. Ihnen wird das Übel der Welt in die Schuhe geschoben und sie begehren dagegen auf. Auf beiden Seiten gibt es diejenigen, die sich mit der anderen Seite arrangieren wollen und können und auf beiden Seiten gibt es Fanatiker und Extremisten. Und so kommt es, wie es kommen muss: die Welt versinkt im Krieg.
Als sich Patrick und Clair begegnen, wissen beide vom jeweils anderen nichts. Sie kommen sich näher, werden Freunde. Doch dann erfährt Patrick, dass Claire eine von denen ist, gegen die sein Vater, den er über alles liebt, in den Krieg gezogen ist… und plötzlich versinkt auch die kleine Welt von Patrick und Claire im Chaos.
Meine Meinung:
Ich habe bei diesem Roman zugegriffen, weil er laut Werbung von Stephen King und Justin Cronin gelobt wurde. Nun gebe ich normal nicht viel auf solche Zitate, aber wenn gleich zwei meiner Lieblingsautoren herangezogen werden, muss das Buch doch gut sein
Und um es vorweg zu nehmen: dieser Roman ist auf jeden Fall lesenswert. Nun hätte es sicher nicht unbedingt "Lykaner" gebraucht, um das andersartige Element auszufüllen. Aber Mutationen gab es schon und selbstgemachte Seuchen hat nicht zuletzt eben jener zitierte Cronin schon großartig verarbeitet. Das Thema ist also durchaus nicht neu, aber wie Percy seine Gesellschaftskritik formuliert und platziert ist sehr gut und vieles ging mir noch lange nach.
Verwirrend war für mich nur, dass so viel „echtes“ in der Handlung vorkommt (zum Beispiel eine Diskussion um Angelina Jolie und Cameron Diaz), aber andererseits die Welt mit der Republik der Lykaner doch sehr fiktiv ist. Auch, dass reale Terroranschläge (wie 9-11) den Lykanern „in die Schuhe geschoben“ werden, fand ich eher störend. Es hat mich aus dem Lesefluss gerissen, weil ich doch noch nicht so weit bin, mir Lykaner in unserer Realität vorstellen zu können. Aber vielleicht ist das ja auch ein Fehler meinerseits.
Auf jeden Fall ist „Roter Mond“ ein Spiegel unserer Gesellschaft mit all ihrer Machtgier, Gewalt und Angst vor allem, was anders ist, aber auch Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer. Politiker, die Ängste schüren, skrupellose Machtbesessene, denen Elend und Schmerz anderer nur Mittel zum Zweck sind – all das wird es wohl immer geben, solange es Menschen gibt. Und ganz klar ist auch, dass Gewalt immer Gewalt provoziert.
Percy malt zum Glück nicht schwarz-weiß, sondern gibt beiden Seiten Sympathen und Widerlinge, so dass ganz klar wird, dass das Übel in der Natur des Menschen ganz allgemein liegt und nicht darin, welcher Rasse er angehört.
Der Autor lässt einigen Figuren Raum zur Entwicklung, andere dürfen sich nicht verändern – aber beides ist gut so und passt hervorragend zur Geschichte. Eine kurze Phase lang hatte ich die Befürchtung, dass die Story in ein Teenager-Melodram abdriftet, aber das ist zum Glück nicht der Fall. Es gibt jede Menge spannende Momente, Langeweile kommt nicht auf, nur gegen Ende geht der Handlung ein bisschen die Luft aus. Da gibt es dann die ein oder andere Wendung, die ich ein bisschen an den Haaren herbeigezogen fand. Und im Epilog macht Percy dann ganz klar, wieviel Lernpotential Percy uns Menschen zutraut.
Nichtsdestotrotz gibt es von mir und eine klare Empfehlung für alle, die Gesellschaftskritik gepaart mit Endzeitstimmung und einigen blutigen Kampfszenen mögen und sich an dem Fakt „Lykaner“ nicht stören.
Fazit:
Wie gehen wir Menschen mit denen um, die anders sind als wir? Stoff zum Nachdenken mit Lykanern als Mittel zum Zweck.