Sanna Seven Deers - Das Windlied des Bären

  • Inhalt
    Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter möchte die junge Carla Bergmann endlich ihren Vater kennenlernen. Als sie herausfindet, dass er Indianer ist und in Kanada lebt, macht sie sich auf den Weg in die Fremde. Dort stößt sie auf ein altes Familiengeheimnis, als dessen neue Hüterin sie sich behaupten muss, um das Land ihrer Ahnen vor Raubbau und Zerstörung zu bewahren. Der einfühlsame Lee Ghost Horse hilft Carla, ihre indianische Identität anzunehmen. Sie lernt, die Wildnis und das Leben fernab der Zivilisation zu lieben, und findet so nicht nur die Wurzeln ihrer Familie, sondern auch ihre eigenen.




    Autorin
    Sanna Seven Deers ist geborene Hamburgerin. Sie heiratete einen kanadischen Indianer und zog mit ihm in die Wildnis der Rocky Mountains. Dort leben die beiden mit ihren vier Kindern.



    Meine Meinung
    Der Klappentext des Buches hat mich sehr angesprochen, klang er doch zum einen ziemlich nach den Büchern von ASntje Babendererde. Abgesehen davon interessiere ich mich sehr für die indianische Kultur, vor allem für die nordamerikanische. Und da die Geschichte im malerischen Kanada spielt, dachte ich, das wäre das perfekte Buch.


    Leider lag ich mit diesen Erwartungen ziemlich daneben. Zwar treffen die oben genannten Punkte schon zu, dennoch konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Grund dafür waren sowohl die Charaktere, als auch die Handlung und der Schreibstil der Autorin.


    Die Charaktere, allen voran die Protagonistin Carla Bergmann, eine 23-jährige Hamburgerin, blieben flach und oberflächlich. Man konnte sich als Leser nicht mit ihnen identifizieren oder in sie hineinversetzen. Zu Beginn des Buches zum Beispiel, verliert Carla ihre Mutter, wie es bereits im Klappentext beschrieben wird. Da im Buch selbst geschrieben wird, dass sie ein doch ziemlich enges Verhältnis zu ihr hat, erwartet man als Leser Trauer und Dramatik. Doch nichts davon passiert. Klar, Carla trauert schon, aber das wird im Grunde auf einer halben Seite abgehandelt, Carla geht die Sachen ihrer Mutter durch, verdrückt sich ein paar Tränchen, aber das wars dann auch schon. Nebenbei wurde das auch noch so kalt und nüchtern beschrieben, dass nicht einmal ein kleiner Teil dieser Emotionen beim Leser ankommt. Auch später gibt es ähnliche Probleme, was die Emotionen angeht. Zwar wird zum Beispiel beschrieben, dass sie sich in Lee Ghost Horse, einen dort lebenden Indianer, verliebt hat und er ist auch immer in ihrer Nähe und scheint wohl das gleiche für sie zu empfinden, aber bis auf ein paar vereinzelte Küsse, kommt absolut nichts rüber. Irgendwann sind sie dann auch mal zusammen, aber das passiert auch eher nebenbei.
    Die Handlung wird einfach zu schnell vorangetrieben, um da irgendwie tiefer reinzukommen und sich als Leser zu orientieren.
    Man lernt in schneller Abfolge dann auch noch kurz die unliebsame Familie der Protagonistin kennen, die im nächsten Moment eigentlich schon wieder in Vergessenheit geraten. Man bekommt eigentlich nur mit, dass sie scheinbar eine recht negative Ausstrahlung zu haben scheinen, ansonsten bleiben sie absolut im Hintergrund.
    Generell unterscheidet die Autorin ihre Charaktere streng in Gut und Böse. Seitenwechsel oder Grauzone gibt es nicht.


    Damit tötet die Autorin aber nicht nur jegliche Fantasie des Lesers ab, sondern auch jede Dramatik, da die Handlung durch die zu fest eingeteilten Rollen sehr vorhersehbar wird.
    Auch als Carla schließlich ihren Vater findet, wegen dem sie eigentlich nach Kanada gekommen ist und den sich aber eher halbherzig gesucht hat, kommt keine Dramatik auf. Das Wiedersehen verläuft meiner Meinung nach viel zu glatt und harmonisch. Generell passiert irgendwie viel zu wenig, obwohl die Charaktere viel miteinander unternehmen. Meist wird das auch in wenigen Sätzen und damit viel zu kurz, oder eben rückblickend zusammengefasst geschrieben. Die Autorin hätte da an vielen Stellen deutlich mehr herausholen können.


    Erst viel zu spät eigentlich, nimmt die Handlung etwa ab den letzten 1oo Seiten an Fahrt auf. Plötzlich werden Geschehnisse auch viel deutlicher und detailreicher beschrieben. Doch das rettet das Buch leider auch nicht mehr, da die Emotionen erneut fehlen und das Ende schon ziemlich früh vorhersehbar ist.


    Die einzigen Dinge, die mir an dem Buch gefallen haben, waren die Weisheiten, die Lee, Charles und die anderen indianischen Charaktere an Carla weitergegeben haben und die Einblicke in die indianische Welt Kanadas. Gut fand ich dabei, dass die Autorin auch die Missstände und den dortigen Rassismus nicht außer Acht gelassen hat und das ganze recht unverblümt dem Leser präsentiert hat.
    Das fand ich sehr mutig von ihr.


    Fazit
    Insgesamt hat mich das Buch leider nicht überzeugen können, zu wenig Emotionen und ich beginne auch schon fast wieder zu vergessen, worum es eigentlich ging. Das Buch ist nett zum Abschalten, wer aber lieber etwas Action, Spaß und Emotionen will, sucht hier vergebens. Deswegen bekommt das Buch von mir auch nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne.

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)