Rebecca Michéle - Schatten über Allerby

  • Die 63-jährige Mabel Clarence lebt in einem Cottage in Cornwall und schmeißt den Haushalt von Tierarzt Victor Daniels. Nebenbei kümmert sie sich um die Verwaltung des Herrenhauses Higher Barton. Als auf dem Landsitz Allerby House die junge Michelle Carter-Jones tot in der Badewanne aufgefunden wird, juckt Mabels Spürnase. Als es bald darauf erneut eine Leiche gibt, aktiviert Mabel ihre kriminalistischen Fähigkeiten, um verdeckt hinter die Gründe der Todesfälle zu kommen, denn dass es sich um Mord handelt, davon ist Mabel überzeugt. Sie lässt sich als Pflegerin für den alten Lord Carter-Jones auf Allerby einstellen und beginnt ihre Ermittlungen.


    Rebecca Michéles Kriminalroman „Schatten über Allerby“ ist bereits der dritte Band um Mabel Clarence und Victor Daniels, kann aber ohne Bedenken gelesen werden, ohne die Vorgänger zu kennen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und sehr schön zu lesen, man kann das Buch ab der ersten Seite kaum aus der Hand legen. Die Autorin hat die Beschreibung der Landschaft Cornwalds so perfekt in die Geschichte eingebaut, dass man als Leser diese zauberhafte Gegend genau vor Augen hat und sich gleich dort zuhause fühlt. Der Spannungsbogen wird sofort schön aufgebaut und durchweg hoch gehalten. Mehrere Verdächtige verwirren den Leser immer mehr, so dass die Auflösung bis zum Schluss eine Überraschung bleibt. Die Hauptprotagonisten Mabel und Victor sind so wunderbar gezeichnet, dass sie dem Leser sofort ans Herz wachsen. Ihre miteinander geführten Dialoge sprühen nur mit britischem Humor, oft gerät man dabei ins Schmunzeln. Mabel ist clever, direkt und zupackend, während Victor das zurückhaltende Gegenstück bildet.


    Rebecca Michéle ist ein wunderbarer Kriminalroman gelungen, der auch ohne Blut und schaurige Details eine spannende und unterhaltsame Lektüre verspricht, bei dem der Leser als unbekannter dritter Ermittler direkt an der Morduntersuchung beteiligt wird. Hier kann es nur eine absolute Leseempfehlung für alle Liebhaber englischer Krimis geben! Sie kommen voll auf ihre Kosten, einfach wunderbar!


    Hierfür gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Krimis gehören eigentlich nicht zu den Genres, die ich besonders gern lese. Da ich aber Michéles Schreibstil in "Das Flüstern der Wände" sehr mochte, dachte ich, ich könnte mich mal an ihren Krimis versuchen.


    Was mir direkt wieder auffiel, war der flüssige, leichte Erzählstil der Autorin. Man kann der Handlung problemlos folgen und sich ganz genüsslich in die Geschichte fallen lassen. Die Tage konnten noch so anstrengend sein. Am Abend habe ich mich immer darauf gefreut, weiterlesen zu können, und das ist es, was ein gutes Buch für mich ausmacht.


    Besonders einfach machte es mir Michéle dank ihrer sehr liebevoll gestalteten Charaktere. Ich finde Mable ganz großartig. Die alte Dame ist ein wahres Goldstück, obwohl sie auch schon das eine oder andere Mal "besserwisserische" Züge aufweist. Während des Großteils des Buches war sie aber zuckersüß mit ihrer offenen, direkten und manchmal wirklich gerissenen Art. Nicht selten kam es vor, dass die selbsternannte Detektivin einen ihrer Pläne ausführte und ich dabei dachte: "Du kleines Schlitzohr!". Mable gehört zu diesen liebenswerten Charakteren, die Spaß machen, einfach durch die Tatsache, dass sie da sind und man ihnen über die Schulter und in den Kopf schauen kann. Sie ist eine tolle Protagonistin und mir sehr ans Herz gewachsen.
    Doch auch Victor, der ein seltsamer Kauz ist, sowie alle Nebencharaktere sind der Autorin - zumeist - wirklich gut gelungen. Lediglich an der einen oder anderen Stelle fand ich eine Person etwas überzogen oder zu einfach gestrickt.


    Die Geschichte um Allerby und seine Bewohner war spannend geschrieben, wenn für mein Empfinden auch nicht zu bedrückend, was mir sehr gefallen hat. Ich mag es, wenn an und für sich ernste Handlungen hin und wieder aufgelockert werden und das war hier durchaus der Fall. Ich bin nicht direkt in Trübsinn, Mord und Totschlag versunken, sondern folgte Mable durch teils wirklich haarsträubende Begebenheiten, während sie versuchte, sich einen Reim auf eine tote junge Frau zu machen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatte.
    Was mir nicht so ganz zugesagt hat, war, dass man sich eigentlich schon sehr früh denken konnte, wer hinter den Vorkommnissen auf Allerby steckt. Das fand ich etwas schade. Der Autorin gelingt es kaum, mehrere Personen in ein fragwürdiges Licht zu rücken. Stattdessen führte sie mich ziemlich schnell auf die Spur des Täters.


    Auch das Ende war für meinen Geschmack leider etwas "zu leicht". Ich hatte mir mehr von der Aufklärung des Falls erhofft. Der wurde aber alles in allem recht unspektakulär aufgeklärt. Ebenso störte mich, dass doch ziemlich viele Dinge rein zufällig passiert sind. So wirkte die Geschichte ab und an sehr konstruiert.


    Trotzdem hat mir "Schatten über Allerby" gut gefallen. Ich habe mich auf Mable und ihre ganz eigene Art, einen Fall zu lösen, problemlos einlassen können. Ich hatte Spaß beim Lesen und auch, wenn die Aufklärung nicht sonderlich viele Überraschungen bot, war sie nicht unglaubwürdig. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne und werde mir bestimmt auch noch die Vorgänger dieses Buches ansehen. Und wer weiß? Vielleicht ist Mable ja sogar noch die Figur, die mich so richtig auf den Krimi-Geschmack bringt.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~

  • Ich habe erst kürzlich die Bekanntschaft von Miss Mabel Clarence gemacht und die ersten beiden Bände schnell hintereinander gelesen. Nachdem der zweite Band für meinen Geschmack etwas zu kurz und zu vorhersehbar war, hat mir der vorliegende dritte Band wieder mehr Vergnügen bereitet.
    Auch hier hatte ich in Bezug auf den Täter zwar schon früh den richtigen Riecher, da die Handlung aber komplexer gestrickt ist, gab es für mich doch bis zum Ende hin einiges (Tathergang und Motiv) mitzuraten.
    Der Erzählstil ist flüssig, anschaulich und verbreitet eine typisch englische Atmosphäre.
    Als angenehm habe ich es empfunden, dass Inspector Warden hier nicht so sehr wie in den vorherigen Bänden als "Volltrottel" dargestellt wird, sondern es sogar zu einer gewissen Kooperation mit Mabel kommt. Die Handlung ist gut angelegt und weitgehend glaubwürdig, manche Dinge laufen mir allerdings angesichts von Mabels Leichtsinn und Unbelehrbarkeit etwas zu reibungslos ab. Immerhin kommt durch diese Gefahrensituationen etwas mehr Spannung auf, während der Spannungsbogen während des Großteils der Handlung eher flach bleibt.
    Insgesamt bietet der Krimi leichte Unterhaltung für Freunde "blutarmer" Kriminalliteratur. Ich werde Mabel jedenfalls treu bleiben, solange meine Onleihe es zulässt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998