Stefan Bollmann - Frauen und Bücher. Eine Leidenschaft mit Folgen

  • Kurzbeschreibung (Quelle:amazon.de)
    Wussten Sie, dass Marilyn Monroe eine passionierte Leserin war und eines ihrer Lieblingsbücher der »Ulysses« von James Joyce? Dass der Studienabbrecher Friedrich Gottlieb Klopstock 1750 die Dichterlesung erfand, als er einer Schar junger Frauen seine Oden vortrug und dafür Küsse kassierte? Dass Jane Austen nur Frauen für voll nahm, die Romane lieben? Oder dass vor 150 Jahren Eugenie Marlitt, eine entlassene Vorleserin, zur ersten Bestsellerautorin der Welt aufstieg?


    Diese und eine Fülle anderer Begebenheiten lässt Stefan Bollmann in einem unterhaltsam geschriebenen Panorama lebendig werden, das von Klopstocks Zeit bis in die Gegenwart führt und von aktuellen Phänomenen wie Fanfiction und "Shades of Grey" berichtet. Zugleich erzählt er eine überraschend andere Geschichte des Lesens, seiner Macht und Magie. Lesen kann Leben und Lieben verändern. Ein Buch für Frauen, die leidenschaftlich gern lesen – und aus dem Männer erfahren, was ihre Frauen meinen, wenn sie sagen: »Jetzt nicht! Ich lese!«


    Über den Autor (Quelle: amazon.de)
    Stefan Bollmann, geboren 1958, promovierte nach einem Studium der Literatur, Geschichte und Philosophie über Thomas Mann. 1998 vertauschte er den Beruf des Hochschullehrers mit dem des Lektors in Publikumsverlagen. Stefan Bollmann hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Mit seinen Bestsellern „Frauen, die lesen, sind gefährlich“ (2005) sowie „Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug“ (2010), beide erschienen im Elisabeth Sandmann Verlag, ist er dem Wandel der Lesekultur nachgegangen und hat den Boom des Themas mit angestoßen. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt und verkauften sich annähernd eine halbe Million Mal.


    Meine Meinung
    Die Männer von lesenden Frauen haben es nicht immer leicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass Frau gerade nicht ansprechbar ist, weil sie unbedingt noch das Kapitel beenden möchte, da es gerade so spannend ist, sie wissen will, ob es ein happy End gibt, oder sie schnell noch den Mörder entlarven muss. Stefan Bollmann kann darüber ein Buch schreiben und mein Mann könnte dazu sicher so ein paar leidvolle Erfahrungen beitragen.


    Stefan Bollmann hat die Leseleidenschaft der Damenwelt unter die Lupe genommen. Er erzählt von Zeiten, in denen das Lesen noch eine männliche Domäne war, die in den letzten 300 Jahren nach und nach von den Leserinnen übernommen wurde. Den Stein so richtig ins Rollen brachte Friedrich Gottlieb Klopstock, der sozusagen der Erfinder der Dichterlesung war und der vornehmlich im Garten vor jungen Frauen aus seinen Werken las und als Honorar Küsse bekam. Die unterhaltsame Geschichte des weiblichen Lesens wird aber nicht nur an Fakten aus deutschen Landen festgemacht, der Autor blickt auch über den Tellerrand.


    Chronologisch betrachtet der Autor in den einzelnen Teilen die Entwicklung der weiblichen Leselust in Jahrhundertschritten. So begegnen dem Leser/der Leserin unter vielen anderen der schon erwähnte F. G. Klopstock, Caroline Schlegel-Schelling, Mary Wollstonecraft, Jane Austen, Virginia Woolf und James Joyce. Aber auch die prominente Leserin steht im Focus dieses interessanten Sachbuches. Die Analyse Stefan Bollmanns zieht sich bis in die Gegenwart und ist dabei brandaktuell. Am Ende des Buches widmet er sich dem Aufstieg von „Shades of Grey“ zum Bestseller. Auch die Leserinnen, die in der Medienwelt Fuß fassten, findet man in „Frauen und Bücher“ wieder.


    Auch wenn dieses Buch ein Sachbuch ist, sollte man/frau sich davon nicht abschrecken lassen, es ist eine sehr anregende, lockere Lektüre. Viele Anekdoten und kurz geschilderte Begebenheiten sorgen für entsprechende Kurzweil und gute Unterhaltung beim Lesen. Das seitenlange Personenverzeichnis und die umfangreiche Auswahlbibliographie zeugen von der Komplexität des vorliegenden Werkes und der akribischen Recherchearbeit Stefan Bollmanns.
    Mir hat „Frauen und Bücher“ sehr gut gefallen. An vielen Stellen habe ich mich wiedergefunden. Ich fühlte mich erkannt in meiner Leseleidenschaft und meiner Liebe zum Buch, weiß jetzt, warum ich mich von einmal gelesenen Büchern nur ungern trenne und somit unter ständigem Platzmangel für meine Schätzchen leide. Ich wünsche diesem Buch viele Leser, nicht nur weibliche.


    Wer noch nicht genug über Frauen und Bücher gelesen hat, dem empfehle ich den Blog zum Buch "Frauen und Bücher".

  • Wie wunderbar, dass du das Buch rezensiert hast, dankeschön.


    Ich habe schon die beiden anderen Bücher von ihm und wusste von diesem gar nichts. Nun freue ich mich umso mehr. Klasse.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Allgemeine Informationen / Inhalt:
    Bollmann legt mit diesem Buch eine umfassende Kulturgeschichte des Lesens vor mit dem besonderen Augenmerk auf Frauen als Leserinnen und Autorinnen. Dabei geht er chronologisch vor:
    1. Die Leselust beginnt (18. Jahrhundert)
    2. Die Macht des Lesens (19. Jahrhundert)
    3. Bücherfrauen (20. Jahrhundert)
    Gegenwart
    Ausgehend von der Tatsache, dass Frauen jahrhundertelang die Wege zu Bildungsinstitutionen verschlossen waren und dass sie sich ihre Bildung aus Bibliotheken von Vätern, Brüdern oder Ehemännern selbst aneignen mussten, verfolgt der Autor den Weg, den das Buch in den letzten drei Jahrhunderten nahm und betrachtet dabei vor allem den Roman, dem bis heute vorwiegend Frauen zum Erfolg verhelfen. An Beispielen beweist er, dass und wie bestimmte Texte und Romane auf ihre Leserinnen wirkten und wie das Lesen die begrenzte weibliche Welt öffnete und befreite.
    Parallel dazu stellt er weibliche Autorinnen vor, die maßgeblich für Frauen schrieben wie Jane Austen, Virginia Woolf oder Eugenie Marlitt.
    414 Seiten, 31 Bilder, Anhang mit Bibliographie, Personen- und Werkregister S. 417-443


    Eigene Bewertung:
    Kann ein literaturhistorisches Sachbuch ein Schmökervergnügen sein?
    Wenn der Autor Stefan Bollmann heißt, kann es. Denn er würzt den eigentlich trockenen, von Fakten, Daten und Namen bestimmten Stoff nicht nur mit Informationen rund um spezifische Werke, sondern auch mit Anekdoten um Autoren, um ihr persönliches Umfeld und ihre Eigenarten und die Wirkung ihrer Werke. Der Leser lernt und unterhält sich dabei: Man begegnet alten Bekannten und erfährt Neues über sie und ihre Bücher, lernt sie auf eine andere Art kennen. Ebenso macht man einige neue Bekanntschaften und kann sie in den historischen Kontext nicht nur des Lesens und Schreibens einordnen, sondern auch in den gesellschaftlicher und politischer Veränderungen.


    Bollmann bewertet nicht. Für ihn spielt Goethe mit seinem Werther eine ebenso wichtige Rolle wie Eugenie Marlitts „Goldelse“, James Joyces „Ulysses“ ebenso wie Mary Shelleys „Frankenstein“. Doch er bleibt nicht in den Klassikern verhaftet. Als Beispiel für gegenwärtiges Lesen und Schreiben zieht er Fanfiction heran, für ihn eine logische Folge der Entwicklung vom Lesen zum Schreiben: Fanfiction-Autoren (die meisten von ihnen sind weiblich) entdecken Brüche in Bücher, erfinden eine Alternative für bereits vollendete Erzählungen, konstruieren Auswahllösungen, indem sie Figuren trennen, verbinden, neu zum Leben erwecken oder töten.
    Harsche Kritik, die sich vom Rest des Buches in Ton und Inhalt stark unterscheidet, übt er einzig an „Shades of Grey“, wohingegen er die Bis(s)-Tetralogie vergleichsweise sanft und zurückhaltend beurteilt.


    An einigen Stellen wären Fußnoten hilfreich, sodass man auf ein bestimmtes Werk oder eine passende Quelle sofort verwiesen wird und sich nicht durch die umfangreiche Auswahlbibliographie blättern muss.


    Fazit:
    Eine in jeder Hinsicht lohnenswerte Lektüre – für Frauen zur Bestätigung, für Männer zum Verständnis ihrer Frauen. :wink:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Danke für die Rezis, das Buch hört sich super interessant an und wandert direkt auf die WuLi. :thumleft:

    Liebe Grüsse Mia :flower:


    Dan Brown - Inferno


    Leben, heisst nicht zu warten, dass der Sturm vorüberzieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen.

  • Stefan Bollmann hat in den vergangenen Jahren mit vielen vor allem im Elisabeth Sandmann veröffentlichten Büchern die Leselust von Frauen und ihre damit verbundene „Gefährlichkeit“ beschrieben. Nun hat er seine gesammelten Erkenntnisse in einem fast 450 Seiten umfassenden Werk zusammengefasst, in dem er eine ganz besondere Kulturgeschichte des weiblichen Lesens und der damit verbundenen Veränderungen vorlegt.


    Denn als vor etwa 300 Jahren die Leselust zunächst nur wenige, im Laufe der Zeit dann immer mehr Frauen erfasste, da haben die Männer die Stirn gerunzelt und hinter der Lektüre nicht nur ihrer eigenen Frauen, sondern ganz grundsätzlich, etwas Aufrührerisches, Revolutionäres vermutet. So ganz Unrecht hatten sie damit nicht, wie Stefan Bollmann in seiner Kulturgeschichte einer „Leidenschaft mit Folgen“ aufzeigt.


    An konkreten Beispielen von Frauen tastet sich Stefan Bollmann durch das 18., das 19. und dann durch das 20. Jahrhundert. Die jeweils beschriebenen Frauen und die Orte an denen sie lebten, sind typisch für die jeweilige Zeit. Ganz besonders beeindruckend fand ich persönlich das Kapitel „New York 1960: Lesen heißt sich erfinden. Susan Sontag“.


    Das Buch versteht sich zwar als Sachbuch, liest sich aber gut und entfaltet durch viele Geschichten und Begebenheiten einen ganz eigenen Charme. Nicht nur für leselustige Frauen, sondern auch für Männer, die ein gutes und anspruchsvolles Buch allem anderen vorziehen, ist dieses Buch eine unterhaltsame und kurzweilige Lektüre und im Übrigen auch für die bevorstehenden Festtage ein schönes Geschenk.

  • Oh, das Buch klingt sehr interessant. Ja, es ist ein Sachbuch. Es geht um wahre Begebenheiten, reale Personen und fundierten Kenntnissen. Mir ist die Thematik nicht gänzlich unbekannt, aber ich werde es auf den Wunschzettel setzen, um mein Wissen möglichst bald zu vertiefen.

  • Klappentext:
    Es beginnt vor 300 Jahren. Die Lesewut erfasst de Frauen. Die Männer witzeln, dann wittern sie Unheil. Lösen Bücher Revolutionen aus? Jane Austen erklärt die Romanleserin für unabhängig, Madame Bovary verschlingt Trivialliteratur und begeht Ehebruch. Virgina Woolf druckt ihre Bücher selbst, Marilyn Monroe liest Joyce und lässt sich dabei fotografieren. Und heute stürmt die Leserin die Machtzentralen der Literatur: Fanfiction geht um die Welt.


    Temperamentvoll und mit einem Sinn für ungewöhnliche Liebes- und Lebensgeschichten erzählt Stefan Bollmann die Geschichte des weiblichen Lesens.


    So ist's geschrieben:
    Bollmann wählt für seine Kulturgeschichte des weiblichen Lesens einen leichten und unterhaltenden Ton, ohne anspruchslos zu sein. Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen.
    Er spinnt einen weiten Bogen von den Anfängen des weiblichen Lesens von Kloppstock bis zu den heutigen Autorinnen wie Joanne K. Rowling und E. L. James. Dabei greift er auf die Werke wie auf die Lebensgeschichten der Autorinnen und Leserinnen zurück. Er setzt zwar ein grundsätzliches Interesse des Lesers/der Leserin an Literatur voraus, aber nicht, dass man alle Werke selbst gelesen hat. Er fasst die Handlungen gut und sogar so spannend zusammen, dass man direkt Lust bekommt, Madame Bovary und Tess selbst einmal zu lesen.
    Die Charaktere und Charakterköpfe treten dem heutigen Leser lebendig und sehr real entgegen.
    Dem 18. und 19. Jahrhundert widmet der Autor sich ausgiebig und interessant ohne- wie schon in früheren Rezensionen bemerkt- zu bewerten. Das 20. Jahrhundert ist für ihn immer noch von größerem Interesse. Leider kippt diese interssante und anregende Stimmung zur Hälfte des 20. Jahrhunderts und so wird das Ende desselben und die Gegenwart sehr schnell abgehandelt- mit Abhandlungen zu den Phänomenen Fanfiction und Shades of Grey. Das ist sehr schade und hinterlässt bei mir den Eindruck, als wolle der Autor krampfhaft zum Ende kommen, weil das ansonsten so schöne und stimmige Werk zu lang und somit unkonsumierbar würde.
    Was ich auch sehr störend fand, war die zunehmende Konzentration auf die sexuelle Komponente der lesende Frau. Sicherlich war dies ein wichtiger Aspekt der selbstbewusster werdenden, lesenden Frau, aber eben nicht nur. Mir fehlte vor allem zum Schluss eine weiter greifende und umfassendere Darstellung der lesenden Frau von Heute. Denn wie viele von uns hier bestätigen können, liest die Frau von Heute nicht nur Shades of Grey oder Fanfictions. Oder schreibt solche Literatur.


    Fazit:
    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und es macht Lust, sich weiter mit der Entwicklung des Lesens zu beschäftigen. Auch hat es mir Zusammenhänge klar gemacht, die mir vorher nicht so bewusst waren. Oder auch Dinge aufgezeigt, über die ich zuvor nicht nachgedacht habe. Auch die Paraphrasierungen der Romane hat mir sehr gut gefallen. Aber -wie oben erwähnt- ist die Herausstellung der sexuellen Komponente v.a. in den letzten zwei Kapiteln war anstrengend und hat den Lesespaß zum Schluss sehr gedämpft.
    Aber trotz allem: Ein lesens-, bemerkens- und erinnerungswertes Buch. Meine Wertung liegt bei 3,5 von 5 Sternchen.

    Es gibt nichts Mächtigeres als eine gut erzählte Geschichte.

    -Tyrion Lannister in der Serie Game of Thrones


    :study: So many books. So little time. :study: