Was ist richtig, was ist falsch?
Schon das Cover mit dem Leuchtturm übte eine eigenartige Faszination auf mich aus. Als ich dann auch noch den Klappentext las, konnte ich nicht widerstehen. Ich musste es einfach ordern. Jetzt habe ich dieses wundervolle Buch ausgelesen und weiß, trotz der vielen während der Lektüre vergossenen Tränen, dass es absolut kein Fehler war.
Autor M. L. Stedman
ist lt. Verlagsinformationen eine Autorin, die im Westen Australiens geboren und aufgewachsen ist, mittlerweile aber in London lebt. „Das Licht zwischen den Meeren“ ist ihr Debüt. Dieses sorgte allerdings international für Furore und wird in 32 Sprachen übersetzt.
Das Licht zwischen den Meeren
Tom, ein Kriegsveteran, hat mit der Welt seinen Frieden gemacht. Er lebt und arbeitet als Leuchtturmwärter auf der einsamen Insel Janus Rock im Westen Australiens und hat eine wunderbare junge Frau, die ihn liebt und ihm die Lebensfreude nach den Schrecken des Krieges zurückgegeben hat. Ein Kind wäre das einzige, was ihr Glück noch vervollkommnen könnte.
Seine geliebte Isabell hat gerade ihr 3. Kind im siebenten Monat verloren und ist totunglücklich, als am Strand ein Boot mit einem toten jungen Mann, einer Frauenstrickjacke und einem äußerst lebendigen Baby angespült wird. Isabell, die sich sofort um das kleine Mädchen kümmert, hält es für ein Geschenk Gottes.
Obwohl Tom den Vorfall eigentlich melden müsste, bringt er es nicht fertig, seiner Frau, die davon überzeugt ist, dass es sich bei dem kleinen Mädchen um ein armes Waisenkind handelt, dessen Mutter ertrunken sein muss, das Kind wieder weg zu nehmen. So erfahren sie erst 2 Jahre später, beim nächsten Landurlaub, dass sich auf dem Festland eine trauernde junge Frau nach Mann und Kind verzehrt…
Menschliche Entscheidungen
Dieses Buch ist eines meiner Highlights des Lesejahres 2013, zeigt es doch wieder einmal deutlich, dass das Leben nicht einfach nur schwarz oder weiß ist, sondern immer wieder auch die verschiedensten Schattierungen aufweist. In jeden der Hauptprotagonisten konnte ich mich sehr gut hinein versetzen und könnte beim besten Willen nicht sagen, wie ich mich selbst in einer ähnlichen Situation verhalten hätte.
Der Einstieg in die in der dritten Person erzählten Geschichte ist das spannungsfördernde und entscheidungsträchtige Ereignis, das Eintreffen des Bootes. Danach erfuhr ich erst einmal die wichtigsten Dinge über die Hauptprotagonisten Tom und Isabel. Obwohl etwas ruhiger angegangen, schaffte es die Autorin durch ihren flüssigen und bildhaften Schreibstil, diese Einführungsphase ohne Längen zu meistern und mich als Leserin dahingehend zu beeinflussen, dass alle Sympathien bei den beiden Liebenden lagen.
Ich wünschte ihnen alles Glück der Welt und war fast selbst davon überzeugt, dass das Anspülen des Bootes mit dem kleinen hilfsbedürftigem Wesen, dem sich Isabell sofort und voller Hingabe annahm, ein Zeichen sein müsste. Gleichzeitig verstand ich Toms Zwiespalt, konnte dann aber auch nachvollziehen, dass er sich für das Wohlergehen seiner Frau entschied. Als dann auf dem Landurlaub die Wahrheit ans Licht kam und ich als Leserin auch das Schicksal von Hannah erfuhr, musste ich das erste Mal weinen.
Ich konnte alle so gut verstehen und hatte selbst doch keine Lösung parat. Keiner wollte je irgendjemandem etwas Böses tun und doch wurden beide Seiten vom Schicksal so gebeutelt. Mit großer Spannung verfolgte ich die Ereignisse und litt mit allen Betroffenen. Ich erwischte mich immer wieder bei Spekulationen, was wäre wenn, die ich dann aber auch wieder als Unrecht der anderen Partei gegenüber verwerfen musste. Bis zum Ende klebte ich an dem Buch, war emotional aufgewühlt und heulte mehrere Male Rotz und Wasser.
Ein wunderbar nachdenklich machendes Drama, für das ich gern eine hundertprozentige Leseempfehlung abgebe.