Versicherungsvertreter Simon Rössler hat einen merkwürdigen Fall zu bearbeiten, denn er soll im Namen der Versicherung eine hohe Summe an ein plötzlich zur Waise gewordenes Kind auszahlen. Die Versicherung wurde für ein Gemälde abgeschlossen, dessen Eigentümer bei einem Autounfall zu Tode kam und dessen Frau Sarah Martin nun während eines Kindergartenbasars ihrer Tochter von einem Fremden erschossen wurde. Simon fragt sich, um was für ein Gemälde es sich bei dieser hohen Summe handeln mag, dessen Echtheit nicht bestätigt ist und sucht kurzerhand Christina Weiß auf, die momentan im Besitz dieses Bildes ist und die sich auch um das Waisenkind Marie kümmert. Simon findet heraus, dass Christina eine Freundin von Sarah Martin war und sie nun der Vormund für deren Tochter Marie ist. Gemeinsam mit Christina macht sich Simon auf, dem Geheimnis des Gemäldes, einem Porträt der Rose von Angelâme aus dem Jahre 1305, auf die Spur zu kommen. Doch je mehr die beiden in der Sache aufdecken, umso verwirrender wird es.
Carmen Mayer nimmt den Leser in ihrem geheimnisvollen historischen Kriminalroman „Die Rose von Angelâme“ auf eine Zeitreise durch verschiedene Jahrhunderte, wobei neben der Gegenwart auch das 14. und 19. Jahrhundert vertreten und jeweils in einzelnen Büchern innerhalb des Buches unterteilt sind. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, der Leser wird von der ersten Seite an praktisch in die Geschichte hineingezogen und kann sich ihrem Bann nicht mehr entziehen. Zu sehr will man um die Umstände und die Lösung wissen, man wird selbst zum Entdecker und Ermittler. Der Spannungsbogen ist sehr geschickt aufgebaut und zieht sich bis zum Ende des Romans. Carmen Mayer hat neben einer sehr guten historischen Recherche zu den von ihr gewählten Jahrhunderten auch den jeweiligen Sprachgebrauch aus der Zeit gut angepasst, was die Authentizität des Romans noch mehr unterstreicht. Die Handlungsstränge der einzelnen Jahrhunderte fügen sich am Ende alle sehr gut zusammen. Die Protagonisten sind sehr schön ausgearbeitet. Simon Rössler ist ein sympathischer, intelligenter aber auch sehr integrer Mann, der sich in der Rätselauflösung regelrecht verschrieben hat, sich darin verbeißt und nicht loslässt. Christina ist Simon ebenbürtig, die beiden geben ein hervorragendes Team ab. Rose von Angelâme ebenso wie ihr Ehemann wirken in ihrer Darstellung sehr realistisch und gewinnen schnell die Sympathie des Lesers, was auch auf die Comtesse von Angelâme zutrifft. Carmen Mayer hat als zentrales Thema die Rolle der Frau gewählt und welche Stellung ihr in der Geschichte der christlichen Kirche im jeweiligen Jahrhundert zufällt. Es geht auch um den Missbrauch von Macht und um die Liebe.
Ein wirklich außergewöhnlicher und spannender Roman, der nicht nur Historienfans gefallen wird, sondern auch Krimifans einige schöne Stunden bereiten dürfte. Wunderbare Unterhaltung, die einen die Zeit vergessen lässt. Davon sollte es mehr geben. Unbedingt lesen!
Verdiente !