Worum es geht
Jenny Treibel, die zur Kommerzialrätin aufgestiegene Tochter eines Kolonialwarenhändlers, scheint ihre Herkunft längst vergessen zu haben. Als sich ihr jüngerer Sohn Leopold mit Corinna, der Tochter ihres Jugendfreundes verlobt, ist Jenny entsetzt. Viel zu gering scheint ihr eine Professorentochter für ihren Leopold. Die Kommerzialrätin glaubt ohnehin nicht, dass der Antrag von seiten ihres Sohnes kam, sondern dass Corinna nach Höherem strebt und ihr der Arglose ins Netz gegangen ist.
Der Fabrikant und mit einem Ratstitel ausstaffierte Treibel sieht die Situation viel gelassener, doch letzten Endes rückt Corinna die Dinge selber wieder ins rechte Lot.
Wie es mir gefallen hat
Weil die Handlung sehr überschaubar ist, die Seiten (in dieser Ausgabe 240 samt Anmerkungen) aber doch gefüllt werden müssen, gab es bis über die Hälfte hinaus überhaupt nur gesellschaftliche Ereignisse; Abendgesellschaften, Herrenabende oder Landpartien. So ganz nebenbei verloben sich Corinna und Leopold, die Kommerzialrätin droht mit strengen Konsequenzen, der Leser wartet und nichts passiert. Die Verlobten schreiben sich, bis Corinna erkennt, dass Leopold wohl nicht ernsthaft daran denkt, sich gegen die Autorität der Frau Mama aufzulehnen, und das ja eigentlich ein Leben an der Seite des Mannes, den sie liebt, einem solchen im Luxus neben einem ungeliebten Gatten vorzuziehen sei. Welche Erkenntnis!
Ich hatte eher den Eindruck, dass der Autor seine Hauptfiguren selber nicht ganz ernst genommen hat; nicht einmal zu einem unglücklichen Liebespaar hat er es gebracht, und zu einem richtig glücklichen leider auch nicht.
Die Auflösung der Geschichte war wirklich banal und die Versuche humorvoll sein zu wollen, sind meiner Meinung nach ebenfalls gründlich daneben gegangen. Eine satirisch-humorvolle Gesellschaftskritik, wie es im Klappentext hieß, hätte ich mir jedenfalls anders vorgestellt, raffinierter und hintergründiger zumindest und auch ein wenig aufregender.