Kurzbeschreibung bei amazon
Was, wenn dein Entführer spurlos verschwindet und niemand weiß, wo du bist?
Ein sonniger Augusttag, ein einsam gelegener Parkplatz zwischen Wiesen und Feldern. Vanessa Willard wartet auf ihren Mann, der noch eine Runde mit dem Hund dreht. In Gedanken versunken bemerkt sie nicht das Auto, das sich nähert. Als sie ein unheimliches Gefühl beschleicht, ist es schon zu spät: Ein Fremder taucht auf, überwältigt, betäubt und verschleppt sie. In eine Kiste gesperrt, wird sie in einer Höhle versteckt,
ausgestattet mit Wasser und Nahrung für eine Woche. Doch noch ehe der Täter seine Lösegeldforderung an ihren Mann stellen kann, wird er wegen eines anderen Deliktes verhaftet. Und überlässt Vanessa ihrem Schicksal …
Autorin ( Info in der hinteren Umschlagsklappe)
Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste
deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre psychologischen Spannungsromane
sind internationale Bestseller, auch Der Beobachter eroberte wieder auf
Anhieb den Spitzenplatz der SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in
Deutschland wurden bislang über 20 Millionen Bücher von Charlotte Link
verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die
Verfilmungen werden im Fernsehen mit enorm hohen Einschaltquoten
ausgestrahlt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von
Frankfurt/Main.
Allgemeines
Der Roman umfasst 576 Seiten und ist im September im Blanvalet Verlag erschienen.
Der Inhalt ist nicht namentlich in Prolog, Hauptteil und Epilog gegliedert, weist aber eine entsprechende Aufteilung auf: Der kurze Beginn spielt im Oktober 1987, als eine der Hauptfiguren eine gut versteckte Höhle entdeckt, die für die weitere Handlung eine wichtige Rolle spielt. Die nächsten Kapitel beschreiben die im Klappentext angesprochene Entführung von Vanessa Willard im Jahr 2009. Der größte Teil der Handlung spielt sich im Frühling/Sommer 2012 ab.
Persönliche Beurteilung
Der Kleinkriminelle Ryan Lee ist ein schwacher Charakter, aber kein schlechter Mensch. Er hat nichts Ordentliches gelernt und ist aufgrund seiner stetigen finanziellen Schwierigkeiten an den Kredithai und "Schwerkriminellen mit offiziell weißer Weste" mit dem programmatischen Namen Damon geraten. Von dessen Inkasso-Leuten unter Druck gesetzt, kommt er auf die fatale Idee, durch eine spontane Entführung zu Geld zu kommen. Nachdem er sein Zufallsopfer Vanessa Willard in einer Höhle gefangengesetzt hat, wird er wegen einer Kneipenschlägerei verhaftet und wird zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er ist zu feige, den Beamten von der Entführung zu berichten und überlässt sein Opfer seinem grausigen Schicksal.
Nach der Haftentlassung kriecht er bei der einsamen altjüngferlichen Nora Franklin unter, die während seiner Haftstrafe eine Freundschaft mit ihm eingegangen ist. Damon, der von der Entlassung Wind bekommen hat, betreibt mithilfe seiner Schlägertruppe massiven Psychoterror. Wie soll Ryan an das Geld kommen, das er Damon schuldet, ohne erneut kriminell zu werden?
Ein zweiter Handlungsstrang, der im Gegensatz zu der Geschichte um Ryan und Nora eine Ich-Erzählung ist, schildert den Rückblick auf den ungeklärten Vermisstenfall aus der Perspektive von Jenna, die bei der Familie ihrer besten Freundin und Chefin Alexia den "verwaisten" Ehemann Matthew Willard kennenlernt. Die beiden freunden sich an und verlieben sich allmählich ineinander, aber die verschwundene Ehefrau steht wie ein Phantom zwischen ihnen und überschattet ihr Glück. Matthew kann erst mit seiner Ehe abschließen, wenn er weiß, was aus seiner Frau geworden ist. Als wiederum eine Frau aus Matthews Umfeld entführt wird, kommt Bewegung in den alten Fall...
"Im Tal des Fuchses" ist ausgesprochen spannend geschrieben und lässt sich deshalb nur schwer aus der Hand legen. Die Spannung entsteht nicht nur wegen der teilweise halsbrecherischen Aktionen der Hauptfiguren, sondern auch durch den Perspektivwechsel, indem die Erzählung an einer besonders kritischen Stelle abbricht, um in den anderen Erzählstrang überzugehen.
Gut hat mir die Charakterisierung von Ryan Lee gefallen, der trotz seiner offensichtlichen Schwächen auch seine guten Seiten hat und zumindest teilweise das Mitgefühl des Lesers erwecken kann. Insgesamt sind die Figuren in diesem Roman nicht sehr sympathisch, jedoch mit ihren verschwiegenen und offensichtlichen Problemen sehr interessant. Ab und zu kommen mir einige Charaktere etwas überzeichnet vor: würde eine intelligente Frau wie Nora sich aus lauter Einsamkeit wirklich sehenden Auges in solche Schwierigkeiten stürzen? Hier psychologisiert die Autorin für meinen Geschmack etwas zu viel herum.
Dennoch bietet "Im Tal des Fuchses" spannende Unterhaltung im von Charlotte Link gewohnten flüssigen Erzählstil. Für Freunde solider Krimis mit eher psychologischer als blutig-reißerischer Ausrichtung vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.