Lucy Clarke - Die Landkarte der Liebe / The Sea Sisters / Swimming at Night

  • Mein Fazit:


    Zwei ungleiche Schwestern und ein hauchdünnes Band, welches auch noch zu zerreißen droht. Die Geschichte ist gespickt mit kleineren und größeren Geheimnissen, tiefe Erkenntnisse und überraschende Wendungen.


    Katie und Mia sind Schwestern und an der Küste Cornwall aufgewachsen. Katie, die Ältere, ist stets die Vernünftige und immer zur Stelle, wenn es in Mias Leben brennt. Und das passiert ziemlich oft, denn Mia ist unstet, rastlos und fühlt sich nach dem Umzug nach London einfach nicht mehr wohl. Mias Leben bedeutet Chaos und ihre Moral lässt auch zuweilen zu wünschen übrig. Trotzdem hat Katie ihr immer wieder aus der Patsche geholfen. Der Tod der Mutter, die die Mädchen allein großgezogen hat, steht zwischen ihnen, denn Mia konnte sich nicht überwinden, ihre Mutter beim Sterben zu begleiten.


    Als Katie von Mias Tod erfährt, kann sie nicht glauben, dass sie Selbstmord begangen haben soll. Doch alle Indizien sprechen dafür. Finn, der Mia ein Stück auf der Weltreise begleitet hat, kann sich das auch nicht erklären, denn im entscheidenden Moment war er nicht da. Katie nimmt ihm das sehr übel, hat er ihr doch versprochen, auf Mia aufzupassen. Mit dem Tagebuch ändert sich jedoch alles. Die Entscheidung, die gleiche Reise wie ihre Schwester zu machen und dabei die Etappen durch das Tagebuch ebenfalls zu erleben, stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. Und Katie hat nicht die leiseste Ahnung, dass sich auch ihr Leben dadurch grundlegend ändern wird.


    Dies ist nun das zweite Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe. Und es ist vom Erzählstil und der Thematik ähnlich aufgebaut wie „Die Bucht, die im Mondlicht versank“. Drei Menschen, eng miteinander verbunden, erleben ein Trauma auf unterschiedliche Weise und dabei werden Geheimnisse ans Tageslicht geholt, die nicht immer angenehm sind und die beteiligten Figuren in tiefe emotionale Krisen stürzen. Die beiden Schwestern erzählen abwechselnd ihre Geschichte, wobei Mias Erzählungen auf das Tagebuch beruhen. Die Unterschiede zwischen den Schwestern manifestieren sich und der „lachende Dritte“, in diesem Fall Finn, wird zu einer der wichtigsten Figuren. Mia war mir dabei nicht immer sympathisch, ihre lockere Moral oder ihr teilweise kindliches Verhalten gingen mir zuweilen auf den Keks, auch wenn man die Hintergründe vielleicht nachvollziehen kann. Finn und Katie waren mir da manchmal wieder zu gutherzig, haben sie Mia doch immer wieder aus der Patsche geholfen und es wurde nicht immer entsprechend gewürdigt.


    Zum lockeren Erzählstil kommen da noch die kleinen Abschweifungen, die geschickt eingearbeitet wurden, kurze Erinnerungsfetzen aus der Kindheit. Geheimnisse lassen sich erahnen und doch überraschte die Autorin immer wieder mit Wendungen. Zum Ende hin wurde es sehr emotional, für den einen oder anderen Leser kann es dann auch zu viel sein. Es hat mich jedenfalls sehr tief berührt und ich habe die letzten 100 Seiten in einem Rutsch gelesen. Ich musste unbedingt wissen, was wirklich auf Bali passiert ist! Die tollen Beschreibungen der einzelnen Landschaften und die Atmosphäre in Mias Lebensbereich sind sehr lebendig beschrieben und manchmal konnte ich das Meer rauschen hören.


    Eine Geschichte mit sehr viel Tiefgang und emotionaler Achterbahn-Fahrt, die einen nicht so schnell los lässt. Mich hat es sehr berührt und daher vergebe ich fünf überzeugte Sterne. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch bei der lieben Jenny, das sie mit mir zusammen Buch in einer kleinen Leserunde gelesen hat.